Euro am Sonntag-Titel

Großer Exklusivtest: Die stärksten Aktien der Welt

15.09.10 06:00 Uhr

Gestärkt aus der Krise hervorgehen - das wollen viele Unternehmen. Doch nur bei wenigen trägt das Geschäftsmodell. Euro am Sonntag filterte aus 10.000 Aktien die besten heraus.

Werte in diesem Artikel
Aktien

2,26 EUR 0,18 EUR 8,65%

41,30 EUR -0,55 EUR -1,31%

12,82 EUR -0,26 EUR -1,95%

280,40 EUR -2,90 EUR -1,02%

74,94 CHF 0,92 CHF 1,24%

116,40 EUR -0,72 EUR -0,61%

98,88 EUR -0,26 EUR -0,26%

Indizes

1.733,9 PKT 11,7 PKT 0,68%

42.528,4 PKT -178,2 PKT -0,42%

515,1 PKT 2,1 PKT 0,40%

10.610,6 PKT 57,7 PKT 0,55%

25.810,2 PKT 110,4 PKT 0,43%

16.447,9 PKT 124,0 PKT 0,76%

2.543,2 PKT 31,7 PKT 1,26%

970,7 PKT 6,2 PKT 0,64%

7.881,3 PKT 46,5 PKT 0,59%

2.901,5 PKT -40,9 PKT -1,39%

5.909,0 PKT -66,4 PKT -1,11%

14.008,4 PKT -15,7 PKT -0,11%

11.830,8 PKT 139,6 PKT 1,19%

15.784,2 PKT 167,4 PKT 1,07%

4.381,9 PKT 16,3 PKT 0,37%

von Jens Castner, Euro am Sonntag

Es gibt Aktien, besagt eine alte Börsenweisheit, die sollte man nicht verkaufen, sondern vererben. Der Spruch wird in ­jeder Boomphase früher oder später hervorgekramt. Und immer passt er auf andere Titel, denn jede Hausse hat ihre Favoriten.

Wer­bung

Zur Jahrtausendwende waren es Internet- und Medienaktien wie Intershop oder EM.TV, die Anleger in Atem hielten, von der Deutschen Telekom ganz zu schweigen. Drei Jahre später waren die Kursgewinne der Technologie-, Medien- und Telekomwerte abgearbeitet.

Nach dem Ende der Technologie-Baisse im Jahr 2003 waren regenerative Energien die neuen Heilsbringer. Die Kursvervielfachungen von Solarworld, Vestas Wind Systems und Co verhießen Traumrenditen auf Generationen hinaus. Der zweite Jahrhundertcrash innerhalb eines Jahrzehnts ließ 2008 die Notierungen der Ökoaktien dahinschmelzen wie Gletscher in der Sonne.

Wer­bung

Die Fachwelt hat für diese Art von Modeaktien den Begriff Glamour Stocks kreiert. Nach längeren Phasen mit auffällig guter Performance haftet den Papieren etwas Glamouröses an. Jeder will sie haben.

Die Kurse erklimmen früher oder später schwindelerregende Höhen, entsprechend üppig sind die Bewertungen. Schon bei kleinsten Enttäuschungen droht akute Absturzgefahr. „Das sind nicht die Aktien, mit denen Investorengenies wie Warren Buffett zu Milliardenvermögen gekommen sind“, warnte einst Altmeister André Kostolany.

Wer­bung

Und auch nicht die, von denen Kostolany selbst sagte, man solle sie unters Kopfkissen legen, Schlaftabletten nehmen und erst ein paar Jahre später wieder aufwachen. Wer auf der Welle der Glamour Stocks mitsurft, sollte hellwach sein, um nicht ein paar Jahre später im Armenhaus zu erwachen.

Aktien zum Vererben sind andere: defensive Werte, in Hype-Phasen als Witwen-und-Waisen-Papiere geschmäht. Vor gut zehn Jahren erfanden die Börsianer den abschätzigen Begriff Old Economy für die vermeintlichen Langweiler.

Von den Segnungen der New Economy hielt sich nicht nur Buffett, der kürzlich seinen 80. Geburtstag feierte, grundsätzlich fern. Auch andere lebende Legenden wie der ehemalige Fidelity-Fondsmanager Peter Lynch oder der Princeton-Professor und Buchautor Burton Malkiel („Börsenerfolg ist kein Zufall“) meiden die heißesten Aktien aus den heißesten Branchen. Zu Recht.

