2011: Die besten Märkte - die besten Aktien
Schwellenländer waren 2010 der Treibsatz für die Aktienmärkte. Im Schatten des Exportbooms aber wurden attraktive Titel, Branchen und Länder vernachlässigt. Die aussichtsreichsten Nachzügler.
Werte in diesem Artikel
von Sven Parplies und Christoph Platt, Euro am Sonntag
Viehzucht und Ackerbau, dazu ein wenig Tourismus. Die Mongolei, einer der am dünnsten besiedelten Staaten der Erde, hat auf den ersten Blick wenig zu bieten, was Aktionäre begeistern könnte. Der Reichtum des Landes liegt weitgehend unberührt unter der Erde: Rohstoffe, vor allem Kohle, Zink und Kupfer, aber auch Gold. Noch immer fehlt die Infrastruktur, um die Schätze wirtschaftlich zu nutzen. Der weltweite Rohstoffboom aber weckt die Abenteuerlust: Eindrucksvolle 190 Prozent hat der mongolische Aktienindex, der MSE Top 20, in diesem Jahr auf Dollarbasis an Wert gewonnen.
Aktionäre aus Europa müssen sich nicht grämen, das mongolische Kurswunder verpasst zu haben, denn auch in Europa lassen sich attraktive Renditen erwirtschaften: Im Stoxx 600 haben zehn Aktien im vergangenen Jahr mehr als 100 Prozent Kursgewinn verbucht, 60 weitere über 50 Prozent. An der Spitze steht eine Aktie aus Deutschland – die TV-Sendergruppe ProSiebenSat.1 mit rund 180 Prozent.
Zwei Themen haben die Märkte
im Jahresverlauf dominiert: Turnaroundstorys, also Unternehmen wie ProSiebenSat.1, deren Aktien in der Finanzkrise besonders hart getroffen wurden und jetzt umso stärker von der allgemeinen Erholung profitieren. Und das dynamische Wachstum der Schwellenländer, von dem auch viele westliche Unternehmen profitieren, besonders die Autobranche. Volkswagen, BMW, MAN und Daimler belegen vier der ersten fünf Plätze der Jahreshitliste des DAX.
Das Börsenjahr 2010 lässt aber auch viele Verlierer zurück: Im europäischen Stoxx 600 haben fast ein Drittel der Aktien Anlegern Verluste beschert. Von den 110 Titeln des deutschen HDAX liegen kurz vor Jahresende 25 in der Verlustzone. Auch bei den Verlierern zeigen sich Gemeinsamkeiten: Besonders hart hat es die Titel der Solarindustrie getroffen, die keine überzeugenden Antworten auf wachsende Billigkonkurrenz aus Asien und sinkende Subventionen gefunden hat. Auffallend auch die Schwäche der klassisch defensiven Branchen: Telekomkonzerne und Versorger operieren in weitgehend gesättigten Märkten und sind beim Boom der Schwellenländer nur Zuschauer. Hohe Dividendenrenditen, wie sie die Deutsche Telekom oder Eon bieten, sind offenbar kein Argument, wenn die Kurse anderer Aktien zweistellig steigen. Pharmakonzerne stehen unter Druck, weil wichtige Medikamente den Patentschutz verlieren und Regierungen die Ausgaben des Gesundheitssystems drücken. Vieles spricht dafür, dass das Wirtschaftswachstum der Schwellenländer auch 2011 wichtiger Kurstreiber für die Aktien westlicher Unternehmen sein wird. Während Chinas Wirtschaft im kommenden Jahr erneut Wachstumsraten von über acht Prozent verspricht, werden in Europa die exportstarken Nationen weiter dominieren. Laut einer Umfrage von €uro am Sonntag trauen führende Banken Deutschland ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 2,3 Prozent zu – ganz Europa hingegen nur 1,4 Prozent.
Zyklische Aktien sind trotz zum Teil deutlicher Kurssteigerungen noch immer nicht überzogen bewertet, da parallel zu den Kursen auch Gewinne und Gewinnerwartungen angestiegen sind. Die Aktien aus dem Bereich der Luxusgüter etwa haben nach Berechnung der BNP Paribas den breiten Markt um 40 Prozent geschlagen, ohne dass der Unternehmenswert im Verhältnis zum Vorsteuergewinn (Ebit) signifikant gestiegen ist. Ähnlich ist die Situation beim DAX, dessen Kurs-Gewinn-Verhältnis seit einem Jahr nahezu unverändert ist.
