Euro am Sonntag-Aktien-Tipps

E-Mobilität: Asiaten unter Strom

28.08.18 15:00 Uhr

E-Mobilität: Asiaten unter Strom | finanzen.net

Batteriezellen sind ein riesiger Wachstumsmarkt. Während Deutschland sanft ruht, fahren die Anbieter aus Fernost ihre Kapazitäten hoch. Wie Anleger ihr Depot aufladen.

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von Tobias Schorr, Euro am Sonntag

Michael Brecht ist alarmiert. "Wir brauchen eine deutsche oder europäische Lösung. Es muss jetzt einer aus der Deckung kommen, der sagt: Ich würde es mir zutrauen." Klare Worte, die der Betriebsratschef des Autokonzerns Daimler im Interview mit der Deutschen Presseagentur aussprach.



Der wunde Punkt: Es gibt bislang keine deutsche Fertigung von Batteriezellen für Elektroautos. Die Dominanz asiatischer Hersteller in diesem Zukunftsmarkt aber hält der Daimler-Betriebsrat für gefährlich. Die Autozulieferer sieht Brecht in der Pflicht. Seine Sorge: Der Automobilstandort Deutschland würde abhängig von Technologie aus Fernost, die Marktmacht der Asiaten zunehmen. Diese könnten dann die Preise diktieren. Schließlich entfallen bis zu 40 Prozent der Wertschöpfung eines Elektroautos auf die Batterie.

Während die Deutschen zögern, stampfen asiatische Hersteller in Europa zahlreiche Zellfabriken aus dem Boden. In Ungarn baute die koreanische Samsung SDI eine Fernseherfertigung in eine Batteriefabrik um, Wettbewerber LG Chem zog in Polen ein Werk hoch. Und die chinesische Contemporary Amperex Technology, kurz CATL, investiert 240 Millionen Euro in eine Zellfabrik in Thüringen.


Die Asiaten wollen vor allem die deutsche Autoindustrie versorgen. Zellen im Wert von vier Milliarden Euro kauft etwa der Premiumhersteller BMW bei CATL in den kommenden Jahren. Sie sollen den autonom und elektrisch fahrenden BMW-Stromer iNext antreiben. Wie groß der Hype um die Hersteller der wichtigen Batteriezellen ist, zeigte das fulminante Börsendebüt von CATL Mitte Juni: Die milliardenschwere Neuemission katapultierte den Technologiekonzern direkt an die Spitze des ChiNext - des chinesischen Pendants zum US-Technologie-Index Nasdaq. Im Vergleich zum Ausgabepreis hat sich der Aktienkurs mehr als verdoppelt.

Deutsche ohne Energie

Große deutsche Automobilkonzerne wie Daimler oder der Zulieferer Bosch haben sich gegen eine Zellfertigung entschieden. Zu teuer, zu riskant, so das Argument. Zudem würden die Asiaten deutlich günstiger produzieren und hätten einen zu großen technologischen Vorsprung in der weitgehend auf Chemie basierenden Technologie.



Zuletzt gab es jedoch zarte Vorstöße deutscher Unternehmen, den Markt doch nicht komplett aus den Händen zu geben. So wagt sich etwa Volkswagen etwas aus der Deckung. Zusammen mit dem kalifornischen Start-up Quantum Scape wollen die Wolfsburger testen, ob es möglich ist, Feststoffzellen industriell herzustellen. Diese Zellen gelten als die Technologie der Zukunft, denn sie versprechen drastisch kürzere Ladezyklen und eine höhere Reichweite.

Läuft alles gut, ist eine Pilotanlage ab 2022/23 denkbar. "Wir dürfen uns langfristig nicht von wenigen asiatischen Herstellern abhängig machen", warnte auch Konzernchef Herbert Diess jüngst bei der Bilanzvorlage. Bis 2025 will der Konzern aber noch herkömmliche Zellen im Wert von 50 Milliarden Euro ordern. Auch der Zulieferer Continental denkt aktuell über einen Einstieg in die neue Technologie nach und sucht einen Entwicklungspartner.

Siegeszug der Speicher

Ob in Smartphones, E-Bikes oder Haushaltsgeräten: Überall sind inzwischen aufladbare Batterien als Energiequelle im Einsatz. Bei Fahrzeugen nimmt die Nachfrage am schnellsten zu. Aktuell fahren zwischen einem und zwei Prozent aller Fahrzeuge weltweit voll oder teilweise batteriebetrieben. Nahezu sämtliche Autobauer haben jedoch angekündigt, in wenigen Jahren mehrere Elektromodelle auf den Markt bringen zu wollen. 2025, so schätzt die Boston Consulting Group, sollen bereits sechs Prozent der Autos rein elektrisch fahren, fünf Jahre später dann 15 Prozent. Allein auf Chinas Straßen werden 2030 voraussichtlich rund sieben Millionen Elektroautos unterwegs sein.

