Anleger sind im Kaufrausch
Noch immer ist am Markt viel Liquidität, die angelegt werden muss. Unternehmensanleihen aller Bonitätsstufen finden reißenden Absatz. Droht jetzt die nächste Blase?
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von Marc Hofmann, Euro am Sonntag
Die Kauflaune am Markt für Unternehmensanleihen hält weiter an. Aufgrund der im März gestarteten Erholungsrally sind die Renditen für Investment-Grade-Bonds jedoch inzwischen vom zweistelligen Bereich auf magere 4,5 Prozent gesunken. Was Anleger verdrießt, freut hingegen die Unternehmen. Denn sie nutzen das niedrige Zinsniveau, um sich am Anleihemarkt günstig mit Kapital zu versorgen. So stellen sie einerseits ihre Finanzstruktur auf eine breitere Basis und kompensieren andererseits die restriktivere Kreditvergabe der Banken.
„Wir erleben derzeit eine Wandlung vom Bankkreditmarkt zum Bondmarkt“, attestiert so auch die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). 2008 lag der Gesamtmarkt für Unternehmensanleihen (Corporate Bonds) bei 866 Milliarden Euro. In diesem Jahr wurden bereits Bonds im Umfang von 1,31 Billionen Euro emittiert – allein in Europa waren es 280 Milliarden Euro. Gleichsam schrumpfte das Volumen der weltweit vergebenen Bankkredite von 2,5 Billionen Euro (2008) auf aktuell 1,08 Billionen Euro.
Derzeit müssen Emittenten zudem auch keine Angst haben, auf ihren Papieren sitzen zu bleiben. Denn noch immer ist viel Liquidität im Markt, die angelegt werden muss. Nahzu alles, was eine Rendite über dem Geldmarktzins bietet, ist daher interessant. Die Neuemissionen der vergangenen Monate wurden deshalb regelmäßig stark überzeichnet. Anleger, die während der vorbörslichen Platzierung nicht zum Zuge kamen, griffen spätestens am ersten Handelstag zu. Bis heute treibt das die Kurse und lässt die Renditen der Neuemissionen sinken.
Die Party am Markt für Unternehmensanleihen lässt jedoch auch warnende Stimmen laut werden. „Basiert diese Wertentwicklung wirklich noch auf rationalen Faktoren oder bildet sich hier lediglich eine neue Blase?“, fragt etwa die dänische Fondsgesellschaft Sparinvest in einer aktuellen Studie. Um die Frage korrekt beantworten zu können, muss man die Marktsegmente Investment-Grade und High Yields (Hochzinsanleihen) differenziert betrachten.
Hierbei ist festzustellen, dass der Primärmarkt für High Yields (Rating CCC bis BB+) erst mit der Neuemission des Baustoffherstellers Heidelberger Cement wieder in Gang gesetzt wurde. Mitte Oktober gelang es dem zu diesem Zeitpunkt mit B bewerteten Unternehmen, eine dreiteilige Anleihe im Volumen von 2,5 Milliarden Euro zu platzieren. Leicht hätten die Heidelberger aber auch zehn Milliarden Euro einsammeln können, denn auf diese Summe beliefen sich die Orders.
Für Bettina Deuscher, Analystin bei der LBBW, markiert dies klar den Wendepunkt am Markt für High Yields: „Bis dato konnten Unternehmen dieser Ratingklasse lediglich zehn Milliarden Euro emittieren.“
Die Attraktivität dieses Marktsegments hat einen einleuchtenden Grund: Junk-Bonds (Schrottanleihen) bieten trotz der zurückliegenden Kursrally noch immer einen Renditeaufschlag gegenüber Bundesanleihen von 8,83 Prozentpunkten. Allerdings wird das Renditeplus durch höhere Ausfallrisiken erkauft. Die Ratingagentur Standard & Poor’s beziffert dieses aktuell auf knapp zehn Prozent.
Mark Pearce, Investmentspezialist bei Threadneedle, greift dennoch gern zu: „Wir denken nicht, dass derzeit die Gefahr einer Blasenbildung besteht oder dass High Yields bereits teuer sind. Die jüngste Rally relativiert sich, wenn man bedenkt, von welch niedrigem Kursniveau wir gekommen sind.“ De facto führte der Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers im Herbst 2008 zu extremen Überverkäufen an den Kreditmärkten. Als die Kurse ihren Tiefststand erreichten, hatte der Markt für die nächsten Jahre Ausfallraten von über 20 Prozent in den Kursen berücksichtigt. Trotz der Rally liegen die aktuellen Renditeaufschläge daher noch immer über dem Langzeitmittelwert von 7,32 Prozent.
Auch für Kevin Mathews, Fondsmanager des Fonds F & C European High Yield, ist der Markt weiterhin attraktiv: „Sowohl in Europa als auch in den USA ist das Anspringen des Emissionsmarkts ein positives Zeichen. Deshalb rechnen wir für das kommende Jahr mit einer etwas niedrigeren Ausfallrate“, erklärt Mathews. „Den Unternehmen steht heute mehr Liquidität zur Verfügung, was die Ausfallraten – zumindest vorerst – niedrig halten sollte.“ Die Experten von JP Morgan beurteilen den High-Yield-Markt ähnlich. Sie korrigierten daher kürzlich ihre Ausfallprognose für 2010 von sieben auf vier Prozent.
