Goldpreis: Die Aussichten für das Edelmetall
Krisenwährung in der Krise - Der Crash beim Goldpreis kam für viele überraschend. Was waren die Ursachen? Und wie entwickelt sich der Goldpreis weiter?
von Emmeran Eder, Euro am Sonntag
Des einen Leid ist des anderen Freud. Während Goldbesitzer am 12. und 15. April weltweit in Panik gerieten und beim Crash des Edelmetallpreises viel Geld verloren, machten einige Spekulanten ein kleines Vermögen. So konnte ein Kunde einer britischen Investmentbank 10.000 Put-Optionsscheine, die er für 700 Euro am 11. April erworben hatte, am 15. April für 100 000 Euro verkaufen. Das entspricht einer Verhundertvierzigfachung des Einsatzes in nur zwei Tagen.
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Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.Der Put kostete nur sieben Cent und war nach dem Crash plötzlich zehn Euro wert, weil die Volatilität von Gold geradezu explodierte. Der Grund für die vorher so geringe Schwankungsbreite war, dass der Goldpreis seit dem Jahr 2001 bis auf kurze Unterbrechungen immer nur die Richtung nach oben kannte. Das machte Investoren sorglos. Nur wenige rechneten wirklich mit einem Absturz.
Dabei gab es durchaus Anzeichen, die auf ein Ende der Hausse hindeuteten. So stieg der Goldpreis anders als in früheren Krisen in der Zypern-Krise kaum an. Auch die lockere Geldpolitik der Japaner seit Ende 2012 machte dem glänzenden Metall keine Beine. Zudem ist von Inflation in Europa, Japan und den USA nichts zu sehen, obwohl die Zentralbanken den Geldhahn weit aufgedreht haben. Damit rückte die Funktion von Gold als Inflationsschutz immer mehr in den Hintergrund.
Sorge bereitet den Investoren auch, dass die US-Notenbank Fed wegen der gut laufenden US-Konjunktur 2014 wohl die Zinsen erhöhen wird. Vor allem US-Goldbesitzer schichteten verstärkt in Aktien um. Als dann auch noch Investmentbanken wie Goldman Sachs und JP Morgan vor dem Ende der Goldhausse warnten und das Gerücht aufkam, die Notenbank Zyperns müsse ihre Goldbestände zwangsverkaufen, brachen alle Dämme.
Eine ungute Mischung
„Es war eine Gemengelage vieler schlechter Nachrichten, die zum Crash führte“, meint LBBW-Edelmetallanalyst Thorsten Proettel. Der Goldpreis je Feinunze brach am vergangenen Montag um zehn Prozent von 1.478 auf 1.322 US-Dollar ein, das war der höchste prozentuale Tagesverlust seit 1983. Dabei war er am Freitag zuvor schon um fünf Prozent gefallen. An der Warenterminbörse Comex in New York wurde am Montag das Rekordvolumen von 750.000 Goldkontrakten gehandelt. Auf dem Papier wurden damit 2.300 Tonnen Gold bewegt — 80 Prozent der globalen Jahres-Goldminenproduktion.
Zum Absturz trugen auch charttechnische Programme bei, die bei Unterschreiten wichtiger Marken wie 1.520 und 1.400 Dollar automatische Verkäufe auslösten.
In den vergangenen Tagen hat sich der Goldpreis wieder leicht erholt. „Das war zu erwarten, da der schnelle Rückgang eine Überreaktion war“, sagt Proettel. Vor allem Privatanleger und Asiaten kauften. Proettel bleibt aber pessimistisch. Er fürchtet, dass Anleger höhere Preise zum Ausstieg nutzen. Zumal das Stimmungsumfeld für die Preziose schon seit Oktober eingetrübt sei. Seither fiel der Goldpreis peu à peu von 1.800 auf 1.560 Dollar.
„Der Nimbus als sicherer Hafen ist angeschlagen“, meint Proettel. Er rechnet kurzfristig mit einer technischen Erholung, dann aber wieder mit einem Rückfall. In zwölf Monaten sieht er den Goldpreis bei 1.300 Dollar. Die jahrelange Goldhausse sei vorbei. Das Erreichen der alten Höchstmarken um 1.900 Dollar hält er für ausgeschlossen. Anlegern, die physisches Gold im Depot haben, rät er jedoch nicht mehr zum Verkauf. Als Absicherungsinstrument habe Gold weiterhin seine Berechtigung.
Pessimistisch für Gold ist auch der Vermögensverwalter Max Schott gestimmt. Er riet bereits im Dezember, Goldpositionen zu reduzieren, da die Inflation niedrig und das Auseinanderbrechen der Eurozone am Markt derzeit kein Thema sei. „Die großen ETF-Fonds trieben den Goldpreis spekulativ nach oben und nicht mehr die physische Nachfrage“, sagt er.
