Reich mit Deutschlands Top-Aktien: Hier sind 200 Prozent Gewinn drin
Seit seinem Start hat der DAX im Schnitt fast neun Prozent jährlich an Wert gewonnen. Warum der Index so stark ist, wohin die Kurse langfristig steigen und wie Anleger einfach profitieren können.
Werte in diesem Artikel
von Sven Parplies, Euro am Sonntag
Eine verrückte Zeit: Händler wedeln schreiend mit den Händen. Überall auf dem Boden liegen zerknüllte Zettel. So ging es im Sommer 1988 an der Frankfurter Börse zu. Heute haben Computer die Händler verdrängt, von der Hektik früherer Jahre ist nicht mehr viel geblieben. Eine Konstante gibt es aber doch: den DAX.
Am 1. Juli 1988, also vor 30 Jahren, wurde erstmals ein Kurs für den heute prominentesten deutschen Aktienindex aufgerufen. Der DAX bündelt die Aktien der 30 größten an der Frankfurter Börse notierten Unternehmen. Diese Titel decken rund 80 Prozent der Marktkapitalisierung ab und liefern dadurch ein repräsentatives Bild des deutschen Aktienmarkts.
Beeindruckend ist vor allem die Wertentwicklung: Aus dem ersten offiziellen Kurs von 1.163 Punkten wurden in der Spitze 13.596 Punkte. Nimmt man den von der Deutschen Börse rückgerechneten Startkurs von 1.000 Punkten zum 31. Dezember 1987 als Basis, hat der DAX bis heute jährlich 8,6 Prozent zugelegt. Auch in kleinen Schritten konnten Anleger viel Geld verdienen: Wer jeden Monat 50 Euro investiert hätte, wäre bei einem Einsatz von 18.000 Euro heute rechnerisch bei einem Depotbestand von knapp 69.000 Euro.
Die Geldvermehrung ist nicht etwa das Werk entfesselter Spekulanten, sondern Abbild unternehmerischer Leistung und der wirtschaftlichen Dynamik. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Bundesrepublik hat sich innerhalb von 30 Jahren nahezu verdreifacht. Viele Unternehmen sind noch kräftiger gewachsen: Siemens beispielsweise verbuchte laut Daten des Finanzdiensts Bloomberg 1988 einen Nettogewinn von umgerechnet 673 Millionen Euro - im vergangenen Jahr waren es mehr als sechs Milliarden Euro.
Globale Gewinner
Ein wichtiger Beschleuniger ist die Globalisierung: Die Wirtschaft der USA und vor allem Chinas ist deutlich stärker gewachsen als das deutsche BIP. Davon profitieren auch die deutschen Exportfirmen. Siemens erzielte im Gründungsjahr des DAX mehr als die Hälfte des Umsatzes im Westen des damals noch geteilten Deutschlands - heute mehr als 85 Prozent im Ausland.
Noch schärfer ist das Tempo bei Volkswagen. Der Autokonzern steigerte seinen Nettogewinn seit dem DAX-Gründungsjahr von 365 Millionen auf mehr als elf Milliarden Euro. Auch bei den Wolfsburgern spielt der Weltmarkt eine wichtige Rolle: Mehr als 40 Prozent seiner Fahrzeuge lieferte der VW-Konzern im vergangenen Jahr in China aus und belohnt sich damit für die in den 80er-Jahren gestartete Expansion in das damals für viele westliche Unternehmen noch exotische Riesenreich.
Um wirklich von den Kurssteigerungen des DAX zu profitieren, mussten Anleger schwere Krisen aushalten. In das Bewusstsein eingebrannt haben sich insbesondere die beiden großen Crashs nach der Jahrtausendwende: Von März 2000 bis März 2003 verlor der DAX fast drei Viertel an Wert, von Juli 2007 bis März 2009 mehr als die Hälfte. Solche Einbrüche strapazieren die Nerven, sind aber der Preis, den Investoren für die auf lange Sicht hohe Rendite der Aktienmärkte zahlen müssen.
