Welcher neue Trend aus Telekomaktien Kursrenner macht
Telekomaktien sind dividendenstark, aber langweilig. Doch der Boom beim mobilen Internet könnte Bewegung in die Kurse bringen.
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von €uro-Redakteur Matthias Fischer
Es scheint, als sei es schon eine Ewigkeit her, dass Apple-Chef Steve Jobs tönte: „Wir haben drei revolutionäre Produkte erfunden: einen iPod mit einem großen berührungsempfindlichen Bildschirm, ein neues Mobiltelefon und eine Anwendung für die einfache Kommunikation im Internet.“ Erst dann, nach einer die Spannung noch mehr steigernden rhetorischen Kunstpause, verkündet er das eigentlich Revolutionäre: „Das sind aber nicht drei verschiedene Geräte, sondern ein einziges! Wir nennen es das iPhone.“
Dies verkündete der heute 55-jährige Jobs Anfang 2007. Und tatsächlich: Seither verändert der US-Technologiekonzern die mobile Kommunikation. Das iPhone genießt mittlerweile Kultstatus und gilt als Maßstab für alle anderen Smartphones. So werden Mobiltelefone genannt, die neben den klassischen Handyfunktionen auch einen Internetzugang bieten. Anfangs wurde diese Geräteklasse nur von Geschäftsreisenden genutzt. Aber Apples Produktrevolution machte Smartphones weltweit zur Massenware.
Von unterwegs ins Internet gehen – das funktioniert auch übers Laptop und über dessen abgespeckte Variante Netbook. In Deutschland surft bereits jeder fünfte Internetnutzer mobil über das Netbook. Erst jeder zehnte – Tendenz stark steigend – nutzt hierfür ein Smartphone. „Das mobile Web ist der Wachstumsmotor für die gesamte Telekommunikations- und Internetbranche,“ sagt August-Wilhelm Scheer, 69, Präsident des hiesigen Branchenverbands Bitkom. Steve Jobs hat vor drei Jahren also nicht zu viel versprochen.
Die Bundesnetzagentur schätzt, dass deutsche Internetnutzer im vergangenen Jahr Datenpakete etwa für E-Mailfunktionen, Informationsdienste, Filme, Musik, Onlinespiele und vieles andere mit einem Volumen von 40 Millionen Gigabyte mobil aus dem Internet bezogen haben. Diese Zahl reicht zwar noch lange nicht an die 2632 Millionen Gigabyte aus dem Festnetz heran. Aber die Wachstumsraten zeigen, welcher Technologie die Zukunft gehört: Lag das Festnetzdatenvolumen um 18 Prozent höher als noch im Jahr zuvor, legte das mobile um 247 Prozent zu. Vor allem auch, weil seit der Markteinführung des iPhone die Zahl der internetfähigen Handys rasant steigt – und das weltweit.
T-Aktie im Wandel
Davon profitieren aber nicht nur Steve Jobs und sein Unternehmen, sondern auch Telekommunikationskonzerne. Beispiel Deutsche Telekom: Die Bonner vermarkten das iPhone in Deutschland exklusiv. Das hat den Umsatz im Mobilfunk kräftig auf Touren gebracht: Im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2010 setzte der Konzern mit 2,1 Milliarden Euro 5,5 Prozent mehr um als im Vorjahresquartal. Fulminant stieg der Umsatz mit mobilen Datendiensten – um 54 Prozent.
Für viele der ehemaligen Staatsmonopolisten – wie die Deutsche Telekom einer war – ist das mobile Internet die Zukunftshoffnung schlechthin. Seit Jahren leiden sie unter den unzähligen kleineren Konkurrenten, die oft schneller auf neue Trends reagieren. Das bekommen auch die Aktionäre zu spüren: So pendelt die T-Aktie seit 2002 unter großen Schwankungen per Saldo seitwärts – zwischen neun und 15 Euro.
Mittlerweile hat es Telekom-Chef René Obermann, 47, geschafft, das Deutschland-Geschäft zu stabilisieren: „In der Bundesrepublik hat die Telekom im Festnetz- und Breitbandbereich deutlich an Stärke gewonnen“, sagt etwa Jochen Reichert vom Analysehaus SES Research. Der Heimatmarkt ist für die Bonner extrem wichtig, da sie hier einen Großteil ihrer Gewinne erwirtschaften. Durch Obermanns neue Internetoffensive Strategie 2.0 sollen die Erträge künftig stärker sprudeln und dadurch dem Aktienkurs zu einem stabilen Aufwärtstrend verhelfen. Für die Aktie spricht – außer der Wandlung zum Internetkonzern – auch die hohe Dividendenrendite von zurzeit rund sieben Prozent vom Kurswert. Bis 2012 will der Konzern 70 Cent pro Aktie jährlich ausschütten, um die Aktionäre bei der Stange zu halten.
