Unsichere Zeiten am Aktienmarkt: So findet man Qualitätsaktien
Das aktuelle Marktumfeld ist nicht nur für institutionelle Investoren eine Herausforderung. Auch Privatanleger müssen sich zunehmend mit der Auswahl konkreter Aktien beschäftigen. Um wirklich lohnenswerte Investments zu erkennen, bedarf es einer Strategie.
• Qualitätsaktien Anlegerfavoriten in unsicheren Börsenzeiten
• Diverse Faktoren als Hinweisgeber für Qualitätsaktien
• Einzelaktienrisiko bleibt
Krisenfest sollen sie sein, im besten Fall unterbewertet und doch mit Aussicht auf eine gute Rendite, zudem sollen sie Anlegern größtmögliche Sicherheit bieten: Qualitätsaktien. Insbesondere in unsicheren Börsenzeiten und bei steigender Inflation gelten diese Werte als Bank im Anlegerdepot. Doch wie erkennen Anleger solche krisenfeste Anlagen?
Geschäftsmodell im Blick
Zunächst ist das Geschäftsmodell eines Unternehmens ein Hinweis auf eine mögliche Qualitätsaktie. Ist das Unternehmen in einer wenig konjunktursensitiven Branche tätig, ist die Abhängigkeit von der wirtschaftlichen Entwicklung geringer - die Aktie ist somit weniger Schwankungen ausgesetzt. Krisensicherheit ist ein von Experten häufig genanntes Merkmal für Qualitätsaktien, das Unternehmen sollte also im besten Fall Produkte und Dienstleistungen anbieten, die unabhängig von wirtschaftlichen Entwicklungen unverzichtbar sind. Dazu zählen Hersteller von Produkten des täglichen Bedarfs, wie Nahrungsmittelkonzerne, Produzenten von Verbrauchsgütern wie Putzmitteln oder Körperpflege, aber auch Energieversorger. All diese Bereiche werden auch in Krisenzeiten stark nachgefragt, während Konsumenten bei geringerer Kaufkraft große Anschaffungen möglicherweise verschieben, müssen sie dennoch weiterhin essen und benötigen weiterhin Strom.
Neben der Branche ist aber auch die tatsächliche Marktstellung elementar für die Beurteilung, ob ein Unternehmen als Qualitätsaktie eingestuft werden kann. Nur wer über eine starke Marktstellung verfügt, im Idealfall mit wenig Konkurrenz, ist in der Lage, Preissteigerungen an die Kunden weiterzugeben und verfügt zudem Lieferanten gegenüber über eine starke Verhandlungsposition.
Ist das Geschäftsmodell zusätzlich noch wenig kapitalintensiv, ist ein weiteres Kriterium für eine Qualitätsaktie erfüllt.
Historisch überzeugende Entwicklung
Hat man ein Unternehmen mit passender Branchenzugehörigkeit, Geschäftsmodell und Marktposition ausfindig gemacht, ist ein Blick auf die Geschäftsentwicklung unerlässlich. Ein wichtiger Hinweisgeber ist in diesem Zusammenhang die Kenngröße ROI, Return on Investment, oder auch Kapitalrendite. Sie gibt den Gewinn im Vergleich zum Aufwand an und ermittelt somit die Rentabilität. Die Kapitalrendite gibt Anlegern Aufschluss darüber, wie effizient die Konzernführung das zur Finanzierung des Geschäfts investierte Geld eingesetzt hat. Ein hoher ROI kann zudem auf eine geringe langfristige Verschuldung hinweisen.
Zu beachten ist in diesem Zusammenhang aber, dass die Kapitalrendite branchenabhängig ist. Der Vergleich der Kennzahl sollte daher im besten Fall branchenintern erfolgen, je höher der ROI von Unternehmen, die in der gleichen Branche aktiv sind, ist, desto lohnenswerter war das Investment in der Vergangenheit.
Zukunftsaussichten als Hinweisgeber
Darüber hinaus sollten Anleger aber auch einen Blick in die aktuellen Bilanzen und da insbesondere auf die Konzernziele werfen. Welchen Erfolg traut sich der Konzern selbst mit Blick auf Umsatz und Gewinn kurz-, mittel- und auch langfristig zu? Besteht die Chance, dass ein Branchenkonkurrent in naher Zukunft vorbeiziehen könnte und besteht somit eine potenzielle existentielle Bedrohung für das Geschäft?
Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch, wie Experten die Wachstums- und Ertragsaussichten eines Unternehmens bewerten. Gibt es überproportional viele Verkaufsempfehlungen von Analysten, könnten diese ein Verschlechterung des Marktumfeldes oder individuelle Probleme bei dem Unternehmen erwarten. Liegt das Potenzial der Aktie mit Blick auf das durchschnittliche Kursziel über dem anderer Branchenvertreter, kann dies unterdessen ein Hinweis darauf sein, dass es sich um eine Qualitätsaktie handelt.
Kombination aller Faktoren ist wichtig
Ein krisenfestes Geschäftsmodell allein ist allerdings bei der Beurteilung, ob eine Qualitätsaktie vorliegt oder nicht, ebenso wenig aussagekräftig, wie eine historisch stabile Ertragslage. Auch ein niedriger oder hoher ROI allein ist nur bedingt als Qualitätsaktienmerkmal zu werten. Die Kombination aller Faktoren kann Anlegern in der Regel aber einen guten Eindruck über ein möglicherweise lohnenswertes Investment vermitteln.
Das Risiko von Einzelaktien
Zu beachten ist dabei allerdings: Auch bei Qualitätsaktien sind Kursverluste nicht ausgeschlossen. In der Regel fällt das Minus aber im Marktvergleich geringer aus und häufig erholen sich solche Titel auch schneller als der breite Markt. Dennoch bleibt auch im Fall von Kriseninvestments das Einzelaktienrisiko bestehen. Selbst Qualitätsaktien können straucheln, wenn sich Marktbedingungen, die Wettbewerbslage oder auch unternehmensinterne Gegebenheiten ändern.
Lohnenswert ist vor diesem Hintergrund daher auch der Blick auf einen möglichen Aktienkorb, um verhältnismäßig sicher durch schwieriges Börsendickicht zu navigieren. So existieren am Markt Qualitätsaktienindizes, auch mit ETFs kann man auf Qualitätsaktien setzen. Grundsätzlich empfiehlt sich, wie bei jedem Investment an der Börse, eine breitere Streuung statt den Fokus auf einen Einzeltitel zu legen.
Redaktion finanzen.net
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