Krisengewinner und Überflieger: Diese Unternehmen erwarten spektakuläre Wachstumsraten
Im Konjunkturaufschwung steigen die Umsätze. Wo Gewinne und Aktienkurse noch schneller zulegen, lesen Sie in der Titelgeschichte von Euro am Sonntag.
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von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag
Zweistellige Wachstumsraten pro Quartal, jährliche Umsatz- und Gewinnverdoppelung. Das klingt fast wie die märchenhaften Versprechen der Unternehmen aus den Zeiten der Techblase und des Neuen Markts. Doch fast zehn Jahre nach dem Neuen Markt und am Ende der größten Wirtschaftskrise seit der Depression der 30er-Jahre zeichnen sich tatsächlich immer mehr Unternehmen am Horizont ab, die Wachstumsraten versprechen, wie man sie zuletzt zu Beginn des Jahrzehnts für möglich gehalten hat.
Nicht Schaumschläger mit hektisch zusammengezimmerten Märchen- und Fantasie-Geschäftsmodellen sind es dieses Mal, sondern starke Überlebende der Krise aus alten Industrien sowie junge Unternehmen aus den Schwellenländern, die für viel Kursfantasie sorgen. Einer der beispielhaften Überflieger trägt allerdings doch einen märchenhaften Namen, der stark an den Neuen Markt erinnert: Alibaba.com. Das chinesische Unternehmen betreibt eine Internetplattform, die Käufer und Lieferanten auf der ganzen Welt zusammenbringt. 5,6 Millionen Mitglieder aus über 240 Ländern nutzen das Geschäftsportal.
Neu in der Nachkrisenwelt ist jedoch, das nicht nur junge Hightechunternehmen schnelle Zuwäche bei Umsatz, Gewinn und Aktienkurs versprechen, sondern auch marktstarke Konzerne aus alten Industrien wie etwa der Stahlindustrie. Den deutschen Stahlriesen ThyssenKrupp und Salzgitter gelang es zuletzt, trotz der weiterhin unsicheren Perspektiven in wichtigen Abnehmerbranchen wie Maschinenbau und Autoindustrie, höhere Preise durchzusetzen. Ermutigend.
Dennoch bleibt man auch in den Vorstandsetagen der Konzerne in Essen und Salzgitter weiter vorsichtig. Die Vorsicht der Stahlbarone ist allerdings auch das Überraschungspotenzial für das kommende Jahr. Vorsichtig ist man etwa beim Stahlgiganten ArcelorMittal. Bis auf Weiteres hat Sparen Priorität. Denn trotz des guten dritten Quartals könnte der Stahlriese übers Gesamtjahr noch in den roten Zahlen bleiben. Der Sparkurs sollte sich im kommenden Jahr aber auszahlen. Analysten gehen im Durchschnitt von mehr als 20 Prozent Umsatzwachstum aus. Und weil die Kosten gesunken sind, wirken die höheren Margen als guter Hebel beim Gewinnwachstum.
Mit einer Wette auf Wachstum vor allem mit Aktien von Unternehmen wie ArcelorMittal, aber auch bei K + S, dem Rohstoffriesen aus dem DAX, deren Kurspotenzial wegen der Sorge über Rückschläge in der globalen Konjunktur weiter unterschätzt wird, könnten Anleger 2010 gute Gewinne einfahren. Denn auch bei dem Rohstoffkonzern aus Kassel, vielen noch bekannt als Kali und Salz, erwarten Analysten nach einem schwierigen Jahr 2009 kommendes Jahr ein Umsatzplus von 27 Prozent und gut 120 Prozent mehr Gewinn im Vergleich zu 2009. K + S ist damit im DAX der Topfavorit für positive Überraschungen 2010.
