Interview Exklusiv

Felix Zulauf: „Die Menschen werden in Aktien getrieben“

15.10.13 03:00 Uhr

Börsenprofi Felix Zulauf geht hart mit der amerikanischen Notenbank ins Gericht. Er sieht deren Glaubwürdigkeit beschädigt. Aufgrund der negativen Realzinsen gebe es einen Anlagenotstand, der die Menschen in Aktien treibe.

Werte in diesem Artikel
Aktien

122,55 EUR 0,45 EUR 0,37%

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74,08 CHF 0,10 CHF 0,14%

73,40 EUR 0,32 EUR 0,44%

Rohstoffe

2.613,91 USD 0,00 USD 0,00%

Devisen

1,0404 USD 0,0006 USD 0,06%

Indizes

1.694,5 PKT -1,2 PKT -0,07%

19.848,8 PKT -36,0 PKT -0,18%

463,6 PKT -2,0 PKT -0,43%

182,6 PKT -0,8 PKT -0,44%

43.297,0 PKT 390,1 PKT 0,91%

501,4 PKT 0,8 PKT 0,16%

4.857,9 PKT 4,9 PKT 0,10%

25.705,3 PKT 155,5 PKT 0,61%

21.797,7 PKT 294,5 PKT 1,37%

20.031,1 PKT 266,2 PKT 1,35%

16.393,8 PKT 170,4 PKT 1,05%

2.978,5 PKT 35,7 PKT 1,21%

6.040,0 PKT 66,0 PKT 1,10%

13.565,9 PKT 37,0 PKT 0,27%

1.900,0 PKT 15,9 PKT 0,84%

11.488,3 PKT 103,4 PKT 0,91%

15.324,7 PKT 125,4 PKT 0,83%

4.274,2 PKT 7,9 PKT 0,18%

3.427,7 PKT 13,9 PKT 0,41%

von Benjamin Summa

Die amerikanische Notenbank wagt keinen Rückzug aus der expansiven Geldpolitik – als Grund wird die weiterhin hohe Arbeitslosigkeit in den USA angeführt. Hat die Notenbank aus Ihrer Sicht vernünftig oder fahrlässig gehandelt?
Natürlich ist es fahrlässig, denn die Regierungen werden dadurch von der Notwendigkeit entbunden, die erforderlichen strukturellen Veränderungen in der Haushaltspolitik in Angriff zu nehmen. Zudem ist die Vertrauenswürdigkeit der amerikanischen Notenbank beschädigt worden – dies könnte auch den Dollar belasten.

Zu Beginn der Finanzkrise war die Politik des billigen Geldes das Mittel der Wahl, um die Märkte vor dem totalen Kollaps zu schützen. Mittlerweile ist daraus ein Selbstläufer geworden. Die bloße Aussicht auf ein Ende der Geldschwemme hat die Weltfinanzmärkte kürzlich in Aufruhr versetzt: Rund um den Globus stiegen die Zinsen. Sitzen die Notenbanken in der Falle?
Die Funktion des „Lenders of last Resort“ in der Krise war absolut richtig. Aber danach haben sich die Notenbanken durch eine unverantwortliche Geldpolitik in eine verzwickte Situation begeben. Fed-Chef Alan Greenspan hat diese Politik Ende der Achtziger begonnen, Ben Bernanke hat sie fortgesetzt. Über die Währungskorrelationen haben die Notenbanken in der übrigen Welt zwangsläufig die Geldpolitik US-amerikanischer Prägung adaptiert. Daraus hat sich eine globale Geldschöpfung ergeben, die große Gefahren nach sich zieht – eine Kreditblase beispielsweise. Diese irrsinnige Liquidität sucht sich ihre eigenen Wege – die Notenbanken haben darauf keinen Einfluss mehr. In den vergangenen fünf Jahren gab es einen enormen Kapitalfluss in verschiedene Schwellenmärkte – steigende Immobilienpreise, Mietpreisanstiege, sinkende Kaufkraft und leidende Exportwirtschaft sind dort die Folgen. Entsprechend hat nun dort eine konjunkturelle Verlangsamung eingesetzt, die angesichts der entstandenen Kreditblasen große Gefahren in sich trägt.

Wie beurteilen Sie mögliche Inflationsgefahren angesichts dieser enormen Geldmengenausweitung?
Gesellschaftspolitisch sind wir derzeit mit einer sehr gefährlichen Entwicklung konfrontiert. Die monetäre Inflationierung begünstigt diejenigen, die große Vermögen haben, denn diese können die Werte kaufen, die im Preis gestiegen sind: Aktien, Grundstücke in Toplagen, Kunstgegenstände, etc. Dagegen ist die allgemeine Lohnentwicklung des Durchschnittsbürgers – besonders in den Industrieländern – durch die massive Globalisierung der vergangenen Jahrzehnte sehr mäßig. Durch diese mangelnde Kaufkraft haben wir derzeit zwar keine große Inflation bei den Konsumprodukten, weil die Menschen gar nicht das Geld haben, um die Preise dort nach oben zu stoßen. Die Bürger leiden jedoch unter den negativen Realzinsen – kleine Vermögen werden Schritt für Schritt entwertet.
Das führt zu mehr Populismus in der Politik und langfristig möglicherweise zur Spaltung der Gesellschaft. Häufig resultieren hieraus eine höhere Regulierung der Märkte und Eingriffe in privates Eigentum. Volkswirtschaften werden hierdurch verzerrt – unter dem Strich bleibt weniger Freiheit für die Märkte und die Menschen.

