EZB-Entscheid

EZB erhöht Leitzins im Kampf gegen hohe Inflation - weitere Prognosen genannt

15.12.22 18:07 Uhr

EZB erhöht Leitzins im Kampf gegen hohe Inflation - weitere Prognosen genannt | finanzen.net

Die Euro-Währungshüter haben ihre Geldpolitik angepasst, um sich gegen die weiter hartnäckig hohe Inflation zu stemmen.

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Der Rat der Europäischen Zentralbank hat am Donnerstag turnusmäßig seine Entscheidungen zur weiteren Geldpolitik im Euroraum verkündet. Dabei hoben die Währungshüter den Leitzins um 50 Basispunkte auf 2,50 Prozent an. Bankvolkswirte rechneten überwiegend mit einer Erhöhung um 0,5 Prozentpunkte.
Auch die Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagefazilität wurden entsprechend um 0,5 Prozentpunkte auf 2,75 Prozent respektive 2,00 Prozent erhöht.

EZB als Gegner hoher Inflation

Die EZB strebt für den Euroraum mittelfristig stabile Preise bei einer Inflationsrate von zwei Prozent an. Von diesem Ziel sind die Währungshüter derzeit weit entfernt. Im November lag die Teuerung im Währungsraum der 19 Länder bei 10 Prozent. Im Oktober hatte die Inflation im Euroraum mit 10,6 Prozent einen Höchststand erreicht.
Dabei versucht die EZB seit Juli mit kräftigen Zinserhöhungen die Inflation einzudämmen. Der Leitzins im Euroraum, der jahrelang auf dem Rekordtief von null Prozent eingefroren war, lag vor der heutigen Anpassung zuletzt seit Oktober bei 2,0 Prozent. Höhere Zinsen sind allerdings auch eine Bürde für die Wirtschaft, etwa weil sich Kredite verteuern.

Inflationsprognosen

Zudem erwarteten Börsianer von der EZB mehr Klarheit zu den Inflationsprognosen. Die Währungshüter gehen inzwischen davon aus, dass die durchschnittliche Inflation 2022 bei 8,4 % liegen wird, bevor sie 2023 auf 6,3 % sinkt, wobei die Inflationsrate im Verlauf des Jahres merklich zurückgehen dürfte. Danach wird die durchschnittliche Inflation den Projektionen zufolge 2024 bei 3,4 % und 2025 bei 2,3 % liegen. Die Inflation ohne Energie und Nahrungsmittel dürfte 2022 im Durchschnitt bei 3,9 % liegen und 2023 auf 4,2 % steigen, bevor sie 2024 auf 2,8 % und 2025 auf 2,4 % sinkt.

APP und PEPP

Der EZB-Rat beabsichtigt des Weiteren, die Tilgungsbeträge der im Rahmen des Ankaufs von Vermögenswerten (APP) erworbenen Wertpapiere bis Ende Februar 2023 weiterhin bei Fälligkeit vollumfänglich wieder anzulegen. Im Anschluss hieran wird das APP-Portfolio in einem maßvollen und vorhersehbaren Tempo reduziert, da das Eurosystem die Tilgungsbeträge von Wertpapieren bei Fälligkeit nicht mehr vollumfänglich wieder anlegen wird. Bis zum Ende des zweiten Quartals 2023 werden die Bestände monatlich im Durchschnitt um 15 Mrd € reduziert. Das Tempo danach wird im Zeitverlauf festgelegt.

Was das Pandemie-Notfallankaufprogramm (PEPP) angeht, beabsichtigt der EZB-Rat, die Tilgungsbeträge der im Rahmen des Programms erworbenen Wertpapiere mindestens bis Ende 2024 weiterhin bei Fälligkeit wieder anzulegen.

EZB-Chefin Lagarde stellt weitere kräftige Zinsanhebungen in Aussicht

Die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte ihre Geldpolitik auch in Zukunft erheblich straffen. EZB-Präsidentin Christine Lagarde unterstrich am Donnerstag nach der Zinssitzung in Frankfurt, dass die Leitzinsen wegen der hohen Inflation nicht nur einfach weiter steigen würden. Auch würden die Zinsen signifikant und in konstantem Tempo steigen. Auf der aktuellen Datengrundlage bedeute das, dass die Leitzinsen eine Zeit lang um 0,5 Prozentpunkte steigen müssten.

An den Finanzmärkten reagierten der Euro und die Kapitalmarktzinsen mit deutlichen Aufschlägen. Zumal Lagarde hervorhob, dass die Notenbank mehr tun müsse, als die Marktteilnehmer gegenwärtig erwarteten. An den Märkten wurde bis zuletzt damit gerechnet, dass die EZB im Laufe des kommenden Jahres ihren Straffungskurs abbricht, um die strauchelnde Wirtschaft nicht zu überfordern.

Redaktion finanzen.net

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