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Weltwirtschaft: Was die Japan-Katastrophe verändern wird

22.03.11 06:00 Uhr

Nach der Börsenpanik beruhigen sich die Märkte. Bekommt Japan die Lage in den Griff, kommt die Welt mit einem blauen Auge davon. Die Auswirkungen der Katastrophe für die einzelnen Branchen weltweit.

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25.549,8 PKT 121,4 PKT 0,48%

20.571,0 PKT -260,0 PKT -1,25%

PKT PKT

PKT PKT

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16.792,5 PKT -32,7 PKT -0,19%

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von Martin Blümel, Euro am Sonntag

Am vergangenen Dienstag spätabends in Tokio: Kathy Matsui sitzt im Büro von Goldman Sachs und telefoniert. Die Investmentbank hat eine Telefonkonferenz organisiert, um Anleger über den Stand der Dinge in Japan zu informieren. Matsui sitzt nicht an, sondern unter ihrem Schreibtisch und versucht die Gesprächspartner zu beruhigen. Und sie entschuldigt sich sogar dafür. „Verzeihen Sie bitte, wir hatten gerade eine neue Erdbebenwarnung“, erklärt die Chefstrategin für Japan-Investments.

Matsui geht ihrer Arbeit nach, und das ist vielleicht bezeichnend für die Gemüts- und Seelenlage der Japaner insgesamt: Die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt ist erschüttert, man sorgt sich, versucht aber trotzdem, die Dinge am Laufen zu halten – obwohl der Tsunami etwa 500 Kilometer entlang der Küste alles verwüstet hat und Tausende Menschen dabei ihr Leben verloren haben. Und obwohl das Atomkraftwerk Fukushima schwer beschädigt ist und die Folgen kaum abschätzbar sind.

120 Millionen Einwohner zählt Japan, etwa 2,5 Millionen sind durch das Unglück obdachlos geworden, 76 000 Gebäude sind beschädigt und mindestens 6300 weitere komplett zerstört. Trotzdem ist es bisher zu keiner Panik gekommen. Während viele Ausländer sogar die Ballungszentren Tokio und Osaka verlassen, harren die meisten Einheimischen aus. Auch in den direkt betroffenen Gebieten – unter teils schwierigen Bedingungen, es ist kalt und es fehlt an Lebensmitteln. „In Japan sind die Menschen an Naturkatastrophen gewöhnt. Der Respekt vor den Kräften der Natur und das Bewusstsein, dass so etwas über einen hereinbrechen kann, sind allgegenwärtig“, versucht Florian Coulmas vom Institut für Japanstudien eine Erklärung. „In solchen Momenten zeigt sich auch, dass Japan eine extrem zivile Gesellschaft ist, in der gegenseitige Rücksicht ein hohes Gut ist.“ Exemplarisch dafür steht die tapfer arbeitende Frau Matsui und ihre Zuversicht, dass die Landsleute das Land wieder aufbauen, so wie sie es schon beim letzten großen Beben in Kobe 1995 geschafft haben.

Die atomare Gefahr ist jedoch der große Unterschied zu Kobe. „Das ist der Schwarze Schwan“, sagt Andreas Rees, Chefvolkswirt der Uni­Credit, in Anlehnung an den vom Philosophen Nassim Taleb gepräg­ten Begriff, der das Eintreten von ­relativ unwahrscheinlichen Ereignissen beschreibt. „Die Folgen einer Nuklearkatastrophe auf die Weltwirtschaft zu quantifizieren, wäre reine Spekulation“, so Rees.

Japan ist verunsichert, die Welt ist verunsichert. Indikator sind die Börsen. An Tokios Kabutocho kam es am vergangenen Montag und Dienstag zu Panikverkäufen, und auch Europas Börsen verloren deutlich. Gefragt waren stattdessen Anleihen.

Der Yen kletterte vergangene Woche auf ein neues Rekordhoch
Am Währungsmarkt wiederum fließt viel Geld in den Yen – man spricht von Repatriierungen: Japan muss Auslandinvestments verkaufen, um die finanziellen Schäden im Land decken zu können. Den Yen trieb das am letzten Donnerstag auf ein 26-Jahre-Hoch. Ein echtes Problem, da dies die Exporte des Landes ver­teuert, was die Lage zusätzlich erschwert. Erstmals seit der Jahrtausendwende griffen daher die wichtigsten Notenbanken gemeinsam auf dem Devisenmarkt ein. Die US-Fed, die Europäische Zentralbank und die Notenbanken Großbritan­niens und Kanadas unterstützten die Bank of Japan im Kampf gegen den starken Yen. Die Währung fiel dadurch gegenüber dem Dollar um 3,5 Prozent und damit wieder auf das Vorkrisenniveau.