Signale für die Hoffnung der Anleger auf eine Erholung, die schneller verläuft, als es die meisten Unternehmen der realen Wirtschaft zutrauen, gibt es. In den drei wichtigsten Wirtschaftsregionen der Welt, USA, Europa und China, legten die für die wirtschaftliche Zuversicht wichtigen Einkaufsmanagerindizes für Oktober bei Werten über 50 Punkten überraschend deutlich zu. So stieg der Index des Institute of Supply Management (ISM) von 52,6 auf 55,7 Punkte und erreichte damit den höchsten Stand seit April 2006. Ein Wert von über 50 Punkten signalisiert Wachstum der jeweiligen Volkswirtschaft.
Ein positives Signal für die Aktienmärkte ist bisher die Berichtssaison in Europa und in den USA. In Europa, wo 170 Unternehmen aus dem Stoxx 600 Zahlen vorgelegt haben, übertrafen 60 Prozent davon die Gewinnerwartungen der Analysten. In den USA überraschten sogar 84 Prozent der 365 Konzerne aus dem S & P-500-Index, die bisher ihre Quartalsbilanzen präsentiert haben, positiv. Die gute Berichtssaison bedeutet aber nicht, dass alle Überlebenden schon bald saftige Umsatzzuwächse verbuchen können.
Für David Kostin, Chefaktienstratege für den US-Aktienmarkt bei der Bank Goldman Sachs, war „die Entwicklung der Umsätze enttäuschend. Und Sparprogramme zugunsten von höheren Gewinnmargen können nicht unendlich ausgedehnt werden“. Besorgniserregend sei der deutliche Unterschied zwischen Zulieferkonzernen und jenen Konzernen, deren Produkte für den endgültigen Verbrauch bestimmt sind. Während 46 Prozent der Zulieferkonzerne auch beim Umsatz besser waren als geschätzt, schafften das nur 26 Prozent der Endhersteller.
Rund 600 Milliarden Dollar wollen Anleger nach Einschätzung von Goldman Sachs in den kommenden Monaten in US-Aktien investieren. Das entspricht sechs Prozent der Börsenkapitalisierung des S & P 500. In Deutschland haben vor allem Spezial-fonds, die sich an Großanleger richten, Zuflüsse verbucht. Anleger wie Versicherungen und Pensionskassen sorgten bis Ende September für 12,5 Milliarden Euro mehr in den Spezialfonds, die 704 Milliarden Euro anlegen. Bei den Privatanlegerfonds mit insgesamt 636 Milliarden Euro Volumen ist das Engagement bisher zurückhaltend. Auf der Suche nach Wachstumsriesen, die beim Gewinn zusätzlich von verbesserten Margen profitieren, hat unsere Redaktion weltweit wichtige Börsenindizes unter die Lupe genommen und Kandidaten ausgewählt, die gegen den Trend auch beim Umsatz deutlich zulegen werden.
Deutschland: Eine heiße Wette im DAX und starke Nebenwerte
Auf die Chinesen kommt es an. Die für 2010 erwartete Erholung beim Düngemittelhersteller K + S hängt nach Einschätzung von Credit-Suisse-Analyst Pascal Spano vor allem davon ab, ob sich die Kalihersteller mit den Asiaten noch früh im neuen Jahr handelseinig werden. Sollte sich der Käuferstreik von Fernost im Kalidüngergeschäft fortsetzen, stehen die Konsensschätzungen für die Branche und damit auch die fundamentale Einschätzung des Sektors auf der Kippe, warnt Spano. Die Erwartungen der Analysten für das dritte Quartal ’09 sind niedrig. Ob das als Potenzial für positive Überraschungen ausreicht, zeigt sich am Donnerstag, wenn K + S die Zahlen vorlegt.
Auf der Erfolgsspur bleibt dagegen Aixtron, Hersteller von Anlagen zur Produktion von LEDs. Ende Oktober sammelte der TecDAX-Konzern innerhalb einer Stunde 160 Millionen Euro frisches Kapital ein. Die Perspektiven des Spezialmaschinenbauers bleiben sehr gut. Aixtron profitiert vom gerade erst gestarteten Boom neuer LED-Fernseher. „Die Nachfrage nach unseren Anlagen ist hoch“, sagte Firmenchef Paul Heyland. Für 2009 erhöhte Aixtron deshalb erneut das Umsatzziel auf 280 Millionen Euro und strebt eine operative Marge von 18 Prozent an. Der positive Trend werde sich 2010 fortsetzen, sagt Heyland voraus.
