Goldpreis: 2000 Dollar oder Absturz?
Der Goldpreis klettert von Rekord zu Rekord. Einige Analysten sehen ihn mittelfristig gar bei 2000 Dollar pro Unze. Euro am Sonntag bat vier Rohstoff-Experten um eine Einschätzung.
Werte in diesem Artikel
von Benjamin Summa
Warum investieren Anleger weiterhin derart stark in Gold? Immerhin hellen
sich die Aktienmärkte gerade spürbar auf und die Konjunkturprognosen bessern
sich.
Dora Borbély, Rohstoff-Expertin der Dekabank: In der Tat, mit schwelender Krise ist die jüngste Rallye des Goldpreises nicht zu erklären. Der schwache Außenwert des US-Dollar ist natürlich ein Argument, das man immer wieder als Erklärung verwendet. Letztlich dürften diese Goldpreisanstiege stark liquditätsgetrieben sein. Sicherlich ist ein Stück weit auch die Angst vor der Inflation eine Erklärung für den starken Goldpreisanstieg. Allerdings lässt sich damit gerade die Verteuerung in den letzten Tagen kaum erklären.
Gabor Vogel, Rohstoff-Experte der DZ Bank: Für mich bedeutet die aktuell laufende Aktienmarktrallye nicht, dass der Goldpreis fallen müsste. Anleger dürfen meines Erachtens nicht vergessen, mit welchen Mitteln die Finanz- und Wirtschaftkrise überwunden wurde. Allen voran sind hier die ergriffenen monetären Maßnahmen seitens Zentralbanken zu nennen, die ihre Liquiditätspumpen angeworfen haben. Diese Liquidität fließt sowohl in den Aktien- und Goldmarkt. Darüber hinaus heizt die hohe Liquidität in Verbindung mit der konjunkturellen Erholung zu einer gesteigerten Inflationserwartung. Die seit Jahresbeginn deutlich gestiegenen Preise für Rohöl und die Industriemetalle verstärken die liquiditäts-induzierten Inflationsbefürchtungen noch zusätzlich. Auch die zum Teil durch Schulden finanzierten fiskalischen Rettungspakete werden unserer Einschätzung nach einen Kapitalmarktdiskurs über die langfristige Budgetdisziplin von Staaten auslösen, was die positive fundamentale Gold-Ausganglage noch untermauert.
Eugen Weinberg, Rohstoff-Experte der Commerzbank: Der Goldpreis steigt aus mehreren Gründen: Das Geld ist billig, die Liquidität ist sehr hoch. Die Anleger werden auch hinsichtlich der Entwicklung der Kaufkraft zuversichtlich, d.h. mehr Menschen könnten sich in Zukunft Gold leisten können. Hinzu kommen Inflationsängste. Die Preisspirale nach oben ist ebenfalls ein Grund für die Rally. Viele Spekulanten setzen derzeit auf weiter steigende Goldpreise.
Thorsten Proettel, Rohstoff-Experte der LBBW: Inflationsängste spielen hierbei eine große Rolle. Wenn die Konjunktur langsam wieder anzieht, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Deflation wieder zur Inflation umkehrt, gegeben. Zum anderen war der schwache US-Dollar ein Auslöser. Medien hatten berichtet, dass sich asiatische und arabische Staaten vom Dollar abkehren wollen. Das war ein psychologischer Schlag gegen den Dollar. Der Goldpreis hat hiervon enorm profitiert.
Gold-Anleger bekommen weder Dividende noch Zinsen. Sie hoffen ausschließlich
auf Kurssteigerungen. Welchen Goldpreis halten Sie mittelfristig für
möglich?
Dora Borbély: Ich halte das derzeitige Goldpreisniveau für eine liquiditätsgetriebene Übertreibung, was aber nicht heißt, dass der Goldpreis erstmal nicht so hoch bleiben oder gar weiter steigen kann. Sowohl die reichliche Liquidität an den Geldmärkten, als auch die Inflation sind Themen, die noch eine Weile anhalten werden und einen guten Nährboden für hohe Goldpreise darstellen. Mit dem Näherrücken der Straffung der Geldpolitik dürfte dann der Goldpreis etwas nachgeben. Damit rechnen wir allerdings erst im nächsten Jahr.
