Edelmetalle

Fondsmanager: Gold steigt auf 3000 Dollar

aktualisiert 03.08.11 11:44 Uhr

Rohstoffexperte Uwe Bergold hält den US-Kompromiss für Polit-Theater, die Schuldenproblematik sei nicht gelöst. Sein Tipp: Weiterhin in Gold investieren.

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Das Interview führte Benjamin Summa

finanzen.net: Amerika hat in letzter Sekunde die Staatspleite abwenden können. Erwarten Sie nun eine deutliche Korrektur beim Goldpreis?

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Uwe Bergold: Nein, das, was wir in den USA gesehen haben, war ein klassisches Polit-Theater. Die Schuldenobergrenze wird in den USA seit 30 Jahren nach oben angepasst. Die Verschuldungslage der Vereinigten Staaten bleibt auch mit dem faulen Kompromiss von Washington mehr als angespannt. Generell wird sich die derzeitige desolate US-Lage positiv auf den Goldpreis auswirken, weil die eigentliche Ursache für die starke Goldnachfrage eine negative Realverzinsung ist. Die Nominalverzinsung der festverzinslichen Anleihen reicht also nicht aus, um die steigende Inflationsrate zu schlagen. Nach der klassischen österreichischeren Nationalökonomie wird Inflation immer als Geldmengenwachstum pro Produktionseinheit definiert. Genau das macht Amerika: Die Schulden werden weiterhin nach oben gefahren, die Geldentwertung wird gleichzeitig enorm zunehmen.

Uwe Bergold glaubt weiterhin an die Gold-Rally
Welche weiteren Faktoren werden Ihrer Meinung nach in den kommenden Monaten den Goldpreis beeinflussen?

Es gibt ökonomisch betrachtet eigentlich nur diesen einen Grund: die negative Realverzinsung. Das Krisenargument kann ich nicht wirklich nachvollziehen. Der Goldpreis befindet sich seit 1999 oder spätestens seit 2001 in einem Bullenmarkt. Zum damaligen Zeitpunkt hat aber niemand über mögliche Staatspleiten oder Bankenkollapse gesprochen. Die Goldpreis-Hausse wurde von Anfang an einzig und allein genährt durch den Inflationseffekt, der sich auf alle zinstragenden Anlageklassen ausgewirkt hat. Anleger haben immer die Wahl zwischen beispielsweise festverzinslichen Wertpapieren, Aktien oder Immobilien. Diese bringen Zinsen, Dividenden oder eben Mietzinsen. Gold hingegen rechnet sich für Anleger nur dann, wenn die zinstragenden Assets trotz der regelmäßigen Ausschüttung real Kapital vernichten. Dies ist derzeit der Fall. Das ist der einzige Grund, warum der Goldpreis aktuell steigt und auch aller Voraussicht nach weiter steigen wird.

Derzeit wird wieder diskutiert, die Leitzinsen weiter anzuheben. Würde dies ausreichen, dem von Ihnen beschriebenen Inflationseffekt zu entkommen?

Aufgrund der über Jahrzehnte zu niedrigen Notenbankzinsen ist die Nachfrage nach der Ware Geld enorm gestiegen, sprich die Kredite wurden stark ausgeweitet. Dies hat ursächlich zur momentanen Verschuldungsproblematik beigetragen. Richtig ist, dass die Nominalzinsen derzeit wieder steigen. Die Hoffnung der Notenbanken ist, dass die Inflationsrisiken dadurch deutlich reduziert werden. Der Markt reagiert aber nicht auf Nominalzinsen, sondern auf Realzinsen. Wenn die Inflation also schneller steigt als die Zinsen, dann sinkt der Realzins weiter. Die jetzt eingeleiteten Zinsschritte werden zwar weitergehen. Diese Anhebungen werden aber wohl nicht ausreichen, um die derzeitige Goldhausse zu bremsen. Denn die Zinsanhebungen reichen nicht aus, um die Inflation auszugleichen.

Erleben wir derzeit den schleichenden Tod der Papierwährungen, wie es manche Beobachter ausdrücken?

Ja, so könnte man es ausdrücken. Seit 1999 fällt jede Papierwährung gegenüber Gold. Viele Anleger glauben zwar, im starken Schweizer Franken ihr Heil zu finden. Aber auch der Franken entwertet sich gegenüber Gold. Das gelbe Edelmetall ist derzeit die Benchmark. Wenn Währungen gegenüber Gold kontinuierlich verlieren, ist das nichts anderes als ein Entwertungsprozess. Gold ist immer ein Thermometer, das anzeigt, wie stark das weltweite Währungssystem Fieber hat. Die momentane Diagnose lautet: sehr, sehr hohes Fieber.

Eine kürzlich veröffentlichte Forsa-Umfrage zum Goldpreis weist aus, dass acht Prozent der Bürger ab 18 Jahre in Anlagegold und -Silber investieren. Gehen Sie davon aus, dass Gold in den kommenden Jahren wieder zu einem echten Volksinvestment werden wird?