Ein einfacher Test zeigt, warum. Da Manager in schlechten Zeiten stets erklären, ihre Unternehmen würden gestärkt aus der Krise hervorgehen, müssen sie sich zwei Jahre nach dem Lehman-Schock an den Kursen messen lassen – zwar nicht nur daran, denn in erster Linie zählt die operative Performance eines Unternehmens, die an der Börse bisweilen mit Zeitverzögerung honoriert wird. Doch ein Vergleich unserer Redaktion, für den mehr als 10 000 Aktien aus sämtlichen relevanten Indizes rund um den Globus untersucht wurden, förderte eine eindeutige Tendenz zutage: Unter den rund 250 Titeln, die dieser Tage, exakt zwei Jahre nach Ausbruch der Krise, neue Allzeithochs erreicht haben, sind schwerpunktmäßig genau die Langweiler zu finden, auf die Value-Investoren wie Buffett & Co schwören.

Das Feld der weltbekannten Groß­konzerne führen Brauereikonzerne wie Anheuser-Busch Inbev an, Lebensmittelhersteller wie Nestlé, Fast-Food-Ketten wie McDonald’s, Tabakproduzenten wie Altria/Philip Morris und Bekleidungsfilialisten wie Hennes & Mauritz. Bei den Dauerbrennern am Aktienmarkt, die nach einem Crash als Erste wieder obenauf sind, handelt es sich demnach um Hersteller von Alltagsprodukten, die immer gekauft werden – so, wie es in den Büchern von Buffetts Lehrmeister Benjamin Graham beschrieben ist, die nach dem Börsenkrach von 1929 entstanden.

Filtert man aus den aktuell stärksten Aktien der Welt bedeutungslose Pennystocks, von Rohstoffpreisen abhängige Minenwerte und Restrukturierungsfälle aus, erhärtet ein Blick in die zweite Reihe den ersten Verdacht. Mit Coca-Cola Enterprises, Coca-Cola Amatil und Em­botteladoras Arca feierten zuletzt gleich mehrere Vertragsabfüller des weltgrößten Getränkeherstellers neue Kursrekorde. Der Nahrungsmittelproduzent Hormel Foods, in den USA bekannt unter anderem für Eier, Speiseöl und Frühstücksfleisch der Marke Spam, Warner Chilcott, ein irischer Spezialist für Hautpflegeprodukte, und der kanadische ­Tapeten- und Geldscheinhersteller For­t­­ress Paper runden das Bild ab.

Auch unter den deutschen Werten dominieren mit der Optikerkette Fielmann, dem Schmierstoffhersteller Fuchs Petrolub und dem Aromachemiekonzern Symrise Unternehmen, die eher unspektakuläre Ge- und Verbrauchsgüter verkaufen.

Der Charme des Alltäglichen zieht die Value-Gemeinde magisch an. Je billiger, desto besser, lautet die Devise. Besonders gern gesehen sind geringwertige Wirtschaftsgüter, sogenannte Pfennigartikel, am besten solche, die immer wieder gekauft werden müssen. Die Preise können, für den Verbraucher kaum wahrnehmbar, Jahr für Jahr ein wenig angehoben werden. Schlecht für den Kunden, gut für den auf Gewinnmaximierung bedachten Aktionär.

Suchtmittel wie Tabak und Alkohol sind dabei eine besonders beliebte Spielwiese. Zigaretten seien beinahe so etwas wie eine eigene Währung, erklärt Fondsmanager Martin Wirth von Frankfurt Performance Management. Bier sei in Russ­land – anders als in Westeuropa – das Getränk der Oberschicht und dazu auch noch weniger schädlich als Wodka, ergänzt sein Kollege Hend­rik Leber von Acatis.

Starke Marken wie Marlboro (Philip Morris) oder Lucky Strike (British American Tobacco), Beck’s und Bud (Anheuser-Bush Inbev) verbessern die Wettbewerbssituation zusätzlich. Börsenprofessor Max Otte, seit seinem Bestseller „Der Crash kommt“ Dauergast in der deutschen Medienlandschaft, spricht bei solchen Unternehmen von Königen, die ihre Branche beherrschen. Auch während des von ihm korrekt vorhergesagten Crashs empfahl er Könige wie Nestlé und McDonald’s beinahe gebetsmühlenartig zum Kauf.


Hier gehts zum aktuellen Heft

Solche Aktien gehörten als Basis­investments in jedes Depot, meint Otte. Analog zu den Glamour Stocks gibt es für diese Titel eine treffende englische Bezeichnung: Consistent Earners. Gemeint sind Unternehmen, die kontinuierlich gut prognostizierbare Gewinne und Dividenden abwerfen und die auch ein vorübergehender krisenbedingter Gewinneinbruch nicht aus der Bahn wirft.

