Ölschwemme voraus?

Nach der Einigung von OPEC und OPEC+: Das erwarten Experten jetzt für die Ölpreise

21.07.21 23:18 Uhr

Nach der Einigung von OPEC und OPEC+: Das erwarten Experten jetzt für die Ölpreise | finanzen.net

Die Einigung zwischen dem Ölkartell OPEC und seinen Partnerländern OPEC+ auf eine deutliche Erhöhung der Ölproduktion hat für starke Schwankungen bei den Ölpreisen gesorgt. So schätzen Analysten die Lage jetzt ein.

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• Einigung auf Produktionsausweitung hat Ölpreise sinken lassen
• Experten erwarten keine Ölschwemme
• Kurzzeitige Schwankungen aber möglich

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Die Weltkonjunktur erholt sich und die Öl-Allianz reagiert: Nach zähen Verhandlungen haben sich OPEC und OPEC+ am Wochenende auf eine Steigerung der Tagesproduktion um 400.000 Barrel geeinigt. In den letzten Wochen hatte ein interner Streit das Vorgehen des Ölkartells belastet und eine Einigung hinausgezögert. Dabei war es vorrangig um Förderquoten gegangen, bei denen sich Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate nicht einig wurden. Die Ölpreise gerieten nach Bekanntgabe der Einigung deutlich unter Druck, zeigten am Folgetag aber wieder leichte Erholungstendenzen.

Analysten erwarten keine Ölschwemme

Ed Morse, der bei der Citigroup die globale Leitung des Rohstoff-Research inne hat, glaubt nicht, dass eine Ausweitung der Ölproduktion zu einer Ölschwemme sorgen und die Ölpreise künftig massiv unter Druck setzen wird. In einem Interview mit "Bloomberg TV" erklärte er, die angekündigte Angebotserhöhung um 400.000 Barrel am Tag werde sich als mager herausstellen. Obwohl die COVID 19-Pandemie in Teilen der Welt explodiere, sei die Ölnachfrage "signifikant höher", so der Experte. Seiner Ansicht nach sei bis zum Ende des Sommers mit deutlich steigenden Ölpreisen zu rechnen.

Vandana Hari, die Gründerin von Vanda Insights in Singapur, die noch vor wenigen Wochen erklärt hatte, dass Investoren für die Erholung der Ölmärkte möglicherweise zu optimistisch seien, nahm die Entscheidung von OPEC und OPEC+ unterdessen ebenfalls positiv auf. Der Deal beweise, dass die OPEC+ nicht nur sehr intakt sei, "sondern auch auf dem richtigen Weg ist, eine kontrollierte und vorsichtige Reduzierung der Kürzungen zu bewältigen, um auch nur das geringste Risiko eines Überangebots am Markt zu vermeiden", wird die Expertin von Bloomberg zitiert.

Kurzfristige Ölpreis-Schwankungen möglich

Auch die Experten von Goldman Sachs erwarten angesichts der Einigung von OPEC und OPEC+ auf einen Produktionsanstieg nicht damit, dass am Markt nun mit einer Ölschwemme zu rechnen sei. In einer Notiz an Kunden erklärte Damien Courvalie, die Produktionssteigerung sei "moderat" und würde den Markt im Defizit halten. Die Strategen von Goldman Sachs glauben nicht, dass der OPEC+-Deal sich negativ auf die Ölpreise auswirken wird, "da das Angebot zunehmend die Quelle des Aufwärtsimpulses wird und in den kommenden Monaten Anzeichen für Angebotsengpässe außerhalb der OPEC […] wahrscheinlich werden", zitiert "MarketWatch" aus der Mitteilung der Rohstoffexperten.
Kurzfristig sei aber angesichts der Sorgen um die Delta-Variante des Coronavirus mit Schwankungen am Markt zu rechnen, räumt das Analystenteam von Goldman Sachs ein.

Ähnlich äußerte sich am Vortag auf Eugen Weinberg, der bei der Commerzbank als Leiter der Rohstoffanalyse tätig ist. Die zwischenzeitlichen Preisabschläge bei Öl erklärte er gegenüber tagesschau.de damit, dass "kurzfristig mehr Öl auf den Markt fließt". Dennoch komme dies in einer Zeit, in der sich wegen der globalen Konjunkturerholung auch die Nachfrage erhole, zum richtigen Zeitpunkt, kommentierte der Experte. Seiner Ansicht nach sei auch mit tendenziell günstigerem Öl und einer leichten Entspannung am Ölmarkt zu rechnen. "Für den Verbraucher ist das grundsätzlich eine gute Nachricht."
Im kommenden Jahr könne der Ölpreis allerdings noch belastet werden, da nun "längerfristig mehr Rohöl von der Opec plus verfügbar" sei und unklar sei, "ob der Markt dieses zusätzliche Öl benötigt".

Mit Preisabschlägen auf kurze Sicht rechnet ebenfalls Daniel Hynes, Senior Rohstoffstratege bei der Australia & New Zealand Banking Group. "Die am Wochenende erzielte Einigung wird wahrscheinlich kurzfristig zu weiterer Schwäche führen, da Investoren ihre Positionen aufgrund der Aussicht auf ein höheres Angebot auflösen", betonte der Experte. Allerdings sei der Ausverkauf voraussichtlich nur von kurzer Dauer, so Hynes weiter.



Redaktion finanzen.net

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