Gold: Rettung in der Not
Anleger vertrauen auf Gold. Eine gute Wahl – solange die Schuldenkrise nicht bewältigt ist. Das Edelmetall kletterte vergangene Woche rasant über die Marke von 1.600 Dollar.
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von Martin Blümel, €uro am Sonntag
Ein neuer Rekord. Der Goldpreis kletterte vergangene Woche rasant über die Marke von 1.600 Dollar. Vor den Filialen diverser Goldhändler in der Republik sollen sich lange Schlangen wartender Kunden gebildet haben. Und börsengehandelte Goldprodukte (ETCs und ETFs) verzeichneten Rekordzuflüsse. Auslöser des „Gold-Runs“ waren wohl das Übergreifen der Schuldenkrise auf das bisher vermeintlich solvente Italien, die Querelen um die Rettung Griechenlands und der anhaltende Budgetstreit in den USA.
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Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.Die Sorgen der Anleger sind groß und bleiben es wohl auch: Sei es der fehlende Durchbruch bei der Bewältigung der Eurokrise, die Möglichkeit eines Staatsbankrotts in den USA, neue Geldspritzen (QE3) oder die Ernüchterung über das abflauende globale Wirtschaftswachstum. So oder so: Anleger flüchten in Gold und in Krisenwährungen wie den Schweizer Franken oder die Norwegische Krone. Man sichert sich eben gegen alle Eventualitäten ab – Währungsverluste, Aktiencrash, Inflation, Deflation. Auch mit anderen Edelmetallen. Mit Silber etwa, das vergangene Woche wieder über 40 Dollar je Unze stieg, und Platin, das sich der 1.800-Dollar-Marke nähert.
Doch ist die Flucht in Gold der richtige Weg? Darüber gehen die Meinungen sehr weit auseinander. Das Spektrum der Einschätzungen reicht von „Gold als ultimativer Währung“ bis zur Verneinung jeglichen Geldwerts des Edelmetalls. Wirtschaftsprofessor Wilhelm Hankel etwa, einer der größten Eurokritiker überhaupt, hält gar nichts von Gold. Hinter der Hausse stecke ein Aberglaube aus früheren Zeiten. Irgendwann, wenn dieser weiche, werde man feststellen, „dass Gold überhaupt keinen Geldwert hat“. Hankel investiert lieber in Währungen, die er für zukunftssicher hält: Franken, Norwegische Krone und die sogenannten kleinen Dollars aus Kanada, Australien und Neuseeland, also Rohstoffwährungen.
Gold steigt trotzdem. Einerseits spiegelt dies den Fluchtreflex der Anleger wider – was Gold anfällig für heftige Korrekturen macht, sollte die Politik diesseits und jenseits des Atlantiks die Probleme doch in den Griff bekommen. Andererseits ist der kletternde Preis aber auch Ausdruck fundamental bedingter Nachfragesteigerungen: In Indien und in China nimmt dank des steigenden Lebensstandards die Lust auf das Edelmetall zu, ebenso der Bedarf der Industrie und der Schmuckbranche.
Einen wichtigen Einfluss auf die weitere Entwicklung beim Gold hat aber auch die mittelfristige Tendenz bei den Zinsen. Bislang lagen die realen Zinsen weltweit auf niedrigem bis negativem Niveau – ein gutes Argument für den Besitz von unverzinstem Gold. Aber ein wackliges Argument, wenn denn auch die großen Notenbanken der Welt die Zinsen normalisieren sollten. Die EZB hat es vorgemacht, die USA zögern noch.
Noch aber stehen die fundamentalen Motive für eine Anlage in Gold im Schatten der emotionalen. „Wenn man genau hinschaut, gibt es nicht eine, sondern drei Krisen – eine Krise der privaten Verschuldung, eine der Banken und eine Krise der Staatsverschuldung“, sagt Martin Hüfner, Chefökonom von Assenagon Asset Management. „Bei zweien davon gibt es Fortschritte, und ein Ende ist abzusehen. Für die dritte, zweifellos die schwerste, steht eine Lösung noch aus.“ Geht es nach Hüfner, dann ist bei letzterer Krise noch nicht einmal der Höhepunkt erreicht.
Also was tun als Anleger? Eine Mischung aus Aktien, Unternehmensanleihen und Gold könnte sich als bester Schutz erweisen. Oder wie Hüfner sagt: „Investitionen in Sachwerte wie Gold und Immobilien schützen vor einem schlechten Ausgang der Krise. Investitionen in Finanzvermögen wie Aktien bieten die Chance, von einem günstigen Ausgang zu profitieren.“