Euro am Sonntag

Konsumgüter-Aktien: Antreiber setzen Zeichen

08.08.17 15:00 Uhr

Konsumgüter-Aktien: Antreiber setzen Zeichen | finanzen.net

Procter & Gamble, Nestlé und als Nächster Unilever - finanzstarke aktivistische Investoren steigen bei den Riesen der Konsumgüterindustrie ein, um den Umbau der Konzerne zu beschleunigen und so den Aktienkurs zu steigern.

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von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag

Es ist noch nicht vorbei. Nach dem 19. August, wenn die Sperrfrist ausläuft, kann Ketchup-Riese Kraft Heinz eine neue Offerte für den britisch-niederländischen Konzern Unilever lancieren. Analyst Pablo Zuanich von der US-Investmentbank Susquehanna International geht fest davon aus, dass der Konzern aus Pittsburgh wieder angreifen wird. Dieses Mal voraussichtlich am Vorstand vorbei - mit einem direkten Angebot an die Aktionäre.



Im Februar waren die Amerikaner mit ihrem 143-Milliarden-Dollar-Angebot gescheitert und zogen sich schnell zurück. Dennoch fiel Unilevers Börsenwert nicht auf das Niveau vor dem Übernahmeversuch zurück. Die Aussicht auf eine neue Offerte für den Lebensmittelkonzern, der mit Marken wie Langnese, Becel, Bertolli oder Knorr bekannt ist, bleibt ein Treiber für höhere Kurse. Kraft Heinz könnte bis zu 200 Milliarden Dollar bieten, schätzen Analysten.

Die finanziellen Mittel dafür können die beiden größten Eigentümer von Kraft Heinz aufbringen. Berkshire Hathaway, der Beteiligungskonzern von Investorenlegende Warren Buffett, und 3G Capital, die Investmentgesellschaft des brasilianischen Milliardärs Jorge Paulo Lemann, halten zusammen mehr als 50 Prozent der Anteile.


Was die beiden bei Unilever anstreben, zeigt Kraft Heinz: 3G Capital stieg 2013 bei Heinz ein und verbesserte dort die Margen in zwei Jahren um fast zwei Drittel. Anschließend verschmolzen 3G Capital und Berkshire Hathaway die Rivalen Heinz und Kraft zu einem größeren, hochprofitablen Konzern. Mit 29 Prozent operativer Marge rangiert das Unternehmen bei der Profitabilität heute mit an der Spitze. Unilever und Nestlé erreichen Margen von jeweils knapp 18 und knapp 19 Prozent (siehe Grafik links).

Doch nicht nur bei der Rendite, auch beim Umsatzwachstum erwarten Investoren bei Nestlé oder Pampers-Hersteller Procter & Gamble (P & G) neue Impulse. Riesen, wie jüngst Nestlé, bleiben seit geraumer Zeit hinter den Erwartungen zurück. Das lockt Finanzinvestoren mit Verbesserungspotenzial an.


Sie wollen die meist hohen Mittelzuflüsse aus dem operativen Geschäft der Konzerne für höhere Ausschüttungen an die Anteilseigner nutzen. "Aktivistische Hedgefondsmanager investieren seit Jahren in Beteiligungen an Konsumgüterunternehmen. Während der vergangenen Monate haben die Größe der Einzelinvestments und die Größe der Unternehmen, die avisiert werden, zugenommen", beobachtet François-Xavier de Mallmann, Chairman des Investmentbankings bei Goldman Sachs.

Bei Größen wie Unilever, P & G oder Nestlé schirmt die über Jahrzehnte etablierte Firmenkultur nach außen ab. Vorstände und Führungskräfte in den oberen Reihen werden überwiegend im Konzern rekrutiert. Intern laufen die Kosten deshalb häufig aus dem Ruder. Da setzen Hedgefonds als laute Großaktionäre zuerst an, um mehr Rendite und höhere Ausschüttungen zu fordern.

Hedgefonds wagen sich an Riesen

In Zeiten mit historisch niedrigen Zinsen und hohem Anlagedruck bei institutionellen Investoren wie Pensionskassen und Versicherungen sammeln Hedgefonds von diesen Kunden viel Kapital ein. So können es sich die Großen unter diesen Finanzinvestoren inzwischen leisten, auch Beteiligungen an den größten Unternehmen einzugehen.

Der Milliardär Nelson Peltz stieg mit Trian Fund Management bei Pampers- Hersteller Procter & Gamble ein und hält Anteile im Wert von 3,3 Milliarden Dollar. In Europa kaufte Daniel Loeb mit Third Point im Juni für 3,5 Milliarden Dollar Aktien des Smarties-Herstellers Nestlé. Es ist das bisher größte Investment des Hedgefondsmanagers. Loeb drängt auf Aktienrückkäufe. Weil die so erworbenen Papiere eingezogen werden, sinkt die Gesamtzahl der Anteilscheine. Damit steigt der Gewinn pro Aktie.

