Nach dem Dubai-Donner: Wie viel Puste hat die Jahresendrally?
Finanzprobleme des Wüstenemirats haben Börsianer weltweit aufgeschreckt. Was Experten jetzt für den DAX erwarten, auf welche Strategien Anleger setzen sollten, lesen Sie in der Titelgeschichte von Euro am Sonntag.
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von S. Parplies und J. Spiering, Euro am Sonntag
Vom Wüstendorf zur Weltsensation. Den höchsten Turm der Welt, eine Skihalle zwischen Sanddünen, fantastische Kunstinseln vor der Küste – nichts schien zu teuer, um Touristen in das Emirat Dubai zu locken. Dass irgendetwas nicht stimmt, ist seit vielen Monaten offensichtlich. Verwaiste Baustellen und leer stehende Bürotürme gehören inzwischen genauso zum Stadtbild wir das berühmte Siebensternehotel Burj al-Arab.
Dubais Bauboom ist zu einem erheblichen Teil auf Pump finanziert worden. Knapp 60 Milliarden Dollar Schulden hat der staatseigene Megakonzern Dubai World – und Probleme, die Forderungen der Gläubiger zu bedienen. Die Bitte um Zahlungsaufschub hat die Finanzmärkte weltweit dennoch kalt erwischt. Die europäischen Börsen verloren am Donnerstag so dramatisch wie seit April nicht mehr. Aufgeregt warfen Aktionäre vor allem Bankenpapiere auf den Markt. Nach Berechnungen von JP Morgan dürften vor allem die Royal Bank of Scotland und HSBC von den Turbulenzen in Dubai betroffen sein. Das Engagement deutscher Geldhäuser in den Vereinigten Arabischen Emiraten ist laut Daten der Bundesbank und der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich mit rund 7,5 Milliarden Euro gering.
Fakt ist: Die 60 Milliarden Dollar Schulden sind Peanuts, gemessen an den Verheerungen der Immobilien- und Finanzkrise, deren Schaden längst in Billionen gezählt wird. Aktienstrategen sehen die Turbulenzen um den Wüstenstaat deshalb deutlich gelassener als Aktionäre: „Niemand konnte erwarten, dass die Finanzkrise komplett ausgestanden ist. Wichtig ist, dass sie beherrschbar bleibt. Die Probleme in Dubai sind nach unserer Einschätzung nicht so gravierend, dass sie den -globalen Konjunkturtrend negativ verändern würden“, urteilt Tammo Greetfeld von der Unicredit. Ähnlich sieht Carsten Klude von der Privatbank M.M. Warburg die Situation: „Fundamental haben wir derzeit nicht den Eindruck, dass die Prob-leme in Dubai eine ernsthafte Bedrohung für die Weltwirtschaft darstellen.“ Der Stratege warnt aber vor den schwer zu kalkulierenden Nebenwirkungen. Schließlich habe auch die Immobilienkrise mit Beschwichtigungen begonnen. „Die Situation könnte die Stimmung an den Finanzmärkten nachhaltig belasten. Nach den deutlichen Kursgewinnen in diesem Jahr ist die Verlockung groß, Gewinne zu sichern.“
Der Dubai-Schock könnte sich im günstigsten Fall als reinigendes Gewitter erweisen. Sentimentexperten hatten in den vergangenen Wochen bedenklich großen Optimismus unter Anlegern ausgemacht. Dieses Problem dürfte jetzt aus der Welt geräumt sein. „Die Bringschuld ist, dass die Probleme in Dubai zügig und transparent gelöst werden, damit kein neuer Vertrauensschaden entsteht. Wenn das gelingt, sollte sich der positive Trend an den Aktienmärkten fortsetzen“, kalkuliert Robert Halver, Kapitalmarktexperte der Baader Bank. „Die Korrektur an den Aktienmärkten sollte zeitlich und prozentual begrenzt bleiben. Rückschläge sehen wir unverändert als Kaufgelegenheiten“, erwartet Unicredit-Stratege Greetfeld.
