Rohstoffe im Blick

Gold- und Ölpreise unter Druck: Warum das so ist

03.05.13 03:00 Uhr

Weil viel Angebot auf weniger Nachfrage trifft, füllen sich die Lager und die Preise fallen. Wie Anleger reagieren und wo es trotzdem Chancen gibt.

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von Peter Gewalt, Euro am Sonntag

Kohle genießt nicht nur bei Umweltschützern einen miserablen Ruf. Auch viele Investoren greifen den schmutzigen Brennstoff derzeit nicht einmal mehr mit der Kneifzange an. Der Kohlepreis ist im vergangenen Jahr um rund 15 Prozent abgestürzt und war im April erneut unter Druck. Der war ohnehin ein rabenschwarzer Monat für Rohstoffe. Kaum hatte sich der März verabschiedet, ging es mit den Preisen für die meisten Bodenschätze rasant nach unten. Top-Verlierer war Silber mit zwischenzeitlich 22 Prozent Minus, gefolgt von Gold mit 15 Prozent. Rohöl und Kupfer mit über zehn Prozent Verlust vervollständigten das katastrophale Bild, das die Anleger rund um den Globus geschockt hat.

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Doch nicht nur Investoren lecken ihre Wunden. Auch viele Rohstoffunternehmen schauen in eine ungewisse Zukunft. Zuvorderst die Edelmetallminen, die schon länger unter Druck stehen, da ihre Kurse sich seit knapp neun Monaten immer weiter nach unten bewegen. „Es herrschte aktuell eine zutiefst depressive Stimmung bei den Goldförderern“, erklärte ein Experte, der vor wenigen Tagen einen Branchentreff in Zürich besucht hat.

Auch die Dickschiffe der Minenindustrie sind in schweres Fahrwasser geraten und gehören zu den großen Verlierern an den Börsen. Die Aktie vom Sektorprimus BHP Billiton büßte in seit Januar über 17 Prozent an Wert ein, Konkurrent Rio Tinto schmierte sogar um 23 Prozent ab.

Ende des Superzyklus?
Kein Wunder, dass in dieser Gemengelage markige Untergangsszenarien großen Widerhall finden. Etwa die düstere Prophezeiung von Edward Morse, Chef der Rohstoffanalyse bei der US-Bank Citigroup, von vor knapp zwei Wochen. „2013 wird das Jahr, in dem die Totenglocken für den Rohstoff-Superzyklus läuten.“ Sollte Morse recht behalten, dann würde ein neues und für Anleger sehr unangenehmes Kapitel in der jüngeren Geschichte der Rohstoffmärkte aufgeschlagen.

Denn gerade der Begriff Super­zyklus hat die Fantasie der Investoren in den vergangenen 13 Jahren angeheizt. Der Aufstieg Chinas und anderer Schwellenländer zu neuen Wirtschaftsmächten hat Anfang der Jahrtausendwende die verschlafene Rohstoffindustrie zur dynamischen Boombranche transformiert. Die ­rasant steigende Nachfrage aus den Schwellenländern konnten die Minenkonzerne anfangs kaum bedienen, die Preise schossen in die Höhe wie die Gewinne der Konzerne. Die Old Economy löste damals die New Economy als Wachstumsmarkt ab.

Parallel dazu erklomm der Goldpreis Jahr für Jahr neue Rekorde, ­weniger wegen des Booms in China als vielmehr aufgrund immer neuer Finanz- und Wirtschaftskrisen sowie der immer stärker steigenden Inflationssorgen dank der lockeren Notenbankpolitik. Doch aktuell fahndet man nach den beiden Preistreibern vergebens. An der Teuerungs- und Krisenfront herrscht weitestgehend Ruhe.

Und auch das weltwirtschaft­liche Wachstum bleibt weit hinter den hochgeschraubten Erwartungen zurück. Sollte sich daran nichts ändern, dürfte die Welt anders als in den Jahren zuvor bestens mit Rohstoffen versorgt sein. Denn angestoßen vom Aufschwung in den 2000er-Jahren wuchs der Ausstoß der Minen- und Ölunternehmen dank Hunderter Milliarden Dollar an Investitionen stetig. Ob Kohle, Kupfer, Öl oder Eisenerz, seit 2001 steigt nicht nur die Nachfrage, sondern auch das Angebot rasant. Bei Kohle, Kupfer oder Gas herrscht inzwischen ein Überangebot. „Der Rohstoffmarkt hat sich daher von einem Verkäufer- zu einem Käufermarkt gewandelt“, erklärt Norbert Rücker, Chef der Rohstoffanalyse bei Julius Bär. „Eine grundlegende Änderung dieser Situation sehe ich angesichts der Produktionsausweitungen in den kommenden Jahren nicht, sinkende Preise wären daher die Folge.“

Ähnlich sehen es viele Banken, die ihre Preisprognosen zuletzt deutlich nach unten revidiert haben. Optimistischer sind die Experten der Commerzbank, die angesichts des Preisverfalls einen Rückgang der Förderung erwarten und daher mittelfristig wieder mit steigenden Notierungen rechnen.

