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Bitcoins: Die wilde Währung

16.06.15 03:00 Uhr

Bitcoins: Die wilde Währung | finanzen.net

Die Internetwährung Bitcoins verbreitet sich immer mehr, doch mit ihrer gestiegenen Akzeptanz werden auch die Rufe nach Regulierung lauter.

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von Astrid Zehbe, Euro am Sonntag

Es war eine der letzten Handlungen kurz vor Ende seiner Amtszeit und vielleicht seine wichtigste: Anfang Juni stellte New Yorks oberster Finanzaufseher Benjamin Lawsky ein 44-seitiges Regelwerk für die stärkere Aufsicht virtueller Währungen vor. Im Visier hat er damit vor allem die umstrittenen Bitcoins.

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Die Internetwährung, die durch komplizierte Algorithmen am Computer erzeugt wird, ist damit bald Teil des ge­regelten Finanzwesens - zumindest im Bundesstaat New York. Für Firmen, die dort ansässig sind, steigen nun die Hürden für den Handel mit Bitcoins.

Künftig müssen sie eine entsprechende Lizenz vorweisen, zudem muss eigens ein Mitarbeiter abgestellt werden, der sich um die Einhaltung der neuen Richtlinien, beispielsweise hinsichtlich Geldwäsche, kümmert. Auf diese Weise will Lawsky kriminelle Geschäfte mit Bitcoins unterbinden.

Auch in Deutschland werden die Stimmen lauter, die eine Regulierung fordern, denn die Währung wird beliebter. Waren es in den Anfangsjahren eher die Spekulanten, die ihr zu Bekanntheit verhalfen, sind es nun Geschäftsleute, die Bitcoins stärker als Zahlungsmittel etablieren wollen.

Eine ganze Szene von Gründern beschäftigt sich mittlerweile mit der Entwicklung von Methoden, die den in der Theorie recht komplizierten Transaktionsprozess von Bitcoins in der Praxis zu einem einfachen, schnellen und sicheren Vorgang machen sollen - beispielsweise über mobile Endgeräte. Risikokapitalgeber stecken Millionenbeträge in entsprechende Start-ups.

Zwar ist die Anzahl der Läden, in denen man bisher mit Bitcoins bezahlen kann, noch überschaubar, doch sie steigt stetig. Sogar einzelne große Unternehmen wie der Elektroautohersteller Tesla oder das Software-Unternehmen Microsoft akzeptieren die Währung mittlerweile. Und auch Geldinstitute entdecken das Thema für sich: Die Münchner Fidor Bank kooperiert seit Februar mit dem größten europäischen Bitcoin-Marktplatz Bitcoin.de und erleichtert Kunden damit den Zugang zu der Kryptowährung.

Zahlen belegen die steigende Akzeptanz: Die Anzahl der weltweiten Transaktionen pro Tag hat sich in den vergangenen zwölf Monaten von 65.000 auf 134.000 mehr als verdoppelt. Angesichts des Volumens mit traditionellen Währungen ist diese Zahl zwar verschwindend gering - allein in Deutschland ­werden jeden Tag 25 Millionen Überweisungen ausgeführt. Doch der Trend nach oben ist ­eindeutig.

Zwischen Akzeptanz und Warnung

Vor allem in Entwicklungsländern, in denen bislang kaum funktionierende Bankensysteme existieren, könnten Bitcoins oder auch andere Kryptowährungen einen Siegeszug starten, zumal sie gegenüber dem klassischen Geld als Zahlungsmittel einige Vorteile haben. Schnittstellen des bargeldlosen Zahlungsverkehrs wie derzeit beispielsweise Kreditkartenanbieter, die pro Transaktion eine Gebühr vom Verkäufer kassieren, entfallen. Überweisungen können in Minutenschnelle weltweit ­getätigt werden. Zudem ist das digitale Geld inflationssicher, weil sich maximal 21 Millionen Bitcoins berechnen lassen und keine Notenbank den Wert der Währung mit ihrer Geldpolitik beeinflussen kann, da diese dezentral in einem Computernetz erzeugt und ver­waltet wird.

Skepsis der Notenbanken

Was viele als Vorteil der Bitcoins sehen, ist zahlreichen Notenbanken und Staaten ein Dorn im Auge. Thailand und China haben die Währung verboten: Durch ihre Anonymität lässt sich bei Zahlungen bislang nicht erkennen, wer dahintersteckt - das erleichtert kriminelle Geschäfte und erschwert die Arbeit von Finanzbehörden. Zudem fehlt den Notenbanken jegliche geldpolitische Kontrolle über das digitale Geld.

Das Innovationspotenzial erkennen die Währungshüter dennoch an. Dirk Schrade von der Deutschen Bundesbank räumte bei einer Veranstaltung in München ein, dass der Vorteil von Bitcoins im internationalen Zahlungsverkehr nicht zu bestreiten sei. "Sowohl die Bank of England als auch einige US-Ökonomen beschäftigen sich bereits mit der Idee einer staatlichen virtuellen Währung." Anfang des Jahres stellte der US-Ökonom David Andolfatto seine Idee der FEDcoin vor. Dabei handelt es sich um die theoretische Möglichkeit der US-Notenbank Fed, ein auf dem Dollar basierendes Bitcoin-Derivat zu emittieren. Der Vorteil: Es gäbe einen festen Wechselkurs zum Dollar - also genau das, was den Bitcoins fehlt.

Bisher ist die Währung äußerst volatil und hat nach ihrem Höhenflug 2013 ordentlich Federn lassen müssen. Allein in den vergangenen zwölf Monaten fiel der Kurs gegenüber dem Euro um knapp 60 Prozent. Ein Bitcoin kostet ­aktuell knapp über 200 Euro, zu Hochzeiten waren es fast 900 Euro.

Solche Wechselkursschwankungen dürften auch ein Grund sein, weshalb Bitcoins in weiten Teilen der Geschäftswelt noch immer skeptisch beäugt werden. Abgesehen davon, dass Bitcoins mit keinen echten Werten wie Gold hinterlegt sind und sie auch keine staatliche Garantien haben. Anders also als etwa der Euro. Hinter dem steht ja, Bundesbanker Schrade zufolge, die Euro­päische Zentralbank als vertrauenswürdige Herausgeberin. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

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