Nachranganleihen

Bankanleihen: Zinsen mit Strahlkraft

02.10.13 15:00 Uhr

Mit nachrangigen Papieren können Anleger hohe Renditen bei größeren Risiken erzielen. Wegen der schärferen Regeln für Geldhäuser ist das Segment im Umbruch.

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von Thomas Strohm, Euro am Sonntag

Die Deutsche Bank kündigt eine Anleihe nicht wie ­erwartet, die italienische Banca Monte dei Paschi di Siena streicht Kupons, bei der niederländischen SNS Bank müssen die Gläubiger für Verluste geradestehen und sehen ihr Geld nicht wieder. Die Risiken von nachrangigen Bankpapieren sind Anlegern zuletzt deutlich vor Augen geführt worden. Aber ebenso die Chancen: Die Kupons sind hoch, die Kurse gestiegen, der Gesamtertrag ist äußerst attraktiv.

Wer im Niedrigzinsumfeld mit ­Anleihen eine ansehnliche Rendite erzielen will, kommt nicht umhin, Abstriche bei der Sicherheit zu machen: Bei Hochzinsbonds ist die Bonität der Schuldner oft dürftig, bei nachrangigen Bankanleihen ist der Rang der Schulden schlechter. Das heißt, Inhaber von Nachrangpapieren müssen sich bei einer Insolvenz in der Schlange der Gläubiger ganz weit hinten einreihen und hoffen, dass noch etwas zu verteilen ist, wenn sie an die Reihe kommen.

Bei Banken werden die Nachranggläubiger künftig schon vorher in die Pflicht genommen. Das Ziel: Mit ihrem Geld soll die Pleite verhindert werden, wenn das Eigenkapital der Bank nicht mehr ausreicht, um die Verluste zu decken. In der Finanzkrise standen dafür die Steuerzahler ein, sie sprangen strauchelnden Banken mit Unsummen bei. Solche Staatshilfen soll es nur noch geben, wenn die Besitzer nachrangiger Papiere zuvor geblutet haben — das kann bis zum Totalverlust gehen.

Erst die Gläubiger, dann der Staat
Bei einigen Banken sind Nachranggläubiger bereits an den Verlusten beteiligt worden: Bei spanischen und irischen Häusern, zudem Anfang des Jahres bei der SNS Bank in den Niederlanden, wie Analyst Oliver Piquardt von der DZ Bank feststellt. Bei der britischen Co-op Bank sei sogar eine Verlustbeteiligung der Nachranggläubiger vorgesehen, obwohl voraussichtlich keine Staatshilfen in Anspruch genommen werden.

Düster sieht es zurzeit auch bei der Banca Monte dei Paschi di Siena aus: Die Zinszahlungen für einige Anleihen hat sie schon eingestellt. Das ist bei manchen Nachrangpapieren unter bestimmten Bedingungen möglich; die Zinsen müssen auch nicht unbedingt nachgezahlt werden, wenn das Geschäft doch wieder besser läuft. Damit ist bei der angeschlagenen italienischen Bank auf absehbare Zeit nicht zu rechnen. Im Gegenteil: Sie braucht dringend ­frisches Eigenkapital. Und zwar so viel, dass sie es am Kapitalmarkt kaum bekommen wird. Die Verstaatlichung droht. Nachranggläubiger müssten in diesem Fall nicht nur auf ihre Zinsen verzichten, sondern um ihr komplettes Geld fürchten.

Weitere Banken könnten bald in den Blickpunkt rücken: 2014 sollen die Institute bei einem Bilanztest der EZB und einem Stresstest der europäischen Bankenaufsicht unter die Lupe genommen werden. Sollte sich dabei herausstellen, dass eine Bank zu wenig Eigenkapital hat, und kann sie diese Lücke nicht selbst schließen, sind auch hier zunächst die Anleihebesitzer dran. „Wir rechnen damit, dass die Verlustbeteiligung von Nachranggläubigern gängige Praxis sein wird“, sagt Piquardt.

Besser Fonds als Einzeltitel
Selbst Profi-Investoren sind deshalb in diesem Bondsegment äußerst wählerisch. „Bei italienischen oder spanischen Banken sind wir derzeit eher vorsichtig“, berichtet Felix Freund, Fondsmanager bei Standard Life. Generell gilt: Wegen der komplexen Struktur von Nachranganleihen mit ihren zahlreichen verschiedenen Abstufungen und Ausgestaltungen sind Einzeltitel nur für risikobereite und erfahrene Anleger als Beimischung zu empfehlen. Eine breitere Streuung ist mit Fonds möglich, zudem kann darüber auch in Papiere mit hoher Stückelung investiert werden, die Kleinanlegern sonst nicht offenstehen.