Viele Privatanleger haben die psychische Belastung nicht ausgehalten: Die Statistik des Deutschen Aktieninstituts zeigt, dass die Zahl der Besitzer von Aktien und Aktienfonds ausgerechnet im Crashjahr 2000 den Höhepunkt erlebte. Bis heute wurde dieses Niveau nicht wieder erreicht, die Zahl der Aktionäre ist zuletzt immerhin wieder gestiegen.
Der DAX ist bei Anlegern beliebt, aber auch ein wenig seltsam. Die meisten großen Indizes wie der Euro Stoxx 50 bilden die Kursentwicklung der Mitglieder ab. Beim DAX werden dagegen auch die Dividendenzahlungen der Unternehmen mit eingerechnet. Auf lange Sicht hat das große Wirkung: Als Kursindex, also ohne die Dividenden, steht der DAX nur bei rund 5.700 Punkten - mit Dividenden mehr als doppelt so hoch.
Gewichtet werden die Mitglieder nach Marktkapitalisierung. SAP ist das Schwergewicht. Der Softwarekonzern macht derzeit rund zehn Prozent des DAX aus. Die fünf größten Unternehmen - neben SAP sind das Siemens, Bayer, BASF und Allianz - repräsentieren zusammen mehr als 40 Prozent des Index. Die Wertentwicklung wird also stark von wenigen großen Titeln bestimmt. Die Top-Performer sind dagegen oft kleinere Unternehmen. Über die vergangenen zehn Jahre haben Anleger mit Adidas, Henkel und Continental das meiste Geld verdient.
Im Vergleich zu anderen Länderindizes ist der DAX mit 30 Werten klein: Spaniens Ibex hat 35 Mitglieder, der französische CAC 40. Investoren in Großbritannien orientieren sich am FTSE 100, in den USA am S & P 500. Eine Aufstockung des DAX beispielsweise auf 50 Unternehmen hätte für Investoren Vorteile: Das Gewicht der großen Firmen würde abnehmen. Bislang unterrepräsentierte Branchen wie Technologie, Medien oder auch Maschinenbau würden aufgewertet. Angesicht der Popularität des Index sieht die Deutsche Börse aber keinen Anlass für eine Reform.
Die für Anleger wichtigste Frage: Wie weit kann der DAX noch steigen? Die großen Trends - der technologische Fortschritt und die Globalisierung der Weltwirtschaft - dürften die Unternehmensgewinne weiter steigern und damit die Basis für Kursgewinne legen. Geht man davon aus, dass der DAX sein Wachstumstempo hält, würde er in 15 Jahren bei mehr als 40.000 Punkten, zu seinem 50. Jubiläum bei knapp 65.000 Punkten stehen.
Ganz so einfach dürfte es in der Praxis aber nicht werden. Auch in Zukunft werden die Nerven der Anleger strapaziert werden - die üblichen Rezessionen, vermutlich auch schärfere Krisen werden die Kurse immer wieder mal unter Druck setzen. Aktuell ist Donald Trump mit seinen Attacken auf den Welthandel der große Angstmacher.
Die Vermögensverwaltung StarCapital hat in einer Simulation Aktienkurse der vergangenen 130 Jahre sowie die Bewertungskennziffern des DAX zum Dezember 2017 berücksichtigt und daraus ein Kursziel errechnet. Das Hauptszenario sieht den DAX bis Dezember 2032 auf 35.000 Punkte steigen. Damit würde sich der Wert vom aktuellen Niveau aus nahezu verdreifachen. Das wäre ganz klar ein Grund zum Feiern.
DAX-ETFs
Welcher Indexfonds für wen
von Andreas Hohenadl
Um kostengünstig an der Wertentwicklung des DAX zu partizipieren, bietet sich rund ein Dutzend ETFs von verschiedenen Gesellschaften an. Da stellt sich die Frage: Welcher dieser börsengehandelten Indexfonds (Exchange Traded Funds, kurz ETFs) ist der beste?