Das Szenario der Bullen wird nach wie vor durch harte Fakten gestützt. Stichwort Konjunktur: Die wichtigsten Volkswirtschaften haben die Rezession hinter sich gelassen. China verblüfft sogar mit Wachstumsraten von mehr als acht Prozent. In Deutschland gilt der Geschäftsklima-Index des Ifo-Instituts, der die Stimmung der Entscheider aus der Wirtschaft misst, als wegweisend. Seit März steigt der Index kontinuierlich. „Die deutsche Wirtschaft dürfte auch im vierten Quartal deutlich zulegen, und die Chancen für ein ebenfalls ordentliches erstes Quartal nehmen zu“, folgert die Commerzbank. Stichwort Firmengewinne: In der jüngsten Berichtssaison haben die meisten Konzerne überzeugt. Die Anzahl der positiven Überraschungen in den USA ist so hoch wie seit Jahren nicht mehr. Auch der Ausblick ist gut: Für 2010 gehen Schätzungen von einem Gewinnzuwachs der DAX-Konzerne von 40 Prozent aus. Das ist durchaus realistisch. Schließlich sind die Vergleichswerte aus dem jetzt auslaufenden Krisenjahr niedrig. Zudem haben Unternehmen durch massive Kostensenkungen die Voraussetzung für eine hohe Hebelwirkung geschaffen.
Stichwort Liquidität: In US-Geldmarktfonds liegen noch immer mehr als 3,3 Billionen Dollar. Das sind rund 15 Prozent weniger als zu Jahresbeginn, aber 35 Prozent mehr als im Schnitt der vergangenen zehn Jahre. Weil Festgeldkonten angesichts der niedrigen Zinsen praktisch keine Rendite abwerfen, Aktien im Vergleich zu Anleihen aber weiterhin günstig bewertet sind, ist der Anreiz zum Investieren groß.
Noch eine Statistik macht Mut. Der Dezember gehört zu den besten Börsenmonaten des Jahres. Besonders lukrativ ist er dann, wenn die Kurse – wie im laufenden Jahr – von Juni bis November gestiegen sind. In diesen Fällen hat der DAX laut Landesbank Baden-Württemberg im Dezember durchschnittlich 5,5 Prozent an Wert gewonnen. Der DAX hätte demnach realistische Chancen, 6000 Punkte zu erreichen.
€uro am Sonntag stellt drei Strategien vor, wie sich Investoren – je nach Risikobereitschaft – jetzt noch positionieren können.
Beta, Kurven und Momentum
Wie weit kann eine Aktie steigen? Das Papier des Spezialmaschinenbauers Aixtron hat sei Jahresbeginn mehr als 350 Prozent an Wert gewonnen. Das schreckt viele Anleger vom Kauf ab. Dabei ist die Aixtron-Aktie fundamental nicht überteuert. Das Kurs/Gewinn-Verhältnis von 35 für 2010 wird durch ein erwartetes Gewinnwachstum von knapp 90 Prozent im kommenden und fast 30 Prozent im folgenden Jahr gestützt. Gewinntreiber ist der Markt für Leuchtdioden (LED), wie sie unter anderem bei Flachbildfernsehern, Handys und Autos immer populärer werden. Bis zum Jahr 2013 trauen Experten dem LED-Markt ein jährliches Wachstum von rund 25 Prozent zu.
Heiße Aktien wie Aixtron schwanken stärker als der Markt. Während der kurzen Schwächephase der Aktienmärkte in der zweiten Oktoberhälfte büßte Aixtron fast 20 Prozent ein, kletterte danach aber auf ein neues Jahreshoch. Sollten die Bullen recht behalten und die Märkte das Jahr mit einer Rally beenden, dürften Werte wie Aixtron überdurchschnittlich stark profitieren. Messen lässt sich die Sensibilität einer Aktie mit der Kennziffer Beta. Sie zeigt, wie stark eine Aktie im Verhältnis zum Gesamtmarkt ausschlägt. Da allerdings auch besonders schlechte Aktien einen hohen Beta-Faktor aufweisen, sollten Bullen nur auf jene Werte setzen, die für die vergangenen Monate auch eine kontinuierlich positive Kursentwicklung vorweisen können, wie ProSiebenSat.1, Gildemeister und SMA Solar.