Ob Pessimisten oder Optimisten — eines ist unstrittig: Der Bedarf an Rohstoffen wird auch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten dank der Globalisierung und der aufstrebenden Volkswirtschaften deutlich zulegen. Daher wird es auch ­weiterhin Bodenschätze geben, die aufgrund einer Sonderkonjunktur, von Förderproblemen oder spezieller Wachstumstrends besondere Gewinnchancen besitzen. Im Folgenden stellen wir daher die aussichtsreichsten Wetten genauer vor.

Industriemetalle
An sich sind die Daten verheerend: Im März lag die Menge des nach China importierten Kupfers und Aluminiums um rund ein Drittel unter dem Niveau des Vorjahres. Das liegt einerseits daran, dass Chinas Wirtschaft als Nummer 1 der ­Absatzmärkte für Basismetalle langsamer als erwartet wächst. Gleichzeitig bedienen sich die Industriebetriebe im Riesenreich aktuell an den reichlich vorhandenen und im Vorjahr günstig eingekauften Lager­beständen. Ein kleiner Hoffnungsschimmer bleibt: dass ein anziehendes Wirtschaftswachstum der Nachfrage und den unter Druck geratenen Notierungen wie schon in den Jahren zuvor in der zweiten Jahreshälfte wieder etwas mehr Leben einhaucht.

Auf mittelfristige Sicht könnte die aktuelle Depressionsphase der Metalle sogar den Grundstein für künftige Preissteigerungen legen. Denn bei Aluminium, Blei, Nickel und Zink sind die Notierungen inzwischen unter die Produktionskosten gefallen. Einige Minenunternehmen werden daher ihre Produktion drosseln, da sie nicht mehr kostendeckend arbeiten können. Dies kann den Notierungen in den kommenden Jahren helfen, das Tal der Tränen wieder zu verlassen. Beste Chancen hierzu wird Nickel eingeräumt. Das Metall für die Herstellung rostfreien Stahls soll dank seiner zahlreichen Anwendungen in der Luft- und Raumfahrt sowie bei der Herstellung von Konsumgütern einen Nachfrageschub von bis zu zehn Prozent in diesem Jahr erleben.

Edelmetalle
Noch optimistischer sind die Experten, was die Edelmetalle betrifft. Dabei steht insbesondere Palladium im Fokus. Selbst ein Pessimist wie Rücker sieht Chancen, dass das Edelmetall wieder teurer werden kann. „Palladium wird in Katalysatoren für Benzinmotoren verwendet, ein Sektor, der in Asien und den USA weiter wächst.“ Gleichzeitig ist die Versorgung aufgrund der Strom- und Streikprobleme bei der Förderung in Südafrika, dem Abbauland Nummer 2, nicht mehr gesichert. Auch die Vorräte Russlands, die jahrelang neben der Neuförderung auf den Markt geworfen wurden, gehen stark zurück. Daher liegt das Aufwertungspotenzial für Palladium bei zehn Prozent bis 2014.

Auch Silber könnte bei sich verbessernden Konjunkturindikatoren verlorenen Boden wieder gutmachen, immerhin macht die Industrie knapp die Hälfte der Gesamtnachfrage aus. Verlockend ist, dass der Silberpreis mit rund 24 US-Dollar die Unze (31,1 Gramm) inzwischen auf das Niveau von 2010 zurückgefallen ist. Und im Vergleich zum großen Bruder Gold ist Silber inzwischen so günstig wie seit über zwei Jahren nicht mehr, mögliche Kursgewinne könnten daher noch höher ausfallen als bei Gold selbst. Die DZ Bank etwa erwartet einen Anstieg des Silberpreises innerhalb von zwölf Monaten auf 31 US-Dollar.

