INTERVIEW MIT MAX OTTE

Krisenprophet Otte: Buffett-Titel bleiben die Basis meines Depots

15.01.11 12:00 Uhr

Max Otte sagte bereits 2006 die Finanzkrise vorher. finanzen.net sprach mit dem Ökonomen über kommende Blasen, seine persönliche Aktienstrategie und die Chancen für Anleger in 2011.

Werte in diesem Artikel
Aktien

134,10 EUR 1,05 EUR 0,79%

472,65 EUR 7,30 EUR 1,57%

5,11 EUR 0,13 EUR 2,56%

8,56 EUR -0,02 EUR -0,23%

54,95 EUR 0,39 EUR 0,71%

63,61 EUR -0,49 EUR -0,76%

23,96 EUR 0,86 EUR 3,72%

22,22 EUR 1,05 EUR 4,94%

13,04 EUR 0,05 EUR 0,35%

7,05 EUR 0,03 EUR 0,44%

13,79 EUR 0,14 EUR 1,00%

22,05 EUR -0,18 EUR -0,79%

497,00 EUR 17,00 EUR 3,54%

68,25 EUR 0,70 EUR 1,04%

22,11 EUR 0,17 EUR 0,75%

60,33 EUR 0,89 EUR 1,50%

134,05 EUR -0,35 EUR -0,26%

355,85 EUR 5,40 EUR 1,54%

89,18 CHF -0,06 CHF -0,07%

96,35 CHF -0,58 CHF -0,60%

32,20 EUR 0,13 EUR 0,41%

4,36 EUR 0,03 EUR 0,69%

57,95 EUR 0,45 EUR 0,78%

Rohstoffe

2.986,88 USD 0,00 USD 0,00%

Devisen

1,0879 USD -0,0003 USD -0,03%

Indizes

129.005,0 PKT 5,0 PKT 0,00%

8.028,3 PKT 90,1 PKT 1,13%

1.961,0 PKT 34,6 PKT 1,80%

22.986,8 PKT 419,7 PKT 1,86%

839,3 PKT 21,1 PKT 2,58%

533,3 PKT 4,6 PKT 0,88%

210,1 PKT 1,8 PKT 0,88%

41.488,2 PKT 674,6 PKT 1,65%

558,8 PKT 7,9 PKT 1,44%

5.404,2 PKT 75,8 PKT 1,42%

191,0 PKT 4,8 PKT 2,57%

1.580,9 PKT 18,5 PKT 1,18%

8.632,3 PKT 89,8 PKT 1,05%

4.661,7 PKT 51,2 PKT 1,11%

38.636,8 PKT 637,0 PKT 1,68%

23.960,0 PKT 497,3 PKT 2,12%

12.044,0 PKT 224,2 PKT 1,90%

13.005,2 PKT 183,9 PKT 1,43%

29.164,6 PKT 694,5 PKT 2,44%

37.850,0 PKT -904,8 PKT -2,33%

20.571,0 PKT -260,0 PKT -1,25%

PKT PKT

19.704,6 PKT 479,2 PKT 2,49%

17.754,1 PKT 451,1 PKT 2,61%

7.633,8 PKT -71,2 PKT -0,92%

16.294,9 PKT -129,2 PKT -0,79%

55,6 PKT -0,4 PKT -0,68%

2.682,4 PKT 34,5 PKT 1,30%

8.870,4 PKT 167,7 PKT 1,93%

2.737,6 PKT 57,0 PKT 2,13%

5.638,9 PKT 117,4 PKT 2,13%

24.203,2 PKT -220,1 PKT -0,90%

15.716,6 PKT 494,3 PKT 3,25%

12.916,8 PKT 80,6 PKT 0,63%

17.093,2 PKT 110,0 PKT 0,65%

4.635,3 PKT 49,3 PKT 1,08%

3.773,4 PKT 70,1 PKT 1,89%

4.051,7 PKT 66,3 PKT 1,66%

von Benjamin Summa

Herr Otte, im letzten Interview mit finanzen.net vor über einem Jahr haben Sie sich wieder als Krisenprophet betätigt, sie sagten: „Wenn zuviel Liquidität am Markt ist, dann gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder entstehen neue Blasen oder wir werden eine deflationäre Geldentwertung – sprich Staatsbankrotte - sehen. Hatten Sie wirklich daran gedacht, dass es schon wenige Monate später so schlimm um Euro-Länder wie Irland, Griechenland und Portugal stehen könnte?