Auch Dialog Semiconductor, Spezialist für Energiemanagementchips in mobilen Geräten, ist ein Unternehmen, das einen Trend früh erkannt hat, und rechtzeitig zum Start des Booms neue Produkte in ausreichender Menge haben. Dialog liefert 2010 die ersten Energiesparchips für die nächste Generation von Handybildschirmen aus Leuchtdioden (OLED). Das Unternehmen könnte seine Ziele für 2012 beim Umsatz (300 Millionen Dollar ) und der Rendite beim operativen Gewinn (15 Prozent) schon 2011 erreichen.
Ein Zeichen für eine konjunkturelle Erholung auf breiter Basis sind die Zahlen des Spezialchemieherstellers Wacker Chemie. Der Gewinn im dritten Quartal war höher als erwartet. In den Sparten Silikon, Feinchemie und Polymer hat Wacker mehr verdient. Firmenchef Rudolf Staudigl sieht das als „Signal für eine Wende im wirtschaftlichen Umfeld“.
Europa: Rohstoffe und erneuerbare Energien liegen vorn
Die Nachfrage nach Rohstoffen wächst dank der wirtschaftlichen Aufholjagd der Schwellenländer überdurchschnittlich stark an. Stahl für Infrastrukturprojekte und Ölprodukte für die energieintensive Industrieproduktion, den Emerging Markets, bleiben gefragt und sorgen bei europäischen Rohstoffunternehmen für Wachstum und Übernahmefantasie. Beispiel Dragon Oil. Die Briten mit mehr als 40 Prozent beim Umsatz und mehr als 60 Prozent Plus beim operativen Gewinn – Ebit – für 2010 wurden vergangene Woche von Dubais Staatskonzern Emirates National Oil übernommen. Sollten die russischen Partner im Joint Venture (BP-TNK) des britischen Ölriesen BP nicht erneut für erhebliche Unsicherheit sorgen und damit das Engagement der Briten zu einem Abenteuer mit ungewissem Ausgang machen, werden sich BP-Aktionäre wie auch die Scheichs aus Dubai freuen, dass ihr Konzern Zugang zu riesigen Ölvorkommen hat, die gemessen an den Kosten, weltweit zu den billigsten zählen.
Nach Aixtron und K + S, den deutschen Favoriten, die auch im Index der größten europäischen Unternehmen Euro Stoxx 600 gelistet sind, gehört auch Stahlriese ArcelorMittal zu den möglichen Topperformern 2010. Konzernchef Mittal versucht, die wiedererwachten Sorgen des europäischen Stahlverbands Eurofer über Preisdumping durch billigen Stahl aus China zu zerstreuen: „Das Wachstum in Chinas Stahlproduktion kommt dem nationalen Verbrauch zugute, nicht dem Export.“ Der Stahlbedarf in Fernost sei sehr stark. Wenn überhaupt, dann exportiere China Teile seiner Stahlproduktion in andere südost-asiatische Länder. Ein Zeichen für die anziehende Konjunktur und damit auch bessere Preise für Rohstoffe und Öl sind auch die optimistischen Prognosen für die britisch-australische Nummer 1 im Rohstoffgeschäft, BHP-Billiton.