Im Gegensatz zum Beta orientiert sich das Momentum einer Aktie nicht an der Kursentwicklung relativ zum Gesamtmarkt sondern zur eigenen Performance, zum Beispiel dem Durchschnitt der vorangegangenen 15 Monate. Grundgedanke dieser relativen Stärke: Siegeraktien bleiben Sieger, zumindest solange die positive Allgemeinstimmung an den Börsen anhält. Den höchsten Momentum-Wert im breit aufgestellten deutschen HDAX weist neben Aixtron derzeit Dialog Semiconductor auf. Bei Fundamentalisten verpönt, bei kurzfristig orientierten Anlegern aber sehr beliebt sind charttechnische Signale. Die Idee dabei ist, dass sich Kurskurven nach bestimmten Mustern entwickeln. Klassische Bewertungskennziffern spielen dabei bewusst keine Rolle. Die Aktie von SolarWorld ist in dieser Woche aus ihrem langfristigen Abwärtstrend ausgebrochen, Centrotherm hat einen Seitwärtskanal nach oben verlassen. Beide Phänomene werten Charttechniker als Kaufsignale. Die Aktie von Fuchs Petrolub bewegt sich schon seit März in einem stabilen Aufwärtstrend – ein Zeichen, dass das Interesse der Käufer ungebrochen ist.
Fundis und Lieblinge
Konservative Anleger vertrauen nicht auf kurzfristige Stimmungen, sondern auf klassische Fundamentaldaten. Diese versprechen langfristig das beste Verhältnis von Chance und Risiko. Wichtige Orientierung gibt das Verhältnis von Kurswert und Buchwert (KBV) einer Firma. Im DAX sind beim KBV 24 der 30 Titel niedriger bewertet als im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre. Mit dem deutlichsten Abschlag wird die Commerzbank gehandelt. Durch hohe Abschreibungen und Staatshilfe ist die Aktie aber ein Sonderfall. Interessanter erscheinen Beiersdorf und MAN – beide Werte sind beim KBV jeweils rund 40 Prozent von ihrem Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre entfernt.
Bei defensiven Anlegern hoch im Kurs steht die Dividendenrendite. Mit gutem Grund, denn die jährliche Ausschüttung der Konzerne macht langfristig rund 40 Prozent der Gesamtperformance bei Aktieninvestments aus. Trotz der deutlichen Kurserholung gibt es im DAX noch immer etliche Werte mit attraktiver Dividendenrendite.
Topwert in dieser Kategorie ist derzeit die Deutsche Telekom, die auf Basis der Dividendenschätzung der Analysten auf eine Rendite von mehr als acht Prozent kommt. Die Versorger RWE und E.on erreichen eine Dividendenrendite von deutlich mehr als fünf Prozent. Gerade zum Jahresende dürften diese Werte für diverse Fonds von Interesse sein.
Wertvolle Hinweise können auch die Empfehlungen der Analysten geben. Zwar hinken die Profis mit ihren Einschätzungen oft hinterher. Dennoch sollten Anleger vor allem dann hellhörig werden, wenn führende Banken oder Analysehäuser ihre Anlageurteile ändern. Nach Auswertung von €uro am Sonntag geschah das in diesem Monat für den DAX bislang 68 Mal. 39 Hoch- stehen dabei 29 Herabstufungen entgegen. Das Verhältnis spiegelt die verhalten optimistische Stimmung unter Börsenprofis. Die meisten Hochstufungen, jeweils vier, gab es für die Deutsche Post und ThyssenKrupp.
Als besonders einflussreich an der Börse gilt das Wort der US-Bank Goldmann Sachs. Sie setzte in dieser Woche Adidas auf die Liste ihrer europäischen Topempfehlungen. Der Sportartikelkonzern erwartet durch die Fußballweltmeisterschaft im kommenden Jahr einen kräftigen Umsatzschub.
Mit Puffer und Bonus
Die Probleme in Dubai haben schnell gezeigt, dass die Märkte eben doch noch sehr anfällig sind. Anleger, die deshalb auf Nummer sicher gehen und dennoch investieren wollen, haben mit Bonuszertifikaten eine exzellente Möglichkeit. Zwar sind nach der Lehman-Pleite Zertifikate bei manchen Investoren verpönt, aus unserer Sicht aber zu Unrecht.