Die Fondsmanager können die Risiken besser einschätzen — und eher die Chancen nutzen, die mit den schärferen Regeln für die Banken ebenfalls verbunden sind. Ab 2014 gelten nämlich neue Eigenkapitalvorschriften nach Basel III. Damit ändern sich auch die Anforderungen, die Nachrangpapiere erfüllen müssen, damit sie — als Mischform zwischen Fremd- und Eigenkapital — zum Teil auf die Eigenkapitalausstattung der Banken angerechnet werden. Alte Nachranganleihen genügen diesen Vorschriften nicht. Eine Bank kann sie somit nicht mehr für den ursprünglich gedachten Zweck einsetzen — und hat einen großen Anreiz, die Papiere bald abzulösen.

Viele von ihnen haben eine sehr lange oder unendliche Laufzeit. Sie können allerdings nach einigen Jahren vom Emittenten gekündigt werden. Dieser kann zudem jederzeit versuchen, sie mit einem Aufschlag auf den Börsenkurs von den Anlegern zurückzukaufen. Genau damit rechnen die Investoren. Es wurden sogar Fonds aufgelegt, die sich voll auf dieses Szenario konzentrieren und davon profitieren wollen. Eine Garantie für die Kündigung oder den Rückkauf gibt es jedoch nicht.

Weiter großes Potenzial
Das mussten Investoren erfahren, die auf die schnelle Kündigung eines Nachrangpapiers der Deutschen Bank spekuliert hatten. Anfang Juli hat die europäische Bankenaufsicht klargestellt, dass es bei alten Papieren mit bestimmten Konditionen keine langsame Übergangsregelung geben wird, diese können ab 2014 komplett nicht mehr aufs Eigenkapital angerechnet werden. Das Papier der Deutschen Bank hat solche Konditionen, wie LBBW-Analyst Marco Ryll berichtet. Der Kurs ist nach der Äußerung der Bankenaufsicht in die Höhe geschnellt, von gut 80 auf fast 95 Prozent. Die Deutsche Bank hat den Kündigungstermin Mitte September jedoch nicht genutzt.

Andere Banken hätten das wohl anders gehandhabt. Bei der Entscheidung, ein nachrangiges Papier abzulösen, spielen nicht nur Kostenfragen und regulatorischer Rahmen eine Rolle, sondern auch der Ruf bei den Investoren. Hier hat die Deutsche Bank indes wenig zu verlieren. Sie sorgte Ende 2008 für einen Tabubruch, weil sie als erstes großes Haus eine Nachranganleihe nicht zum erstmöglichen Termin kündigte. „Französische Banken wie Société Générale und BNP Paribas oder die britische HSBC versuchen, sich hier bewusst abzugrenzen etwa von der Deutschen Bank, die schon mehrfach solche Kündigungstermine ungenutzt hat verstreichen lassen“, erläutert Freund.

Der Fondsmanager sieht bei den Papieren trotz zuletzt schon deut­licher Kursanstiege noch Potenzial. „Die Risikoaufschläge von nachrangigen Bankpapieren werden nach unserer Einschätzung weiter sinken — verglichen mit normalen Anleihen desselben Emittenten werden sie sich deshalb besser entwickeln.“ Spezialisierte Nachrangfonds wollen davon ebenso profitieren wie Freund mit seinem Unternehmensanleihefonds und breit aufgestellte Mischfonds wie der DWS Concept Kaldemorgen. Die Wahl der richtigen Bank und der passenden Anleihe immer vorausgesetzt.

Investor-Info

Bank-Bonds
Starke Schwankungen

Wer in nachrangige Bankanleihen investiert, muss gute Nerven haben. Das wird beim Blick auf die Wertentwicklung deutlich: Während normale Unternehmens- oder Bankanleihen relativ wenig schwanken, gibt es bei nachrangigen Papieren der Geldhäuser enorme Ausschläge – nach oben wie nach unten.

Warb. Banken Fokus Basel III
Klare Konzentration

Der Fonds von Warburg Invest will die Sondersituation wegen der neuen Eigenkapitalregeln für Banken nutzen, um in Nachranganleihen zu investieren. In der Wertentwicklung des Fonds spiegelt sich deren Volatilität wider: 2011 verbuchte der Fonds einen Verlust von rund 30 Prozent, 2012 einen Gewinn von 36 Prozent, 2013 ging es neun Prozent nach oben. Für Anleger geeignet, die den klaren Fokus suchen.

Aramea Rendite Plus
Breite Basis

Fondsmanager Sven Pfeil setzt auf Genussscheine und Nachranganleihen. Papiere von Banken und Versicherern finden sich im Portfolio ebenso wie ­Industrieanleihen. Die vergangenen drei Jahre gab es ein jährliches Plus von im Schnitt knapp zehn Prozent. Auch im für das Segment schwierigen Jahr 2011 betrug der Verlust nur rund ein Prozent. Somit ein Top-Fonds im Nachrangsegment.

SL Europ. Corporate Bond
Kleiner Kick

Die Fondsmanager Craig MacDonald und Felix Freund setzen auf Nachrangpapiere als rentable Beimischung im breit aufgestellten Bondportfolio. Schwankungsarm, als Basisanlage geeignet.

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