US-Telekomriesen: Beziehung verzweifelt gesucht!
Das Kerngeschäft der US-Marktführer AT & T und Verizon stagniert. Um im Kampf mit den aufstrebenden Internet-Konzernen mitzuhalten, greifen sie zum strategischen Mittel.
Werte in diesem Artikel
von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag
Zumindest die Kunden freuen sich: Seit Mitte Februar bietet Amerikas zweitgrößter Telekomkonzern, Verizon, schnelles und unlimitiertes mobiles Surfen bereits für 80 Dollar im Monat an. Mit der gebotenen Geschwindigkeit ist auch das Streaming von Filmen via Web möglich. Es ist ein Strategieschwenk. Noch vor einem Monat waren Datenflatrates für den Konzern offiziell kein Thema. "Das ist etwas, was wir nicht tun müssen", hatte Finanzchef Matthew Ellis erklärt.
Lange hatte die Nummer 2 versucht, bei ihren Konditionen hart zu bleiben und für 70 Dollar im Monat nur ein begrenztes Datenvolumen zu bieten. Vergangenheit. Beim Konkurrenten T-Mobile US können Kunden fürs gleiche Geld schon länger unbegrenzt surfen. Auf den Schritt von Verizon reagierte die Tochter der Deutschen Telekom prompt: Surfen wird hier noch billiger.
Unerbittlich dreht sich die Preisspirale im US-Telekommarkt nach unten. Nicht nur bei schnellen Internetverbindungen herrscht Hauen und Stechen, auch im Mobilfunkmarkt geht es zur Sache. Verizon gewann hier 2016 nur noch halb so viele Neukunden wie im Vorjahr. Die Folge des Kriegs um Kunden: Der Konzern mit Sitz in New Jersey bereitet Aktionäre auf eine Stagnation bei Umsatz und Gewinn im Jahr 2017 vor. Telekom-Primus AT & T geht es nicht viel besser, die jüngsten Zahlen entsprachen gerade so den bereits niedrigen Erwartungen.
Wachstum verzweifelt gesucht
Kein Zweifel: Der Druck auf Amerikas Telekomriesen nimmt zu. Festnetze sind schon länger kein Wachstumsmarkt mehr, jetzt droht auch das Mobilfunkgeschäft zu stagnieren. Nicht nur die Konkurrenz, allen voran die aggressive T-Mobile US unter Chef John Legere, plagt die Riesen. Auch Internetkonzerne wie Amazon oder Netflix ärgern die Chefs der Telekoms. Mit ihren Cloud- und Streamingangeboten machen die Webgiganten auf der Infrastruktur der Telekoms erstklassige Geschäfte.Am 230 Milliarden Dollar großen Weltmarkt für Onlinewerbung etwa hat die Alphabet-Tochter Google rund ein Drittel Anteil, das soziale Netzwerk Facebook bringt es auf gut 13 Prozent. Beide legen weiter zu. Die Betreiber der Datenautobahnen, darunter Telekoms wie Verizon oder AT & T, schauen dem gewinnbringenden Treiben auf ihren Highways bloß frustriert zu.
Dass die Macht der Branchenvertreter im Zeitalter der digitalen Kommunikation schwindet, zeigt auch der Vergleich der Börsenwerte. Alphabet ist schon fast 300 Milliarden Euro schwer, Social-Web-Primus Facebook mehr als 290 Milliarden: Beide haben die Telekomveteranen AT & T mit 240 Milliarden Euro und Verizon mit 175 Milliarden längst abgehängt.
Ran an die digitalen Inhalte
"Zurückschlagen" lautet die Devise in den Zentralen der etablierten Telekoms. Ihr Vorteil sind immer noch hohe, regelmäßige Cashzuflüsse. Dank gut gefüllter Geldspeicher fädeln sie große Zukäufe ein, um sich ebenfalls mit digitalen Inhalten im Markt für Onlinewerbung in Position zu bringen.Primus AT & T aus Dallas will sich Amerikas viertgrößten Medienkonzern, Time Warner, in einem 85-Milliarden-Dollar-Deal sichern. Die Perle im Portfolio ist HBO, ein Streaminganbieter und Produzent von weltweit erfolgreichen TV-Blockbustern wie der Fantasyserie "Game of Thrones".