Auch an den Rohstoffmärkten fielen die Preise zunächst, da unklar ist, wie stark Japan als einer der größten Rohstoffimporteure bei künftigen Orders ausfällt. „Kurzfristig sehen wir einen Rückgang der Nachfrage bei Industriemetallen, weil viele Industrieanlagen in Japan derzeit stillstehen oder gar zerstört sind“, sagt Torsten Dennin, Rohstofffondsmanager beim Vermögensverwalter Altira. Zum Wochenschluss beruhigte sich aber auch hier die Lage, die Preise stiegen wieder.

Eine schwierige Gemengelage. Wegen der zusätzlichen Gefahren im Nahen Osten, der schwelenden Eurokrise und einer eventuellen Wende in der Geldpolitik der Notenbanken ist eine ausgemachte Baisse an den Aktien- und Rohstoffmärkten nicht mehr unwahrscheinlich. Dabei ist klar: Die Auswirkungen des Erdbebens und des Atom­unglücks auf die Weltwirtschaft und die Finanzmärkte lassen sich nur in Szenarien darstellen: Alles hängt davon ab, ob der Super-GAU vermieden werden kann. „Wenn der Erdbebenkatastrophe eine nukleare Katastrophe folgt, das kann und will man sich eigentlich nicht ausmalen, es wäre verheerend“, sagt der Crash-Prophet Marc Faber.

Neben der menschlichen Tragödie wären in Japan für viele Jahre enorme wirtschaftliche Prob­leme zu erwarten. Große Teile der landesweiten Produktion kämen zum Erliegen, die Weltwirtschaft wäre betroffen, drastische Verluste an den Börsen die logische Konsequenz. „Man kann nur hoffen, das dies nicht geschieht und die Folgen einschätzbar bleiben“, so Faber. Geht es nach ihm und die Megakatastrophe bleibt aus, dann wird der Wiederaufbau für steigende Aktienpreise sorgen, für fallende Kurse bei japanischen Anleihen und langfristig für einen schwachen Yen.

Faber steht mit dieser Meinung nicht allein da: „Wird der Super-GAU vermieden, dann lassen sich die bisherigen Produktionsausfälle vermutlich relativ schnell wieder aufholen. Der Wiederaufbau hat dann sogar eine positive Wirkung auf die Wirtschaft“, sagt Martin Hüfner, Chefvolkswirt der Fondsgesellschaft Assenagon. Dabei spielt sicherlich auch eine Rolle, dass die vom Beben betroffenen Gebiete im Nordosten Japans nur sechs Prozent zur gesamtwirtschaftlichen Leistung beitragen. Eine Rezession in Japan, verbunden mit hoher Arbeitslosigkeit, wäre dann unwahrscheinlich – aber eben nur unter der Prämisse, dass eine atomare Katastrophe vermieden wird. Denn: „Steigt die Strahlenbelastung in Japan – vor allem im Wirtschaftszentrum Tokio – auf lebensbedrohliche Werte an, sind alle jetzigen Prog­nosen Makulatur“, so Hüfner.

180 Milliarden Dollar Schaden – davon geht eine erste Schätzung der Credit Suisse zu den Kosten des ­Bebens aus. Dies entspräche drei ­Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Stimmt diese Prognose, dann würde das japanische Wirtschaftswachstum in diesem Jahr um ein Prozent niedriger ausfallen als bisher geschätzt. Die Katastrophe von Sendai hätte damit noch gravierendere Folgen, als dies beim bislang letzten schweren Beben von Kobe am 17. Januar 1995 der Fall war. Die bislang kostenträchtigste Naturkatastrophe überhaupt hatte Schäden von 100 bis 130 Milliarden Dollar angerichtet, was damals zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts entsprach. In den folgenden Monaten nach dem Kobe-Unglück fiel der Nikkei-Aktienindex um 25 Prozent, erholte sich aber noch im selben Jahr.


