Geldanlage-Report Armin Brack

Investieren Sie wie Warren Buffett!!

30.08.11 09:35 Uhr

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Warren Buffett: Heilsbringer der Finanzmärkte?

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Aktien

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Indizes

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2.915,8 PKT 28,3 PKT 0,98%

5.930,9 PKT 63,8 PKT 1,09%

Wenn Warren Buffett eine Aktie kauft, dann muss sie gut sein. Das ist die Denkweise vieler Privatanleger, die gerne in die Fußstapfen des Orakels aus Omaha treten würden, oder zumindest einen Hauch von Buffett im eigenen Depot haben möchten.

Doch ist die Aktie von Bank of America aktuell wirklich kaufenswert? Anleger, die ihre Hausaufgaben machen, sollten skeptisch sein.

Auf den ersten Blick ist die Kehrtwende von Buffett beeindruckend: Noch 1991 schrieb er in einem seiner inzwischen als Bibel für Valueinvestoren fungierenden Jahresberichte an die Berkshire-Aktionäre, dass Bankaktien nach wie vor nicht zu den bevorzugten Investments seines Unternehmens gehören würden.

Buffett hatte zunächst während seines Investments in Salomon Brothers 1987 Blut und Wasser geschwitzt, als er sich entgegen seiner Prinzipien zu einer Rettungsaktion hinreißen ließ. In dieser Zeit war Salomon zeitweise sogar in Insolvenzgefahr, weil der damalige Vorstand Jon Gutfreund bei der Auktion von Staatsanleihen zugunsten von Salomon betrogen hatte.

Damals hatte sich Buffett trotz letztlich gutem Ausgang geschworen, die Finger von (Investment)banken zu lassen. Diesem Schwur blieb er treu bis zur großen Finanzkrise 2008 als er dem Investmentbank-Riesen Goldman Sachs unter die Arme griff.

Trotzdem machen aktuell mehr als 40 Prozent des Berkshire-Portfolios Finanzwerte aus. Hat Buffett also seine Meinung geändert und bläst nun zum Einstieg in scheinbar unterbewertete Finanzaktien? Nicht unbedingt, denn zum einen haben Investments in Versicherungen, American Express und neuerdings auch MasterCard wenig mit Bankaktien gemein und zum anderen nutzt Buffett sein Standing in der Finanzbranche geschickt für sich aus.

Buffett macht Geschäfte, die sonst keiner machen kann

Buffett hatte in den gut 20 Jahren, die zwischen dem Salomon-Deal und dem Goldman Sachs-Einstieg liegen, sein Ansehen und seinen Einfluss in der Finanzwelt derart verbessert, ja potenziert, dass er extrem gute Sonderkonditionen beim Einstieg aushandeln konnte:

Am 23. Oktober 2008 investierte er fünf Milliarden US-Dollar in Goldman Sachs, den gleichen Betrag, den er jetzt für die Bank of America in die Hand nahm. Wichtig: Buffett kaufte nicht die reguläre Aktie von Goldman Sachs, sondern so genannte Preferred Shares (Vorzugsaktien), die Sonderrechte beinhalteten. Diese Aktien haben eher den Charakter einer Unternehmensanleihe, weil sie eine feste Verzinsung des Investments von zehn Prozent jährlich vorgesehen haben. Zudem hatte Buffett ausgehandelt, dass Goldman beim Rückkauf eine zehnprozentige Prämie zahlen muss.

Als zusätzlicher Anreiz bekam Buffett Optionen auf die reguläre Goldman Sachs-Aktie, die es ihm ermöglichen, zehn Jahre lange Aktien von Goldman Sachs für 125 US-Dollar die Aktie zu erwerben. Mit anderen Worten: Der legendäre Investor konnte warten bis der Goldman Sachs-Kurs irgendwann in den folgenden zehn Jahren so günstig stand, dass er die Optionen ausüben kann.

Dazu kam es zwar nie, weil Goldman Buffett im April dieses Jahres "auszahlte", den Deal also beendete. Trotzdem lohnte sich der Deal für den zweitreichsten Mann der Welt wieder einmal: Für fünf Milliarden investierte US-Dollar bekam er dank Zinsen und Prämie 6,664 Milliarden US-Dollar zurück. Das macht immerhin eine Rendite von 40 Prozent in 30 Monaten.

Freie Aktionäre schauen bei Goldman Sachs in die Röhre

Auch für Goldman Sachs war der Deal unter dem Strich nicht schlecht. Der Einstieg Buffetts (zu 125 US-Dollar) brachte einen kurzen Kursanstieg der Aktie, die das Unternehmen bereits tags darauf zu einer Kapitalerhöhung um weitere fünf Milliarden US-Dollar zu 133 US-Dollar nutzte. Ohne den Einstieg von Buffett wäre das nicht möglich gewesen.

Die einzigen Verlierer sind bisher die freien Aktionäre. Denn erstens hatten diese, wenn sie unmittelbar nach Buffett gekauft haben, einen schlechteren Einstiegskurs und mussten zweitens anschließend bange Monate überstehen. Die Aktie krachte bis auf ein Tief bei 52 US-Dollar herunter bevor die Trendwende einsetzte. Freie Aktionäre verloren so in der Spitze bis zu 60 Prozent ihrer Einsätze - Buffett-Kauf hin oder her.

