Superluxus: Wenn Geld keine Rolle spielt
Sündhaft teure Villen, riesige Diamanten, seltene Kunst – Die Superreichen dieser Welt sind auf Einkaufstour. Ein Überblick über das Geschäft mit den Dingen des nicht alltäglichen Bedarfs.
Werte in diesem Artikel
von Andreas Pilmes, Euro am Sonntag
Mit 14 verließ Laurence Graff die Schule, drei Monate später wurde er aus seiner ersten Lehrstelle geworfen. Seine nächste Anstellung endete mit der Pleite des Arbeitgebers. So richtig toll startete das Leben für den in London geborenen Sohn einer Rumänin und eines Russen nicht. Aber es hat sich deutlich gebessert. Vor einigen Wochen ersteigerte Graff bei Sotheby’s in Genf einen rechteckigen rosa Diamanten von außergewöhnlicher Reinheit und einem Gewicht von 24,78 Karat. Für 45,4 Millionen Franken, fast 34 Millionen Euro. Das ist der höchste Preis, der jemals bei einer Auktion für einen Edelstein gezahlt wurde, und fast doppelt so hoch wie der alte Rekord.
Schon den hatte Graff gehalten. 2008 hatte er einen blauen Diamanten, einst ein Teil der Kronjuwelen der Wittelsbacher, für die damalige Rekordsumme von nahezu 18 Millionen Euro ersteigert. Der heute 72 Jahre alte Graff legt die edlen Stücke in seine Privatsammlung. Er ist mit Schmuck buchstäblich steinreich geworden, besitzt 30 Juweliergeschäfte weltweit und beliefert vor allem arabische Herrscherhäuser. Seinen neuesten Juwel taufte er übrigens „Graff pink“.
Von demjenigen, der im Mai eine neue Bestmarke für Kunst aufgestellt hat, ist leider nichts bekannt. Nur die Summe, die laut Christie’s die höchste ist, die je bei einer Auktion gezahlt wurde: 106 482 500 Dollar. So viel brachte das Gemälde „Nu au plateau de sculpteur“ von Pablo Picasso.
Es ist was los da ganz oben. War da mal eine Finanzkrise, die das gesamte System an den Rand des Abgrunds brachte? Von der manche behaupten, dass sie noch keineswegs vorbei sei? Nüchtern konstatiert das „Wall Street Journal“: „Die Reichen haben sich von der Krise schneller erholt als andere.“ So ist es. Laut dem von Merrill Lynch und Capgemini jährlich veröffentlichten World Wealth Report stieg in diesem Jahr die weltweite Zahl der Reichen, im Fachjargon High Networth Individuals (HNWI) genannt, um 17,1 Prozent gegenüber 2009. Seinerzeit gab es rund zehn Millionen dieser HNWI – als solche gilt eine Person mit einem flüssigen Vermögen von mindestens einer Million Dollar. Das heißt: Nie zuvor lebten so viele Reiche wie heute. Und deren Gesamtvermögen ist seit 2008 um 18,9 Prozent auf 39 Billionen US-Dollar gestiegen.
Die Heimat der Superreichen ist traditionell Nordamerika. Aber vor allem China, Indien und Brasilien holen rasant auf. Und weil ein Großteil der neuen Geldelite dort ihren Reichtum selbst erwirtschaftet hat, herrscht nicht das diskrete Denken alter Vermögen – es wird gezeigt, was man hat, und lieber geklotzt als gekleckert.
Dieses Motto gilt auch für unsere Freunde von den Banken, vorwiegend jene in den USA, die ihren Leuten in diesem Jahr wieder Milliarden Dollar an Weihnachtsboni hinterherwerfen. Allein Goldman Sachs, Morgan Stanley, Citigroup, Bank of America und JP Morgan Chase schütten rund 90 Milliarden an ihre Mitarbeiter aus. Und die Kohle muss weg. „Überfluss feiert dieses Jahr ein Comeback“, schreibt die „New York Times“.
Es ist ein globaler Luxuskaufrausch ausgebrochen. Der manifestiert sich auch wieder im Kunstmarkt. Dabei ist es noch gar nicht lange her, dass auch der kollabiert war. Betrug der Jahresumsatz in bildender Kunst 2007 noch 9,3 Milliarden Dollar, waren es ein Jahr später nur mehr 5,6 Milliarden. Nun aber hat sich das Blatt wieder gewendet. Mitte November vermeldete der Internetdienst artinfo24.com: „Der Markt für moderne und zeitgenössische Kunst scheint wieder voll in Fahrt zu kommen.“
Das ist eindeutig untertrieben. Lag der Rekordpreis für ein Bild des Pop-Art-Künstlers Roy Lichtenstein bis November bei 16,2 Millionen Dollar, so sind es nun 42,6 Millionen (31 Millionen Euro). Das Werk trägt übrigens den aufschlussreichen Titel „Ohhh …Alright …“ Aber es ist beileibe nicht nur die moderne Kunst, die weggeht wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln. Der Rekordpreis für Skulpturen von Henri Matisse beträgt seit November 49 Millionen Dollar. Für ein Gemälde von Modigliani sind es neuerdings 69 Millionen. Etwa die gleiche Summe steht für chinesische Vasen zu Buche (das Stück aus der Quianlong-Dynastie hatte ein englisches Geschwisterpaar am Dachboden des elterlichen Hauses gefunden).
