Vermögensverwalter-Kolumne

Gold - Zinslos, aber nicht wertlos!

23.04.25 09:01 Uhr

Gold - Zinslos, aber nicht wertlos! | finanzen.net

Gold fasziniert die Menschheit seit Jahrtausenden als Symbol für Reichtum und Beständigkeit. Der Goldpreis steigt seit Monaten von einem Rekord zum nächsten. 3.391,62 Dollar kostet eine Unze am 21. April 2025 - so viel wie noch nie.

Viele Anleger stehen jetzt auch vor der Frage, ob sich der Einstieg noch lohnt. Oder ist der Preis schon heiß gelaufen? Was bedeutet es für Privatanleger, wenn es heißt: "Gold zahlt keine Zinsen?"

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Gold im Wandel - Vom Zahlungsmittel zum Wertspeicher

Die Geschichte des Goldes als Zahlungsmittel reicht bis ins 6. Jahrhundert v. Chr. zurück, als in Kleinasien die ersten Goldmünzen geprägt wurden. Über die Jahrhunderte etablierte sich das Edelmetall in vielen Kulturen als Mittel für Handel und zur Wertaufbewahrung. Im 19. Jahrhundert wurde Gold zur Basis des internationalen Währungssystems, bevor es im 20. Jahrhundert schrittweise von Fiat-Währungen abgelöst wurde. Fiat-Währungen sind von Regierungen geschaffene Währungen ohne inneren materiellen Wert (wie beispielsweise die Golddeckung), deren Wert auf dem Vertrauen in die ausgebende Institution und der allgemeinen Akzeptanz als Tauschmittel basiert. Trotz dieser Entwicklung behielt Gold seine Bedeutung als Reservewährung und sicherer Hafen in Krisenzeiten. Mit dem Ende des Goldstandards Anfang der 1970er-Jahre veränderte sich die Rolle des Edelmetalls grundlegend. Statt als gesetzliches Zahlungsmittel zu fungieren, wurde es mehr und mehr zur strategischen Anlageklasse. In Zeiten von Finanzkrisen, Inflation oder geopolitischen Spannungen erlebte der Goldpreis häufig einen deutlichen Anstieg, was seine Funktion als Krisenwährung unterstreicht.

Zinslos, aber wertvoll - Vorteile für Anleger

Auch ohne laufende Erträge bietet Gold Privatanlegern klare Vorteile. Es gilt als bewährter Schutz vor Inflation. Steigen die Preise, verliert Papiergeld an Kaufkraft. Gold hingegen behält oder steigert seinen Wert. In wirtschaftlich oder politisch instabilen Zeiten dient es als sicherer Hafen, da es unabhängig von staatlicher Geldpolitik ist. Zudem weist Gold eine geringe Korrelation zu Aktien und Anleihen auf und kann dadurch zur Diversifikation eines Portfolios beitragen sowie das Gesamtrisiko

reduzieren. Zusätzlich ist Gold weltweit anerkannt und jederzeit handelbar. Im Gegensatz zu Immobilien oder Beteiligungen ist es ein liquider Vermögenswert, der schnell in Bargeld umgewandelt werden kann. Gerade in unsicheren Zeiten ist diese Eigenschaft für viele Anleger von großem Wert. Zudem ist Gold in vielen Ländern steuerlich begünstigt: In Deutschland beispielsweise ist der Verkauf von physischem Gold nach einer Haltedauer von einem Jahr steuerfrei. Dies kann in einem langfristigen Vermögensaufbau durchaus attraktiv sein.

Gold ist kein Allheilmittel

Der Verzicht auf Zins- oder Dividendenerträge macht Gold für einkommensorientierte Anleger weniger attraktiv. Die Lagerung von physischem Gold verursacht zusätzliche Kosten und erfordert Sicherheitsvorkehrungen. Und obwohl Gold als relativ stabil gilt, ist es nicht immun gegen starke Preisschwankungen, die durch geopolitische Spannungen, Währungsschwankungen oder geldpolitische Maßnahmen ausgelöst werden können. Hinzu kommt, dass der Goldpreis stark von psychologischen Faktoren beeinflusst wird. Angst vor Inflation oder Finanzkrisen kann zu kurzfristigen Preissprüngen führen - genauso wie Entspannung an den Märkten zu Kursrückgängen führen kann. Gold reagiert oft nicht rational, sondern emotional. Das macht es schwer vorhersehbar und erfordert ein gutes Timing beim Kauf und Verkauf.

