Interview mit Max Otte

Krisenprophet Otte: "Aus USA kommt D-Zug auf uns zu"

aktualisiert 13.10.09 19:53 Uhr

Max Otte sagte bereits 2006 die gegenwärtige Krise vorher. Euro am Sonntag Online sprach mit dem Ökonomen über kommende Blasen und den Aktienmarkt.

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4.428,7 PKT 7,6 PKT 0,17%

10.374,8 PKT -10,8 PKT -0,10%

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21.503,2 PKT 214,0 PKT 1,01%

19.764,9 PKT 192,3 PKT 0,98%

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16.393,8 PKT 170,4 PKT 1,05%

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2.942,7 PKT 26,9 PKT 0,92%

5.974,1 PKT 43,2 PKT 0,73%

13.565,9 PKT 37,0 PKT 0,27%

11.488,3 PKT 103,4 PKT 0,91%

15.324,7 PKT 125,4 PKT 0,83%

4.266,3 PKT 15,3 PKT 0,36%

3.427,7 PKT 13,9 PKT 0,41%

von Benjamin Summa

Euro am Sonntag Online: In Ihrem 2006 erschienenen Buch „Der Crash kommt“ haben Sie die derzeitige Krise kommen sehen. Nun kam es nicht zu einem Zusammenbruch des Finanzsystems. Die Banken freuten sich zuletzt wieder über Milliardengewinne. Ist die Krise überstanden?
Max Otte: Nein überhaupt nicht. Lediglich die Finanz- und Bankenpanik ist überstanden. Ich glaube auch nicht, dass wir wieder eine solche bekommen werden. Denn in der Tat wurden fünf bis sechs Billionen Dollar Liquidität in die Märkte gegeben. Das sind zehn Prozent des Weltsozialproduktes. Aber in der Realwirtschaft kommen die nächsten Einschläge immer näher. Im amerikanischen Immobilienmarkt sieht es ganz düster aus.

Sehen Sie die Gefahr neuer Blasen heraufziehen, und wie könnten diese aussehen?
Otte: Wenn zuviel Liquidität am Markt ist, dann gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder entstehen neue Blasen oder wir werden eine deflationäre Geldentwertung – sprich Staatsbankrotte - sehen. Wo Blasen entstehen, kann man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht prognostizieren. Der Mechanismus ist aber immer derselbe: Eine Vermögensklasse entwickelt sich sehr gut, dann springen immer mehr Anleger und Spekulanten drauf. Eine solche Übertreibung könnte uns vielleicht im Rohstoffbereich bevorstehen.

Müssten die Notenbanken nicht bald auch mit höheren Zinsen helfen, der Entstehung weiterer Blasen entgegenzuwirken? Immerhin waren die wilden Spekulationen in den vergangenen Jahren auch Ergebnis der Politik des billigen Geldes.
Otte: Absolut. Die hohe Liquidität ist das Rezept, mit der die nächste Blase gekocht wird. Natürlich müssten die Notenbanken entgegensteuern. Es war angesichts der enormen Verwerfungen durch die Finanzkrise richtig, die Liquiditätssperren aufzumachen. Aber nun müsste es Exit-Strategien geben. Wir haben Probleme in der Realwirtschaft. Was wir jetzt brauchen, sind härtere Instrumente - bis hin zu staatlich finanzierten Ausgabeprogrammen. Geldpolitik ist keine harte wirtschaftspolitische Maßnahme.