Gleichwohl sind mit den Kursen die Erwartungen an die Topperformer gestiegen. Das macht die Titel anfällig für Gewinnmitnahmen, falls sich die globale Wirtschaftslage verschlechtern sollte – etwa durch eine neuerliche Eskalation der europäischen Währungskrise oder anziehende Inflation und deutliche Zinsanhebungen in den Schwellenländern. Auch werden aufgrund anspruchsvoller Vergleichswerte die Gewinnsteigerungen der Zykliker nicht mehr so eindrucksvoll ausfallen wie im laufenden Jahr. So kalkulieren Analysten für den DAX nach einem Gewinnanstieg von mehr als 70 Prozent im laufenden Jahr für 2011 nur noch mit einem Zuwachs von zehn Prozent.
Für Anleger kann es sich also lohnen, bei der Aktienauswahl jetzt auch einen Blick auf zuletzt vernachlässigte Branchen und Regionen zu werfen: Defensive Sektoren sind im Vergleich zu den Zyklikern inzwischen verlockend bewertet – der Abschlag im Vergleich zu offensiven Titeln ist nach Berechnung der BNP Paribas seit Jahresbeginn europaweit von 20 auf 50 Prozent gestiegen.
Handelskonzerne setzen vor allem auf Deutschland: Die deutlich gesunkene Arbeitslosigkeit soll bei den chronisch knauserigen Bundesbürgern endlich Konsumfreude wecken. Zusätzlich gibt es quer durch alle Indizes etliche Unternehmen – wie BP, Kontron oder Beiersdorf –, die mit hausgemachten Problemen zu kämpfen haben, jetzt aber in die Erfolgsspur zurückfinden sollten.
Auch andere Branchen haben gute Chancen, im Jahresverlauf aus dem Schatten der Zykliker herauszutreten. Die deutsche Biotechindustrie etwa hat durch Rückschläge bei der Entwicklung neuer Medikamente in den vergangenen Jahren Anleger verschreckt. Inzwischen aber haben Unternehmen wie 4SC aus Martinsried bei München eine attraktive Pipeline mit weit fortgeschrittenen Kandidaten aufgebaut. Auch wenn die Risiken der Branche naturgemäß hoch sind, sollten etliche Biotechs im kommenden Jahr kurstreibende Neuigkeiten vermelden.
Selbst aus den Krisenstaaten der Eurozone könnten einige Unternehmen zu Comeback-Kandidaten werden – wenn sie den Nachweis erbringen, dass sie ihre Kosten senken können, ohne die Qualität ihrer Produkte oder Dienstleistungen zu schmälern. Anleger sollten bei Turnaround-Kandidaten aus den Krisenstaaten vor allem nach jenen Titeln Ausschau halten, die einen hohen Exportanteil ausweisen und besonders stark von sinkenden Lohnkosten profitieren.
Unter den Länderindizes dürften sich im Jahresverlauf 2011 ebenfalls einige zuletzt vernachlässigte Kandidaten zurückmelden. Japans Leitindex, der Nikkei, hat in Landeswährung gerechnet 2010 bislang sogar leicht verloren. Die Bewertung des Index ist inzwischen aber auf einem attraktiven Niveau, zudem dürfte die Dynamik der asiatischen Nachbarländer auf Japan übergreifen. Auch Brasiliens Börse liegt in der Verlustzone. Mit einem Wirtschaftswachstum von mehr als vier Prozent im kommenden Jahr zählt das Land dennoch zu den dynamisch wachsenden Regionen der Welt – das sollte auch die Börse honorieren.
Die Redaktion von €uro am Sonntag stellt auf den folgenden Seiten die aussichtsreichsten Nachzügler für das Börsenjahr 2011 vor. Die Mongolei sollten Anleger aus Europa allerdings lieber meiden – Investments dort sind aus der Ferne nahezu unmöglich und unnötig riskant.