USA: Starke Internetkonzerne und die Rückkehr eines Ölgiganten
Nach der besonders guten Bilanz für das dritte Quartal hat Amazon-Chef Jeff Bezos seine Prognosen für das Weihnachtsgeschäft noch einmal deutlich über die Erwartungen der Analysten geschraubt. Die bisherige Schätzung der Wall Street, 8,11 Milliarden Dollar Umsatz im vierten Quartal, ist in Bezos neuer Prognose, 8,12 bis 9,13 Milliarden Dollar, die Untergrenze. Das Kräftemessen der Einzelhandelsriesen Wal-Mart und Amazon wird nach Einschätzung von Analysten im US-Weihnachtsgeschäft die beste Bühne bieten. Die Konkurrenz ist den beiden Konzernen unterlegen. Amazons 259 Dollar Lesegerät Kindle, das seit Kurzem weltweit verkauft wird, ist in Amerika auf Amazons Webseiten das am meisten verkaufte Produkt in allen Kategorien, sagt Bezos.
Die Verkaufszahlen hält der Konzerngründer jedoch weiter geheim. Mit einer Umsatzprognose für das vierte Quartal, die unter den Erwartungen lag, sorgte Baidu, der in Amerika börsennotierte Betreiber einer Internetsuchmaschine in China, für Irritationen. Der Grund: Baidu schließt seine günstige Classic-Plattform für Anzeigenkunden ab Dezember. Damit können Unternehmen Suchwörter künftig nur noch auf der Professional-Plattform kaufen. Die wurde im dritten Quartal von 70 Prozent der Kunden genutzt. Die Umsatzdelle ist eine vorübergehende, sagt Goldman-Sachs-Analyst James Mitchell. Für 2010 rechnet er mit 35 bis 40 mehr Umsatz, ein Trend der bis 2013 anhalten wird. Mitchells Begründung: In China, wo erst 26 Prozent der Bevölkerung online sind, liegen die Ausgaben für Suchmaschinen im Vergleich zum Bruttoinlandsprodukt erst bei einem Fünftel der Summe in den USA, Großbritannien oder Südkorea.
Schwellenländer: Wachstum treibt Gewinne
Einst zog es Entdecker von Europa aus in ferne Welten, um dort auf sagenhafte Schätze zu stoßen. Die Globalisierung hat die sogenannten BRIC-Länder – Brasilien, Russland, Indien und China – nicht nur für den Handel, sondern auch für Investoren leicht erreichbar gemacht. Um ungeahnten Reichtum geht es freilich nicht mehr. Die Gewinnchancen, die das starke Wachstum Anlegern in diesen Ländern aber bietet, sind immer noch gewaltig. Hier geht die einfache Formel „Mehr Umsatz = mehr Gewinn = steigende Kurse“ meist auf. Denn Skaleneffekte, die letztlich die Kosten reduzieren, sind oft noch nicht ausgeschöpft. Alibaba.com aus China beispielsweise ist eine Internetplattform, die Käufer und Lieferanten auf der ganzen Welt zusammenbringt. 5,6 Millionen Mitglieder aus über 240 Ländern zählt das B2B-Portal nach eigenen Angaben schon, die Expansionsmöglichkeiten sind aber längst noch nicht ausgeschöpft.
Den neuen Trend zum Elektroauto will sich BYD, Build Your Dream, aus China zunutze machen. Der Hersteller von Batterien ist bereits zum Autoproduzenten mutiert. Der Schlüssel zum Erfolg bei Elektromobilen ist nämlich eine leistungsfähige, leichte und günstige Batterie. Der indische Autohersteller Tata Motors, der im Sommer die Traditionsmarken Jaguar und Land Rover übernommen hat, will aber vor allem von der steigenden Binnennachfrage bei Kleinwagen in Asien profitieren. Der Rohstoffreichtum Brasiliens zeigt sich bei den Konzernen Vale und Siderurgica Nacional. Der Minenkonzern Vale profitiert von der zwischenzeitlichen Schwäche anderer Rohstoffkonzerne und hat sich mit fast einem Drittel am neuen ThyssenKrupp-Stahlwerk in Brasilien beteiligt. Siderurgica widerum ist international im Stahlbereich tätig, hält aber auch Anteile an Wasserkraftwerken und Eisenbahnen.
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