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Eine globale Rezession erscheint den meisten Ökonomen vor diesem Hintergrund unwahrscheinlich, obwohl Japan die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt ist. So sehen das auch die Ökonomen von Goldman Sachs, die von einem japanischen Wachstum von zwei Prozent im dritten Quartal ausgehen, nach einem Einbruch um 0,5 Prozent im zweiten.

Die aktuellen Engpässe in der Versorgung mit Elektrizität und Prob­leme in der Zulieferung, die sowohl privaten Haushalten als auch der Industrie zu schaffen machen, dürften dann nur von kurzer Dauer sein. So hat der Autokonzern Toyota die Produktion bis zum Dienstag gestoppt, sechs Erdölraffinerien haben den Betrieb eingestellt, ein Werk von Nippon Steel wurde teilweise überflutet und musste schließen. Dennoch bleiben die Effekte der Stromknappheit beim optimistischen Szenario wohl überschaubar: Atomstrom hat einen Anteil von etwa 30 Prozent an der gesamten Stromerzeugung Japans, ein Viertel davon fällt derzeit aus, was sieben Prozent der gesamten Stromversorgung entspricht.

Die schwerwiegendsten Folgen dürfte das Beben aber für die ohnehin hohe Staatsverschuldung Japans haben. Denn die Regierung wird die Aufbauarbeiten unterstützen und die Neuverschuldung nochmals ausweiten. „Die überfällige Konsolidierung der öffentlichen Finanzen wird dadurch in die fernere Zukunft verschoben“, sagt Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Die Schulden des Staats in Höhe von derzeit rund 200 Prozent des Bruttoinlandsprodukts werden dadurch wohl weiter steigen, die Regierung diskutiert bereits über einen Nothaushaltsplan.

Bisher konnte die Regierung die Schulden überwiegend in der eigenen, heimischen Währung finanzieren. Lediglich etwa fünf Prozent liegen in der Hand ausländischer In­vestoren. Dies könnte sich angesichts des immensen Kapitalbedarfs nun eventuell ändern.

Um den hohen Bedarf an flüssigen Mitteln zu decken, stellte die japanische Notenbank am Montag und Donnerstag zudem die Rekordsumme von 20 Billionen Yen bereit, das sind etwa 170 Milliarden Euro. Darüber hinaus stockte die Notenbank ihre Wertpapierkäufe um fünf Billionen Yen (rund 44 Milliarden Euro) auf nunmehr 40 Billionen Yen auf. „Absolut notwendig und umsichtig“, so Kristian Tödtmann von der Dekabank. „Die Geldversorgung der Banken untereinander ist in solchen Situationen immer beeinträchtigt.“

Die japanische Notenbank reagiert damit im Grunde nach dem gleichen Muster wie in der Finanzkrise: Sie pumpt kurzfristige Liquidität in die Märkte und versucht die Konjunktur mit zusätzlichen Wertpapierkäufen zu stützen. „Das ist vergleichbar mit der Reaktion der US-Notenbank auf die Terroranschläge im September 2001“, so Tödtmann.

Die akuten Probleme der Weltwirtschaft werden aber auch bei einem glimpflichen Ausgang der Katastrophe von Sendai bestehen bleiben: der Schub beim Ölpreis, Spannungen in Nordafrika und im Nahen Osten, Inflation in den Schwellenländern und wieder erhöhte Bedenken, was die Schuldenkrise im Euroraum angeht, sowie die Unsicherheit über das weitere Vorgehen der Notenbanken in Sachen Geldpolitik.

Investor Faber erklärt derweil, dass die amerikanische Notenbank Fed angesichts der Krisenherde gar keine andere Wahl habe, als in Form des Quantitative Easing (QE), also mit dem Kauf von Anleihen, weiter Geld zu drucken. Faber geht davon aus, dass die Fed – möglicherweise nach einer Pause – noch über einen langen Zeitraum US-Staatsanleihen kaufen werde. „QE1 und QE2 haben wir ja schon. Der S & P wird jetzt noch 15 Prozent fallen. Dann wird QE3 kommen, QE4, QE5, QE6, QE7. Was immer Sie möchten. Die Gelddrucker werden weiter drucken. Die Märkte wird das noch einmal antreiben.“ Die tapfere Frau Matsui wird ihm wohl beipflichten. „Die Welt wird durch Japan auf keinen Fall in die ­Rezession rutschen“, sagt sie unter ihrem Schreibtisch in Tokio.