Doch nicht nur für Kunst oder Edelsteine lassen die Reichen und Superreichen was springen. Vor wenigen Wochen wurde in Genf die teuerste Flasche Wein aller Zeiten versteigert: ein seltener Bordeaux aus dem Jahr 1947. Für knapp 224 000 Euro. Im Sommer zahlten zwei US-Geschäftsleute 450 Millionen Dollar für das Footballteam Golden State Warriors. Unnötig zu erwähnen: auch das ein neuer Rekord.
Auf Pferde setzt dagegen Frank Stronach, jener austro-kanadische Milliardär, der dem Autobauer Daimler einst Chrysler abkaufen wollte. 2,3 Millionen zahlte er Anfang November für die Stute Awesome Feather. Der Züchter und Vorbesitzer hatte mit lediglich 1,5 Millionen gerechnet. Peanuts.
Denn Pferde allein genügen Stronach nicht. So unterbreitete er unlängst den restlichen Aktionären seiner Magna International Developments MID ein Übernahmeangebot, das ihn 600 Millionen Dollar kosten kann. MID betreibt unter anderem Pferderennbahnen, ein schwer defizitäres Geschäft. Aber man gönnt sich ja sonst nichts.
Jedenfalls nicht viel. Sollten Sie jetzt dem Diamanten nachtrauern oder Awesome Feather, weil ja gerade Weihnachten ansteht und das mit den Geschenken von Jahr zu Jahr schwieriger wird, dann hätten wir da noch was für Sie: Die Internetseite luxusblogger.de schafft einen trefflichen Überblick über gerade im Verkauf befindliche Außergewöhnlichkeiten. Aber Sie sollten sich ein bisschen beeilen – womöglich kommt Ihnen sonst ja ein Wall-Street-Banker zuvor.
Etwa beim Palais Montmorency, einem der letzten großen Pariser Herrenhäuser, gelegen an der Avenue Foch, der anerkannt teuersten Straße der Welt. Die rund 2600 Quadratmeter große Villa verfügt über zwölf Schlafzimmer und ebenso viele Badezimmer nebst vier separaten Appartements für das Personal.
Die Decke im Speisezimmer wurde von Henri Rousseau bemalt. Über Kronleuchter, Gold und Marmor muss man nicht reden. Das Haus wurde 1912 für eine Herzogin erbaut und ist für 103 Millionen Euro zu haben. Es ist damit das zweitteuerste Anwesen der Welt, das gerade angeboten wird.
Noch mal zwei Millionen mehr kostet das Anwesen Nr. 10, Belgravia Square, in London: 2000 Quadratmeter Wohnfläche, Pool im Erdgeschoss, Kino, bis zu sechs Meter hohe Decken, hinten raus Stallungen für Awesome Feather. Angeboten wird die Villa von einer saudi-arabischen Familie. Allerdings gilt diese Immobilie in Fachkreisen als überteuert. Wir raten daher ab.
In Neuseeland wäre gerade die größte und umfassendste Sammlung extravaganter Sportwagen zu haben, die jemals angeboten wurde. Insgesamt 33 Autos umfasst sie, allesamt neuwertig, allein 25 sind Ferraris. Dazu drei Lamborghinis und andere Raritäten wie einer von nur acht produzierten Cizeta V16. Der Wert jedes Autos liegt im sechs- bis siebenstelligen Bereich, keines ist je einen Kilometer außerhalb des Werkes gefahren, wo es gebaut wurde. Gerüchteweise stammt die Sammlung aus dem Besitz des Sultans von Brunei, der die Fahrzeuge durch Bugattis und Aston Martins ersetzen möchte. Der Sultan besitzt bereits über 2000 Autos und hat nun möglicherweise Parkplatzprobleme.
Die könnte es auch mit der Ocean Breeze geben. Die Yacht ist 82 Meter lang. Außerdem müsste sie aus dem Irak geholt werden, denn es ist das ehemalige Schiff Saddam Husseins. Nachdem ein erster Verkaufsversuch 2008 wegen ungeklärter Besitzverhältnisse fehlgeschlagen war, ist die Ocean Breeze nun frisch renoviert wieder im Angebot, allerdings ist der Preis noch unklar. Vor zwei Jahren betrug er 30 Millionen US-Dollar, rund 21 Millionen Euro.