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Ich halte meistens nicht so viel von genauen Zeitangaben. Meistens ist das ein Glücksspiel. Der alte Shortseller-Spruch “Markets can stay up much longer than you can stay solvent” trifft es ziemlich gut. Meistens ist ein Element des Zufalls dabei. Ich sah nur die Möglichkeit, dass Staatspleiten auf uns zukommen. Dass es uns so schnell trifft, hätte ich nicht gedacht. Außerdem hätte ich das Beben eher in der katastrophalen US-Wirtschaft oder in Japan verortet, denn dort übersteigen die Schulden 200 Prozent des BIP.
Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass der mediale Fokus auf die europäischen Randstaaten von den extremen Problemen in den USA ablenken soll. Zwar verdienen US-Unternehmen so gut wie lange nicht mehr, die Arbeitslosigkeit und die Verschuldung des Landes sind jedoch auf Rekordhoch und die Immobilienpreise weiterhin im Keller. Nun warnt schon der US-Finanzminister Timothy Geithner vor einer Staatsinsolvenz in seinem Land, falls der Kongress die Schuldengrenze nicht anhebt. Keiner weiß, wann Amerika kippt. Aber die Gefahren sind in der Tat gewaltig.

Sie sprachen damals auch die Gefahr neuer Übertreibungen an: Wo entstehen Ihrer Meinung nach gerade die nächsten Blasen?

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Makroökonomisch sicher bei Staatsanleihen derzeit „solider“ Staaten, denn die niedrigen Renditen dieser Anleihen indizieren ja eine zu hohe Bewertung. Die Renditen einer Investition in solche Anleihen decken keinesfalls das Risiko. Das manager magazin hat dafür die treffende Formel "Risiko ohne Rendite" gefunden. Besonders eklatant finde ich das in den USA, England und Japan – aber auch in Deutschland sind die Renditen sehr niedrig.

Facebook-Anteile werden vorbörslich derzeit zu „Mondpreisen“ gehandelt. Ist dies ein Indiz für eine neue Tech-Blase?

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Ja, Wall Street bemüht sich krampfhaft, die nächste Blase loszutreten, um mit der derzeitigen billigen Liquidität wieder ein paar Schneeballsysteme zu initiieren. Der Kauf von einem Prozent an Facebook für 500 Mio. Dollar durch Goldman Sachs ist ein solcher Versuch. Facebook mag mal ein legitimes Unternehmen werden, zurzeit ist es betriebswirtschaftlich eine Luftnummer.
Auch bei diversen Rohstoffen kommen wir langsam in die Gefahren von Blasenbildungen hinein. Wenn man sieht, dass einzelne Trader in London in der Lage sind, den Vorrat an bestimmten Märkten wie Kakao nahezu vollständig aufzukaufen, dann ist das schon alarmierend. In China und Indien werden die Lebensmittelpreise langsam zu einem Politikum.

Die weiterhin lockere Zinspolitik der Notenbanken hat die Aktienmärkte beflügelt, die Politik des billigen Geldes verschärft aber auch die Gefahr weiterer Übertreibungen und das Inflationsrisiko. Sehen Sie vor dem Hintergrund der Euro-Krise überhaupt Möglichkeiten für eine baldige Exit-Strategie der Notenbank?

Ich sehe nicht, wie die Notenbanken den Exit schaffen wollen. Sie sind hier in der Rolle von Goethes Zauberlehrling gefangen: "Die ich rief, die Geister, werd ich nun nicht los." Im Prinzip bleibt den Notenbanken nur die schwache Hoffnung auf eine starke Erholung des weltweiten Wachstums, um dann die Möglichkeit zu haben, die Zinsen zu erhöhen. Wahrscheinlicher ist aber, dass die Preissteigerungen sich demnächst auch auf den normalen Gütermärkten beschleunigen. Dann steigen die Zinsen, ohne dass die Notenbanken noch etwas dagegen tun können, und würgen den Aufschwung ab.

