Vermögensverwalter-Kolumne

D-Mark oder Lira – (noch) hat Frau Merkel die Wahl

17.08.11 15:37 Uhr

D-Mark oder Lira – (noch) hat Frau Merkel die Wahl | finanzen.net

Unter den Chef-Ökonomen der europäischen Banken wird gerade ein Preis ausgelobt: Wer fordert mehr?

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Von Dr. Alexander Seibold, Dr. Seibold Capital GmbH, Gmund am Tegernsee

Jacques Cailloux von der Royal Bank of Scotland (RBS) fordert, dass die Europäische Zentralbank (EZB) die Hälfte aller ausstehenden italienischen und spanischen Anleihen kauft, für schlappe 850 Milliarden Euro. Die Citigroup hält sich nicht mit halben Sachen auf, sie will den europäischen Rettungsfonds auf 2500 Milliarden Euro aufpumpen.

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Es ist klar, dass diese Forderungen aus Banken kommen, da diese am stärksten davon profitieren würden, wenn sie keine Abschreibungen auf Ramsch-Anleihen fürchten müssten. Wenigstens ist David Bloom von HSBC so ehrlich zu sagen: „Es ist klar, das jemand für die ganzen Rettungsaktionen zahlen muss, und das wird der deutsche Steuerzahler sein“.

CDS-Markt: Deutscher Zahl-Michel geht in die Knie

Den professionellen Anleihe-Investoren muss man so etwas gar nicht erst sagen. Dass der deutsche Zahl-Michel irgendwann in die Knie geht, spiegelt sich heute schon in den Kursen wieder. Ein Zahlungsausfall Deutschlands wird Anfang August 2011 erstmals als wahrscheinlicher eingestuft als der Großbritanniens. Das kann man daraus ablesen, dass die entsprechenden Versicherungen für deutsche Bundesanleihen teurer sind als die für britische Papiere. Fünfjährige deutsche CDS (Credit Default Swaps, also Kreditausfallversicherungen) kosteten nach Angaben des Datenanbieters Markit 83 Basispunkte, britische 80 Basispunkte.

Politiker leben in ihrer eigenen Welt

Investoren fragen sich, wie sehr die finanziellen Möglichkeiten Deutschlands ausgereizt werden, wenn die EZB mit ihren Ankäufen italienischer und spanischer Anleihen nicht die gewünschte Beruhigung in den Markt bringt. Das fragen sich viele – nur die europäischen Spitzenpolitiker scheinen da ganz beruhigt zu sein. Frau Merkel belässt es bei Telefonaten mit den Herren Sarkozy, Berlusconi und Zapatero, ansonsten wird vor allem Urlaub gemacht.

Wird der Euro zur Wachswährung?

Dabei sind die weiteren Entwicklungen leider relativ einfach vorauszusehen: Übernimmt die EZB auch nur teilweise die im Raum stehenden Vorschläge – und wirft die Notenpresse an, um die Schulden der EU-Staaten zu finanzieren –, wird der Euro zur wachsweichen Währung. Eine von mir mehrfach geforderte Lösung hätte eine mutige Neuordnung der Euro-Zone sein können, in deren Mittelpunkt ein starker Kern-Euro in der Tradition der D-Mark stünde. Stattdessen sieht es so aus, als könnte der Euro die Nachfolge der ehemaligen italienischen Lira antreten. Diese hat ihren Wert aufgrund fortgesetzter Verschuldung bekanntlich auf einen Bruchteil ihres Ausgangswertes reduziert.
Welche Auswirkungen eine Finanzierung der Staatsschulden durch die Notenbank hat, lässt sich gerade am US-Dollar begutachten. Seitdem bei der US-Notenbank Fed alle Dämme gebrochen sind, fällt der Außenwert des Greenbacks. Ein drastisches Beispiel ist der massive Kursverlust des US-Dollars gegenüber dem Schweizer Franken oder dem Japanischen Yen.

Die Schlussfolgerungen für Anleger sind vor allem, dass alle Wertpapiere, die nur nominal abgerechnet werden, mit Vorsicht zu genießen sind. Das betrifft vor allem Anleihen, Geldmarktpapiere und Devisen. Mehr denn je muss auf die wirtschaftliche Substanz einer Investition geachtet werden, egal, in welcher Währung sie auf dem Kurszettel ausgedrückt wird.

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Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.