EZB will weitere kräftige Zinsanhebungen: DAX schließt unter 14.000er-Marke -- US-Börsen tiefrot -- Post will Schenker übernehmen -- Musk schlägt Tesla-Aktien los -- Rheinmetall, Munich Re im Fokus
Südzucker peilt Gewinnwachstum in 2023 an. Bundestag beschließt Gaspreisbremse. Ericsson will Margenziel mittels Einsparungen erreichen. Siemens Healthineers möglicherweise vor weiteren Zukäufen. Siemens Energy: Kanada führt Sanktionen gegen Nord Stream 1-Turbinen wieder ein. Ceconomy will Ergebnis verbessern. METRO visiert Rückkehr in Gewinnzone für 2023 an.
Marktentwicklung
Der Frankfurter Handel zeigte sich am Donnerstag tiefrot.
Der DAX baute seine anfänglichen Verluste im weiteren Handelsverlauf kräftig aus und schloss 3,28 Prozent tiefer bei 13.986,23 Zählern. Auch der TecDAX bewegte sich nach einem schwachen Start weiter gen Süden und verabschiedete sich letztlich 3,29 Prozent leichter bei 2.978,37 Punkten in den Feierabend.
Ohne die Aussicht auf ein absehbares Ende der Zinserhöhungen ergriffen die Anleger die Flucht aus Aktien. Erwartungsgemäße Zinserhöhungen der EZB und der Bank of England gaben den Anlegern keinen Grund zur Zufriedenheit. Kritisch gesehen wurden vor allem die Projektionen der US-Währungshüter, die weitere Zinsanhebungen statt einer erneuten Zinswende erwarten lassen.
Die europäischen Notenbanken, darunter auch die Schweizer und die Norweger, machten es der US-Fed gleich und erfüllten am Donnerstag mit ihren Zinserhöhungen die Erwartungen. Im Zentrum der Debatte standen aber mehr die Projektionen in die Zukunft: Die EZB sorgte am Donnerstag für Aufsehen mit nach oben geschraubten Inflationserwartungen und einer andererseits für 2023 gekürzten Wachstumsprognose.
"Damit wird das so gefürchtete Stagflationsszenario ein gutes Stück wahrscheinlicher", schrieb Marktbeobachter Thomas Altmann von QC Partners. Von Anlegern kritisch gesehen wurde auch die Aussage, dass die EZB ihre Anleihenbestände von März an schrittweise zurückfahren will. Laut Altmann wird es dann für die Märkte erst richtig ernst. "Indem die EZB die Rückzahlungsbeträge aus fälligen Anleihen nicht vollständig reinvestiert, wird sie dem Markt Liquidität entziehen", schrieb der Experte in einem ersten Kommentar.
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An den europäischen Märkten legten Anleger am Donnerstag den Rückwärtsgang ein.
Der EURO STOXX 50 hatte den Handelstag bereits schwächer eröffnet und grub sich im weiteren Verlauf noch deutlich tiefer ins Minus. Schlussendlich beendete er den Handelstag mit einem kräftigen Abschlag von 3,51 Prozent bei 3.835,70 Punkten.
Auch auf europäischer Ebene belasteten die falkenhaften Aussagen der US-Notenbank. Ein wirtschaftlicher Abschwung im kommenden Jahr scheint damit immer wahrscheinlicher.
Daneben beschloss auch die EZB am frühen Donnerstagnachmittag, dass sie zur Bekämpfung der hohen Inflation den Leitzins erwartungsgemäß um 50 Basispunkte auf 2,50 Prozent anhebt. Belastend wirkte allerdings die Anhebung der Inflationsprognosen. Nach den Worten von Präsidentin Christine Lagarde wird die EZB für einige Zeit das aktuelle Tempo ihrer Zinserhöhungen beibehalten.