Konkurrent Verizon prüft den Kauf des angeschlagenen Internetkonzerns Yahoo. Darüber hinaus ist der Telekomriese auch an Kabel-TV-Anbieter Charter Communications interessiert.
Gelingen die angebahnten Megazusammenschlüsse von Telekom-, Internet- und Kabelkonzernen, wäre das der "Big Bang der Konsolidierung in Amerikas Telekombranche", sagt John Chaplin vom Marktforscher New Street Research. In der digitalen Kommunikationswelt mit Web-Trends wie Streaming, Cloud und dem Internet der Dinge reicht den bislang zuverlässigen Dividendenzahlern die Telekom-Infrastruktur für nachhaltig profitables Wachstum nicht mehr aus.
Time-Warner-Chef Jeff Bewkes ist bereit, die Kräfte in einem größeren Unternehmen zu bündeln. "Mit AT & T wollen wir die dritte Kraft in der digitalen Werbung werden und es mit dem Duopol aus Google und Facebook aufnehmen", sagte er zu Beginn der Fusionsgespräche im Oktober. Der Zusammenschluss wäre zugleich eine Rolle rückwärts, denn vom TV-Kabelgeschäft hatte sich Time Warner vor fast zehn Jahren mit dem Börsengang von Time Warner Cable getrennt.
Bedenken von Politikern, Konkurrenten und Aufsichtsbehörden hinsichtlich der Einschränkung des Wettbewerbs durch die Konsolidierung versucht Bewkes zu zerstreuen. "Was Google und Facebook lieben, ist Innovation und Konkurrenz. Wir wollen ihnen dabei helfen." Der künftige Telekom- und Medienkonzern wäre dank HBO im Streamingmarkt für die bisherigen Größen Amazon und Netflix ein ebenbürtiger Konkurrent, zumindest in den USA.
Die Rivalen warten erst einmal ab, wie Amerikas mächtige Telekom-Aufsichtsbehörde, die Federal Communications Commission (FCC), die Folgen der Megafusion bewertet. Die Medienkonzerne Walt Disney und 21st Century Fox forderten die FCC zu einer strengen Prüfung auf. Bisher positionierten sich die Unternehmen jedoch nicht gegen den geplanten Zusammenschluss.
Time-Warner-Lenker Bewkes und AT & T-Boss Randall Stephenson wollen den Deal bis Ende des Jahres unter Dach und Fach bringen. Die Zeit drängt, denn auch Konkurrent Verizon will sich mit dem Kauf von Yahoo in der digitalen Werbung an die Fersen der führenden Spieler Google und Facebook heften.
Zweite Chance für Sprint
Über den Ausgang der großen Veränderungen entscheidet Ajit Pai, seit Januar Chef der FCC. "Es ist unmöglich vorherzusagen, wie er genau tickt. Seine Prinzipien sind jedoch klar: weniger Regulierung, flexible Ansätze im Rahmen der Gesetze", sagt Harold Furchtgott-Roth von der Denkfabrik Hudson Institute. Er kennt den FCC-Chef gut.Für Pai einfacher zu entscheiden wäre eine mögliche Fusion von T-Mobile US und Sprint. Experten erwarten, dass Masayoshi Son, zu dessen Beteiligungskonzern Softbank Sprint gehört, einen zweiten Versuch wagen wird, um Amerikas viertgrößten Mobilfunker mit der Tochter der Deutschen Telekom zu fusionieren.
Sprint ist mit 60 Milliarden Dollar fast in doppelter Höhe seines Umsatzes verschuldet. Fortschritte beim Firmenumbau und der stabile Aufwärtstrend der Aktie deuten jedoch darauf hin, dass Sprint einen Deal größtenteils auch mit eigenen Aktien finanzieren könnte.
T-Mobile-US-Chef John Legere, der im US-Markt die Datenflatrate etabliert hat und den größeren Konkurrenten damit erfolgreich Kunden abjagt, kann für das Zusammengehen einen hohen Preis aushandeln. Im abgeschlossenen Quartal war das Unternehmen mit knapp 1,3 Millionen zusätzlichen Kunden erfolgreicher als jeder andere US-Konkurrent.
