Turbulenzen auf dem Rohstoffmarkt: Darum kann die Volatilität bei Öl, Gold und Silber auch eine Chance sein
Für Rohstoff-Anleger kam das Jahr 2020 bisher einer Achterbahnfahrt gleich. Während die Edelmetalle Gold und Silber bisher zu den großen Gewinnern gehören, ging es für den Ölpreis rapide bergab. Wie Experten schätzen, birgt die erhöhte Schwankungsanfälligkeit jedoch auch Möglichkeiten.
Werte in diesem Artikel
• Gold und Silber mit Preissteigerung in 2020
• Nachfrageeinbruch belastet Ölpreis massiv
• "Langfristiger Anreizpreis" als wichtiges Investmentkriterium
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Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.Dass 2020 ein außergewöhnliches Jahr darstellt, dürfte allseits bekannt sein. Die noch immer grassierende Corona-Pandemie hat alle Bereiche des sozialen und wirtschaftlichen Lebens durchdrungen und nicht nur die internationalen Aktienmärkte auf den Kopf gestellt. Auch an den Rohstoffmärkten sorgte die neue Ausgangslage bisher für große Turbulenzen, die sich für einige Commodities als positiv, für andere wiederum als negativ erwies.
Goldpreis könnte weiter steigen
Die großen Profiteure der Corona-Pandemie am Rohstoffmarkt sind bisher ohne Zweifel die Edelmetalle Gold und Silber. Beide konnten in diesem Jahr eine sagenhafte Rally an den Tag legen. So erreichte der Goldpreis Anfang August ein Rekordhoch von etwa 2.070 US-Dollar und knackte damit sogar die psychologisch wichtig Marke von 2.000 US-Dollar je Feinunze. Seitdem hat sich der Preis zwar wieder etwas von seinem Hoch entfernt, die Aussichten sind nach Meinung verschiedener Rohstoff-Analysten jedoch weiterhin gut. So rechnen beispielsweise die Experten von Heraeus damit, dass der Goldpreis in den kommenden Monaten bis auf 2.200 US-Dollar ansteigen könne.
Auch Metals Daily-Rohstoffkenner Ross Norman bleibt weiterhin bullish, wie er gegenüber MarketWatch äußerte: "Die Faktoren, die die Goldrally angestoßen haben, sind noch immer aktuell". Es ist allgemein bekannt, dass das Edelmetall gerade in unsicheren Zeiten als eine Art sicherer Hafen gefragt ist. Aufgrund des unbestimmten Fortgangs der Corona-Pandemie bleibt dementsprechend auch die Ungewissheit hoch und damit das Bedürfnis, sich mit Gold abzusichern. Doch nicht nur Corona, auch die bevorstehenden US-Präsidentschaftswahlen im November tragen zur Unruhe bei. Daneben hat der Goldpreis in der letzten Zeit vor allem durch eine anhaltende Dollar-Schwäche profitiert. Diese wiederum wird hervorgerufen durch die expansive Geldpolitik der US-Notenbank Fed, die daneben Inflationssorgen schürt. Alles Faktoren, die den Goldpreis weiter nach oben treiben dürften.
Auch Silber weiter gefragt
Doch auch der kleine Bruder Silber hat sich in diesem Jahr besonders gut geschlagen. Im Gegensatz zu Gold wird Silber nicht nur als Wertspeicher genutzt, sondern findet auch in der Industrie Anwendung. Die wirtschaftliche Erholung, die mit sinkenden Neuinfektionszahlen einhergeht, hat dem grauen Metall daher noch zusätzlichen Aufwind gegeben und den Preis in die Höhe getrieben. Metals Daily schätzt, dass dieser bis Jahresende auf 35 US-Dollar ansteigen könnte, was laut Norman eine "massive Steigerung von 95 Prozent" darstellen würde.
Ölpreis von einbrechender Nachfrage belastet
Und dann wäre da noch der Ölpreis, der ohne Zweifel der größte Verlierer des Jahres ist. So hat die Corona-Krise und die damit einhergehende Verlangsamung der globalen Konjunktur zu einem Nachfrageeinbruch bei dem Schwarzen Gold geführt. Die Folge: rasant fallende Ölpreise. So kam es, dass Ende April der WTI-Ölkontrakt für den Monat Mai sogar ins Negative fiel. Erstmals musste ein Ölanbieter also sogar Geld dafür bezahlen, sein Öl überhaupt loszuwerden. Auch wenn es für die Nordseesorte Brent nicht ganz so finster aussah, fiel sie im 52-Wochentief dennoch auf 19,33 US-Dollar je Barrel zurück. Seitdem haben sich die Ölpreise zwar wieder etwas gefangen, der Ausblick sieht allerdings nicht gut aus. So geht die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) mittlerweile davon aus, dass der Einbruch der Ölnachfrage in diesem Jahr weitaus größer ausfallen dürfte, als bisher angenommen. Auch für das Jahr 2021 korrigierte das Ölkartell seine Prognose nach unten. Der Grund liegt auch hier weiterhin in der Corona-Pandemie und der damit einhergehenden ausgebremsten wirtschaftlichen Erholung, insbesondere im asiatischen Raum.
"Anreizpreis" lässt auf Ölpreiserholung schließen
Allerdings muss der derzeitige Niedrigpreis von Öl nicht unbedingt schlecht für Rohstoffanleger sein, argumentiert Alissa Corcoran von Kopernik Global Investors gegenüber MarketWatch. Denn dieser liege aktuell unter dem "langfristigen Anreizpreis". Der Anreizpreis gibt an, wie viel ein Rohstoff mindestens kosten muss, damit es sich für die Produzenten noch lohnt, neue Quellen zu erschließen beziehungsweise bestehende Quellen zu unterhalten. Den langfristigen Öl-Anreizpreis sieht sie bei circa 75 US-Dollar je Barrel, glaubt jedoch nicht, dass er bei diesem Level bleiben wird. Da die Nachfrage eingebrochen ist, das Angebot jedoch weiterhin unverändert hoch, wird es für Ölproduzenten dementsprechend unattraktiver ihre Ölfelder weiter zu bewirtschaften. Schließen einige davon, verringert sich das Angebot und der Preis dürfte wieder steigen.
Genau hier sieht die Analystin eine Chance für Anleger: "Die besten Investmentchancen tun sich dann auf, wenn Rohstoffpreise tief unter ihren Anreizpreisen gehandelt werden". Dementsprechende bestehe in der kurzfristigen hohen Volatilität von Rohstoffen "kein Risiko, sondern eine günstige Gelegenheit".
Neben Öl würden im Übrigen noch viele weitere Rohstoffe derzeit unter ihrem Anreizpreis liegen, wir Corcoran im Telefoninterview mit Bloomberg Daybreak Asia angibt. Hier nannte sie konkret noch Erdgas, Kupfer und Uran.
Martina Köhler / Redaktion finanzen.net
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