Die neue Koalition will die Finanzmarktaufsicht reformieren: Die Bankenaufsicht soll unter dem Dach der Bundesbank konzentriert, die Marktaufsicht weiter von der BaFin gewährleistet werden. Was müsste aus Ihrer Sicht darüber hinaus getan werden, um weiteren Krisen präventiv zu begegnen?
Otte: Gute Regulierungsmaßnahmen sind einfach, jeder versteht sie und kann sie einhalten. Zudem müssen sie wehtun. Ich habe drei Punkte im Fokus, die meines Erachtens besonders wichtig sind. Wir brauchen einfache, effektive Eigenkapitalregeln. Jeder Akteur - also alle Banken, und vor allem alle Hedgefonds und Vehikel - müssten echtes Eigenkapital von acht bis zehn Prozent vorhalten. Nach den neuen Regeln müssen Hedgefonds gerade mal 100.000 Euro vorhalten. Das ist ein Witz. Das reicht gerade für die Rechtsberatungskosten der Manager. Wenn dies umgesetzt wäre, dann könnten sich die Player ungefähr zwölfmal am Markt hebeln. Das muss reichen. Investmentbanken haben sich in der Vergangenheit fünfzigmal gehebelt.

Das zweite ist eine Kapitaltransaktionssteuer. Kein Mensch, der langfristig investiert, wird deswegen keine Aktien mehr kaufen. Aber Hedgefonds, die ihr Vermögen mehrfach am Tag drehen, würde das schon wehtun. Diese Steuer wäre wie geschaffen, übermäßige Spekulation zu dämpfen. Leider sieht es derzeit aber nicht danach aus, dass sich die Politiker in dieser Frage einig werden.

Drittens muss es Regulierungsbehörden auf Augenhöhe mit den großen Playern geben. Eine Behörde muss für einen Player zuständig sein. In Europa machen wir das Gegenteil hiervon. In unserem Finanzmarktstabilisierungsrat sitzen die Präsidenten der 27 Notenbanken drin. Das ist eine gute Garantie dafür, dass dort nichts passiert.

Kommen wir zum Aktienmarkt. Weitere Kurs-Anstiege sind wohl nur dann möglich sind, wenn sich deutliche Belebungsanzeichen in der Wirtschaft zeigen und die Unternehmen wieder besser verdienen. Was erwarten Sie von der laufenden Bilanzsaison?
Otte: Es wird wieder Geld verdient. Auch deswegen, weil wir im Bankenbereich legalisierten Bilanzbetrug haben. Ein Teil der Krisenmaßnahmen war ja, die toxischen Assets zu verstecken. Dadurch wurde und wird vertuscht, dass das Bankensystem weltweit de facto eigentlich insolvent ist. Es benötigt noch knapp eine Billion Dollar, um wieder ausreichend rekapitalisert zu sein. Die Politik ist also: Versteckt den Giftmüll, lasst die Banken weiter machen wie bisher und Geld verdienen, dann haben sie irgendwann wieder ein positives Eigenkapitalkonto. Einige Banken werden also wieder steigende Gewinne ausweisen.

Ansonsten gibt es ja Qualitätsunternehmen, die auch während der Krise Gewinne gemacht haben. Aber insgesamt kommt in den USA ein richtiger D-Zug auf uns zu. Die haben dort mittlerweile bei den Krediten höchster Bonität 9,2 Prozent Ausfallquote oder Zahlungsverzug. In Deutschland haben wir zum Vergleich eine Quote von unter 0,3 Prozent.

Ihr Tipp für Anleger: Wie würden Sie derzeit Ihr Portfolio aufbauen?
Otte: Ich bin selbst weiterhin voll investiert. Aber jetzt vor allem in qualitativ hochwertigsten Unternehmen. Ich habe die Zykliker, die man im Frühjahr einfach haben musste, weil sie so billig waren, rausgeworfen. Daimler, VW, BMW und vor allem aber Banken wie Commerzbank, Deutsche Bank und Maschinenbauer würde ich derzeit nicht mehr halten. Anderen Unternehmen hat die Krise kaum was anhaben können. Beispiele sind Sanofi-Aventis, Gerry Weber, Fielmann, Nestlé, GlaxoSmithKline oder Grenkeleasing. Diese Unternehmen werden derzeit so bewertet, als ob sie nicht wachsen würden. Das Gegenteil ist aber der Fall.

Wenn ein Anleger Kursschwankungen aushalten kann und sein Geld mindestens fünf Jahre nicht braucht, dann würde ich zu zehn Prozent Gold, 60-70 Prozent Aktien und zehn bis 20 Prozent Restliquidität raten.

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