In den USA wurde vergangene Woche die Berichtssaison eingeläutet. In der Rückschau stehen Rekordgewinne in den Büchern. Glauben Sie, dass die Unternehmen an der Börse wieder das Heft des Handelns übernehmen können, oder werden auch künftig politische Themen wie der Haushaltsstreit in den USA oder die Notenbankpolitiken die Kurse maßgeblich beeinflussen?
Das weltweite Wirtschaftswachstum ist eigentlich niedrig und wird sich meines Erachtens weiter verlangsamen. In den USA ist es unter den Industrieländern mit gut zwei Prozent noch am besten. In den Schwellenländern hingegen schwächt es sich laufend ab. Entsprechend werden auch die Ertragsentwicklungen der Unternehmen nicht berauschend sein. Vor allem die multinationalen Gesellschaften, die stark in den sogenannten Emerging Markets engagiert sind, müssen sich auf herbe Enttäuschungen vorbereiten. Die Aktienkurse bilden aber schon seit Längerem nicht mehr die Erträge der Unternehmen ab – wäre dies so, dann hätten die Aktien in den vergangenen zwölf Monaten nicht steigen dürfen. Die Anleger sehen aber derzeit keine Alternativen. Wir haben aufgrund der negativen Realzinsen einen Anlagenotstand, der die Menschen in Aktien treibt. Die entfesselte Geldpolitik der Notenbanken heizt die Märkte zusätzlich an. Der Krug geht zum Brunnen, bis er bricht.

Wie beurteilen Sie die Risiken in Europa?
Ich teile die Hoffnungen auf eine konjunkturelle Erholung in den europäischen Peripheriestaaten absolut nicht. Es gab jetzt eine leichte Stabilisierung auf äußerst niedrigem Niveau. Es ist kein Aufschwung in Sicht. Auch die Regierungen dieser Volkswirtschaften haben aufgrund der hohen Verschuldung keinen Spielraum für stimulierende Fiskalprogramme. Einige Anleger – besonders aus den Vereinigten Staaten – verlassen sich auf das Mantra von Mario Draghi, dass der Euro um jeden Preis gerettet wird, und investieren in europäische Werte, die im Durchschnitt etwas günstiger sind als US-Aktien. Aber dieses Geld ist schnell wieder weg, wenn die Probleme der Eurokrise wieder ins Scheinwerferlicht gerückt werden.

Welche Regionen bzw. Branchen sind für Sie derzeit interessant?
Der japanische Aktienmarkt hat relativ betrachtet wohl das geringste Risiko und mehr Upside-Potenzial als Downside-Risiko. Die Japaner waren bisher primär in Renten angelegt. In einem deflationären Umfeld war dies auch gut so. Seit dem vergangenen Herbst wird in Japan jedoch eine andere Politik gemacht. Die Notenbank wird in großem Stil weiter Geld schöpfen, diese Liquidität fließt schlussendlich in die Aktienmärkte.
Ansonsten kann man langfristig orientierten Investoren momentan nur raten, sich bei den Standardwerten in den USA, in Deutschland, England und Japan sowie in der Schweiz einzukaufen, die in guten und in schlechten Zeiten erfolgreich gearbeitet haben. Aktien wie Nestlé, Beiersdorf, Nike oder Johnson & Johnson werden meines Erachtens im Laufe der nächsten sechs bis neun Monate im Kurs etwas zurückkommen, können aber dort auf lange Sicht eingesammelt werden.

Wie bestücken Sie derzeit Ihr persönliches Depot?
Für mich gibt es momentan nur eine Portfoliostrategie – eine möglichst hohe Diversifikation mit Aktien, Gold, Immobilien und Cash. Letzteres, um in der Lage zu sein, bei Korrekturen im kommenden Jahr Aktien zu kaufen. Gold kann aus meiner Sicht vielleicht noch zehn Prozent fallen, aber die große zyklische Korrektur ist wohl durch. Dann könnte Gold einige Monate vor sich hindümpeln und einen Boden ausbilden. Nach dem Ausbrechen der nächsten großen Probleme, vermutlich schon im kommenden Jahr, wird Gold meiner Einschätzung nach eine große Erholungsphase beginnen.

Disclaimer: Der Autor, Benjamin Summa, ist Unternehmenssprecher der pro aurum OHG, München.

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