Schott hält einen Rückgang bis auf 1.250 Dollar für durchaus realistisch. Dort verlaufe eine starke Widerstandslinie. Werde sie durchbrochen, sei sogar ein Rückfall bis auf 1.000 Dollar möglich.
Tiefer werde es jedoch kaum gehen. Da ist er sich mit Proettel einig. Denn bei 1.000 Dollar liegen in etwa die Produktionskosten der Goldminen für eine Feinunze des glänzenden Metalls, die in den vergangenen Jahren zweistellig gestiegen sind. „Einen Crash wie in den 80er-Jahren, als Gold um 75 Prozent fiel, wird es dieses Mal nicht geben“, sind sich Proettel und Schott sicher.
Optimistischer ist Daniel Briesemann, Rohstoffprofi bei der Commerzbank. Der Abwärtsdruck sei vor allem durch den Futures-Markt ausgelöst worden. „Die Positionierung von Spekulanten ist zwar historisch betrachtet niedrig gewesen, offenbar haben sie aber nun ihre letzten Reste verkauft“, so Briesemann. Dagegen seien die ETF-Abflüsse von 250 Tonnen seit Jahresbeginn vernachlässigbar. Aus Asien und Europa käme nun aber schon wieder eine robuste physische Nachfrage.
Fundamental gut unterstützt
Nichts geändert habe sich hingegen an den unterstützenden fundamentalen Faktoren für Gold: hohe Staatsverschuldung, Abwertungswettlauf der Währungen, enormes Aufblähen der Geldmenge, niedrige Realzinsen und globale Unsicherheit in Sachen Wirtschaftsentwicklung. Die Commerzbank rechnet daher zum Jahresende mit einem Goldpreis von 1.650 Dollar.
Die Experten sind sich also uneinig über die weitere Entwicklung des Goldpreises. Kurz- bis mittelfristig orientierte Anleger sollten erst einmal eine Bodenbildung abwarten, bevor sie einsteigen. Wer noch nicht verkauft hat, sollte Gold halten, da das Abwärtspotenzial nun begrenzt ist. Risikobereite Anleger können dagegen einsteigen. Dazu bieten sich Knock-out- und Discount-zertifikate oder Inline-Optionsscheine an (siehe Investor-Info). Jedoch unbedingt Stoppkurse setzen! Auf ähnliche Erträge, wie sie an den Crashtagen mit Puts möglich waren, dürfen Anleger aber nicht hoffen. Solche Gewinne gibt es nur einmal im Leben.
Investor-Info
Inline-Optionsschein
Seitwärtsphase bringt Gewinn
Mit dem Inline-Optionsschein der Société Générale setzen Anleger auf eine Bewegung des Goldpreises zwischen einer Untergrenze bei 1.150 US-Dollar und einer Obergrenze bei 1.700 Dollar. Wird bis zur Fälligkeit im Dezember keine der beiden Barrieren berührt, werden Anlegern zehn Euro ausgezahlt. Das entspricht beim aktuellen Inlinerkurs von 7,10 Euro 40,85 Prozent Rendite. Vorsicht: Wird die Ober- oder Untergrenze touchiert, entsteht Totalverlust.
Discountzertifikat
Gold mit Rabatt
Pendelt der Goldpreis weiterhin um 1.400 US-Dollar, liegen Anleger mit dem Discountzertifikat der Commerzbank richtig. Es weist eine Obergrenze (Cap) von 1.400 Dollar auf. Da Investoren die Feinunze Gold mit einem Abschlag von 6,6 Prozent zum aktuellen Goldpreis erwerben, können sie trotzdem eine maximale Rendite von 7,15 Prozent erzielen. Erst unter 1.307 Dollar entstehen Verluste. Das Papier ist nicht währungsgesichert.
Knock-out-Call
Gehebelt auf Gold setzen
Derzeit sind die Bewegungen beim Goldpreis heftig. Trader können daran mit Knock-out-Zertifikaten verdienen. Mit dem Open-End-Knock-out-Call der Deutschen Bank, auch Wave genannt, setzen Anleger mit einem Hebel von drei auf einen steigenden Goldpreis. Die Knock-out-Barriere liegt bei 939,50 Dollar, ist also 32,80 Prozent entfernt. Das Papier eignet sich nur für risikobewusste Investoren, da bei fallenden Kursen hohe Verluste entstehen.
Knock-out-Put
Zur Absicherung geeignet
Wer vom Ende der Goldhausse überzeugt ist oder seine Bestände absichern will, greift zum Knock-out-Put von Goldman Sachs auf die Feinunze Gold. Mit einem Hebel von zwei profitieren Anleger von sinkenden Edelmetallnotierungen. Die Knock-out-Barriere liegt bei 2.058 Dollar — 47 Prozent entfernt. Nur spekulative Anleger sollten sich engagieren, da steigende Goldkurse zu hohen Verlusten führen.