Aktuelle Bewertung und Marktausblick

Der Goldpreis hat in den letzten Jahren deutlich zugelegt und lag Mitte April 2025 bei rund 3.391,62 US-Dollar bzw. rund 3.180 bis 3.210 Euro pro Unze (je nach Wechselkurs). Treiber dieser Entwicklung sind geopolitische Unsicherheiten - insbesondere der Handelskonflikt zwischen den USA und China -, Inflationsängste sowie eine gestiegene Nachfrage von Zentralbanken. Ein zusätzlicher Unsicherheitsfaktor ist die politische Einflussnahme des wieder erstarkten Donald Trump, der die Unabhängigkeit der US-Notenbank infrage stellt. Das belastet das Vertrauen in den US-Dollar, der gegenüber dem Euro schwächelt - und treibt den Goldpreis weiter nach oben. Viele Analysten erwarten für das Jahr 2025 einen weiteren Preisanstieg. Goldman Sachs etwa prognostiziert einen möglichen Anstieg auf bis zu 3.950 US-Dollar pro Unze, sollte sich die wirtschaftliche Lage weiter eintrüben. Die Nachfrage nach physischem Gold, etwa in Form von Münzen oder Barren, ist besonders in Ländern mit hoher Inflation oder schwacher Währung sehr hoch. Auch technologische Entwicklungen wie die Einführung goldgedeckter Kryptowährungen oder ETFs auf physisches Gold eröffnen neue Anlagemöglichkeiten und könnten die Attraktivität des Edelmetalls weiter steigern.

Stabilität statt Rendite - Gold im Portfolio

Im Vergleich zu zinstragenden Anlagen wie Anleihen generiert Gold keine laufenden Erträge. Historisch gesehen erzielten Aktien höhere Renditen, wiesen jedoch auch stärkere Schwankungen auf. Ob Gold in ein Portfolio passt, hängt von den individuellen Zielen, der Risikoneigung und dem ökonomischen Umfeld ab. Als strategische Beimischung kann Gold zur Stabilität beitragen und insbesondere in Krisenzeiten den Gesamtwert des Portfolios stützen. Viele Vermögensverwalter empfehlen eine Goldquote zwischen fünf und zehn Prozent des Gesamtportfolios. Diese Quote kann je nach Risikoprofil und Marktumfeld angepasst werden. Wichtig ist, dass Gold nicht als alleinige Lösung verstanden wird, sondern als Teil einer breit aufgestellten Anlagestrategie.

Gold als wertvolle Ergänzung trotz Zinsverzicht

Auch wenn Gold keine Zinsen zahlt, bleibt es ein wertvolles Gut mit jahrtausendealtem Vertrauen. Seine Funktion als Inflationsschutz und sicherer Hafen macht es für viele Anleger attraktiv. Die Entscheidung für oder gegen eine Goldanlage sollte jedoch stets im Kontext der persönlichen finanziellen Ziele und des aktuellen wirtschaftlichen Umfelds getroffen werden. Gold ist kein Alleskönner, aber ein verlässlicher Begleiter. In einer Welt voller Unsicherheiten und komplexer Finanzmärkte kann es einen stabilisierenden Beitrag leisten. Wer es versteht, Gold als langfristige Beimischung im Portfolio zu nutzen, profitiert nicht nur von seinem symbolischen Wert, sondern auch von seiner realen Bedeutung als "wertlose" Währung mit bleibender Substanz.

von Markus Richert, CFP® und Seniorberater Vermögensverwaltung bei der Portfolio Concept Vermögensmanagement GmbH in Köln.

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Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.