Auch die Anleihen der Deutschen Telekom sind interessant. Sie bringen zwar deutlich weniger Rendite als die Aktiendividenden, aber immerhin mehr als Bundesanleihen und andere Niedrigzinsanlagen. Zwar sehen die Ratingagenturen die Bonität des Konzerns mit „BBB+“ nur noch knapp im erstklassigen Bereich. Aber der Bund ist direkt – und indirekt über die staatseigene KfW-Bankengruppe – mit insgesamt fast 32 Prozent an der Telekom beteiligt. Das gibt Anleiheinvestoren Sicherheit.
Lesen Sie, wie sich die Konkurrenten der Deutschen Telekom positionieren
Ähnliches gilt für France Télécom. An dem Pariser Exmonopolisten hält der französische Staat knapp 27 Prozent. Unter der Marke Orange vertreibt der Konzern seine Telekomdienstleistungen rund um den Globus. Ende 2009 hatte der Konzern 193 Millionen Kunden. Davon hatten 123,1 Millionen einen Mobilfunkvertrag – das entspricht rund zwei Drittel der Kunden. Weltweit liegt Orange damit auf Platz 3 aller Mobilfunkunternehmen und ist gut aufgestellt, um sich vom wachsenden Geschäft mit dem Mobilfunk eine dicke Scheibe abschneiden zu können.
Und ebenso wie die T-Aktie bietet die Aktie der France Télécom eine hohe Dividende: Bis 2012 sollen jedes Jahr 1,40 Euro pro Anteilschein an die Aktionäre fließen, das entspricht einer aktuellen Rendite von 8,6 Prozent. Der Chef der France Télécom (FT), Stéphane Richard, 48, tut sich auf seinem Heimatmarkt aber schwerer als René Obermann in Deutschland. In Frankreich musste er zuletzt Gewinneinbußen hinnehmen. Auch, weil die Fernsehsparte schlechter als erwartet läuft: France Télécom betreibt – wie die Deutsche Telekom mit Liga total – einen Sportkanal, mit dem der Konzern vor allem auf die französische Fußballliga setzt. Aber die Kosten sind höher als die Einnahmen. Ein gutes Geschäft sieht anders aus.
Viel besser läuft es für FT im Ausland, vor allem in Afrika. Unter anderem ist der Konzern in Ägypten, im Senegal, der Elfenbeinküste und in Kamerun stark vertreten. Dort wachsen die Mobilfunkeinnahmen kräftig, weil die meisten Afrikaner keinen Festnetzanschluss, sondern nur ein Mobiltelefon haben. Für viele von ihnen ist das Internet das Tor zur Welt. Das zeigt sich in den Nutzerzahlen. Im ersten Halbjahr 2009 nutzten 34 Millionen Kunden in Afrika und dem Mittleren Osten die mobilen Anwendungen von Orange – gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 18,4 Prozent.
Geglückte Expansion
Das Gleiche gilt für Lateinamerika. Auch dort telefonieren viele Menschen nur via Mobilfunk. Entsprechend interessant sind Mobilfunkanbieter für übernahmehungrige Konkurrenten – allen voran solche, die in Wachstumsregionen wie Brasilien agieren. Kürzlich hat der spanische Telekomgigant Telefónica für 7,5 Milliarden Euro das 30-prozentige Aktienpaket der Portugal Telecom am brasilianischen Mobilfunker Vivo gekauft. Damit halten die Spanier nun 60 Prozent an Vivo und bauen ihre schon zuvor starke Präsenz in Lateinamerika weiter aus.
Der langjährige Telefónica-Boss César Alierta, 65, gilt als smarter Manager, wenn es darum geht, den Konzern fit für die Zukunft zu machen. „Wir waren die Ersten, die sich in den 90er-Jahren auf Brasilien festgelegt und dort investiert haben, als andere das Land verließen“, sagt er stolz. Zu Recht: Während die Wirtschaftsleistung Brasiliens nach Prognosen des Internationalen Währungsfonds (IWF) 2011 um mehr als vier Prozent steigen könnte, sollen es in Tele- fónicas Heimatmarkt Spanien nur schlappe 0,6 Prozent werden. Und: Die Zahl der Telefónica-Kunden in Spanien stagniert bei rund 24 Millionen. In Lateinamerika stieg sie dagegen allein seit Anfang 2010 um 7,2 Millionen. Weit mehr als die Hälfte der Kunden stammen aus Brasilien. Der Konzern erzielt bereits jetzt rund 40 Prozent seines gesamten Gewinns auf dem Kontinent – und der Gesamtgewinn wird künftig noch weiter wachsen.