Eindeutig ja. Gold macht laut dem World Gold Council aktuell nur knapp 2 Prozent des weltweiten Vermögens aus. Das Edelmetall wird dann wieder zu einem Volksinvestment, wenn die Goldpreis-Blase kurz vor dem Platzen steht. Die Aktienmärkte gehen immer in Form von Gier in eine Übertreibung über, der Goldpreis wird in Form von Panik und Angst in eine Blasenbildung übergehen. Aber wie gesagt: Das wird erst dann eintreten, wenn die Goldinvestments wieder zwischen 25 und 30 Prozent des Gesamtweltvermögens ausmachen. Das war 1940 und 1980 der Fall. Seit über 400 Jahren schwankt die Börse immer von einem Extrem zum anderen.

Sie managen die Mischfonds GR Dynamik, NOAH - Mix und pro aurum ValueFlex mit aktuellem Schwerpunkt auf Rohstoffaktien: Warum hinken Rohstoffaktien dem Goldpreis derzeit hinterher?

Das Problem sind hier die Kosten der Minenbetreiber. Wenn der Goldpreis beispielsweise um 10 Prozent steigt, die Kosten der Goldminen aber ebenfalls um 10 Prozent zunehmen, dann hat sich trotz des Umsatzanstiegs beim Gewinn nicht viel getan – hinzu kommen politische Risiken und Währungsrisiken in den Förderländern. Zudem sind die ETFs in den vergangenen Jahren als Mitbewerber auf den Plan getreten. Ich gehe dennoch aufgrund der Fundamentaldaten fest davon aus, dass wir die derzeitige starke Unterbewertung der Rohstoff- und Edelmetallaktien gegenüber physischem Gold in den kommenden 12 bis 24 Monaten aufholen werden. Die meisten Minenaktien haben aktuell ein einstelliges Kurs-Gewinn-Verhältnis, zudem sehen wir derzeit eine Akquisitionswelle in dieser Branche. Ich gehe mindestens von einem Hebel von 2 gegenüber physischem Gold aus. In allen Edelmetall-Haussen haben die Minenaktien im Finale das physische Gold outperformt. Die weltweit ca. 10.000 Goldminenaktien haben ungefähr eine Börsenkapitalisierung von 250 bis 300 Milliarden US-Dollar. Das Unternehmen Apple alleine kommt auf diesen Betrag. Man kann sich also vorstellen, welche Wachstumschancen in diesem Bereich stecken, wenn der Goldpreis die Hausse fortsetzen wird.

Wie hoch sollte der Goldanteil Ihrer Meinung nach im Portfolio derzeit sein?

Wir empfehlen seit 10 Jahren, knapp 30 Prozent in physisches Edelmetall anzulegen und die restlichen 70 Prozent in Edelmetall- und Rohstoffaktien. Zu letzteren gehören beispielsweise auch Blueships wie Rio Tinto.
Jeder Anleger muss für sich selbst entscheiden, welche Volatilität er verkraften kann. Aber angesichts der Nachrichtenlage sollte dem Letzten mittlerweile klar geworden sein, dass man ohne physisches Gold quasi versicherungslos unterwegs ist.
Ein Beispiel: Sollten wir keine Inflation sehen, dann hat ein Anleger, der 30 Prozent seines Vermögens in physisches Edelmetall und 70 Prozent in Festgeld investiert hat, Zinseinnahmen auf der Festgeldseite und einen stagnierenden Kurs auf der Goldseite. Sollte es zu einer Deflation kommen, dann wird der Goldpreis etwas nachgeben, dann hat er aber eine starke Kaufkraftaufwertung beim Festgeld. Sollte es hingegen zur Inflation kommen, dann haben die 30 Prozent Edelmetall eine extreme Absicherungswirkung gegen die Geldentwertung auf der Festgeldseite. Letzteres Szenario halte ich für das Wahrscheinlichste.

Welche Risiken machen Sie für Gold momentan aus?

Die Volatilität wird zunehmen. Das wird manche Anleger verunsichern. Wer aber exorbitante Kursgewinne realisieren möchte, der muss auch eine stärkere Volatilität aushalten. Am übergeordneten Bullenmarkt wird sich mittelfristig aus meiner Sicht aber nichts ändern.

Welche Prognose wagen Sie derzeit für die Entwicklung des Goldpreises?

2002 habe ich in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ein Kursziel für Ende 2012 von 3000 US-Dollar genannt. Dabei bleibe ich. In diesem Jahrzehnt ist es realistisch, dass wir 10.000 Dollar pro Unze erreichen. In den vergangenen 10 Jahren haben wir eine Versechsfachung erlebt, wenn man also in den kommenden 10 Jahren eine lineare Entwicklung unterstellt, käme man auf knapp 10.000 Dollar. Man weiß aber, dass solche Entwicklungen nie linear, sondern exponentiell ablaufen.

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