Die Antwort: Es kommt auf den Anlegertyp an. Denn ihren Job, das Auf und Ab des DAX eins zu eins nachzuvollziehen, erledigen alle meist gleich gut. Dennoch gibt es leichte Performance-Unterschiede, die sich langfristig bemerkbar machen. Wer einen DAX-ETF als ständigen Baustein im Depot halten möchte, fährt mit dem Deka DAX in thesaurierender (ISIN: DE 000 ETF L01 1) oder ausschüttender Variante (DE 000 ETF L06 0) gut.
Ist ein Anleger mehr daran interessiert, einen DAX-Indexfonds von Zeit zu Zeit taktisch einzusetzen - sprich: ihn häufiger zu handeln -, ist der iShares Core DAX ETF (DE 000 593 393 1) eine gute Wahl. Denn in dem Produkt der Blackrock-Tochter steckt mit Abstand das meiste Geld (rund sieben Milliarden Euro), und es ist der am stärksten gehandelte ETF in Deutschland. Diese Beliebtheit führt dazu, dass bei ihm die Spanne zwischen An- und Verkaufspreis äußerst gering ist.
Wer auf absolute Sicherheit Wert legt, greift dagegen zum ComStage 1 DAX ETF (DE 000 ETF 901 7). Bei diesem Indexfonds ist eine Wertpapierleihe explizit ausgeschlossen. Bei vielen ETFs werden Aktien gegen eine Leihgebühr (und Bereitstellung von Sicherheiten) verliehen, um Zusatzerträge zu generieren. In dem ComStage-1-ETF sind zu jeder Zeit die 30 DAX-Titel enthalten.
DAX-Favoriten
Dividenden & Defensive
von Sven Parplies
Auf den ersten Blick ist der DAX einfach nur eine Ansammlung von 30 großen Unternehmen aus Deutschland - für einen strategisch denkenden Investor dagegen teilt sich der Index in Gruppen, mit denen man sein Depot ganz gezielt ausrichten kann. Die Redaktion geht auf einen Streifzug durch den Index.
Beliebt sind Dividenden. Bei zuverlässigen Unternehmen können Anleger die Ausschüttung kassieren und die unvermeidbaren Kursschwankungen aussitzen. Im Schnitt kommt der DAX auf Basis der für die kommenden zwölf Monate erwarteten Ausschüttungen derzeit auf 3,4 Prozent Dividendenrendite. Wer jetzt 1000 Euro in einen ausschüttenden DAX-ETF steckt, darf also mit einer Bargeldzahlung von 34 Euro vor Steuern rechnen.
Die Höhe der Dividendenrendite geht innerhalb des Index weit auseinander: Fünf Unternehmen - Deutsche Telekom, Munich Re, Allianz, BMW und Eon - kommen derzeit auf mehr als fünf Prozent, Daimler sogar auf mehr als sechs Prozent. Wichtig dabei: Diese Zahlen beruhen auf den Schätzungen der Analysten, die nicht zwingend von den Unternehmen umgesetzt werden. Vor allem der hohe Wert von Daimler ist verdächtig. Offenbar bezweifeln etliche Anleger, dass der Autokonzern tatsächlich in dem erwarteten Umfang liefert.
Eine Hilfestellung gibt die Dividendenpolitik der Unternehmen. Viele haben klare Richtlinien gesetzt, wie viel Geld sie an ihre Aktionäre ausschütten wollen. Sehr konkret ist die Deutsche Telekom. Für das Geschäftsjahr 2018 soll es einen Aufschlag von fünf auf 70 Cent je Aktie geben. Danach soll sich die Höhe der Ausschüttung an der Entwicklung des bereinigten Gewinns je Aktie orientieren, mindestens aber soll es 50 Cent geben. In diesem Fall läge die Dividendenrendite beim aktuellen Kurs immer noch bei mehr als 3,5 Prozent.