Japan
Der japanische Aktienmarkt kam 2010 nicht vom Fleck. Der Nikkei 225, der als Leitindex die 225 wichtigsten Unternehmen Japans enthält, notiert derzeit auf dem gleichen Stand wie zu Beginn des Jahres. Dass deutsche Anleger in Nippon Gewinne erzielen konnten, liegt einzig und allein an der starken Aufwertung des Yen gegenüber dem Euro.
Für das kommende Jahr erwarten indes nicht wenige Experten solide Zuwächse an der Börse in Tokio. Das japanische Finanzunternehmen Nomura rechnet für den rund 1600 Aktien umfassenden Index Topix mit einem Plus von 22 Prozent.
Für ein erfolgreiches Jahr gibt es einige Gründe. Mehr als andere Länder profitiert Japan von einer Erholung der Weltwirtschaft, die sich 2011 fortsetzen sollte. Das Land hat den Vorteil, dass es über seine Exporte sowohl am Aufschwung der Industrieländer als auch der Emerging Markets teilnimmt. „Vor allem der Boom in den asiatischen Schwellenländern, die 2011 um die sieben Prozent wachsen dürften, kommt Japan zugute“, sagt Stefan Keitel, globaler Aktienstratege der Credit Suisse. „Inzwischen gehen 60 Prozent der japanischen Exporte in diese Region“, berichtet er.
Darüber hinaus spricht für Japan, dass die Aufwertungsrisiken für den Yen inzwischen begrenzt sind. Die starken Zugewinne der Währung werden sich wohl nicht wiederholen. Die japanische Exportindustrie dürfte also nicht weiter belastet werden. Auch die günstige Bewertung macht japanische Aktien attraktiv. „Das Kurs-Gewinn-Verhältnis des japanischen Markts nähert sich den Tiefständen von 2005“, sagt Keitel. Die Experten von Nomura weisen zudem auf das niedrige Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) im Vergleich zum restlichen Asien hin. Während der Kontinent ohne Japan ein KBV von fast 2,3 aufweist, beträgt es bei japanischen Aktien nur 1,0. Anleger erhalten demnach über Nippon einen äußerst günstigen Zugang zur Boomregion Asien.
Ein Szenario, das japanische Aktien ebenfalls beflügeln würde, wäre ein Anstieg der Inflation in Asien. In China wird bereits vor einer zunehmenden Teuerung gewarnt, die Regierung in Peking bemüht sich um erste Gegenmaßnahmen. Erfasst eine Inflationswelle die gesamte Region, würde das Japan guttun: Das Land leidet seit Jahren unter einer Deflation, die die wirtschaftliche Entwicklung lähmt. Eine Inflation in Nippon könnte sich dann zum Auslöser einer kräftigen Erholung des Aktienmarkts entwickeln.
Profiteur des weltweiten Aufschwungs
Der Fidelity Japan Advantage A JPY (ISIN: LU 016 133 248 0) zählt seit Jahren zu den besten Japan-Aktienfonds. Das von Ronald Slattery gelenkte Vehikel trägt die €uro-FondsNote 1 und ist auch 2010 bei der Wertentwicklung auf den vordersten Rängen zu finden. Im Portfolio haben zurzeit die Branchen Chemie, Banken und Transport das höchste Gewicht (zwischen gut 17 und 14 Prozent). Größter Einzeltitel ist Mitsubishi UFJ Financial, eine Holdinggesellschaft aus dem Finanzsektor. Ein besonders preiswertes Engagement in Nippons Aktienmarkt ermöglicht der ETFlab MSCI Japan (ISIN: DE 000 ETF L30 0). Der abgebildete Index gibt die Entwicklung des breiten japanischen Markts wieder. Dort spielen die Branchen Investitionsgüter und Automobile mit Anteilen von 15 und zwölf Prozent eine größere Rolle als im Fidelity-Fonds.
Brasilien
Auch ein aufstrebendes Land braucht mal eine Verschnaufpause. Im dritten Quartal 2010 wuchs Brasiliens Wirtschaft nur um 0,5 Prozent im Vergleich zum vorangegangenen Jahresviertel. Dank eines starken ersten Halbjahrs wird die Wirtschaft des Landes in diesem Jahr dennoch um rund 7,5 Prozent zulegen. Ein etwas schwächeres Quartal ist also kein Beinbruch.
