Anleger in Sorge

Zusammenbruch von Silvergate, SVB und Signature Bank: Wie groß ist das Risiko für die europäische Bankenbranche wirklich?

17.03.23 22:33 Uhr

Zusammenbruch von Silvergate, SVB und Signature Bank: Wie groß ist das Risiko für die europäische Bankenbranche wirklich? | finanzen.net

Nach dem Zusammenbruch von Silvergate, der Silicon Valley Bank und der Signature Bank kam es an den Aktienmärkten zu Panikverkäufen, die laut manchen Experten unangemessen waren. Doch wie groß ist die Gefahr für den europäischen Bankensektor tatsächlich?

• Zusammenbruch von drei US-Banken innerhalb kurzer Zeit
• Schlechte Stimmung schwappt auch nach Europa über
• Wie groß ist das Risiko für die europäischen Banken?

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Gleich drei Kreditinstitute kollabieren innerhalb kürzester Zeit

Vergangene Woche erst gab die kryptofreundliche Bank Silvergate Capital, die im Zuge des Krypto-Debakels in Schieflage geraten war, ihre freiwillige Abwicklung bekannt. Kurz darauf folgte der Zusammenbruch der auf die Finanzierung von Start-ups der Tech-Branche spezialisierten Silicon Valley Bank (SVB) und der Signature Bank. Die SVB war in Schieflage geraten, weil sie hohe Summen in langlaufende US-Staatsanleihen angelegt hatte, deren Kurse wiederum durch die Leitzinserhöhungen der Notenbanken gesunken sind. Um Kundengelder auszahlen zu können, musste die Silicon Valley Bank Anleihen verkaufen und damit Milliarden-Verluste in Kauf nehmen. Nach dem gescheiterten Versuch einer Notkapitalerhöhung, zogen Kunden im Zuge von Liquiditätssorgen Gelder in Milliardenhöhe von der Bank ab. Am vergangenen Freitag wurde die SVB geschlossen und unter staatliche Kontrolle gestellt. Auch die Signature Bank fiel dem Bankenbeben zum Opfer und wurde am Sonntag von ihrer staatlichen Zulassungsbehörde geschlossen. Die US-Regulierer kündigten noch am selben Tag in einer gemeinsamen Stellungnahme eine Absicherung aller Einlagen bei den Geldhäusern an.

Bankenbeben sendet Schockwellen aus - gesamter Sektor unter Druck

Unter den Hiobsbotschaften litt - zum Ende der vergangenen Woche und dann noch einmal verstärkt zum Wochenstart - der ganze Bankensektor. So rauschten zum Beispiel die Titel weiterer US-Regionalbanken, wie der First Republic Bank, der Western Alliance Bancorporation und der PacWest Bancorp ab. Auch die Aktien großer US-Banken, wie JPMorgan, Morgan Stanley, Goldman Sachs & Co verbuchten zeitweise Verluste, wenn auch deutlich geringere.

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Auch Anleger in Europa in Sorge um den Bankensektor

Die Sorgen um den Bankensektor beschränkten sich jedoch nicht auf den US-Markt, sondern schwappten auch nach Europa über. Laut Reuters verzeichneten europäische Aktien an diesem Montag ihren stärksten Tagesrückgang im neuen Jahr. So hatte der EURO STOXX 50 am Montag einen Verlust von letztlich 2,99 Prozent zu verdauen, nachdem er bereits vor dem Wochenende deutlich nachgegeben hatte. Und auch der Stoxx 600 verlor zum Wochenstart, vor allem aufgrund der schlechten Performance von Bank-, Finanz- und Versicherungswerten, 2,4 Prozent.

Wie groß ist die Gefahr für den europäischen Bankensektor?

Insgesamt scheinen sich die meisten Experten derzeit trotz des zwischenzeitlichen Ausverkaufs am Aktienmarkt recht unaufgeregt zu zeigen und kein großes Risiko für ein Übergreifen auf den europäischen Bankensektor oder eine internationale Bankenkrise zu sehen.

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"The Big Short"-Investor Michael Burry, der den Immobiliencrash 2008 voraussagte, zog nach dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank auf Twitter zwar Vergleiche zu den Zusammenbrüchen von 2000 und 2008. So schrieb er: "2000, 2008, 2023, es ist immer dasselbe. Menschen voller Hybris und Gier gehen dumme Risiken ein und scheitern. Anschließend wird Geld gedruckt. Weil es so gut funktioniert." Dennoch erklärte Burry, der eigentlich als Crashprophet bekannt ist: "Diese Krise könnte sich sehr schnell lösen. Ich sehe hier keine wirkliche Gefahr."

