Ölpreis: Spekulationen auf Pump
Bis Ende des Jahres kann der Rohstoff auf 100 Dollar klettern. 2019 aber sollte sich das Angebot wieder erhöhen und die Nachfrage sinken.
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von Jörg Billina, Euro am Sonntag
Sollten die politischen Spannungen zwischen den USA und Saudi-Arabien eskalieren, kann der Ölpreis auf 400 Dollar pro Barrel steigen, warnt Turki Aldakhil vom Nachrichtensender Al Arabiya. US-Präsident Donald Trump hatte ernsthafte Konsequenzen angekündigt, sollte Riad für den Tod des regimekritischen "Washington Post"-Kolumnisten Jamal Khashoggi im Istanbuler Konsulat Saudi-Arabiens verantwortlich sein. Die Gegenreaktion der Saudis ließ nicht lange auf sich warten: Falls die US-Regierung Sanktionen verhänge, werde man den Ölpreis nach oben treiben.
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Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.Dass der Golfstaat die Fördermenge deutlich senkt, gilt bislang allerdings als wenig wahrscheinlich. Die USA und Saudi-Arabien verfolgen im Nahen und Mittleren Osten gemeinsame Interessen. Zudem würde das Königreich sich selbst empfindlich schaden. Die Abnehmerstaaten dürften dann auf alternative Energiequellen ausweichen und beispielsweise den Einsatz von Elektromobilität verstärken.
Gleichwohl ist der Aufwärtstrend beim Öl intakt. Seit Jahresanfang stieg der Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent bereits um mehr als 20 Prozent auf 80 Dollar. Daniel Jaeggi von Mercuria Energy Group hält 100 Dollar und mehr bis Ende dieses Jahres für möglich. Auch die Bank of America Merrill Lynch erwartet höhere Notierungen. Ihren Analysen zufolge steht der Ölpreis Ende des zweiten Quartals im kommenden Jahr bei 95 Dollar.
Den Preis treiben die Anfang November in Kraft tretenden Sanktionen gegen den Iran und die damit vermutete Angebotslücke. Experten schätzen, dass pro Tag zwischen 1,5 Millionen und 1,8 Millionen Barrel Öl weniger auf dem Markt sein werden. Schon jetzt haben Länder wie Südkorea und Japan ihre Ölkäufe im Iran eingestellt. Auch der größte staatliche Ölverarbeiter Chinas soll seine Importe bereits deutlich reduziert haben.
Die Ölproduzenten wollen oder können die Angebotslücke jedoch so schnell nicht schließen. In den USA boomt zwar die Produktion von Schieferöl, allerdings sind insbesondere in Texas die Pipelinekapazitäten begrenzt. "Das geförderte Öl kommt daher nicht in der gleichen Menge beziehungsweise nur verlangsamt an die Raffinerien", erklärt Deka-Rohstoffexperte Alexander Scholl.
Auch wachsen die Zweifel an der Behauptung Saudi-Arabiens, das Land sei in der Lage, die Iran-Lücke zu füllen. Der staatliche Ölkonzern Aramco produziert derzeit über zehn Millionen Barrel täglich und schafft bei voller Auslastung zwölf Millionen. Weitere 500.000 Barrel wären möglich. Doch die dazu erforderlichen Ölfelder betreiben Kuwait und Saudi-Arabien gemeinsam. Und aufgrund politischer Differenzen zwischen den beiden Staaten wurde dort seit vier Jahren kein Tropfen Öl mehr gefördert.
Die Knappheit des Angebots dürfte jedoch nur von begrenzter Dauer sein, meint Eugen Weinberg, Leiter des Rohstoff- Research bei der Commerzbank. Seiner Einschätzung nach dürfte einerseits aufgrund der schwächeren Schwellenländerwährungen die Nachfrage aus den Emerging Markets abnehmen, andrerseits würden Russland, Brasilien und Kanada die Produktion in den kommenden Monaten hochfahren. Seine Prognose: Bis Mitte 2019 fällt Brent auf 75 Dollar zurück.
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