Der DAX hat in den vergangenen Monaten eine extreme Outperformance gegenüber vielen anderen Leitindizes weltweit gezeigt. Auch aktuell spricht vieles für Aktien, weil die Anleger aus Währungen und Anleihen flüchten und ihr Glück in realen Werten suchen. Die meisten Analysten großer Banken sehen ein sehr gutes Aktienjahr voraus. Sind Sie ähnlich optimistisch?

Ja, ich bin optimistisch. Ich war Anfang 2010 sehr stark in deutschen Werten gewichtet – übrigens nicht ausschließlich DAX-Werte. Diese waren erheblich billiger als viele amerikanische Titel. Zudem ist die deutsche Wirtschaft strukturell sehr viel besser aufgestellt als die des hemmungslosen angelsächsischen Beutekapitalismus. Wenn ich also in halbwegs nachhaltig wirtschaftende deutsche Unternehmen investieren kann, mache ich das. Mittlerweile sind DAX und MDAX fair bewertet. In einem fair bewerteten Index gibt es aber immer billige und teure Titel. Man kann also noch kaufen, aber man kann es nicht mehr blind.

Prinzipiell rate ich weiterhin zur starken Übergewichtung von Aktien, wobei man allerdings mittlerweile selektiv vorgehen muss. Wenn allerdings im Weltwirtschaftssystem noch Bomben hochgehen (USA, Japan, China), dann wird man auch mit Aktien schwere Einbrüche erleben. Aber ich sehe wenig Alternativen – außer Gold. In Papier wie Staatsanleihen würde ich nur wenig investieren.

In Ihrem Buch „Erfolgreiches Value-Investieren: Geniale Investmentstrategien in Zeiten globaler Veränderungen“ brechen Sie eine Lanze für wertorientierte Investitionen in solide Unternehmen zu günstigen Preisen. Wie sieht Ihre persönliche Anlagestrategie Anfang 2011 aus?

Ich habe meine Warren Buffett-Titel wie Henkel, Beiersdorf, Berkshire, Coca Cola etc. etwas reduziert, weil diese Titel nun fair bewertet sind. Allerdings bilden Sie immer noch die Basis meines Depots. Warren Buffett sagt, dass es besser ist, ein großartiges Unternehmen zu einem fairen Preis zu haben, als ein mittelmäßiges zum Schnäppchenpreis.

Derzeit favorisiere ich vor allem ganz normale Blue Chips wie Pharmatitel, Ölaktien, Versorger, Telekom sowie Aktien aus den europäischen Randstaaten und Sondersituationen. Viele dieser Aktien haben KGVs unter 10, zum Teil unter 9 sowie Dividenden von 5, 6, 7 Prozent oder mehr. Beispiele sind Sanofi-Aventis, Novartis, Statoil, Total, BP, Eon, RWE, Telefonica, ENI, ENEL, Gas Natural und speziellere Titel aus Italien, Spanien, Irland, Portugal und Griechenland. Interessant sind derzeit auch die US-Technologiegiganten Intel, Microsoft und Cisco, die KGVs um die 10 und Dividendenrenditen bis zu 3 Prozent aufweisen.

Bitte schätzen Sie folgende Aktien mit einem Satz ein…

Aktien von Versorgern: Habe ich im Depot, wobei keine allzu schnelle Aufwärtsbewegung erwartet werden sollte.

Aktien von Banken: Mache ich nicht, da ich nicht glaube, dass man als Außenstehender Banken richtig bewerten kann.

Rohstoff-Aktien: Eine riskante Sache. Ich bleibe bei Ölaktien.

Emerging Markets: Nur bei etablierten Schwergewichten wie Petrobras oder China Mobile zugreifen. Ich würde aber generell die Finger davon lassen. Die beste Emerging-Markets-Aktie ist für mich immer noch Nestlé, die ich jedem Privatanleger auch jetzt noch ans Herz lege: Das Unternehmen profitiert durch seine globale Präsenz automatisch von der steigenden Kaufkraft dieser Märkte und ist in der Schweiz domiziliert. Mit 3,5 Prozent Dividende und einem KGV unter 14 ist der Titel immer noch günstig. Und zudem sehr krisensicher.

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