„Der Ertrag für Anleger besteht immer aus zwei Komponenten: der Kurs­entwicklung und der Dividen­de“, erklärt Fondsmanager Torsten Graf von Mainfirst. Investitionen in Unternehmen wie McDonald’s, die über Jahre die Ausschüttung erhöhen, machen sich daher auf lange Sicht von selbst bezahlt. Solche Werte seien vor allem für Stiftungen und Pensionskassen interessant. Timing beim Kauf ist bei dieser Art von Aktien also zweitrangig, vo­rausgesetzt, der Anlagehorizont beträgt mehrere Jahre. Fondsmanager, deren Performance kurzfristiger gemessen wird, bringen die­se Geduld meist nicht auf. Dass ausgerechnet defensive Value-Werte seit der Lehman-Pleite besser gelaufen sind als der Gesamtmarkt, ist für Graf „nur eine Momentauf­nah­me“. Aktuell setzt er bevorzugt auf Unternehmen, die vom konjunkturellen Rückenwind profitieren und deren Geschäft strukturell wächst.

Wachstum, für Value-Investoren ­eigentlich zweitrangig, ist eine weitere Erfolgskomponente, die Werten wie Nestlé und Co derzeit zu Höhenflügen verhilft. Den Unternehmen ist es gelungen, ihre Marken frühzeitig im dynamischsten Markt der Welt zu etablieren. „Um von China zu profitieren, müssen Sie nicht das Risiko chinesischer Aktien eingehen“, betont Princeton-Professor Malkiel. Unternehmen wie McDonald’s oder Yum Brands, die Mutter aller Pizza-Hut- und KFC-Filialen, eröffnen beinahe täglich neue Restaurants in chinesischen Großstädten. Vor der H & M-Filiale in Schanghai sind Warteschlangen üblich, wie man sie hierzulande allenfalls vom Sommerschlussverkauf kennt. Nescafé gilt als In-Getränk, Schoko­riegel werden den Herstellern regelrecht aus den Händen gerissen – ein Eldorado gerade für die viel gescholtenen Nahrungsmittelkonzerne und Schnellrestaurantketten, denen Verbraucherschützer hierzulande das Leben schwermachen.

Mogelpackungen mit weniger Inhalt zum gleichen Preis, zweifelhafte Gütesiegel, ethisch und hygienisch bedenkliche Massentierhaltung, exzessive Beimischung von Zucker und anderen Kalorienbomben – die Liste der Vorwürfe ist lang. Und interessiert im bevölkerungsreichsten Land der Erde kaum jemanden.

Aus Aktionärssicht besteht deshalb keine Gefahr für die Geschäftsmodelle der Dauerläufer. Bedenklicher ist, dass Börsianer sie lang-sam nicht mehr als Langweiler, sondern als dynamische Wachstumstitel wahrnehmen. Sollten sie in Kürze als Glamour Stocks in aller Munde sein, ist es nicht mehr weit bis zur Überbewertung und zum baldigen Rückschlag. Bis zum Erbfall sollte sich das allerdings erledigt haben.

Klicken Sie weiter zur Investor-Info

Investor-Info:

Nestlé
Fast ein Fonds
Nestlé ist für sich genommen beinahe so etwas wie ein Investmentfonds. Durch ihre Beteiligungen und die weltweite Präsenz sind die Schweizer breit diversifiziert. Deshalb können Anleger wie bei einem Sparplan kleine Anfangspositionen aufbauen und bei Rückschlägen zukaufen. Die Aktie ist nicht ganz billig, aber grundsolide.

McDonald’s
In China in
McDonald’s steht in China, anders als in der westlichen Welt, nicht nur für billiges Fast Food: Dank des neuen Kaffeehausstils verweilen Besucher oft mehrere Stunden, frisch verliebte Paare verbreden sich dort – wie hierzulande in Szenekneipen. Ein deutlicher Anstieg der Filial­umsätze im August sorgt für weiteres Potenzial.

Hennes & Mauritz
Stabiles Geschäftsmodell
Preisgünstige Klamotten sind auch in der Krise gefragt. Deshalb gilt das Geschäftsmodell der schwedischen Modekette als sehr stabil. Auch der spanische Konkurrent Inditex (Zara) ist ein interessantes Investment. Derzeit sind beide Titel allerdings etwas teuer, daher: Die Bezeichnung Modeaktien darf wörtlich genommen werden.

Philip Morris
Wenn die Marlboro glüht
Auch wenn der Qualm überall verpönt ist – Raucher kommen von ihrer Sucht meist nicht los und kaufen immer wieder Zigaretten, meist täglich. Wenn die Marlboro glüht, reiben sich Investoren die Hände. Der stabile Cashflow ermöglicht hohe Ausschüttungen, die Dividendenrendite von 4,5 Prozent kann sich sehen lassen.

Fielmann
Günstige Brillen, teure Aktie
Sie steigt und steigt. Die Aktie der Optikerkette Fielmann ist ein klassischer Value-Wert. Durch Größenvorteile beim Einkauf sind die Preise günstig, das steigert die Nachfrage und macht der Konkurrenz das Leben schwer. Durch die Eröffnung neuer Filialen ergeben sich sogenannte Skaleneffekte, Umsatz und Gewinn steigen stetig. Im Moment ist die Aktie allerdings etwas teuer.