Viele dieser Produkte bieten sehr gute Chance/Risiko-Profile. Und Produkte von großen Emittenten wie der Deutschen Bank sollten vor einem Totalausfall doch sehr sicher sein – außer man geht von einer Pleite des Geldinstituts aus. Für sehr vorsichtige Anleger bietet sich beispielsweise ein Bonuszertifikat der Deutschen Bank auf den DAX an. Die Spekulation: Fällt der Index bis zum Laufzeitende im Dezember 2010 nicht unter 3300 Punkte, erwartet Anleger eine Rendite von 7,8 Prozent. Mehr gibt es in diesem Fall allerdings nicht, da das Produkt mit einer Gewinnobergrenze ausgestattet ist. Generell gilt: Je geringer der Puffer gewählt wird, desto höher sind die Renditechancen. So bietet die Société Générale ein Bonuszertifikat an, das über 7,7 Prozent Mindestrendite verspricht, solange der DAX bis Mitte Mai 2010 über 4100 Punkte bleibt. Hochgerechnet ist das eine Rendite von fast 17 Prozent pro Jahr. Steht der DAX am Ende der Laufzeit über 8000 Punkten (was wohl nicht zu erwarten ist), gibt es sogar noch mehr. Doch Vorsicht: Sinkt der DAX bis Mai unter 4100 Punkte, was aktuell einen Abschlag von rund 28 Prozent bedeutet, rutschen Anleger kräftig in die Verlustzone. Ein Papier mit einer Barriere bei 4500 Punkten lockt sogar mit einer jährlichen Rendite von über 26 Prozent.
Man kann übrigens den Spieß auch umdrehen und darauf setzen, dass der DAX ein bestimmtes Niveau nach oben nicht überschreitet. Mit einem Reverse-Bonuszertifikat der Société Générale etwa lassen sich 21,8 Prozent Gewinn erzielen, wenn der DAX bis zum Laufzeitende im Dezember 2010 die 7000-Punkte-Marke nicht überschreitet.
Da dieser Zeitraum etwas lang ist, sind Zertifikate mit einem halben Jahr Laufzeit die sicherere Alternative, sie bringen aber auch etwas weniger Rendite. Ein Produkt der Commerzbank mit Cap wirft noch etwas mehr als zehn Prozent ab, wenn der Index bis zum 24. Juni 2010 nicht über 7000 Punkte steigt.
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Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen
Name | Hebel | KO | Emittent |
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Nachrichten zu Deutsche Bank AG
Analysen zu Deutsche Bank AG
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13.12.2024 | Deutsche Bank Overweight | Barclays Capital | |
06.12.2024 | Deutsche Bank Overweight | JP Morgan Chase & Co. | |
27.11.2024 | Deutsche Bank Outperform | RBC Capital Markets | |
14.11.2024 | Deutsche Bank Buy | Warburg Research | |
13.11.2024 | Deutsche Bank Buy | UBS AG |
Datum | Rating | Analyst | |
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13.12.2024 | Deutsche Bank Overweight | Barclays Capital | |
06.12.2024 | Deutsche Bank Overweight | JP Morgan Chase & Co. | |
27.11.2024 | Deutsche Bank Outperform | RBC Capital Markets | |
14.11.2024 | Deutsche Bank Buy | Warburg Research | |
13.11.2024 | Deutsche Bank Buy | UBS AG |
Datum | Rating | Analyst | |
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12.08.2024 | Deutsche Bank Hold | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) | |
29.04.2024 | Deutsche Bank Equal Weight | Barclays Capital | |
29.04.2024 | Deutsche Bank Hold | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) | |
25.04.2024 | Deutsche Bank Equal Weight | Barclays Capital | |
23.04.2024 | Deutsche Bank Equal Weight | Barclays Capital |
Datum | Rating | Analyst | |
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27.07.2023 | Deutsche Bank Underperform | Credit Suisse Group | |
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06.01.2023 | Deutsche Bank Underperform | Credit Suisse Group |
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