Das Beben an den Börsen

Die Katastrophe in Japan trifft die Wirtschaft weltweit.
Die Konsequenzen für wichtige Branchen

Japan ist einer der wichtigsten Hersteller von Elektronikgeräten und -kom­ponenten. Marktforscher kalkulieren, dass knapp 25 Prozent aller Halbleiter und rund 15 Prozent aller Computer, Konsum­elektronikgeräte oder Handys aus der Krisenregion stammen. Neben japanischen Unternehmen hat auch Texas Instruments, der zweitgrößte US-Chiphersteller, Schäden an seinen Anlagen in der Krisenregion gemeldet. Selbst dort, wo Produktionsstätten unversehrt blieben, droht Gefahr – durch Probleme bei Zulieferern, Stromausfälle, zerstörte Infrastruktur, im schlimm-sten Fall durch radioaktive Verseuchung.

Die komplexen Verflechtungen der Unternehmen verschärfen die Lage für die internationalen Technologiekonzerne – an der Produktion von Apples iPhone etwa dürften neun Unternehmen aus sechs Ländern, darunter auch Japan, beteiligt sein. Auch Engpässe bei wichtigen Chemikalien, wie sie beispielsweise Qualcomm für die Verankerung von Chips in Gehäuseteilen benötigt, können zu Produktionsausfällen führen. Für einige Tech-Unternehmen bietet die Krise Chancen: Das US-Investmenthaus FBR verweist auf Omnivision. Der Spezialist für Kamerachips sei eines der wenigen Unternehmen der Branche, das keine Präsenz in Japan habe und am ehesten bei Engpässen einspringen könne.

Als Konsequenz der Katastrophe könn­ten mittelfristig sogar die Auftrags­bestände aller Chiphersteller steigen – wenn die Elektronikkonzerne ihre bislang bewusst niedrigen Lagerbestände aufstocken, um künftig Engpässe zu vermeiden.

Toyota ist von der Katastrophe stark betroffen
Automobil: In Japan wurden im vergangenen Jahr knapp zehn Millionen Fahrzeuge hergestellt – rund zwölf Prozent der weltweiten Produktion. Die Hälfte davon ging in den Export. Da Toyota wichtige Produktionsstandorte im Norden Japans hat, kann vermutet werden, dass der Konzern stärker von der Katastrophe betroffen ist als Mazda, Mitsubishi oder Suzuki, so das Car-Center der Uni Duisburg-Essen. Die finanziellen Belastungen für den Wiederaufbau könnten zudem den finanziellen Spielraum für Innovationen einschränken.

Ein Produktionsausfall der Japaner wird auf dem Weltmarkt Lücken schaffen für amerikanische und europäische Konkurrenten. Da japanische Konsumenten bevorzugt heimische Marken kaufen, haben die deutschen Hersteller in der Krisen­region verhältnismäßig wenig zu verlieren. BMW setzte im vergangenen Jahr drei Prozent seiner Fahrzeuge in Japan ab, Mer­ce­des-Benz rund 2,5 Prozent, Volkswagen rund ein Prozent. Etwas größer ist das Japan-Geschäft der Lkw-Sparte von Daimler, die auch selbst vor Ort produziert und etwa sieben Prozent ihrer Fahrzeuge in Japan verkauft. Dem höheren Umsatzrisiko bei den Trucks steht größeres Potenzial beim Wiederaufbau entgegen.
Die deutschen Hersteller halten sich mit Hochrechnungen zu wirtschaftlichen Schäden bislang zurück. Ein Grund ist die komplexe Produktionskette. Vor allem Engpässe bei Elektronikteilen könnten zu Ausfällen führen. „Die Zulieferer sind die große Unbekannte“, warnt die Unternehmens­beratung J. D. Power.

Die Aktien japani­scher Bauunternehmen werden überdurchschnittlich profitieren
Bauindustrie: Die Aktien japani­scher Bauunternehmen sind nach der Katastrophe um bis zu 40 Prozent gestiegen, da die Unternehmen tragende Kräfte beim Wiederaufbau sein werden. Deutsche Baukonzerne wie Hochtief oder Bilfinger Berger und der Zement­hersteller HeidelbergCement dürften hier keine Rolle spielen. „Die japanische Baubranche ist mehr oder weniger eine geschlossene Gesellschaft“, erklärt die DZ Bank. Zu den wenigen Ausnahmen könnte die Bauer AG aus dem SDAX zählen, die zwar nur einen kleinen einstelligen Prozentsatz ihres Umsatzes in Japan erwirtschaftet, als Hersteller von Tiefbaugeräten aber ein international anerkannter Spezialist ist.

