Warum ist der Yen so stark?
In der vergangenen Woche gab es ein Trommelfeuer von Schlechten Nachrichten aus Japan.
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Erst stufte die Agentur Moody´s das Rating für japanische Staatsanleihen von Aa2 auf Aa3 herab, dann trat der Premierminister zurück und schließlich bestätigten die Preisdaten, dass das Land in der Deflationsfalle steckt. Vor allem aber das Downgrade war eine Hiobsbotschaft, könnte man meinen. Doch weit gefehlt: Gerade die Märkte in Japan ließ das ziemlich kalt – schließlich hat man dort auch Erfahrungen mit Downgrades. Vor allem aber verkauft der Staat seine Anleihen ohnehin fast ausschließlich an die eigenen Bürger, Ratings interessieren da nur am Rande. Zudem ist Aa3 ja auch immer noch das vierthöchste Rating, das Moody´s zu vergeben hat und man befindet sich in der guten Gesellschaft von Ländern wie Chile und China.
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Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.Schlechtes Beispiel Japan
Doch die Begründung für das Downgrade sollte natürlich schon zu denken geben: Die Staatsschulden wachsen und die Wirtschaft stagniert – ein Teufelskreis, aus dem es kaum einen Ausweg gibt. Vor allem aber: Diese Diagnose trifft inzwischen auf fast alle Industrieländer zu, so z.B. auf die USA, auf Großbritannien und auf die meisten Länder der Eurozone. Geraten die alten Industrieländer insgesamt wie Japan immer tiefer in die Abwärtsspirale aus wachsenden Schulden, Stagnation, Deflation und einer fehlgeleiteten Wirtschaftspolitik? Diese Gefahr besteht! Doch das muss nicht unbedingt zu Abwertungsdruck auf die Währung führen, wie auch das Beispiel Japan zeigt.
USD/JPY weiter unter Abwärtsdruck
Im Gegenteil: Der Yen befindet sich seit Mitte 2010 in einem Höhenflug gegenüber dem US-Dollar, gegenüber dem Euro stagnierte der Yen in diesem Jahr immerhin auf hohem Niveau. Diverse Versuche von Regierung und Notenbank, die Aufwertung zu bremsen, schlugen bislang fehl. Der Wechselkurs USD/JPY hat sich auf einem Rekordtief von 76 Yen festgesetzt. Grund dafür ist, dass der Yen trotz der Rekordschulden in Japan und der Strukturprobleme des Landes als sicherer Anlagehafen in Krisenzeiten gilt. Und derzeit haben wir eine Krisenzeit. Gut möglich, dass USD/JPY demnächst unter die Marke von 76,00 JPY abrutscht. Sollte es aber eine Entspannung an den Märkten geben, dann wäre eine starke Gegenbewegung denkbar – unterstützt möglicherweise von Devisenmarktinterventionen der Notenbank. Anleger sollten daher vorsichtig sein.
Dr. Detlef Rettinger ist Chef-Redakteur von Deutschlands einzigem reinen Devisen-Börsenbrief mit Musterdepot, dem Devisen-Trader. Der promovierte Volkswirt besitzt langjährige Erfahrung in der Analyse des Devisenmarktes und im Handel mit Derivaten. Weitere Infos: www.devisen-trader.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.