Auf der Jagd nach dem Goldschatz
Weltweit suchen Explorationsfirmen verstärkt nach Goldvorkommen. Die Unternehmen besitzen dank der Rally des Edelmetalls Kursfantasie.
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von Oliver Ristau, Euro am Sonntag
Der Rhein birgt Gold. Seit Jahrhunderten brechen Abenteurer auf, um nach dem sagenumwobenen Schatz zu suchen, den Hagen von Tronje der Nibelungensage nach im größten deutschen Fluss versenkt haben soll. Tatsächlich finden sich im Rhein heute wie damals Spuren des Edelmetalls, die allerdings nicht aus einem alten Goldschatz stammen, sondern aus dem Gestein, das der Strom auf seinem Weg ausgewaschen hat.
Die Goldgewinnung am Rhein ist schon seit dem Mittelalter bekannt, als der wilde Fluss noch Jahr für Jahr mit dem Hochwasser neue Ablagerungen zutage förderte. Doch wegen den Begradigungen in der Neuzeit sanken die Mengen so stark, dass die Goldgewinnung nicht mehr wirtschaftlich war. Bis vor wenigen Jahren die zum Schweizer Zementkonzern Holcim zählenden Kieswerke Rheinzabern in der Nähe von Karlsruhe eine Renaissance einläuteten und wieder Gold aus den Sanden des Rheins auszuwaschen begannen. Jährlich fördern sie seither mehrere Kilogramm des Edelmetalls, das sie zum Dreifachen des Weltmarktpreises an Goldschmiede der Region verkaufen, die das Rheingold hochpreisig vermarkten.
Wenn auch in Deutschland die Erfolgschancen für Goldschürfprojekte beschränkt sind, die globale Situation sieht anders aus. „Weltweit ist das Potenzial neuer Lagerstätten beträchtlich. Von knappem Gold können wir auch langfristig nicht sprechen“, sagt Peter Buchholz, Goldexperte bei der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) aus Hannover. „Selbst in Gebieten, in denen schon seit Generationen geschürft wird, werden noch neue Vorkommen entdeckt.“ Geologisch ist bekannt, wo Gold besonders oft anzutreffen ist. „Das sind zum Beispiel die alten Granit-Grünsteingürtel in den Urkontinenten Afrikas, Amerikas und Australiens.“ Doch der genaue Verlauf von goldhaltigen Erzzonen bleibt so lange im Boden verborgen, bis er durch konkrete Exploration nachgewiesen wurde. „Unter den Wüstenböden etwa der afrikanischen Kalahari werden reichhaltige Lagerstätten vermutet.“
Die technologische Schwierigkeit besteht darin, in einer bis zum Horizont reichenden Wüste ohne konkrete Hinweise an der Oberfläche den genauen Punkt herauszufinden, unter dem eine Goldader verläuft. Erst mit neuesten Erkundungstechnologien gelingt es, diese und andere Territorien in der Tiefe besser zu erforschen.
Neufunde von Goldminen sind also keine Seltenheit, wenngleich die einfachsten und größten Lager etwa in Südafrika weitgehend erschlossen und ausgebeutet sind. Die Chance auf Neuentdeckungen hat in den vergangenen Jahren eine Vielzahl moderner Goldgräber angelockt. „Bei uns werden wöchentlich Firmen vorstellig, die neue Minen entdeckt haben wollen“, sagt Joachim Berlenbach, Fondsmanager der Earth Resource Investment Group, der mit dem Earth Gold Fund UI einen der erfolgreichsten Gold- und Edelmetallfonds 2009 betreut. Die meisten Projekte seien aber nicht das Papier wert, auf dem sie stünden. „Viele Glücksritter tummeln sich im Markt. Auf eine Firma, die erfolgreich ist, kommen zehn, die es nicht schaffen.“
Da Banken diesen Projekten zunächst kein Fremdkapital anvertrauen, sind die Firmen auf Eigenkapital angewiesen, das sie sich über die Börse besorgen. Größter Marktplatz dafür weltweit ist die TSX Venture Exchange, ein Ableger der Börse von Toronto. „Die Zahl der dort notierten Gold- und Metallexplorationsunternehmen geht in die Tausende“, sagt Werner Ullmann, Edelmetallspezialist beim Augsburger Rohstoffinvestmenthaus ERA Resources.
