Welche Aktien die heißesten Favoriten in Frankfurt sind
Konjunkturelle Frühindikatoren deuten auf einen Stimmungswandel an den Börsen hin: Statt zyklischen dürften allmählich defensive Aktien in den Vordergrund rücken. Wie sich Anleger auf den Umschwung vorbereiten.
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von Stephan Bauer, Euro am Sonntag
Es ist ein euphorischer Tag in Frankfurt. Aktien von Daimler und BMW sind heiß begehrt, auch Stahlwerte wie ThyssenKrupp wechseln bei steigenden Kursen millionenfach den Besitzer. Die Zentralregierung in Peking hat beschlossen, die chinesische Währung, den Yuan, ein klein wenig aufzuwerten. Das würde deutschen Exporteuren helfen, da es deren Waren in China verbilligt. Der Bundesverband der Deutschen Industrie hat die Wachstumsprognose für den Export 2010 auf acht Prozent verdoppelt. „Konjunktursensible Werte laufen, der Markt steuert auf ein neues Jahreshoch zu“, sagt ein Frankfurter Händler in Bullenlaune.
In diesem Jahr gab es bislang viele solcher Handelstage, man könnte sie auch Zyklikertage nennen. Infineon ist der Topperformer im DAX. Die Aktie hat seit Jahresanfang um knapp 30 Prozent zugelegt. Auch der Nutzfahrzeughersteller MAN liegt mit über 25 Prozent weit vorn. Halbleiterfirmen, Industriekonzerne – es sind Unternehmen, deren Geschäfte im Tief des Konjunkturzyklus bitter leiden, die aber im Aufschwung umso beeindruckender wachsen. Klar, dass die sogenannten Zykliker zu Beginn des Konjunkturzyklus’ bei Anlegern hoch im Kurs stehen. Kommen Sonderfaktoren wie die Euroschwäche hinzu, treibt das die Kurse zusätzlich. Denn viele deutsche Zykliker sind zugleich stark im Export.
Wer genau hinschaut, erkennt jedoch Anzeichen dafür, dass die vertraute Begeisterung für die Konjunkturrenner bald nachlassen könnte. Weithin beachtete Konjunkturindikatoren aus Europa, den USA und aus China sprechen für einen Favoritenwechsel in Frankfurt. Der Index des Institute for Supply Management (ISM) in Arizona etwa: Der wichtigste konjunkturelle Frühindikator in den USA notiert so hoch wie zuletzt im Frühjahr 2005. Einige Monate später lief die US-Wirtschaft auf Hochtouren. Auch einer der bedeutendsten deutschen Frühindikatoren, der Geschäftsklimaindex des Münchner Instituts für Wirtschaftsforschung (ifo) signalisiert, dass die deutsche Konjunktur allmählich Richtung Volllast läuft.
Wie gesagt, die konjunkturellen Hochs sind noch nicht da, und in den kommenden Monaten dürfte die Wirtschaft sowohl in den USA als auch in Deutschland weiter an Schwung gewinnen. Schließlich erkunden diese Stimmungstests die künftige Betriebstemperatur in den Volkswirtschaften. An den Börsen aber werden bekanntlich Erwartungen gehandelt. Deshalb achten auch viele Anleger sensibel auf diese Frühindikatoren, vielfach reagieren Börsianer im Gleichklang mit ihnen. Denn wer kauft noch Aktien etwa von zyklischen Unternehmen, wenn klar ist, dass das konjunkturelle Hoch bereits in Reichweite ist?
Ein Umschwung der Vorlieben der Investoren in der Nähe des Indikatorhochs ist somit häufig zu beobachten. Nicht wenige Finanzprofis sind der Ansicht, dass dieser Wandel bereits begonnen hat. „Wir befinden uns gerade in einer Übergangsphase. Noch laufen manche zyklischen Branchen, aber wir stehen vor einem Wechsel hin zu eher defensiven Titeln“, sagt Christian Stocker, Leiter der Sektorallokation der Bank Unicredit.