Von Wachstum war jedoch an der Börse in São Paulo 2010 nichts zu spüren. In der Landeswährung Real steht der Leitindex Bovespa auf demselben Niveau wie Anfang Januar. Für hiesige Anleger mit Engagements in Brasilien fielen nur deshalb Gewinne an, weil der Real gegenüber dem Euro deutlich aufwertete.
Ein Grund für die schwache Entwicklung war die Kapitalerhöhung des Ölkonzerns Petrobras. Die damit verbundene Unsicherheit hatte dessen Kurs um 30 Prozent gedrückt. Das bremste den Bovespa, in dem Petrobras ein hohes Gewicht hat. Auch die Einführung einer Steuer auf ausländisches Kapital behinderte Brasiliens Aktienmarkt. Das Land will damit den Geldzufluss stoppen, der zu einer Aufwertung der Währung führt, was den Exporteuren schadet. Da der Kursrückgang bei Petrobras gestoppt ist und sich Anleger mit der Steuer arrangieren dürften, fallen bremsende Faktoren 2011 weg. Bei einer nach wie vor intakten Investmentgeschichte ist von Brasilien einiges zu erwarten. „Die Wirtschaft profitiert von einer starken Nachfrage nach Gütern im Inland“, benennt Mohamed Saidi von Dexia Asset Management einen wichtigen Grund für die guten Aussichten. So zeigt sich zum Beispiel der Einzelhandelsumsatz auch dank geringer Arbeitslosigkeit robust: Zuletzt erreichte der brasilianische ICC-Index, der das Verbrauchervertrauen misst, ein neues Allzeithoch.
Hinzu kommt, dass die Aktien angemessen bewertet sind: Das Kurs-Gewinn-Verhältnis beträgt im Schnitt 13,6. Darüber hinaus hält Saidi die volkswirtschaftlichen Risiken für überschaubar. Als besonders lukrativ erachtet er Banken und Konsumunternehmen. Beide Branchen sollten von der starken Inlandsnachfrage profitieren. Der Experte rechnet für den Bovespa 2011 mit einer ansprechenden Wertentwicklung.
Ein Land in Feierlaune
Viele Fonds, die in ganz Lateinamerika investieren können, sind zu einem Großteil in Brasilien engagiert. Mit den Fonds dieser Gattung holen sich Anleger also eine gehörige Portion Brasilien ins Depot. Zu den besten Produkten zählen die Südamerika-Fonds von BlackRock, zum Beispiel der BGF Latin American A2 € (ISIN: LU 017 128 949 8). Anleger, die den brasilianischen Markt fokussierter angehen möchten, können auf den JP Morgan Brazil Alpha Plus setzen (ISIN: LU 031 893 445 1). Der Fonds nutzt ein recht konzentriertes Portfolio und hat Finanztitel, Industriebetriebe und nicht zyklische Konsumwerte hoch gewichtet (jeweils mit einem Sechstel). Den Index der Börse in São Paulo bildet der Lyxor ETF Brazil (Bovespa) ab (ISIN: FR 001 040 879 9). Anders als im JP-Morgan-Fonds dominieren dort die klassischen Rohstoff- und Energiewerte.
Vietnam & Taiwan
In Asien liefen einige Aktienmärkte in diesem Jahr wie geschmiert. Thailand und Indonesien bescherten deutschen Anlegern dank steigender Kurse und Währungsaufwertungen Gewinne von mehr als 60 Prozent. Doch einige Börsen machten diesen starken Aufschwung nicht mit. Die Börsen in Hongkong und Taiwan legten nur leicht zu, die Börse in Vietnam verlor gar.
Besonders Vietnam ist nach dem schwachen Jahr 2010 ein Kandidat für eine echte Comeback-Geschichte. Zwar hat das Land noch mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen. So leidet es unter einer relativ hohen Inflationsrate von elf Prozent. Zudem weist es seit Jahren ein großes Handelsbilanzdefizit auf, weil viele Güter aus dem Ausland importiert werden müssen. Das setzt die lokale Währung Dong unter Druck.
Auf der anderen Seite macht das Kurs-Gewinn-Verhältnis der Aktien von durchschnittlich acht Vietnam zu einem der günstigsten Märkte der Region. Hinzu kommt, dass Analysten im kommenden Jahr ein Wachstum der Unternehmensgewinne von 20 Prozent erwarten. Außerdem hat die schwache Währung auch einen Vorteil: Sie macht vietnamesische Waren im Ausland billiger und steigert so die Wettbewerbsfähigkeit des Landes. Weiterer Pluspunkt ist die junge Bevölkerung, die den Konsum antreiben dürfte.