Vor allem wegen des Booms der E-Mobilität dürfte die Nachfrage nach Stromspeichern rasant steigen. Das Marktvolumen soll sich bis 2050 auf rund 550 Milliarden Dollar weltweit vervielfachen, schätzen etwa Experten des Infodiensts Bloomberg.

Die Aussichten für die Zellproduzenten sind somit blendend. Die gute Nachricht für Anleger: Auch wenn die Aktie von CATL hierzulande noch nicht handelbar ist, das Papier des Elektronikriesen Panasonic etwa können Anleger erwerben. Die Japaner sind exklusiver Zellenlieferant für Teslas Model 3, das Massenmarktmodell des US-Elektroautopioniers. Zudem liefern die Japaner ihre Zellen auch an Toyota, Mazda, Suzuki und viele mehr. Der Konzern hat große Erfahrung in der Akku-Produktion und weiß, wie man diese schnell nach oben fährt. Bis zum Jahr 2021 will der Konzern seine Batterieproduktion verdoppeln.

Südkoreaner vorn

Ein Gewinner des fast geräuschlosen Fahrens ist auch der südkoreanische Konzern Samsung SDI. In dessen Heimatland wird sich der Anteil der Elektroautos an den Neuzulassungen in diesem Jahr verdoppeln. Aktuell beherrscht die Hersteller-Allianz zwischen Hyundai und Kia mit einem Anteil von 80 Prozent den Markt. Bis 2025 will das Duo insgesamt 14 rein elektrische Modelle neu einführen. Wegen der großzügigen Subventionen wollen auch andere Hersteller in den Markt einsteigen.

Profitieren dürften vor allem die lokalen Zellfertiger Samsung SDI sowie LG Chem. Samsung SDI liefert auch sämtliche Zellen, die in den BMW-Modellen i3 und i8 stecken. Für BMW-Chef Harald Krüger ist die Zukunft elektrisch: Bis 2025 will er 25 elektrifizierte Modelle auf der Straße haben, zwölf davon rein elektrisch. Neben CATL sollte davon auch Samsung SDI profitieren.

China holt mächtig auf

Bislang galten südkoreanische und japanische Zellhersteller als Platzhirsche. Mit größter Aggressivität bauen inzwischen die Chinesen Kapazitäten auf - und gewinnen Marktanteile. Neben CATL ist BYD einer der größten Wettbewerber. Zuletzt litt der Aktienkurs des chinesischen Auto- und Batterieherstellers, im ersten Quartal fiel der operative Gewinn um mehr als 90 Prozent. Grund war vor allem, dass die chinesische Regierung die Subventionen für umweltfreundliche Autos reduziert hat. Für Chinas größten Hersteller von E-Autos ein Problem, auch weil die heimische Konkurrenz größer wird.

BYD ist jedoch noch immer Chinas Primus bei E-Autos und exportiert auch erfolgreich Elektrobusse. Der Konzern ist zudem der einzige Autohersteller Chinas, der seine eigenen Zellen produziert. Die Sparte könnte bald separat an die Börse gebracht werden. Wie hoch die Nachfrage nach solchen Aktien sein kann, zeigt die Premiere von CATL.

Investor Info

Samsung SDI
Qualität aus Korea

Zwar hat mit CATL ein Wettbewerber bei BMW einen Fuß in die Tür bekommen. Die Südkoreaner werden den deutschen Premiumautohersteller aber weiter beliefern. Die jüngsten Zahlen überraschten positiv. Stark lief vor allem das Geschäft mit Energiespeichern für Haushalte und mit Zellen für Hybrid- und Elektroautos. Die Analysten bleiben optimistisch. Der Gewinn soll 2018 um rund zehn Prozent steigen, für 2019 werden gut 40 Prozent Zuwachs erwartet. Attraktiv.

Panasonic
Günstige Japaner

Die Japaner sind in der Unterhaltungselektronik groß geworden und bauen ihr Batteriegeschäft zügig aus. Es macht etwa ein Drittel des Umsatzes aus. Bis 2022 soll sich der Umsatz der Sparte auf umgerechnet rund 20 Milliarden Euro verdoppeln. Noch schreibt dieser Bereich rote Zahlen, die Gewinnschwelle soll in der zweiten Hälfte des laufenden Geschäftsjahres erreicht werden. Günstig.

BYD
Warrens Liebling

Sinkende Subventionen drückten zuletzt den Gewinn des Batterie- und Autoherstellers. Doch Börsenguru Warren Buffett glaubt an den Titel. Seine Holding Berkshire Hathaway hält 25 Prozent an den in Hongkong notierten H-Shares. BYD ist Chinas größter Hersteller von Elektroautos und produziert auch Elektrobusse. Gerüchte über einen Börsengang der Zellsparte halten sich. Spekulativ.




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