"Diese Zinserhöhung sollte trotz der Sorgen um die Konjunktur nicht der letzte Schritt gewesen sein", kommentierte Friedrich Heinemann vom ZEW-Institut laut Reuters die Beschlüsse. Es gehe darum, dass der EZB-Rat jetzt durch eine kontinuierliche weitere Straffung verloren gegangene Glaubwürdigkeit zurückgewinne.
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An der Wall Street ging es am Donnerstag angesichts der Enttäuschung über den anhaltend restriktiven geldpolitischen Kurs der US-Fed deutlich abwärts.
Der Dow Jones schloss mit einem Abschlag von 2,25 Prozent bei 33.202,81 Punkten. Auch der NASDAQ Composite rutschte ab und ging 3,23 Prozent schwächer bei 10.810,53 Zählern in den Feierabend.
Die Aussagen der US-Notenbank vom Vortag wurden an den Finanzmärkten zunehmend als falkenhaft wahrgenommen. Die Fed hatte nicht nur den Leitzins wie erwartet um 50 Basispunkte auf 4,25 bis 4,50 Prozent angehoben, sondern auch signalisiert, dass der Zinshöhepunkt 2023 mit etwa 5,1 Prozent höher liegen dürfte als im September noch mit etwa 4,60 Prozent projiziert. Daneben senkten die Notenbanker ihre Erwartungen für das Wirtschaftswachstum von 1,2 auf 0,5 Prozent deutlich.
"US-Notenbankpräsident Jerome Powell wies die Vorstellung, dass die Fed die Zinsen im nächsten Jahr senken könnte, entschieden zurück und argumentierte, dass die Fed stattdessen eine längere Pause anstrebe, wobei er auf die Risiken einer verfrühten Lockerung hinwies..... Damit versuchte er, die Erwartungen für Zinssenkungen im nächsten Jahr zu dämpfen, doch lässt dies wohl immer noch die Tür für Zinssenkungen 2023 offen", kommentiert Ellie Henderson, Wirtschaftswissenschaftlerin bei Investec laut Dow Jones Newswires.
Zudem standen die Zinsentscheidungen der Bank of England (BoE) und vor allem der Europäischen Zentralbank (EZB) im Fokus. Die EZB hat wie weithin erwartet ihre Leitzinsen um 50 Basispunkte auf 2,00 Prozent angehoben. Belastend wirkte aber die Erhöhung der Inflationsprognose für 2023 auf 6,3 Prozent. "Ein Ende der Zinssteigerungen in der Eurozone ist angesichts der hartnäckigen Inflation noch nicht absehbar. Es wird voraussichtlich zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden als in den USA", heißt es von HQ Trust. Im Handel ist von einer falkenhaften EZB-Entscheidung die Rede - damit nähmen auch die Rezessionsrisiken zu.
Auch die BoE hat ihren Leitzins wie erwartet um 50 Basispunkte auf 3,50 Prozent erhöht. Seit neun Sitzungen in Folge hat die Notenbank jetzt die geldpolitischen Zügel angezogen, um die Inflation zu bändigen.
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In Asien ging es am Donnerstag sichtlich nach unten.
Der japanische Leitindex Nikkei verlor schlussendlich 0,37 Prozent auf 28.051,70 Zähler.
Auf dem chinesischen Festland gab der Shanghai Composite bis zur Schlussglocke 0,25 Prozent auf 3.168,65 Punkte nach. In Hongkong reduzierte sich der Hang Seng schlussendlich um 1,55 Prozent auf 19.368,59 Einheiten.
Schon die Vorgaben aus den USA waren negativ, nachdem sich die US-Notenbank Fed bei der gestrigen Leitzins-Entscheid einmal mehr falkenhaft gegeben hat. Am Markt werden die Sorgen vor einem wirtschaftlichen Abschwung damit größer.
Zudem litt die chinesische Wirtschaft im vergangenen Monat noch deutlich unter der Null-COVID-Strategie inkl. Lockdowns.
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