Anleger müssen also äußerst wachsam sein – und sollten nach guten Ausstiegsgelegenheiten Ausschau halten. Bereits in der kommenden Wochen könnte die Zeit reif sein, den einen oder anderen Outperformer aus konjunktursensiblen Sektoren wie etwa Medien, Stahl oder Halbleiter zu verkaufen.
Gute Gelegenheiten dürfte es geben. Die in gut zwei Wochen beginnende US-Bilanzsaison, aber auch die wenig später startende Periode in Deutschland dürfte hervorragend laufen. Viele Aktien, darunter nicht zuletzt deutsche Autowerte, sollten aufgrund sehr hoher Exportzahlen starke Zahlen abliefern. Danach allerdings könnte die Luft für die Zykliker dünner werden. „Mit dem zweiten Quartal dürfte der Höhepunkt beim Gewinnwachstum vieler Unternehmen erreicht sein“, sagt Analyst Stocker.
Was in den Köpfen der Anleger geschieht, wenn die Gewinndynamik nachlässt, ist leicht nachzuvollziehen: Die Präferenz für Risiko nimmt ab. Schließlich kaufen Anleger nur dann schwankungsanfällige zyklische Werte, wenn sie sich entsprechend hohe Kurschancen ausrechnen. Hinzu kommt, dass die bekannten Belastungsfaktoren der Finanzmärkte nicht verschwunden sind: die hohe Verschuldung vieler Staaten, vor allem der südeuropäischen, die Ängste vor einem Auseinanderbrechen der Europäischen Währungsunion und die damit verbundene Furcht vor einer Phase großer Unsicherheit. All dies könnte wieder mehr Beachtung finden, wenn der Strom guter Nachrichten erst einmal nachgelassen hat.
Namhafte Analystenhäuser rechnen deshalb mittelfristig mit einer Seitwärtsbewegung der Aktienmärkte – und nicht mit einer Fortsetzung der jüngsten Rally. Immerhin hat der DAX allein in den vergangenen vier Wochen um fast 15 Prozent zugelegt. Für eine Eintrübung der Stimmung spricht auch die historische Erfahrung. „In einem Umfeld, in dem die Frühindikatoren fallen, haben die Aktienmärkte in den vergangenen Jahren nie eine nachhaltige Aufwärtsbewegung eingeleitet“, sagt Stratege Stocker.
Selbst die an sich eher bullishe US-Investmentbank Goldman Sachs hat kürzlich ihren Ausblick für die europäischen Aktienmärkte mit Blick auf die Frühindikatoren gesenkt. Goldman geht beim europäischen Stoxx-600-Index jetzt von einer Performance bis zum Jahresende von knapp zehn statt wie zuvor von knapp 20 Prozent aus. Bis dahin stehe eine Korrekturphase an, wie sie etwa auch im Jahr 2004 auf eine ebenfalls kräftige Rally des DAX folgte. Das spricht für ein Comeback der Aktien von Unternehmen, deren Umsatz- und Gewinnentwicklung weniger von der Dynamik der Konjunktur abhängig ist, die weniger zyklisch sind, sprich von defensiven Werten.
Auch die Historie stützt diese These. Die US-Bank Morgan Stanley hat die Performance einzelner Branchen in verschiedenen Phasen untersucht. Das Ergebnis: Nach dem Hoch des ISM-Indikators liefen Aktien aus Branchen wie der Lebensmittelindustrie, aus Haushalts- und Konsumgüterbranchen, dem Pharma- oder dem Versicherungssektor in den vergangenen 60 Jahren besonders gut. Später traten regelmäßig Sektoren wie Telekommunikation oder Versorger auf den Plan.
Das Kalkül: Viele Dinge des täglichen Bedarfs werden auch in Zeiten gekauft, in denen der Konjunkturmotor nicht ganz so hoch dreht und Jobs unsicher werden. Das gilt für Lebensmittel, für Pharmazeutika, aber erfahrungsgemäß auch für die Dienstleistungen von Telekomunternehmen oder Energieversorgern. Der Unterschied zu Investitionsgütern, aber auch teuren Konsumgütern wie etwa Autos: Bei Unternehmen und Privaten kann hier bereits die Aussicht auf härtere Zeiten die Anschaffung verzögern oder gar verhindern.