Klare Ansagen gibt es auch von den Versicherungskonzernen: Die Allianz will die Hälfte des Jahresgewinns unter den Aktionären verteilen. Mindestens soll die Dividende je Aktie auf dem Niveau des Vorjahres gehalten werden. Die Härtetest steht für die Allianz noch bevor, nämlich dann, wenn sich das wirtschaftliche Umfeld verschlechtert und der Gewinn deutlich sinkt.
Bereits stürmische Zeiten ausgehalten hat der Rivale Munich Re. Der Rückversicherer hat seine Dividende seit fast 50 Jahren nicht mehr gesenkt und will diese Serie fortschreiben.
Der richtige Branchenmix
Je nach Branche und Geschäftsmodell ist ein Unternehmen besser oder schlechter gegen Krisen geschützt. Im DAX sind zyklische Branchen stark vertreten. Die Autoindustrie beispielsweise macht trotz der schon länger anhaltenden Schwäche dieser Aktien noch immer fast 15 Prozent des Index aus. Angesichts sich abschwächender Frühindikatoren ist es sinnvoll, Titel aus defensiven Wirtschaftszweigen aktuell stärker zu gewichten.
Eine Mischung aus Defensive und leicht überdurchschnittlicher Dividendenrendite bietet der Immobilienkonzern Vonovia. Die Bochumer besitzen und verwalten rund 355.000 Wohnungen in Deutschland. Der Portfoliowert liegt bei 30 Milliarden Euro. Weil Immobilien regelmäßig Erträge abwerfen, steht die Dividende auf einem soliden Fundament. Ein Problem könnten steigende Zinsen werden, weil dann die Finanzierung der Projekte teurer wird. Bislang aber erwarten Volkswirte für die Eurozone keine steile Zinswende.
Weil Menschen unabhängig von der Wirtschaftslage krank werden, hat auch die Aktie des Gesundheitskonzerns Fresenius defensive Qualität. Zum Konzern gehören nicht nur Kliniken, die Bad Homburger behandeln auch chronisches Nierenversagen und produzieren Medikamente - sie bieten damit also ein breites Portfolio.
Auch der Softwarekonzern SAP hat defensive Qualität, weil leistungsstarke IT-Systeme für jedes Unternehmen unverzichtbar sind. SAP wächst stark im Geschäft mit der Cloud, bei dem Kunden Software über externe Server nutzen. SAP bietet somit eine Mischung aus Wachstum und defensiver Stärke. Wie bei Fresenius gibt es eine stetig steigende Dividende, die bei etwas mehr als einem Prozentpunkt aber eher einen symbolischen Charakter hat.
Fünf starke Aktien aus dem DAX (pdf)
Der DAX der Zukunft
Die Aufstiegskandidaten
von Sven Parplies
Willkommen im DAX. Im März wurde Covestro in den deutschen Leitindex aufgenommen. Der damalige Konzernchef Patrick Thomas sprach von einer "Bestätigung für die erfolgreiche Entwicklung unseres Unternehmens". Bei den Aktionären allerdings herrscht nach der Aufstiegsfeier Katerstimmung: Seit die Deutsche Börse die Beförderung des Spezialchemiekonzerns bekannt gab, fällt der Kurs. Die Erfahrung ist nicht neu: DAX-Aufsteiger haben es oft schwer.
€uro am Sonntag hat nachgerechnet: Über die vergangenen zehn Jahre sind zwölf Unternehmen in den DAX vorgestoßen - sieben davon haben sich im ersten Jahr schlechter geschlagen als der Index. Covestro hat bereits nach knapp vier Monaten mehr als zehn Prozentpunkte Rückstand und wäre damit der achte Schwächling.