Bei allen Chancen sollten Anleger indes auch die Risiken nicht vergessen: Vietnam ist als relativ kleiner Markt extrem schwankungsanfällig und kann genauso stark fallen wie steigen.
Eine interessante Region könnte 2011 auch Taiwan werden. „Die Bewertungen sind deutlich zurückgekommen, die Dividendenrenditen in manchen Sektoren sehr attraktiv“, berichtet Christian Preussner, Schwellenländerexperte von JP Morgan. Seiner Ansicht nach fehlt nur noch der richtige Katalysator für einen Kursanstieg. Auch Jan Boudewijns von Dexia Asset Management erachtet Taiwan als aussichtsreich. „2011 kann es sich auszahlen, auf Märkte zu setzen, die von einer Erholung der US-Wirtschaft profitieren“, sagt er. Dazu gehöre Taiwan, wo einige bedeutende Technologieunternehmen beheimatet sind. Der Trend, dass US-Unternehmen derzeit verstärkt in Informationstechnologie investierten, würde damit zu einem Kurstreiber für taiwanische Titel.
Dem Erfolg der Nachbarn auf der Spur
Nicht viele Produkte beschränken sich bei ihrer Anlagestrategie auf Taiwan oder sogar Vietnam. Einer der wenigen aktiv gemanagten Fonds ist der Schroder ISF Taiwanese Equity (ISIN: LU 027 081 401 4). Managerin Louisa Lo hält 44 Titel aus dem asiatischen Inselstaat. Auch mit dem ComStage ETF MSCI Taiwan (ISIN:LU 039 249 561 9) folgen Anleger der Wertentwicklung taiwanischer Aktien. Beide Vehikel sind sehr technologielastig. Rund 60 Prozent des MSCI Taiwan werden von Unternehmen aus der IT-Branche bestimmt. Bei Los Fonds beträgt der Anteil „nur“ 49 Prozent. Schwergewicht ist in beiden Portfolios der Halbleiterhersteller Taiwan Semiconductor. Der ETF db x-trackers FTSE Vietnam Index (ISIN: LU 032 225 292 4) ermöglicht den Einstieg in den vietnamesischen Markt, indem er den gleichnamigen Index abbildet.
Griechenland, Portugal & Spanien
Die Peripherieländer der Eurozone haben infolge der Schuldenkrise nicht nur politisch ihr Fett abbekommen. Auch ihre Aktienmärkte wurden gebeutelt. Die Börsen in Madrid, Athen und Lissabon stehen seit Jahresbeginn im Minus. Doch eine hohe Staatsverschuldung bedeutet nicht automatisch eine Schwäche der lokalen Unternehmen. Wurden also die dortigen Konzerne an den Börsen zu Unrecht abgestraft, weil die Anleger eine generelle Abneigung gegen die jeweiligen Staaten hatten?
Als eine logische Folge der Gefahr für die Eurozone sieht Jürgen Meyer von SEB Asset Management die Kursverluste in Athen und anderen Peripherieländern. Der Chef der Abteilung für Aktien aus der Eurozone hält es nicht für sinnvoll, dass Anleger sich dem Risiko eines Zerfalls der Währungsunion aussetzen, indem sie beispielsweise griechische Titel kaufen. „Ein deutscher Versorger ist genauso attraktiv wie ein griechischer – nur ohne große Währungsrisiken.“ Weil sich die Sorgen um die Peripherieländer 2011 fortsetzen werden, drängen sich deren Leitindizes als Investment fürs kommende Jahr nicht auf. Es kann sich jedoch lohnen, die Märkte nach aussichtsreichen Einzeltiteln zu durchsuchen, während die Mehrzahl der Anleger die Staaten meidet. „In solchen Phasen werden auch Unternehmen abgestraft, die es nicht verdient haben“, gibt Stefan Keitel, globaler Aktienstratege der Credit Suisse, zu bedenken. Momentan rät er noch zu Zurückhaltung. „Doch eine Einstiegsgelegenheit könnte sich in Bälde ergeben, wenn die Ängste hinsichtlich der gewichtigeren Peripherieländer abebben.“
Die Experten der BNP Paribas halten solche Unternehmen für besonders interessant, die durch die Senkung von Personalkosten ihre Gewinnmargen deutlich erhöhen können. Sie rechnen für ausgewählte Titel mit Zuwächsen, sobald sich der Fokus der Anleger nicht mehr auf die schwache Konjunktur in den Peripheriestaaten, sondern auf die Kostensenkungspotenziale richtet. Attraktiv seien auch Exportunternehmen, insbesondere wenn auch sie Kostenkürzungen durchführen würden. Sie reduzieren so ihre Ausgaben und sind gleichzeitig nicht von der schleppenden Nachfrage aus dem Inland betroffen.