Die günstige Bewertung vieler Titel dürfte den Umschwung noch unterstützen. Defensive Titel bieten höhere Sicherheit und sind deshalb in der Regel teurer als Zykliker. Zurzeit ist das meist nicht der Fall. „Investoren zahlen derzeit vielfach keinen Aufpreis für Qualität, für stabiles Wachstum und ein geringeres Gewinnrisiko“, sagt Jason Todd, Analyst der US-Bank Morgan Stanley.
Also Halbleiteraktien raus, Versorger rein? Leider ist die Lage verzwickter. Denn auch das Bild der defensiven Branchen wandelt sich. Die historischen Gewinner und Verlierer im ISM-Zyklus von Morgan Stanley etwa geben nur ein sehr langfristiges Bild wieder. Tatsächlich beeinflussen viele Sonderfaktoren die aktuelle Sicht der Investoren zum Teil erheblich.
Ein gutes Beispiel sind etwa Versicherer: Die Branche sollte in der ersten Phase nach dem Indikatorhoch, also ab jetzt, am besten laufen. Gegenwärtig herrscht hier aber unter Finanzprofis aber große Skepsis. Zwar ist das Kerngeschäft dieser Unternehmen relativ konjunkturunabhängig, doch der Anlagebestand vieler Konzerne weckt Bedenken. „Was stört, ist die Rentenlastigkeit der Portfolios“, sagt Eberhard Weinberger, Stratege der Münchner Vermögensverwaltung DJE Kapital AG.
Was bleibt: Defensive Investoren achten auch heute auf eine starke Bilanz, auf hohe Eigenkapitalquoten und Cashzuflüsse. In Zeiten anfälliger Kapitalmärkte werden solche Soliditätsmerkmale sogar noch wichtiger. Die Vorstellung von einem stabilen Geschäftsmodell ist ebenfalls noch die alte: eine starke, möglichst schwer angreifbare Marktstellung, möglichst hohe Gewinnmargen.
Die Antwort darauf, wer diese Kriterien erfüllt, fällt heute aber anders aus als vor zehn Jahren. Denn bei Pharmawerten, Versorgern oder Telekoms etwa gibt es inzwischen markante Belastungsfaktoren. Die Forschung nach neuen Wirkstoffen in der Pharmaindustrie wird immer teurer, der Kostendruck in den Gesundheitssystemen wächst. Viele Versorger wiederum sind abhängig von der Energiepolitik, ihre Gewinne gelten insbesondere deshalb als angreifbar, weil der staatliche Einfluss in der Regel groß und viele öffentliche Kassen leer sind. Seit der Öffnung des Wettbewerbs in den Telekommunikationsmärkten hat sich gezeigt, dass viele Telekoms durchaus fragile Geschäfte betreiben. Und ihre teils hohen Dividendenrenditen sind oft nicht nachhaltig finanziert.
Andererseits glänzen ehemals klassische Zykliker inzwischen mit starken defensiven Qualitäten. Stabile Cashzuflüsse, starke Marktposition? Bei diesen Stichworten fallen regelmäßig auch Namen wie der des US-Softwareriesen Microsoft, dessen Betriebssystem Windows auf rund 80 Prozent aller Computer. Microsoft und viele andere IT-Unternehmen haben zudem hohe Cashbestände, eine starke und nachhaltige Marktposition und sind global aufgestellt.
Auch Internationalisierung zählt inzwischen zu den begehrten defensiven Qualitäten. Schließlich streut globale Präsenz das Risiko, unter der konjunkturelle Flaute auf einem einzelnen Markt zu leiden. Begehrt sind zudem bei konservativen Investoren Aktien aus den Emerging Markets. „Wir finden Unternehmen mit solidem Geschäftsmodell in eher defensiven Sektoren in den Emerging Markets wie China sehr interessant“, sagt etwa Stratege Weinberger von der Vermögensverwaltung DJE.
