Manipulationsverdacht: Tesla reicht Flut an Förderanträgen in Kanada ein - Andere Händler gehen leer aus

In Kanada steht Tesla im Zentrum einer Untersuchung: Kurz vor dem Auslaufen eines staatlichen Förderprogramms für nachhaltige Mobilität reichte der Elektroautobauer eine auffallend hohe Anzahl an Anträgen ein. Einige Tesla-Standorte meldeten gar Verkaufszahlen, die tatsächlich kaum realisierbar sein dürften.
Werte in diesem Artikel
• Kanadisches Programm zur Förderung emissionsfreier Fahrzeuge kürzlich vorerst beendet
• Tesla reichte kurz vor Ende noch massenhaft Anträge ein
• Verkaufszahlen im entsprechenden Zeitraum nicht realistisch, Kanada leitet Untersuchung ein
In Kanada gab es bis vor Kurzem ein Förderprogramm, in dessen Rahmen Käufer eines emissionsfreien Fahrzeugs einen Rabatt von bis zu 5.000 kanadischen Dollar erhalten konnten. Ursprünglich sollte das Programm erst Ende März 2025 auslaufen, doch die kanadische Regierung gab laut "electrek" im Januar bekannt, dass das für die Förderung vorgesehene Budget bereits früher ausgeschöpft sei als zuvor angenommen wurde und das Programm daher vorzeitig beendet werde. Laut Webseite der entsprechenden Behörde wurde das sogenannte iZEV-Programm schließlich am 12. Januar 2025 "offiziell pausiert", da die Gelder verbraucht waren.
Ungewöhnliche Verkaufszahlen: Tesla unter Verdacht
Zu einem besonders schnellen Ende des Förderprogramms dürfte wohl auch Tesla beigetragen haben. Denn am letzten Wochenende des Programms reichte der US-Elektroautobauer noch eine ungewöhnlich hohe Anzahl an Anträgen für die Rückerstattung von Rabatten, die Käufern im Rahmen des Programms gewährt wurden, bei der Behörde ein. Wie "electrek" unter Berufung auf einen Bericht von "Toronto Star" schreibt, hätten vier kanadische Tesla-Standorte dabei angegeben, in den letzten drei Tagen 8.653 Elektrofahrzeuge verkauft zu haben und somit Rabatte in Höhe von 43,1 Millionen CAD beantragt. Das entsprach mehr als er Hälfte der damals verbliebenen Fördermittel von 71,8 Millionen CAD.
Die Zahl der angeblich verkauften E-Autos ist aus mehreren Gründen ungewöhnlich hoch. So weist etwa "Jalopnik" darauf hin, dass Tesla - sollte die eingereichte Zahl stimmen - in drei Tagen mehr Fahrzeuge in Kanada verkauft habe als im ganzen ersten Quartal 2024. Bricht man die Gesamtzahl der rabattfähigen Verkäufe in diesen 72 Stunden weiter herunter, würde dies außerdem bedeuten, dass jeder der vier Tesla-Händler pro Stunde im Durchschnitt 30 E-Autos an den Mann gebracht hätte - sofern er durchgehend geöffnet gehabt hätte. Allein ein Tesla-Autohaus in Quebec reichte an dem Wochenende Rabattanträge für etwa 4.000 Fahrzeuge ein. Tatsächlich biete dieser Standort laut "electrek" jedoch nur Platz für ein paar hundert Fahrzeuge, was eine Auslieferung in der genannten Größenordnung physikalisch unmöglich mache.
Laut "electrek" sei zwar durch das sich abzeichnende Ende der E-Auto-Förderung mit einem kurzzeitigen Anstieg der Nachfrage zu rechnen gewesen, und Tesla dürfte davon als beliebteste E-Automarke in Kanada auch am stärksten profitiert haben, jedoch seien die Zahlen dennoch verdächtig hoch. Insgesamt erscheinen die Angaben auch deshalb höchst fragwürdig, da die Tesla-Verkäufe in Kanada laut "Jalopnik" zwischen Dezember und Januar zuletzt um rund 70 Prozent zurückgegangen waren.
Andere Händler verärgert - Ministerium für Verkehrswesen leitet Untersuchung ein
"Irgendwie hat Tesla das System manipuliert. Was wir nicht verstehen können, ist, wie das passieren konnte, ohne dass die Alarmglocken schrillten", sagte Huw Williams, ein Sprecher der Canadian Automobile Dealers Association (CADA), laut "Benzinga" mit Blick auf die ungewöhnlich hohen Rabattanträge, die Tesla kurz vor Ende des Förderprogramms eingereicht hat. Wie eine Umfrage der CADA unter anderen Händlern ergeben habe, würden diese nun wegen Tesla auf nicht zurückerstatteten Rabatten im Gesamtwert von rund 10 Millionen CAD sitzen bleiben. "Diese Händler haben den Kunden in gutem Glauben das Geld für ein Programm gegeben, das immer zurückerstattet wird. Sie sollten nicht dazu gezwungen werden, im Namen der kanadischen Regierung eine Zahlung zu leisten", so Williams weiter.
Transport Canada, das kanadische Ministerium für Verkehrswesen, hat laut "electrek" inzwischen eine Untersuchung der Vorkommnisse eingeleitet, die kanadische Verkehrsministerin Anita Anand zeigte sich laut "InsideEVs" "enttäuscht".
Hat Tesla betrogen oder nur Anträge gesammelt?
In den offiziellen Richtlinien des kanadischen iZEV-Programms lassen sich keine ausdrücklichen Anforderungen dazu finden, ob Händler die Anträge für die Rückerstattung des gewährleisteten Rabatts vor oder nach Auslieferung eines Fahrzeugs stellen müssen. Es muss lediglich im Rahmen des Verkaufsprozesses bereits eine Anfrage gestellt werden, um die grundsätzliche Förderfähigkeit zu klären. Es könnte somit möglich sein, dass die kanadischen Tesla-Händler lediglich die Anträge der letzten Wochen gesammelt und dann komplett eingereicht haben, als absehbar war, dass das Förderprogramm bald beendet wird. Dies sei nicht verboten, schreibt "Benzinga", während "electrek" jedoch glaubt, dass auch ein solches Vorgehen "für Verwunderung sorgen" würde. Letztlich dürften aber erst die Ergebnisse der Untersuchung durch das Ministerium Klarheit in diese Angelegenheit bringen.
Redaktion finanzen.net
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Bildquellen: JOHANNES EISELE/AFP/Getty Images, John Keeble/Getty Images
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