Selbst die Anleger, die im Zuge des Kursverfalls nicht in Panik verkauft haben, liegen beim aktuellen Goldman Sachs-Kurs von 109,84 US-Dollar immer noch deutlich im Minus.

Bank of America-Deal ähnelt dem von Goldman Sachs

Der nun mit Bank of America abgeschlossene Deal ähnelt in vielerlei Hinsicht dem Goldman Sachs-Abkommen von Buffett.

Wieder kauft Buffett Vorzugsaktien, wieder hat er attraktive Zinsen vereinbart. Der Risikoaufschlag ist diesmal mit sechs Prozent nicht ganz so hoch, weil die Lage nicht ganz so verfahren erscheint. Gleiches gilt für die Rückkaufprämie, die nur fünf Prozent über den fünf Milliarden US-Dollar liegt.

Ähnlich attraktiv sind aber die Aktienoptionen, die es für Berkshire als Bonus oben drauf gibt. Er hat die Möglichkeit innerhalb der kommenden zehn Jahre 700 Millionen Bank of America-Aktien zu einem Preis von 7,14 US-Dollar je Aktie zu kaufen. In der Praxis könnte er diese dann sofort wieder am freien Markt zum dann aktuellen Kurs verkaufen.

Sollten sich die Aktien beispielsweise irgendwann bis auf 12 US-Dollar erholt haben, würde Buffett einen Profit von schlappen 3,4 Milliarden US-Dollar einfahren. Bricht der Aktienkurs weiter ein und erholt sich auch nicht mehr, dann lässt er seine Optionen eben verfallen.

Was aber, wenn die Bank of America tatsächlich Pleite geht? Das ist höchst unwahrscheinlich, weil die Bank nach Kundeneinlagen die größte der gesamten USA ist und so mit Sicherheit systemrelevant. Systemrelevanz bedeutet "too big to fail", das heißt der Staat wird im Extremfall einspringen, um die Bank zu retten, weil sonst der Zusammenbruch des gesamten Finanzsystems drohen würde.

Das Risiko, dass die Aktien in einem solchen Fall massiv an Wert verlieren oder sogar komplett wertlos werden verbleibt trotzdem. Doch auch hier ist Buffett besser gestellt. Als Inhaber der Preferred Shares sind seine Zinszahlungsansprüche vorrangig vor den Ansprüchen der Aktionäre.

Selbst wenn es ganz schlimm kommt und Buffett sein Investment komplett abschreiben müsste, könnte das Berkshire Hathaway verschmerzen. Denn: Die Holding sitzt auch nach dem Einstieg bei Bank of America auf einem Cashberg von satten 38 Milliarden US-Dollar.

Auf Grund der extrem niedrigen Zinsen für festverzinsliche Anlagen ist Buffett so in gewisser Weise auch gezwungen, derartige Investments zu tätigen, wenn er die hohe Profitabilität von Berkshire aufrecht erhalten möchte.

Vor diesem Hintergrund sollten sich die freien Aktionäre sehr genau überlegen, ob sie wirklich jetzt Bank of America-Aktien kaufen möchten.

Ich würde sogar einen Schritt weitergehen: Aus meiner Sicht zeigt das Investment von Buffett zum Teil auch wie schlecht es um die Bank tatsächlich bestellt ist. Zwar betont Bank of America-CEO Brian T. Moynihan, dass das Unternehmen völlig ausreichend kapitalisiert sei, mit oder ohne den Einstieg von Buffett. Man habe dem Deal lediglich zugestimmt, weil ein Investment von Warren Buffett das Vertrauen für die Bank am Finanzmarkt stärkt.

Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Wenn die Bank wirklich so gut dastünde wie Moynihan tut, dann hätte man ja zu Buffett - etwas überspitzt formuliert - auch sagen können: "Es ehrt uns, dass sie Bank of America-Aktionär werden wollen, aber kaufen Sie die Aktien doch einfach am freien Markt so wie jeder andere Aktionär auch."

Das Buffett das nicht tut und dass - umgekehrt - Moynihan Buffett so gute Konditionen gewährt, zeigt, dass die Lage beim Unternehmen bei weitem nicht so entspannt ist, wie man die Investoren glauben lassen möchte.

Eines der Hauptprobleme momentan: Es laufen landesweite staatsanwaltschaftliche Untersuchungen gegen Bank of America. Dabei geht es um die Pfändungspraktiken während der Hypothekenkrise und allgemein drohende Verluste im Zusammenhang mit dem Ausfall von Hypothekenkrediten. Bank of America hat hier bereits Rückstellungen von über 20 Milliarden US-Dollar gebildet, um mögliche Verluste abzudecken.

MEIN FAZIT:

- Buffett ist sicher nicht der Heilsbringer für die Finanzmärkte sondern ein cleverer Investor, der seinen guten Ruf einsetzt, um mit immensen Cashbestand von Berkshire vorteilhafte Deals auszuhandeln.

- Das heißt aber noch lange nicht, dass die Bank of America-Aktie auch für Privatanleger ein Kauf ist.

- Im Gegenteil: Die Risiken sind enorm und hätte Buffett keine Sonderkonditionen erhalten, hätte er wahrscheinlich auch nicht investiert.

Armin Brack ist Chefredakteur des Geldanlage-Reports. Gratis anmelden unter: www.geldanlage-report.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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