Das klassische Sektorbild ändert sich. Und manche vermeintliche Hammernachricht wird an der Börse nach eine Weile wieder vollkommen anders beurteilt. „Die Yuan-Story war für die Leichtgläubigen, das ist nicht substanziell“, sagt derselbe Frankfurter Händler ein paar Tage später. Das Jahreshoch sei nun zwar nicht gefallen, er bleibe aber optimistisch für den Markt. Vielleicht behält er ja recht. Doch es dürfte wohl bald weniger euphorische Zyklikertage in Frankfurt geben.
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Investor-Info:
US-Indikator ISM Signal für den Umschwung
Der jüngste Wert des US-Einkaufsmanagerindex des Institute of Supply Management (ISM) war hoch: Mit knapp 60 Punkten erreicht der Indikator das Niveau des beginnenden Booms des Jahres 2005. Nach einem Hoch des ISM kippt meist auch die Börsenstimmung zugunsten defensiver Aktien auf Kosten der Performance der Zykliker.
Branchenrotation Statistik zählt Zykliker an
Daten seit 1949 zeigen, welche Branchen in Abhängigkeit vom ISM-Zyklus an der Börse laufen. Die Statistiker unterscheiden dabei vier Phasen; die 50-Punkte-Marke des ISM gilt als eine Art Nulllinie: Unterhalb signalisiert der Index Abschwung, oberhalb Aufschwung. Phase 1 kennzeichnet Erholung, Phase 2 führt zum Boom, Phase 3 und 4 sind Abschwungzeiträume. Der ISM läuft der Konjunkturentwicklung um etwa zwei bis vier Monate voraus.
Deutscher Indikator Auch ifo-Uhr steht auf Boom
Mit dem Geschäftsklimaindex für den Juni hat die sogenannte ifo-Uhr des Instituts für Wirtschaftsforschung in München (ifo) die Boomphase erreicht. Die Erwartungen sind bereits auf einem hohen Niveau, die Geschäftslage dürfte sich noch weiter verbessern. Bei sinkenden Erwartungen geht es Richtung Abschwung.
db x-tr. DJ St. Glob. Sel. Dividend
Dividenden aus aller Welt
Mit dem ETF db x-trackers DJ Stoxx Global Select Dividend 100 können Anleger auf die stärksten Dividendentitel aus Europa, Amerika und Asien setzen. Der börsennotierte Indexfonds legte in den vergangenen zwölf Monaten um über 45 Prozent zu. Die stärkste Gewichtung hat er im Finanzsektor, danach folgen die Versorger- und Telekombranche, die traditionell hohe Dividenden ausschütten. In dem kostengünstigen Fonds dominieren Unternehmen aus den USA und Großbritannien.
FvS Fundament Global Fundament des Portfolios
Der Fundament-Fonds der Kölner Vermögensverwaltung Flossbach & von Storch zielt auf alle defensiven Branchen und legt den Schwerpunkt auf Large Caps mit stabiler Gewinnentwicklung. Die größten Positionen im Fonds sind Konsumtitel wie Coca-Cola, das Spektrum umfasst aber auch viele Namen aus der IT-Branche. Viel Wert wird auf globale Aufstellung der Unternehmen gelegt. Die Verwaltungsgebühr beträgt rund ein Prozent pro Jahr.
Tweedy Brown Intern. Value Value aus aller Welt
Die US-Fondsgesellschaft Tweedy Brown hat sich über Jahrzehnte den Ruf eines hervorragenden Value-Spezialisten erarbeitet. Der Tweedy Brown International Value Fund wird diesem Ruf gerecht. Das Fondsmanagement investiert in werthaltige Unternehmen aus aller Welt. Derzeit favorisiert das Management Aktien aus der Schweiz und Deutschland. Im Portfolio finden sich etwa Nestlé, Novartis, Henkel und die Münchener Rück.