Luxusgüter: Obwohl das Geschäft mit teurem Schmuck, Kleidung und Taschen in Japan seit Jahren stagniert, ist das Land hinter den USA und knapp vor China der zweitwichtigste Markt. Analysten schätzen den Umsatzanteil auf elf Prozent. Besonders hoch ist das Japan-Gewicht bei Hermès, Tiffany und Bulgari mit knapp 20 Prozent, schätzt die Investmentbank UBS. Entscheidend für die weitere Geschäftsentwicklung der Unternehmen in Japan ist die Lage in Tokio – dort stehen die meisten Luxusshops. Die Bilder aus dem Krisengebiet dürften aber auch in anderen Regionen der Welt die Konsumlust drücken. „Luxusumsätze hängen stark von der Zuversicht der Leute ab“, heißt es bei der Schweizer Bank Sarasin. LVMH, Burberry und Hugo Boss, die weniger als zehn Prozent ihres Umsatzes in der Krisenregion erwirtschaften, sollten Einbußen am ehesten auffangen.

Airlines: Japan steht für drei bis fünf Prozent des weltweiten Umsatzes der Branche, kalkuliert die Citigroup. Wichtiger als Flugausfälle dürften für die Bilanzen der Airlines indirek te Effekte sein, etwa Währungsverschiebungen oder das weltweite Geschäftsklima. Sollte der Ölpreis als Folge der Japan-Krise deutlich sinken, würde das die Airlines entlasten.

Neben alternativen Energiequellen steigt die Gasnachfrage
Energie: Neben Deutschland überdenken viele Staaten ihre Energie­politik. Neben alternativen Energiequellen dürfte das die Gasnachfrage steigern. Schon jetzt ziehen die Preise an, weil Japan für den Wiederaufbau Energieengpässe auffangen muss. Die UBS sieht als potenzielle Lieferanten unter anderem Royal Dutch und Total. Preisanhebungen in Europa könnten sich positiv auf Eni und Gazprom auswirken.

Investor-Info

Die Märkte nach der Katastrophe
Aktien im Minus, Öl im Plus
Seit Freitag, dem 11. März, gab es als Reaktion auf das ­Beben und die atomaren Probleme teils deutliche Verluste an den Finanzmärkten. Am stärksten betroffen war die Börse in Tokio, doch auch die Verluste an den ­europäischen Märkten sind deutlich. Auffällig sind die moderaten Verluste beim Dow Jones. Die Rohstoffpreise stiegen nach anfänglichen Verlusten wieder. Gewinne verzeichneten auch Staatsanleihen und der Euro. Dramatisch die Entwicklung beim Yen: Nachdem die Währung am Donnerstag auf ein 26-Jahre-Hoch gestiegen war, intervenierten die G 7-Staaten und drückten den Kurs.

Der Nikkei 1995 und heute
Verluste nach dem großen Beben
Erinnerungen an die Folgen des schweren Erdbebens von Kobe am 17. Januar 1995 werden wach. Es war die bisher kostenträchtigste Naturkatastrophe überhaupt. Etwa 100 bis 130 Milliarden Dollar betrug der Schaden damals. In den Folgemonaten des schweren Bebens verlor der Nikkei-Aktienindex mehr als 25 Prozent, erholte sich aber noch im selben Jahr. Zum Vergleich: Das damalige Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) betrug 53 (nach einer Berechnung der japanischen Nomura-Bank). Aktuell weist das Börsenbarometer ein KGV von lediglich 14 auf.

Japan und die Weltwirtschaft
Die Bedeutung nimmt stetig ab
Die Katastrophe von Sendai hat mit Sicherheit Auswirkun­gen auf die Weltwirtschaft, da Japan zu den wichtigsten Industrienationen gehört. Sie sind aber limitiert. Seit Mitte der 90er-Jahre nimmt der Anteil der japanischen Wirtschaftsleistung an der Weltkonjunktur stetig ab. 18 Prozent betrug der Anteil im Jahr 1995, jetzt sind es nur noch 8,7 Prozent. Vor allem China, Indien und ­Brasilien sind in den vergangenen Jahren zu neuen ­Wirtschaftsmächten aufgestiegen.

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Bildquellen: Ursula Dodel, 2004-2009 Fraport AG

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