Mit neuem Schwung aus der Krise

Im Überblick: : Zehn Unternehmen, die besser dastehen als vor der Lehman-Pleite im Jahr 2008 (PDF)

Vor fast genau zwei Jahren, am 15. September 2008, stürzte die Pleite der Investmentbank Lehman Bro­thers die Weltwirtschaft in die schwerste Krise seit 1945. Wer kam am schnellsten wieder heraus? Unsere Redaktion machte den Test und verglich die aktuellen Kurse von mehr als 10 000 Aktien mit den Notierungen des 12. September 2008, des letzten Handelstags vor dem Lehman-Desaster, anschließend mit den Höchstständen der Jahre 2006 und 2007 sowie den Allzeithochs.

Neben Klassikern wie Nestlé, und McDonald’s erreichte eine Reihe weniger prominenter Titel markante Hochpunkte. Nach einer Analyse von Geschäftsmodell, Gewinnsituation und Bewertung blieben zehn Kaufkandidaten übrig, die bereits Consistent Earners sind – oder auf dem besten Weg dazu. Eine Sonderrolle nimmt der ­chinesische Autobahnbetreiber Sichuan Expressway ein, der über ein regionales Monopol verfügt. „Wenn es nur eine Brücke über einen Fluss gäbe, würde Buffett sie besitzen wollen“, sagt Value-Fondsmanager Hans-Peter Schupp von der Bad Homburger Vermögensverwaltung Fidecum. Zusätzlich profitiere das Unternehmen von Infrastruktur­investitionen, vom Wachstum des Verkehrsaufkommens und den Wiederaufbaumaßnahmen nach dem schweren Erdbeben im April, erklärt Fondsmanager Christian Hofmann von FIVV, der die Aktie im Portfolio hält.

Ebenfalls etwas aus dem Rahmen fällt Pirelli. Zwar erreichte die Aktie zuletzt ein Zweijahreshoch, ist aber von den um die Jahrtausendwende erreichten Rekordständen noch ein gutes Stück entfernt. Zudem ist das Geschäft zyklischer als Nahrungsmittel, Zigaretten oder Getränke. Da die Restrukturierung erfolgreich verlief, die Bewertung günstig ist und Reifen Alltagsgegenstände sind, auch wenn man sie nicht täglich kauft, ist die Aktie aber – ebenso wie Delticom – hochinteressant.

Ausgewählte Hebelprodukte auf Delticom

Mit Knock-outs können spekulative Anleger überproportional an Kursbewegungen partizipieren. Wählen Sie einfach den gewünschten Hebel und wir zeigen Ihnen passende Open-End Produkte auf Delticom

NameHebelKOEmittent
NameHebelKOEmittent
Wer­bung

Nachrichten zu Nestlé SA (Nestle)

Wer­bung

Analysen zu Nestlé SA (Nestle)

DatumRatingAnalyst
06.01.2025Nestlé NeutralJP Morgan Chase & Co.
30.12.2024Nestlé Market-PerformBernstein Research
27.12.2024Nestlé Market-PerformBernstein Research
17.12.2024Nestlé BuyGoldman Sachs Group Inc.
13.12.2024Nestlé HoldDeutsche Bank AG
DatumRatingAnalyst
17.12.2024Nestlé BuyGoldman Sachs Group Inc.
11.12.2024Nestlé OutperformRBC Capital Markets
10.12.2024Nestlé AddBaader Bank
09.12.2024Nestlé OutperformRBC Capital Markets
22.11.2024Nestlé KaufenDZ BANK
DatumRatingAnalyst
06.01.2025Nestlé NeutralJP Morgan Chase & Co.
30.12.2024Nestlé Market-PerformBernstein Research
27.12.2024Nestlé Market-PerformBernstein Research
13.12.2024Nestlé HoldDeutsche Bank AG
12.12.2024Nestlé NeutralJP Morgan Chase & Co.
DatumRatingAnalyst
25.07.2024Nestlé UnderperformJefferies & Company Inc.
21.06.2024Nestlé UnderperformJefferies & Company Inc.
14.05.2024Nestlé UnderperformJefferies & Company Inc.
25.04.2024Nestlé UnderperformJefferies & Company Inc.
04.04.2024Nestlé UnderperformJefferies & Company Inc.

Um die Übersicht zu verbessern, haben Sie die Möglichkeit, die Analysen für Nestlé SA (Nestle) nach folgenden Kriterien zu filtern.

Alle: Alle Empfehlungen

Buy: Kaufempfehlungen wie z.B. "kaufen" oder "buy"
Hold: Halten-Empfehlungen wie z.B. "halten" oder "neutral"
Sell: Verkaufsempfehlungn wie z.B. "verkaufen" oder "reduce"