Seit dem heftigen Absturz vor zwei Wochen ist der Mythos von Gold als sicherer Hafen erheblich angekratzt, auch wenn es zuletzt wieder etwas aufwärts ging. Gekauft wird aktuell vor allem physisches Gold. In den USA etwa sind die Verkäufe von Goldmünzen nach dem Kurssturz auf das Niveau der Lehman-Krise geradezu explodiert. Auch in Deutschland berichten Goldhändler von einem Anstieg der Nachfrage nach Münzen und Barren.

Entscheidend für die weitere Preisentwicklung dürfte aber sein, ob wieder spekulative Anleger einsteigen. Dafür müssten die Inflationserwartungen anziehen oder es müsste sich eine einschneidende politische oder wirtschaftliche Krise entwickeln. Sollten diese Impulse ausbleiben, könnte der Goldpreis durchaus noch einmal seine Unterstützungslinien bei 1.310 und 1.160 US-Dollar testen, ehe er in seinen langfristigen Aufwärtstrend zurückkehrt. Wer das Edelmetall nicht als Renditeobjekt, sondern als Versicherung etwa gegen einen möglichen Zusammenbruch der Eurozone sieht, sollte die vergleichsweise niedrigen Kurse zum Einstieg nutzen.

Energie
Kürzen sie oder kürzen sie nicht? Ende Mai treffen sich die Opec-Staaten, um über mögliche Einschränkungen der Ölproduktion zu diskutieren. Bisher sieht es so aus, als ­wären die meisten Staaten mit dem derzeitigen Kursniveau halbwegs einverstanden. Die Einnahmen sprudeln zwar nicht mehr so üppig, sind aber für die meisten Staatshaushalte auf akzeptablem Niveau. Zudem herrscht Angst, dass ein höherer Ölpreis die schwache Weltwirtschaft ganz abwürgt.

Luft nach oben gibt es daher für Rohöl nur, wenn die Konjunktur im zweiten Halbjahr doch noch anspringt. Mittelfristig sind die Ren­ditemöglichkeiten aber begrenzt. Der Fracking-Boom in den USA lässt das Öl- und Gasangebot stetig steigen. Das drückt nicht nur auf die Preise des schwarzen Goldes, sondern auch auf die Notierungen anderer fossiler Energieträger, wie man an der mangelnden Begeisterung für Kohle sehen kann.

Investor-Info

CRB-Index
Auf dem Niveau von 2005

Starke Auf- und Abschwünge an den volatilen Rohstoffmärkten sind nichts Besonderes. Die Preiseinbrüche bei den Bodenschätzen haben den breiten Rohstoffindex CRB zuletzt auf das Niveau von 2005 zurückgeworfen. Ein nachhaltiger Anstieg dürfte nur bei besseren Konjunkturdaten möglich sein.

Gold
Auf Seitwärtsphase setzen

Wer kein physisches Gold kaufen will, kann mit dem Inline-Optionsschein der Société Générale auf eine Bewegung des Goldpreises zwischen einer Untergrenze von 1.150 US-Dollar und einer Obergrenze bei 1.700 US-Dollar pro Unze setzen. Wird keine der Barrieren bis Dezember berührt, sind beim aktuellen Kurs 34 Prozent Rendite möglich. Werden Unter- oder Obergrenze aber berührt, entsteht Totalverlust!

Palladium und Silber
Comeback der Edelmetalle

Auf ein Comeback der beiden Edelmetalle können Anleger mit einem Palladium-ETC oder einem Silber-ETC (ISIN: GB 00B 57Y 946 2) der Deutschen Bank setzen. Diese Schuldverschreibungen sind mit dem jeweiligen Rohstoff hinterlegt und bilden die Wertentwicklung eins zu eins ab. Beide Produkte gibt es auch in währungsgesicherter Form, damit entfällt das Währungsrisiko für Investoren. 

Nickel
Wette auf Edelstahl

Die Nachfrage nach Nickel als Grundstoff für die Produktion von Edelstahl steigt. Noch leidet der Preis unter dem Überangebot auf dem Markt. Angesichts geplanter Produktionseinschränkungen und eines weiter steigenden Bedarfs könnten die Notierungen bis 2014 um zehn Prozent, längerfristig um bis zu 30 Prozent zulegen. Ein konjunktureller Abschwung wäre allerdings Gift für den Nickel-ETC.

Ausgewählte Hebelprodukte auf BHP Billiton

Mit Knock-outs können spekulative Anleger überproportional an Kursbewegungen partizipieren. Wählen Sie einfach den gewünschten Hebel und wir zeigen Ihnen passende Open-End Produkte auf BHP Billiton

NameHebelKOEmittent
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