Die Aussichten für den Hochzinsmarkt sind folglich gut. Lediglich kurzfristig orientierten Anlegern könnte laut Detlev Kleis, Fondsma-nager der UBS, noch Unbill drohen: „Nach einer derartigen Rally sind Korrekturen einfach nicht auszuschließen.“ Auch Ken Taubes, Leiter des US-Portfoliomanagements bei Pioneer, stimmt dem zu: „Im Bereich der Hochzinsanleihen halten wir auf kürzere Sicht Korrekturen für möglich. Mittelfristig sollte der Markt allerdings werthaltig sein.“
Und wie sieht es im Segment der Investment-Grade-Anleihen aus? Hier sollte die rege Emissionstätigkeit nun allmählich nachlassen, wie Max Baumann, Fondsmanager bei HSBC, sagt: „Die großen Unternehmen sind weitestgehend refinanziert.“ Diese Ansicht wird auch durch die Tabelle rechts oben untermauert. Lediglich im Automobilsektor könnte es hier noch zu nennenswerten Neuemissionen kommen. Ansonsten liegt der Fokus der Anleger derzeit auf der laufenden Berichtssaison für das dritte Quartal. Hier übertrafen die bislang vorgelegten Gewinne mehrheitlich die Erwartungen der Analysten.
Besonders gut zeigt sich dies an den Unternehmen des S & P 500. Von den bisher 310 berichtenden Unternehmen haben 265 die Erwartungen übertroffen. Das entspricht 85 Prozent. HSBC-Experte Baumann relativiert die Zahlen jedoch: „Die guten Quartalsergebnisse kommen überwiegend von der Kostenseite. Die Sparprogramme der Konzerne zeigen Wirkung. Dass die Erwartungen der Analysten übertroffen werden, ist daher noch kein Beleg für eine fundamentale Erholung.“
Da Einsparungen der Hauptgrund für die verbesserten Zahlen sind, stellt sich die Frage, ob das derzeitige Kursniveau noch gerechtfertigt ist. Detlev Kleis von der UBS meint Ja: „Noch zu Jahresbeginn boten europäische Investment-Grade-Bonds einen Renditeaufschlag (Spread) von 4,5 Prozent gegenüber Staatsanleihen. Durch die Rally sind die Spreads auf zwei Prozent gesunken. Dennoch liegen die Renditen damit noch immer auf früheren Rezessionsniveaus.“
Die LBBW macht ihre Markteinschätzung zudem an der Entwicklung des Kreditrisikos fest. Der iTraxx Main, ein Indikator für Kreditausfallversicherungen (CDS), sank innerhalb eines Jahres von 153 auf 86 Basispunkte. Dies bedeutet, dass die Ausfallwahrscheinlichkeit von Anleihen des Investment-Grade um 78 Prozent gefallen ist. Mit Blick auf historische Ausfallraten sind die Kurse jedoch günstig, solange der iTraxx oberhalb von 80 Basispunkten notiert.
Auf kürzere Sicht dürften Anleger wegen des niedrigen Zinsumfelds wohl kaum mehr als die Kuponrendite erzielen. Max Baumann: „Aufgrund des Renditevorsprungs gegenüber Staatsanleihen bleiben Investment-Grade-Corporates aber dennoch attraktiv.“ Die Kauflaune am Markt sollte daher anhalten.
Investoren-Information:
Investment-Grade & HY-Fonds
Für jeden Risikogeschmack
Bei High Yields sollte man die Konzerne gut kennen, um Verluste zu vermeiden. Daher bieten sich Fondslösungen wie beispielsweise der European High Yield (ISIN:GB 000 969 208 7) von Threadneedle an. Für eine Jahresgebühr von 1,25 Prozent nehmen einem hier Spezialisten wie Mark Pearce die Analysearbeit ab. Seit Jahresbeginn gab es dafür 54 Prozent Rendite. Wer mehr Sicherheit will, kann zum HSBC Corporate Bonds Europa greifen (DE 000 515 200 3). Max Baumann erwirbt ausschließlich Unternehmensanleihen defensiver Branchen mit Investment-Grade. Gegen eine Jahresgebühr von 0,7 Prozent erhielt man seit Januar eine Rendite von 19 Prozent.
Ausgewählte Anleihen
Renditestarke Einzelinvestments
Der Maschinenbauer Voith wird von Moody’s mit Baa1 (BBB+) bewertet. Lanxess und ThyssenKrupp liegen ebenfalls im Investment-Grade. Der Junkbond von HeidelbergCement ist aufgrund des hohen Risikos nicht für Buy & Hold Anleger zu empfehlen.
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Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen
Name | Hebel | KO | Emittent |
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28.10.2024 | Mercedes-Benz Group (ex Daimler) Halten | DZ BANK | |
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20.09.2024 | Mercedes-Benz Group (ex Daimler) Halten | DZ BANK |
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