Auch der frühere Chef der Allianz-Fondssparte Pimco, Mohamed El-Erian, zeigte sich auf Twitter am vergangenen Freitag noch zuversichtlich, dass "das Ansteckungsrisiko und die systemische Bedrohung […] leicht durch sorgfältiges Bilanzmanagement und die Vermeidung weiterer politischer Fehler eingedämmt werden" können. Er erklärte, dass das US-Bankensystem als Ganzes stabil sei, warnte jedoch auch, dass das nicht bedeute, dass es auch jede Bank sei. "Aufgrund der Volatilität der Renditen nach der vorangegangenen langen Periode der verschuldungsfördernden Politik sind die anfälligsten (Banken) derzeit diejenigen, die sowohl dem Zins- als auch dem Kreditrisiko ausgesetzt sind", so El-Erian. Der Zusammenbruch sei seiner Meinung nach ein Signal für das erhöhte Risiko von wirtschaftlichen und finanziellen Unfällen, während es die Notenbanken mit der Inflation aufnehmen müssten. Die Gefahr einer Bankenkrise bestehe laut El-Erian zwar immer, dennoch erachte er diese als geringer als im Jahr 2008.

Einige Experten verwiesen zudem auf das sehr spezielle Geschäftsmodell der Silicon Valley Bank, das in der Bankenszene ziemlich einmalig sei, weshalb kein Systemrisiko bestehe. Notleidende Kredite dürften im laufenden Jahr zwar zunehmen, erklärte Joachim Klement von der Investmentbank Liberum Capital laut dpa-AFX, die Reserven der Banken in Europa und den USA seien jedoch ausreichend, um Probleme aufzufangen. Daher glaube er nicht, dass der Zusammenbruch der SVB eine unmittelbare Bedrohung für das europäische Bankensystem darstelle. Auch John Plassard, Senior-Anlagespezialist bei Mirabaud Wealth Management, erklärte laut der Neuen Zürcher Zeitung: "Die Einlagenströme der europäischen Banken sind im Allgemeinen immer noch solide, sie verwalten umfangreiche Liquiditätsportfolios und verfügen über eine angemessene Kapitalausstattung".

Restrisiko bleibt dennoch

Dennoch betrachtet Suzanne Ziegler, Bankenprofessorin an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, kritisch, dass viele Banken in der Zeit der Niedrigzinsen in risikoreiche Wertpapiere investiert hätten, um rentabel zu bleiben. "Was jetzt passiert, ist ein Klassiker. Wenn die Zinsen tief sind, sagen alle, ihre Risiken seien abgesichert. Doch die Realität zeigt, dass dies oft nicht der Fall ist", zitiert die Neue Zürcher Zeitung die Expertin. Ein Problem sehe Ziegler darin, dass Kunden oder Aktieninhaber nicht wüssten, ob die eigene Bank solche Risiken berge. "Als kleiner Kunde, der vom Einlagenschutz profitiert, hebe ich mein Geld eher nicht ab, als grosser Kunde jedoch schon", so die Bankenprofessorin.

Mirabaud-Anlagespezialist Plassard betrachtet laut der NZZ einen Vertrauensverlust - dessen Auswirkungen auch schon in der Finanzkrise 2008 bald in Europa und Asien zu spüren gewesen seien - als größtes Risiko. Plassard zufolge begännen nun die Gefahren einer strafferen Geldpolitik und einer rückläufigen Wirtschaftsentwicklung, erkennbar zu werden. Die Rentabilität leide darunter, wenn die Nettozinsmargen der Banken durch den zunehmenden Wettbewerb um Einlagen ausgewaschen würden. Wie die NZZ berichtet, erachte Plassard dies als die wichtigste Erkenntnis für Banken und Fintech-Unternehmen.

Bleibt zunächst einmal abzuwarten, ob im Zuge des Bankenbebens noch weitere Hiobsbotschaften auf die Anleger zukommen und wie die US-Notenbank auf den Banken-Crash reagiert. Während zuvor noch angenommen wurde, dass die Fed den Leitzins erneut um 0,50 Prozentpunkte anheben wird, erwarten die Experten der US-Großbank Goldman Sachs laut Reuters "Angesichts des Drucks im Bankensystem [...] nicht mehr, dass das FOMC auf seiner nächsten Sitzung am 22. März eine Zinserhöhung vornehmen wird". Andere Experten, wie Andrew Hollenhorst von der Citigroup, glauben laut CNBC dagegen, dass die US-Notenbank keine Pause bei den Zinserhöhungen einlegen werde, da dies Zweifel an der Entschlossenheit der Fed streuen könnte.

Redaktion finanzen.net

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03.08.2017JPMorgan ChaseCo SellJoh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank)
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