Die Zugangsbedingungen zur kanadischen Venture-Capital-Börse sind einfach, umfangreiche Verkaufsprospekte nicht nötig. Allein im Oktober haben sich zehn Minenunternehmen neu listen lassen. „Das wichtigste Kriterium zur Beurteilung einer solchen Firma ist das Management“, sagt Ullmann. Ohne persönliche Erfahrungen mit nachweisbaren Erfolgen sei ein Investment sehr kritisch zu betrachten. Die Bandbreite der Firmen reicht von kleinen Entwicklern, die teils nur ein Projekt planen, bis zu erfahrenen Minenunternehmen mit mehreren Produktionsstandorten. Entsprechend variieren die Risiken für Investoren. Bei kleinen Firmen sorgen Meldungen über erfolgreiche Funde schnell für eine Vervielfachung des Aktienkurses. Bei entsprechenden Negativereignissen sind dramatische Einbrüche keine Seltenheit.
Explorationsfirmen beginnen ihr Geschäft üblicherweise mit der Entnahme von Oberflächenproben in einem Gebiet, das nach vorheriger Recherche als goldhaltig eingeschätzt wurde. Sind diese Erfolg versprechend, werden Lizenzen zur Ausbeutung beantragt und größere Gesteinsmengen entnommen. Sind auch diese positiv, beginnen die Bohrungen. „Banken steigen meist erst nach massiven, positiv verlaufenen Bohrungen ein“, erklärt Ullmann. Diese erstellen dann eine Machbarkeitsstudie, die die Explorationskosten und die zu erwartenden Rohstoffausbeuten werthaltig beziffert. Das ist ein guter Einstiegspunkt für Investoren, da das Verlustrisiko nicht mehr so groß ist wie bei einem noch zu erkundenden Unternehmen. Umgekehrt dürfte zu diesem Zeitpunkt allerdings schon ein Teil der Erfolgsgeschichte im Aktienkurs eingepreist sein.
Für Ullmann zeichnet sich ein chancenreiches Minenunternehmen dadurch aus, dass es „etwas identifiziert hat, das über ein hohes Potenzial verfügt“. Das lassen sich die Unternehmen üblicherweise durch unabhängige Gutachter bestätigen. Die strengsten Standards gibt es dabei in Kanada. Kanadische Explorationsunternehmen sind deshalb auch für den Anleger besonders interessant, da sie über eher konservativ geschätzte Vorkommen mit positivem Überraschungspotenzial verfügen. Beispiel Cadan Resources Corporation: Das kanadische Gold-, Silber- und Kupferunternehmen erschließt Minen in Kolumbien und auf den Philippinen und will in Asien noch vor Weihnachten die Goldproduktion aufnehmen. Das Goldpotenzial wurde nach kanadischen Standards bewertet.
Gleichzeitig sind die Abbaukosten mit bis zu 300 Dollar je Unze Gold im Vergleich zu einem international doppelt so hohen Durchschnittsniveau moderat. „Solche Titel können erhebliche Wertzuwächse erzielen“, sagt Ullmann. Denn erst mit der Produktionsaufnahme verfügt das Unternehmen über tatsächliche werthaltige Assets. Das gilt insbesondere dann, wenn die Claims in Staaten mit klarer Minengesetzgebung liegen wie etwa Kanada, USA und Australien mit weitgehend korruptionsfreien politischen Strukturen.
Ullmann rät Anlegern außerdem, darauf zu achten, ob Minenunternehmen ihrer sozialen Verantwortung nachkommen. Trage eine Firma die Minenexploration in Entwicklungsländern auf dem Rücken der einheimischen Bevölkerung aus, drohten Minenblockaden oder Streiks. Der soziale Einsatz vor Ort sei deshalb auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht geboten.