Das macht Nestlé als Investment attraktiver. Zudem pocht der Aktivist auf den Verkauf von Nestlés 23-Prozent- Beteiligung an L’Oréal. Wird die tatsächlich verkauft, was aktuell vom Vorstand nicht geplant ist, sollen die Schweizer auch dieses Geld in Aktienrückkäufe investieren, fordert Loeb. Die Rendite des Geschäfts soll über eine Straffung des Markenportfolios steigen. Neues Wachstum sollen Zukäufe in "aussichtsreichen Bereichen" bringen.

Viele von Loebs Zielen hatte Nestlé selbst auf der Agenda und sich für die Umsetzung Ex-Fresenius-Lenker Mark Schneider als Chef geholt. Kurz nach Loebs Einstieg startete dieser Aktienrückkäufe und setzte das Süßwarengeschäft in den USA auf die Verkaufsliste. Wachstum sollen vor allem Zukäufe im Gesundheitsmarkt bringen, den der Ex-Fresenius-Chef bestens kennt. Auch deshalb brachen die Eidgenossen mit einer Tradition und holten erstmals in der Firmengeschichte einen Manager von außen an die Spitze.

Und weil Schneider als Externer bei Nestlé weniger Rücksicht auf alte Gewohnheiten nehmen muss, wird sich das voraussichtlich auch bei der Verbesserung der Margen bezahlt machen.

Bei P & G bahnt sich indes ein teurer Kampf um einen Sitz im Aufsichtsrat an. Hedgefondsmanager Nelson Peltz will 25 Millionen Dollar für Berater und Werbung bei Aktionären investieren, um 2018 auf der Hauptversammlung in das Gremium gewählt zu werden. P & G will für Ähnliches 35 Millionen Dollar ausgeben, um das zu verhindern.

Mit der kürzlich vorgelegten Bilanz zum zweiten Quartal gelang es Chef David Taylor, bei stagnierenden Umsätzen den operativen Gewinn zweistellig zu steigern. "Ich höre Nelson Peltz zu, weil er ein kluger Kopf ist. Ihm einen Platz im Aufsichtsrat anzubieten, ist nicht notwendig", sagt P & G-Veteran Taylor.

Im US-Markt verliert der Gillette-Hersteller Marktanteile an Aufsteiger wie den Spezialisten für Rasierbedarf Dollar Shave Club und auch an den Onlineriesen Amazon. "Konzerne wie Unilever und P & G brauchen mehr als ein Jahr, um eine neue Marke einzuführen, Amazon nur 60 bis 90 Tage", sagt Marktforscher Bryan Roberts von TCC Global Retailer. Die Einsparungen und der Umbau des Portfolios dürften deshalb nicht ausreichen, um P & G auf Wachstumskurs zu bringen. Unruhestifter Peltz hat deshalb gute Chancen, in den Aufsichtsrat einzuziehen. Um das zu verhindern, muss Chef Taylor deutlich mehr liefern.

Investor-Info

Unilever
Bei Buffett auf der Liste

Seit der Offerte des US-Konzerns Kraft Heinz mit Starinvestor Warren Buffett als Großaktionär im Februar hat die Aktie um mehr als ein Fünftel zugelegt. Als Reaktion auf den Übernahmeversuch beschloss Unilever Aktienrückkäufe, verschärfte das Sparprogramm und bereitet Geschäftsbereiche zum Verkauf vor. Auch die Struktur des Konzerns mit britischen und niederländischen Aktien wird überprüft. Dennoch erwarten Analysten eine neue Offerte von Kraft Heinz.

Nestlé
In Bedrängnis

Der Druck auf Chef Mark Schneider steigt. Die Jahresprognose des weltgrößten Lebensmittelkonzerns ist die schwächste der vergangenen 20 Jahre. Beim Umsatzzuwachs für 2018 wird das untere Ende der Spanne von zwei bis vier Prozent in Aussicht gestellt. Zum Vergleich: Konkurrent Unilever peilt drei bis fünf Prozent an. Auf dem Investoren-Tag am 26. September erwarten Anleger Ziele für die Wende. Aussichtsreicher Dividendentitel.

Procter & Gamble
Etappensieg für den Chef

Im zum Juni beendeten Geschäftsjahr legte der Umsatz des Herstellers von Blend-a-med-Zahncreme um zwei Prozent zu, weniger als bei den meisten Konkurrenten. Während der Umsatz im vierten Quartal bei gut 16 Milliarden Dollar stagnierte, stieg der Nettogewinn stärker als erwartet um zwölf Prozent auf 2,2 Milliarden Dollar. Solides Investment.

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Bildquellen: Lisa S. / Shutterstock.com

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