DJE Asien High Dividend Wachstum und Defensive
Der Fonds der Münchner Vermögensverwaltung von Jens Ehrhardt ist kein klassischer Defensivfonds. Das auf die Wachstumsregion Asien ausgerichtete Portfolio enthält auch zyklische Konsumtitel, hat aber große defensive Anteile. Die Verwaltung setzt auf bilanzielle Solidität der Unternehmen. Das Produkt eignet sich als offensive Beimischung für konservative Anleger. Gute Performance, aber neben einer Verwaltungs- ist auch eine Performancegebühr von zehn Prozent im Jahr möglich.
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Defensive Branchen Die kommenden Favoriten
Konsumgüter
Nahrungsmittel und Getränke, Dinge des täglichen Bedarfs wie Körperpflegeartikel werden immer gekauft. Mit gutem Grund investierte etwa US-Investorenlegende Warren Buffett früh in den Hersteller von Rasierbedarf Gillette, der später vom US-Konsumgüterriesen Procter & Gamble übernommen wurde. Auch der Getränkeriese Coca-Cola gehört zu Buffetts Kerninvestments. Die Aktie des Erfrischungsgetränkeriesen gilt defensiven Investoren auch heute wegen der globalen Präsenz als erste Adresse im Sektor. Zu den Topunternehmen zählt auch Nestlé. Der Schweizer Lebensmittelkonzern ist etwa Weltmarktführer bei Mineralwasser gehobener Preislage. Der Haken: Viele Aktien aus diesem Sektor sind inzwischen sehr teuer, etwa der französische Kosmetikkonzern L’Oréal. Die Branchen Lebensmittel und Getränke und vor allem der Konsumgüterbereich weisen inzwischen mit durchschnittlichen KGVs zwischen 15 und 17 mit die höchsten
Bewertungskennziffern im europäischen Branchengefüge auf und
liegen damit bereits auf Höhe ihrer historischen Durchschnitte.
Unsere Favoriten: die Schweizer Nestlé (ISIN: CH 003 886 335 0)
sowie der US-Konsumgüterkonzern Procter & Gamble (US 742 718 109 1).
Die Sparte galt lange Zeit als Symbol der defensiven Titel: Eine beinahe monopolitische Angebotsstruktur machte Riesen wie RWE oder E.on vielfach regional zum einzigen Anbieter von Strom oder auch Gas. Das Resultat waren üppige und stetige Cashflows und hohe, sichere Dividendenrenditen. Inzwischen unterliegen die Energiemärkte der Regulierung und mehr Wettbewerb. Strompreise stehen stärker unter Druck, zudem belastet der Einfluss der Politik die Unternehmen. Das macht sich an der Börse bemerkbar: Jüngst litten die deutschen Versorgeraktien unter der Diskussion um die geplante Brennelementesteuer. Rund 2,3 Milliarden Euro jährlich will Berlin im Gegenzug zur verlängerten Laufzeit von Atomkraftwerken abschöpfen. Laut Experten der Unicredit überwiegen jedoch die positiven Einflüsse einer Laufzeitverlängerung. Die Aktien könnten dennoch weiter unter Druck bleiben. Für langfristig orientierte Anleger sind die Papiere aufgrund der hohen Dividendenrenditen von zwischen sechs und sieben Prozent attraktiv. Die Bilanzstruktur ist solide, die Bewertung ist historisch niedrig.
Unsere Favoriten: Deutsche Versorger sind günstig, wir bevorzugen RWE (ISIN: DE 000 703 712 9) wegen der höheren Dividendenrendite.