Attraktive Einzeltitel aus Spanien
Länderfonds, die sich auf Staaten der Europeripherie konzentrieren, sind 2011 nicht zu empfehlen. Eine breite Erholung des Markts ist nicht zu erwarten. Stattdessen sollten risikobereite Anleger auf unterbewertete Einzeltitel setzen, wobei sich vor allem Spanien anbietet. Attraktiv ist Telefónica (ISIN: ES 017 843 0E1 8). 40 Prozent des Gewinns erwirtschaftet der Telekomkonzern in Lateinamerika. Auch Inditex (ES 014 839 601 5), in 77 Ländern aktiv, könnte im Jahresverlauf interessant werden, wenn die aktuelle Schwächephase überwunden ist. Von sinkenden Personalkosten würde der Baukonzern ACS (ES 016 705 091 5) profitieren. Der Einstieg ist wegen der hohen Schulden riskant, doch eine Entspannung wäre bei einer erfolgreichen Übernahme von Hochtief möglich.
Turnaround-Chancen
Der Albtraum ist noch nicht zu Ende: Im April war im Golf von Mexiko die Bohrplattform Deepwater Horizon explodiert und gesunken. Fünf Millionen Barrel Öl flossen ins Meer. Fast drei Monate vergingen, bis das Leck geschlossen werden konnte.
Der Börsenwert des Ölriesen BP, der als Hauptverursacher gilt, halbierte sich und stürzte auf ein 14-Jahres-Tief. In dieser Woche die nächste besorgniserregende Meldung: Die amerikanische Regierung hat Klage eingereicht. Im Fall einer Verurteilung könnten sich die Kosten für den Konzern, die bislang auf 40 Milliarden Dollar taxiert werden, sogar verdoppeln, schätzen Experten. Anders als im Frühjahr nehmen Aktionäre die juristische Attacke aber relativ gelassen. Skeptiker warnen, dass die Unsicherheit einer Gerichtsverhandlung den Kurs über Wochen belasten wird. Zudem könnte der Konzern die Dividenden weiter kürzen. Optimisten hingegen verweisen darauf, dass BP vor Gericht grobe Fahrlässigkeit nachgewiesen werden muss. Zudem hat die Regierung in ihrer Klage keinen konkreten Geldbetrag genannt.
Fundamental hat sich BP inzwischen gefangen: Im dritten Quartal waren die Briten in die Gewinnzone zurückgekehrt und hatten mehr Geld verdient als erwartet.
Nicht als Täter, sondern Opfer sieht sich der Münchner Minicomputerhersteller Kontron. Die Firma muss wegen mutmaßlicher Betrugsfälle von Mitarbeitern in Asien 34 Millionen Euro abschreiben und wird deshalb im Gesamtjahr vermutlich Verlust schreiben. 2011 aber dürfte sich die Börse bei Kontron wieder auf das operative Geschäft konzentrieren. Im dritten Quartal stieg der Nettogewinn von 3,1 Millionen auf 5,6 Millionen Euro, der Umsatz um 15 Prozent auf 133 Millionen. Der Auftragsbestand kletterte auf Höchstniveau. Investmenthäuser sehen angesichts der moderaten Bewertung gute Chancen auf eine Kurserholung. Besonders optimistisch ist Goldman Sachs mit einem Kursziel von 11,10 Euro – das wären deutlich mehr als 30 Prozent Plus.