Investor-Info
T-Mobile US
Gewinn verdoppelt
Die Tochter der Deutschen Telekom geht seit vielen Monaten mit höchst aggressiven Tarifen auf Kundenjagd. Bislang verläuft die Wilderei im Revier der Branchengrößen AT & T und Verizon äußerst erfolgreich, beispielsweise im jüngsten Quartal: Mit 45 Cent pro Aktie stieg der Gewinn weitaus stärker als von Analysten erwartet. Die Experten hatten im Schnitt mit 30 Cent gerechnet. Im Gesamtjahr hat T-Mobile US den Gewinn auf 1,5 Milliarden Dollar verdoppelt. Zur fundamentalen Stärke gesellt sich Übernahmefantasie.
AT & T
Dividende stimmt
Amerikas Telekomprimus steckt in der Wachs-
tumsfalle. Bei Kabel-TV ist AT & T nach dem Kauf von DirecTV die Nummer 1, im Mobilfunk sind weitere Zukäufe nicht möglich. Etwas mehr als vier Milliarden Dollar Gewinn
im vierten Quartal entsprachen den Erwartungen. Der Deal mit Time Warner würde neue Wachstumsmärkte erschließen. Die
Dividendenrendite spricht für die Aktie.
Time Warner
Begehrte Filmfabrik
Time Warner ist Amerikas viertgrößter Medienkonzern. Alle Bereiche - die Kabelsendersparte Turner mit dem Nachrichtensender CNN, die Warner Filmstudios und die für Blockbuster-Filmserien bekannte Tochter HBO - beflügeln das Wachstum. Die Sender liefern mehr als die Hälfte des Umsatzes und des operativen Gewinns, Tochter HBO mehr als ein Drittel des Umsatzes und ein Viertel des Gewinns. Die Aktie notiert rund 15 Prozent unter AT & Ts Offerte. Spekulativ.Ausgewählte Hebelprodukte auf Deutsche Telekom
Mit Knock-outs können spekulative Anleger überproportional an Kursbewegungen partizipieren. Wählen Sie einfach den gewünschten Hebel und wir zeigen Ihnen passende Open-End Produkte auf Deutsche Telekom
Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen
Name | Hebel | KO | Emittent |
---|
Name | Hebel | KO | Emittent |
---|
Weitere Deutsche Telekom News
Bildquellen: totojang1977 / Shutterstock, Pressmaster / Shutterstock.com
Nachrichten zu Deutsche Telekom AG
Analysen zu Deutsche Telekom AG
Datum | Rating | Analyst | |
---|---|---|---|
09.01.2025 | Deutsche Telekom Buy | UBS AG | |
10.12.2024 | Deutsche Telekom Overweight | Barclays Capital | |
09.12.2024 | Deutsche Telekom Buy | Goldman Sachs Group Inc. | |
29.11.2024 | Deutsche Telekom Buy | Goldman Sachs Group Inc. | |
29.11.2024 | Deutsche Telekom Buy | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) |
Datum | Rating | Analyst | |
---|---|---|---|
09.01.2025 | Deutsche Telekom Buy | UBS AG | |
10.12.2024 | Deutsche Telekom Overweight | Barclays Capital | |
09.12.2024 | Deutsche Telekom Buy | Goldman Sachs Group Inc. | |
29.11.2024 | Deutsche Telekom Buy | Goldman Sachs Group Inc. | |
29.11.2024 | Deutsche Telekom Buy | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) |
Datum | Rating | Analyst | |
---|---|---|---|
26.11.2024 | Deutsche Telekom Neutral | UBS AG | |
14.11.2024 | Deutsche Telekom Neutral | UBS AG | |
14.10.2024 | Deutsche Telekom Neutral | UBS AG | |
10.10.2024 | Deutsche Telekom Neutral | UBS AG | |
10.09.2024 | Deutsche Telekom Neutral | UBS AG |
Datum | Rating | Analyst | |
---|---|---|---|
30.03.2020 | Deutsche Telekom Underweight | Barclays Capital | |
18.03.2020 | Deutsche Telekom Underweight | Barclays Capital | |
04.03.2020 | Deutsche Telekom Underweight | Barclays Capital | |
20.02.2020 | Deutsche Telekom verkaufen | Barclays Capital | |
19.02.2020 | Deutsche Telekom Underperform | Jefferies & Company Inc. |
Um die Übersicht zu verbessern, haben Sie die Möglichkeit, die Analysen für Deutsche Telekom AG nach folgenden Kriterien zu filtern.
Alle: Alle Empfehlungen