Telekoms
Die ehemals sicheren Gewinne von Telekommunikationsunternehmen sind seit der Öffnung des Markts für den Wettbewerb angreifbar geworden. Die Deutsche Telekom etwa kämpft im Festnetz mit schrumpfenden Umsätzen und Gewinnen und tut sich auch im Mobilfunk angesichts des auch regulierungsbedingten Preisdrucks schwer. Die Dividende der Bonner ist hoch und bis 2012 garantiert, wird aber teilweise durch Einsparungen bei den Investitionen erkauft. Die Dividende erscheint somit nicht nachhaltig. Attraktiv ist hingegen die Aktie der spanischen Telefónica: Der Konzern ist global positioniert und in den stark wachsenden lateinamerikanischen Märkten gut aufgestellt. Das Unternehmen wächst nachhaltig und kann somit aller Voraussicht nach auch langfristig eine attraktive Dividendenrendite zahlen (derzeit rund acht Prozent). Interessant sind auch Aktien aus den Emerging Markets wie etwa China Mobile. Der weltweit mit rund einer halben Milliarde Nutzer größte Mobilfunkkonzern wächst stark bei hohen Margen, weist eine solide Bilanzauf und hält viel Cash.
Unsere Favoriten: die Aktien der
Telefónica (ISIN: ES 017 843 0E1 8) und des Mobilfunkweltmarktführers China Mobile (HK 094 100 953 9).
Die hohen Kosten der Gesundheitssysteme zwingen die Politik, Druck auf die Pharma- und Gesundheitsindustrie auszuüben. Vielfach haben Konzerne zudem Probleme, marktfähige Wirkstoffe zu entwickeln. Dennoch gibt es zahlreiche Unternehmen, deren Aktien sehr gute defensive Investments sind. Ein Beispiel ist der Pharmakonzern Roche, der über eine Beteiligung an Genentech eng mit der Biotechbranche verzahnt ist und hierdurch die Entwicklungsaktivitäten auf eine breite Basis stellt. Die Schweizer vertreiben zudem Generika und berücksichtigen den Aspekt des Kostendrucks somit in ihrem Produktportfolio. Interessant ist zudem die Aktie von Novo Nordisk. Die Dänen sind der weltgrößte Hersteller von Insulin. Eine sehr starke Marktstellung besitzt auch Fresenius Medical Care, Weltmarktführer in der Dialyse, einer Therapie, die oft nach einer Diabeteserkrankung notwendig wird. Die Bewertung des Pharmasektors ist moderat, Gesundheitsdienstleister wie FMC sind traditionell höher bewertet. Im historischen Vergleich sind beide Teilbranchen aber noch nicht zu teuer.
Unsere Favoriten: die Schweizer Roche (ISIN: CH 001 203 2048) und der Dialyse-Weltmarktführer FMC (ISIN: DE 000 578 580 2).
Neue Defensive: IT
Vor zehn Jahren waren IT-Werte Spielzeuge der Zocker an den Tech-börsen. Doch die Konzerne sind nach dem Branchencrash durch eine tiefe Krise gegangen. An die Stelle akquisitionsgetriebenen Wachstums um fast jeden Preis trat Kostenbewusstsein. Das Ergebnis: Viele IT-Konzerne, vor allem die großen, haben enorme Cashpositionen aufgebaut. Der Softwarekonzern Microsoft etwa verfügt über rund 40 Milliarden Dollar, beim Hightechkonzern Apple ist es nicht viel weniger, der Netzwerkausrüster Cisco hat über 20 Milliarden Dollar in der Kasse. Zwar herrscht intensiver Wettbewerb, dennoch haben es
einige Firmen geschafft, sehr starke Marktpositionen über Jahre hinweg zu behaupten. Microsoft ist globale Nummer 1 bei PC-Betriebssystemen, das neue Windows 7 verkauft sich gut, ebenso die neue Office-Software. Google beherrscht den Markt für Werbung rund um die Internetsuche, der IT-Riese IBM den lukrativen Markt für IT-Dienstleistungen. Die Bewertungen sind moderat, vor allem dann, wenn man die enormen Cashreserven aus der Marktkapitalisierung herausrechnet.
Unsere Favoriten: der IT-Dienstleister IBM (ISIN: US 459 200 101 4) und der Softwarekonzern Microsoft (US 594 918 104 5).
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