Turnaround-Kandidaten wie BP und Kontron weisen oft heftige Kursschwankungen auf und sind daher recht spekulativ. Eine Ausnahme ist Beiersdorf (siehe unten). Die Aktie gilt eher als Investment für konservative Langfristanleger.
Verblasste Schönheit
Beiersdorf (ISIN: DE 000 520 000 0) feiert im kommenden Jahr das 100-jährige Bestehen der Marke Nivea. Die Vorfreude hält sich in Grenzen: Die Konzernführung hat wichtige Renditeziele gekappt. Das Geschäft in China werde statt 2012 erst 2015 profitabel sein. Die Aktie gehört 2010 zu den wenigen Verlierern im DAX. Besserung sollen eine Straffung der Produktpalette, neue Strukturen und höhere Marketingaufwendungen bringen. Gewinn und Umsatz dürften im Jubiläumsjahr schrumpfen. Dennoch verfügt Beiersdorf mit Nivea über eine der attraktivsten Marken der Kosmetikindustrie. Sollte die Restrukturierung nicht die erhofften Resultate erzielen, dürfte Großaktionär Maxingvest aktiv werden: Vorstandswechsel, Komplettübernahme oder Verkauf wären kurstreibenden Optionen – eine Turnaround-Chance für geduldige Anleger.
Biotech
Wieder kein gutes Jahr für die Aktionäre der deutschen Biotechbranche: Die Schwergewichte Qiagen und BB Biotech liegen im Minus, Morphosys knapp an der Nulllinie. Ganz anders in den USA: Der Amex-Biotechindex hat seit Jahresbeginn um 25 Prozent zugelegt – mehr als doppelt so viel wie der breit aufgestellte S & P 500.
Noch immer büßen deutsche Biotechs für die Sünden der Vergangenheit: Während amerikanische Schwergewichte wie Amgen und Gilead bereits Medikamente auf den Markt gebracht haben und seit Jahren profitabel sind, sorgte die Biotechszene hierzulande fast ausschließlich für negative Schlagzeilen. Hohe Verluste und gescheiterte Produktkandidaten haben das Vertrauen der Anleger erschüttert.
Doch etliche Firmen aus Deutschland haben in den vergangenen Jahren Produktkandidaten vorangetrieben. 4SC aus Martinsried bei München etwa hat sechs Wirkstoffe in der klinischen Forschung und hofft 2011 auf den Durchbruch. Zwar ist selbst im späten Stadium der Entwicklung eines Medikaments die Gefahr von Rückschlägen groß, eine breite Pipeline aber federt das Risiko ab. Morphosys setzt nicht nur auf die Produktentwicklung, sondern auch auf Dienstleistungen für größere Pharma- und Biotechkonzerne. Das sichert regelmäßige Einnahmen, mit denen die eigene Forschung finanziert werden kann. Morphosys ist bereits profitabel.
Die Nachfrage nach den Produkten und Dienstleistungen der Biotechs wird steigen: Pharmakonzerne wie Pfizer, Sanofi-Aventis und AstraZeneca werden in den kommenden fünf Jahren allein auf dem US-Markt Patentschutz für Medikamente mit einem Umsatzvolumen von 86 Milliarden Dollar verlieren, hat die Investmentgesellschaft Bellevue errechnet. Der einfachste Weg für „Big Pharma“, diese Einbußen aufzufangen, sind Partnerschaften mit Biotechfirmen oder komplette Übernahmen – von beiden Varianten würde die Branche profitieren.
Wie schnell lange verschmähte Titel zu Gewinnern mutieren können, zeigt Evotec. Das Hamburger Unternehmen hat seine Pipeline auf die chancenreichsten Kandidaten konzentriert und setzt verstärkt auf Dienstleistungen. Die Evotec-Aktie hat 2010 um gut 30 Prozent zugelegt
Aussichtsreiche Pipeline
Wirkstoffe zur Bekämpfung von Autoimmunerkrankungen und Krebs entwickelt die Biotechfirma 4SC (ISIN: DE 000 575 381 8). Die Produktpipeline ist mit sechs Wirkstoffen in der klinischen Erforschung sehr attraktiv. Am weitesten fortgeschritten ist der Wirkstoff Vidofludimus zur Behandlung rheumatischer Arthritis und chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen, der die zweite von drei klinischen Testphasen erreicht hat. Derzeit laufen Verhandlungen über eine Auslizenzierung. „Die positiven Ergebnisse zur Behandlung von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen hat unsere Verhandlungsposition deutlich verbessert“, sagt 4SC-Chef Ulrich Dauer. Die breit aufgestellte Pipeline sollte der Firma über Lizenzgebühren, Meilensteinzahlungen und Umsatzbeteiligungen nachhaltiges Ertragswachstum ermöglichen. Derzeit trauen Analysten der Aktie im Schnitt ein Kurspotenzial von 50 Prozent zu.