Hinsichtlich der Dividendenrendite spielt die Telefónica-Aktie mit aktuell fast acht Prozent in derselben Liga wie das Papier von France Télécom und der Deutschen Telekom. Bis 2012 soll die Ausschüttung sogar auf 1,75 Euro pro Aktie anziehen. Das entspräche beim aktuellen Kurs einer Rendite von knapp zehn Prozent. Zudem kann Alierta die Dividenden aus dem Gewinn bezahlen, während Obermann und Richard sich derzeit noch aus der Substanz bedienen müssen, indem etwa Unternehmensteile verkauft werden oder die Dividende auf Pump finanziert wird. Die Telefónica-Aktie ist auch deshalb zurzeit für Aktienanleger die erste Wahl in der Branche.
iRausch
Zurück zu Apple: In den USA hat sich das neue iPhone 4, das der Konzern erst im Juni 2010 auf den Markt gebracht hatte, bereits zum Verkaufsschlager entwickelt. Davon profitiert auch der US-Telekomanbieter AT&T, der das Gerät in den USA exklusiv vertreibt. Das bescherte ihm allein im zweiten Quartal rund 3,1 Millionen iPhone-Aktivierungen für 2010, davon werden 27 Prozent von Neukunden abgedeckt. Die Aktivierungen sind schon allein deshalb besonders interessant, weil iPhone-Kunden nachweislich gern und ausgiebig im mobilen Internet surfen.
Für AT&T sprechen zudem die guten Aussichten der US-Telekombranche: „Zwar haben die Wachstumsraten der Gesamtwirtschaft ihren Höhepunkt schon überschritten, aber die Telekomanbieter stehen erst am Anfang ihres positiven Gewinnzyklus“, sagt Gina Martin Adams von der US-Bank Wells Fargo. Nach Berechnungen des US-Nachrichtendienstes Bloomberg prognostizieren Analysten den US-Telekommunikationsunternehmen für 2011 durchschnittliche Gewinnsteigerungen von zwölf Prozent – nach einem Rückgang von 2,4 Prozent in diesem Jahr.
Anleger können sich aber auch die Aktie von Singapore Telecommunications (SingTel) ins Depot legen. Dieses Unternehmen ist – anders als AT&T, Telefónica, France Télécom und Deutsche Telekom – schon heute fast komplett auf mobile Kommunikation und Internet ausgerichtet und erzielt damit rund zwei Drittel seines Umsatzes. Die Asiaten sind auch in Australien stark, wo wie in Singapur die Wirtschaft brummt. Zudem ist SingTel weniger stark verschuldet als viele Konkurrenten und bezahlt die Dividenden komplett aus seinen frei verfügbaren Geldmitteln.Übrigens bietet auch SingTel das neue iPhone 4 von Apple an. Anfang September dieses Jahres war es erstmals ausverkauft.
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Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen
Name | Hebel | KO | Emittent |
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Nachrichten zu Deutsche Telekom AG
Analysen zu Deutsche Telekom AG
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10.12.2024 | Deutsche Telekom Overweight | Barclays Capital | |
09.12.2024 | Deutsche Telekom Buy | Goldman Sachs Group Inc. | |
29.11.2024 | Deutsche Telekom Buy | Goldman Sachs Group Inc. | |
29.11.2024 | Deutsche Telekom Buy | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) | |
28.11.2024 | Deutsche Telekom Overweight | JP Morgan Chase & Co. |
Datum | Rating | Analyst | |
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10.12.2024 | Deutsche Telekom Overweight | Barclays Capital | |
09.12.2024 | Deutsche Telekom Buy | Goldman Sachs Group Inc. | |
29.11.2024 | Deutsche Telekom Buy | Goldman Sachs Group Inc. | |
29.11.2024 | Deutsche Telekom Buy | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) | |
28.11.2024 | Deutsche Telekom Overweight | JP Morgan Chase & Co. |
Datum | Rating | Analyst | |
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26.11.2024 | Deutsche Telekom Neutral | UBS AG | |
14.11.2024 | Deutsche Telekom Neutral | UBS AG | |
14.10.2024 | Deutsche Telekom Neutral | UBS AG | |
10.10.2024 | Deutsche Telekom Neutral | UBS AG | |
10.09.2024 | Deutsche Telekom Neutral | UBS AG |
Datum | Rating | Analyst | |
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30.03.2020 | Deutsche Telekom Underweight | Barclays Capital | |
18.03.2020 | Deutsche Telekom Underweight | Barclays Capital | |
04.03.2020 | Deutsche Telekom Underweight | Barclays Capital | |
20.02.2020 | Deutsche Telekom verkaufen | Barclays Capital | |
19.02.2020 | Deutsche Telekom Underperform | Jefferies & Company Inc. |
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