Die Vielzahl an relativ kleinen Explorationsunternehmen im Markt erklärt sich laut Berlenbach mit den tendenziell ebenfalls kleiner werdenden Neufunden. Lag der Goldgehalt in den Minen in den 50er-Jahren noch bei bis zu acht Gramm je Tonne Gestein, ist er mittlerweile auf ein Gramm gefallen. Deshalb bergen neu entdeckte Minen selten mehr als einige Hunderttausend Unzen. „Große Rohstoffkonzerne interessieren sich für Minen ab einer Größenordnung von ein bis zwei Millionen Unzen.“ Sie kaufen im Zweifel lieber eine kleine Firma auf, was regelmäßig zu Übernahmefantasien an der Börse führt.
Grundsätzlich sieht Berlenbach bei ausgewählten Goldexplorern noch reichlich Kurspotenzial. „Den panikartigen Einbruch im Vorjahr haben viele Minengesellschaften noch längst nicht aufgeholt.“ Dabei sei die Investmentstory intakt. Dazu komme der Anstieg des Goldpreises der letzten Monate, der sich in den Kursen der Goldschürfer ebenfalls noch nicht widerspiegelt.
Die Goldnachfrage werde angesichts des instabilen Finanzsystems auch noch lange anhalten, erwartet Berlenbach. Zuletzt hat der Kauf der indischen Zentralbank von 200 Tonnen Gold aus Beständen des Internationalen Währungsfonds den Run auf Gold erneut befeuert. Eine Minenrally wird damit wahrscheinlicher. „Unter den Minengesellschaften gibt es Titel mit sehr attraktiver Bewertung.“ Das Nachholpotenzial dürfte bei ausgewählten Werten 30 Prozent und mehr betragen. Auch der Verlauf des S & P-TSX-Venture-Index der Torontoer Börse, der 500 Unternehmen vor allem aus der Minen- und Rohstoffszene repräsentiert, ist ein Indikator für die bisherige Unterentwicklung. Seit dem Tiefstand Ende 2008 hat der Index mit aktuell rund 1350 Punkten erst ein Drittel dessen wettgemacht, was er seit Mitte 2008 verloren hatte.
Zu den aussichtsreichen Kandidaten zählt Berlenbach Andean Resources, die hohe Goldgehalte bei Bohrungen ihres Claims im Süden Argentiniens entdeckt haben, oder die in der Türkei aktive Anatolia Minerals Development. Dort ist Edward Dowling Chef, der mehr als 30 Jahre Erfahrung im weltweiten Goldexplorationsgeschäft hat. Aussichtsreiche Goldlagerstätten in einem stabilen politischen Umfeld, die mit verhältnismäßig geringen Kapitalkosten von 260 Dollar erschlossen werden sollen, könnten für Kursfantasie sorgen. Das beweist auch ein Blick auf die Kurshistorie: Die in Toronto gelistete Aktie notiert aktuell rund 50 Prozent unter Vorjahresniveau.
Investor-Info
Andean Resources : Heiße Wette
Das australische Explorationsunternehmen (ISIN: AU 000 000 AND 0) hat bei Bohrungen im Süden Argentiniens Minen mit Goldgehalten von mehreren Millionen Unzen entdeckt. Dadurch wird es für potenzielle Käufer interessant. Die Machbarkeitsstudie der Banken soll Mitte 2010 vorliegen. Die jüngsten Neunmonatszahlen belegen trotz aufgelaufener Verluste eine solide Eigenkapitaldecke. Da die Aktie gut gelaufen ist, sollten risikobewusste Anleger Schwächephasen ausnutzen.
Earth Gold Fund: Mit Kleinen zu großen Gewinnen
Der Fonds, der im laufenden Jahr einen Wertzuwachs von 88 Prozent erzielt hat, investiert in Gold und Goldunternehmen. Das Portfolio soll die Chancen von Explorationsfirmen und produzierenden Minengesellschaften abbilden. Gesetzt wird vor allem auf solide Minenstandorte in Kanada und Australien. Der aussichtsreiche Fonds ist aber nur etwas für Nervenstarke.