Konsum
Zum Verzweifeln, diese Deutschen! Mehr als elf Prozent ihres Einkommens haben die Bundesbürger in den vergangenen Jahren auf die hohe Kante gelegt – ganz anders als Amerikaner und Briten, deren Sparquote zwischenzeitlich sogar die Nulllinie streifte. Entsprechend schwer hat es der Einzelhandel in Deutschland: In den Jahren 2000 bis 2009 ist der Umsatz der Branche insgesamt um kümmerliche 0,7 Prozent gestiegen.
Das laufende Weihnachtsgeschäft soll die Trendwende einläuten: Die Arbeitslosigkeit ist auf den niedrigsten Stand seit 1992 gesunken, die Löhne dürften mit den 2011 anstehenden Tarifverhandlungen spürbar steigen. Die Gesellschaft für Konsumforschung kalkuliert, dass jeder Deutsche im Schnitt 499 Euro mehr als 2010 zur Verfügung haben wird – das entspräche einem Zuwachs von 2,6 Prozent. Da die Deutschen im Gegensatz zu Amerikanern und Briten keine Altschulden abarbeiten müssen, sollte ausgedehnten Einkaufstouren nichts im Wege stehen: „Nach einer Dekade der Enttäuschungen scheinen die Voraussetzungen geschaffen, dass der deutsche Konsument seine Ausgaben erhöht“, heißt es in einer Studie der BNP Paribas. Die DZ Bank rechnet bereits für das Weihnachtsgeschäft 2010 mit einem Anstieg der Einzelhandelsumsätze von 3,6 Prozent auf fast 798 Milliarden Euro.
Viele deutsche Handelsunternehmen haben die Hoffnungen eigentlich schon aufgegeben und Wachstum im Ausland gesucht. Für das Modeunternehmen Hugo Boss und den Sportartikelkonzern Adidas sind die Schwellenländer Osteuropas und Asiens die wichtigsten Wachstumsregionen. Die Aktien sind deshalb bereits deutlich gestiegen.
Eine plötzlich aufkommende Konsumlust der Bundesbürger dürfte vor allem Aktien jener Unternehmen antreiben, die noch immer einen Großteil ihres Geschäfts in Deutschlands erzielen: Im Handel kommen die Baumarktketten Praktiker (71 Prozent) und Hornbach (63 Prozent) auf einen besonders hohen Inlandsanteil, ebenso die vor allem für ihre Parfümerien bekannte Douglas Holding (65 Prozent). Selbst der angeschlagene Bezahl-TV-Sender Sky konnte an der Börse zuletzt von der Hoffnung auf eine neue Kauflust der Deutschen profitieren.
Investieren in den Kaufrausch
Schon seit September steigen die Kurse vieler Einzelhandelsaktien, weil Börsianer auf einem Konsumaufschwung in Deutschland setzen – dennoch gibt es Nachzügler. Bei CeWe Color (ISIN: DE 000 540 390 1) können Kunden Fotos zu Kalendern, Posters und Büchern verarbeiten lassen. Das Unternehmen aus Oldenburg erzielt laut DZ Bank etwas mehr als die Hälfte seines Umsatzes in Deutschland. Analysten kalkulieren 2011 mit einen Gewinnwachstum von 30 Prozent, das durchschnittliche Kursziel liegt bei 37,50 Euro.
Der Bekleidungshändler Tom Tailor (DE 000 A0S TST 2), der 2009 knapp 70 Prozent des Umsatzes in Deutschland erwirtschaftete, überraschte mit starken Zahlen zum November: Die Erlöse stiegen dreimal so stark wie der Gesamtmarkt und auch kräftiger als bei Börsenstar Gerry Weber. Analysten trauen der Aktie im Schnitt Kurse von 19,15 Euro zu.
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