Natürlich ist das ein Schnäppchen verglichen mit den geschätzten 400 Millionen Euro, die Roman Abramowitsch für sein 162 Meter langes Luxusschiff Eclipse gezahlt haben soll. Vor zwei Wochen hat er es aus dem Hamburger Hafen holen lassen. Aber wer auf krokodillederbezogene Tische verzichten mag, bekommt auch auf der Ocean Breeze einiges geboten. Neben 14 Luxuskabinen, den obligatorischen Swimmingpools und dem Hubschrauberlandeplatz verfügt die Yacht über diverse Extras, die sie speziell für Neurotiker attraktiv machen: schusssicheres Glas rundum, ein Operationssaal, ein Raketenabwehrsystem und ein Fluchttunnel, der zu einem integrierten U-Boot führt.
Saddam soll dem Vernehmen nach übrigens nie an Bord gewesen sein, weil er Instabilität gefürchtet habe, sobald er das Land verlassen hätte.
Bevor wir das vertiefen, lieber ein anderer Gedanke: Es muss ja nicht immer Besitz sein. Mit Geld lassen sich schließlich auch einmalige Erlebnisse kaufen. Und da sind wir ganz schnell bei Sir Richard Branson, dem wahrscheinlich skurrilsten Milliardär unserer Tage. Sir Richard vermietet gern seine Besitztümer an die berühmte zahlungsfähige Kundschaft. Neueste Attraktion aus dem Reich des Virgin-Gründers: die Necker Nymph, ein offenes Hightech-U-Boot für drei Personen, eine Art Meerescabrio. „Es ist wie Fliegen unter Wasser“, verspricht Branson. 15.000 Dollar die Woche kostet die Nymphe, inklusive Pilot.
Das wäre vergleichsweise billig, hat aber den Haken, dass sie das Beiboot des 32-Meter-Katamarans Necker Belle ist. Und der kostet 100.000 Dollar die Woche. Necker hat übrigens nichts mit Neckermann zu tun, sondern mit Bransons Karibikinsel Necker. Auch die ist zu mieten – für mindestens 53.000 Dollar pro Nacht. Dafür darf man allerdings auch mit bis zu 28 Personen anrücken. Falls der Millionärs-Kegelklub mal einen Ausflug plant.
Nahezu verstörend erscheint angesichts all dieses Überflusses die überraschende Nachricht, dass der Fantasy Bra, der mit Edelsteinen besetzte Büstenhalter, den der exklusive Wäschekonzern Victoria’s Secret traditionell zu Beginn der Weihnachtssaison enthüllt, dieses Jahr tatsächlich günstiger war, als man es bisher gewohnt war. Das mit 3000 in Gold gefassten Diamanten und Topasen besetzte Stück kostete nur 2,5 Millionen Dollar und damit ganze 500.000 weniger als im Vorjahr. Im Boomjahr 2000 waren es noch 15 Millionen Dollar gewesen. Offenbar hat man bei Victoria’s Secret die Zeichen der Zeit nicht erkannt.
Investor-Info
Investments Luxus ist auch an der Börse gefragt
Investments in Superluxus sind über die Börse nicht möglich. Allerdings gibt es etliche Aktien und Fonds aus dem „gewöhnlichen“ Luxussegment, das dank steigender Nachfrage in den Schwellenländern nach Champagner, edlen Uhren und schicken Taschen ebenfalls einen ungeahnten Boom erlebt. Einer der besten Fonds in diesem Jahr mit einem Plus von über 50 Prozent ist der Prestige & Luxe P Cap. von ING (ISIN: LU0119214772). Zu den größten Positionen gehören Richemont, LVMH und Tiffany. Alle drei Einzelwerte zählen auch zu unseren Favoriten. Der Mischkonzern LVMH mit seinen rund 60 Luxusmarken (Moët & Chandon, Louis Vuitton) ist sehr breit positioniert und verdient gerade in China und anderen Wachstumsländern mit seinen starken Marken prächtig. Der Aktienchart sieht top aus. Auch bei dem auf Uhren (Cartier, Lange & Söhne) fokussierten Schweizer Mischkonzern Richemont laufen die Geschäfte spitze. Die Société Générale sieht 16 Prozent Kurspotenzial. Die Aktie des Juweliers Tiffany notiert auf einem Allzeithoch. Ebenfalls ein interessanter Wert, aber deutlich marktenger und riskanter als die Erstgenannten.
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Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen
Name | Hebel | KO | Emittent |
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Nachrichten zu Mercedes-Benz Group (ex Daimler)
Analysen zu Mercedes-Benz Group (ex Daimler)
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22.11.2024 | Mercedes-Benz Group (ex Daimler) Outperform | Bernstein Research | |
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20.09.2024 | Mercedes-Benz Group (ex Daimler) Halten | DZ BANK |
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