Gabor Vogel: Das Investoreninteresse wird meiner Meinung nach weiter ansteigen. Es ist alles eine Frage der Opportunitäten. Die Renditen der US-Staatsanleihen sind beispielsweise nicht attraktiv genug. Einige Investoren trauen der sehr ausgeprägten Konjunktur-Euphorie noch nicht im vollen Umfang und sehen in Gold einer Art Versicherung gegen eine sich womöglich wieder einstellende konjunkturelle Ernüchterung. Darüber hinaus führen unserer Ansicht nach die aktuell geführten Diskussionen über eine Einführung von Positionslimits (Begrenzung der spekulativen Aktivität) bei den Energieträgern und Agrarrohstoffen zu einem Attraktivitätsanstieg von physischen Gold- und Silberinvestments. Wegen der aktuellen US-Dollar-Schwäche, der steigenden Inflationserwartung und der niedrigen Zinsen, sehen wir den Goldpreis Ende 2010 bei 1.250 USD.
Eugen Weinberg: Auch die Sparer bekommen jetzt kaum Zinsen, der Realzins ist sehr niedrig. Damit sind auch die Opportunitätskosten für den Goldkauf gering. Ich halte aber die Prognosen, dass wir in den kommenden Wochen und Monaten 1200, 1300 oder 1800 Dollar beim Gold sehen könnten, für sehr abenteuerlich. Das Preis-Momentum könnte den Goldpreis allerdings schon über 1100 Dollar bringen.
Thorsten Proettel: Die aktuelle Situation spielt all denjenigen in die Hände, die schon immer gewusst haben wollten, dass der Dollar wertlos werden wird. Diese Leute sehen den Goldpreis bei 2000 Dollar und mehr pro Unze. Ich sehe das nicht so. Ich stelle vielmehr fest, dass die Schmuckkäufer wichtiger sind als die Anleger. Diese kaufen immer dann nicht, wenn ihnen der Preis als zu hoch erscheint. Nach dem steilen Anstieg ist jetzt also eine Verschnaufpause möglich. Ich kann mir vorstellen, dass wir 1100 Dollar pro Unze sehen werden.
Welche Gefahren sehen Sie für den Goldpreis?
Dora Borbély: Fundamental lassen sich solch hohe Goldpreise derzeit nicht erklären, daher bergen solche Entwicklungen immer auch ein kurzfristiges Rückschlagspotenzial.
Gabor Vogel: Eine verfrühte Zinswende in den USA wäre ein Risikoszenario, da dann Gold-Opportunitätskosten steigen dürften und einige Investoren ihre Positionen glattstellen würden.
Eugen Weinberg: Das Korrekturpotential ist derzeit besonders hoch, weil die vielen spekulativen Anleger nicht langfristig investieren. Die Anzahl der spekulativen Käufer übersteigt momentan die Anzahl der Verkäufer um das Zehnfache. Die Gefahr nach unten ist also sehr hoch. Aber wenn der Preisverfall kommen sollte, dann wird er meiner Einschätzung nach nicht so dramatisch ausfallen, weil wir zwischen 900 und 1000 Dollar einen China Put haben, also eine Unterstützung durch die Käufe der chinesischen Zentralbank.
Thorsten Proettel: Wenn der Dollar in Richtung 1,20 Euro marschieren sollte, dann wäre das natürlich negativ für den Goldpreis.
Ausgewählte Hebelprodukte auf Commerzbank
Mit Knock-outs können spekulative Anleger überproportional an Kursbewegungen partizipieren. Wählen Sie einfach den gewünschten Hebel und wir zeigen Ihnen passende Open-End Produkte auf Commerzbank
Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen
Name | Hebel | KO | Emittent |
---|
Name | Hebel | KO | Emittent |
---|