Geld verdienen Aktionäre mit den Neulingen meist in der Zeit vor der Indexentscheidung. Das lässt sich erklären: Aufsteiger sind naturgemäß Aktien, die sich überdurchschnittlich gut entwickelt haben, schließlich müssen sie mindestens ein DAX-Mitglied überholen.
Ist der Aufstieg in Reichweite, greifen zusätzliche Kräfte: Kurzfristig orientierte Anleger spekulieren, dass Indexfonds die Aktien des Neulings kaufen, und treiben den Kurs noch mal an. Wird der Aufstieg dann offiziell verkündet, ist das Potenzial oft ausgereizt.
Wer als Anleger profitieren will, muss also frühzeitig in die Kandidaten investieren und dabei das Risiko in Kauf nehmen, dass es eine Aktie letztlich doch nicht schafft. Vier Mal jährlich überprüft die Deutsche Börse die Zusammensetzung der Indizes. Am besten stehen die Chancen für Herausforderer im September, weil dann die Anforderungen nicht so streng sind.
Das wichtigste Kriterium ist die Marktkapitalisierung der frei handelbaren Aktien. Auf dieser Basis sind Wirecard, ein auf den digitalen Zahlungsverkehr spezialisierter Softwarehersteller, und Deutsche Wohnen, eine vor allem in Berlin präsente Immobilienfirma, schon jetzt unter den 30 größten Unternehmen der Frankfurter Börse.
Die beiden Kandidaten müssen für einen Platz im DAX weitere Hürden überspringen: Bei den Handelsumsätzen ihrer Aktien, dem zweiten Aufnahmekriterium, müssen sie deutlich zulegen. Außerdem müssen potenzielle Absteiger - derzeit sind das RWE, Commerzbank und Beiersdorf - in der Rangliste weiter abrutschen. Für die nächste Indexumstellung im September hat Wirecard eine Außenseiterchance.
Aus der zweiten Reihe
Auf längere Sicht könnten noch andere Unternehmen nach vorn preschen: Der Duft- und Geschmacksstoffspezialist Symrise ist nach Börsenwert nah dran an den kleinsten DAX-Mitgliedern. Der Medizintechnikspezialist Siemens Healthineers gehört zu 85 Prozent Siemens.
Sollte der Mutterkonzern seine Beteiligung auf etwa 50 Prozent reduzieren, könnte die Tochter der Mutter in den DAX folgen. Auch das Onlinekaufhaus Zalando wird durch Großaktionäre zurückgehalten: Nur 58 Prozent der Aktien sind im freien Umlauf. Sollte diese Quote steigen, wäre Zalando ebenfalls ein Kandidat für die erste Liga.
Im Schnitt wurde rund alle zehn Monate ein Unternehmen im DAX ausgetauscht. Mehr als die Hälfte der Startmitglieder ist verschwunden - aufgekauft wie Feldmühle Nobel und Mannesmann, fusioniert wie Veba und Viag oder durch Aufsteiger verdrängt. Von ursprünglich fünf Banken sind nur zwei geblieben. Mit Vonovia ist vor knapp drei Jahren erstmals eine Immobilienfirma hinzugestoßen. ProSiebenSat.1, der erste Medienkonzern der DAX-Geschichte, konnte sich nur kurz halten.
Sind Absteiger womöglich das bessere Investment als Aufsteiger? Wer runter muss, steckt meist in einer Krise. Der drohende Abstieg erhöht den Druck auf die Aktie. Wenn es dann tatsächlich so weit ist, dürfte also bereits ein negatives Szenario im Kurs verarbeitet sein.
Die Historie liefert kein klares Ergebnis: Von den zwölf letzten Absteigern hat sich die Hälfte im ersten Jahr nach der Indexentscheidung besser entwickelt als der DAX, die andere Hälfte schlechter. Und: Nur zwei Absteiger haben es bislang zurück in den Leitindex geschafft - Continental sogar zwei Mal und Infineon.
Kandidaten für den Aufstieg in den DAX (pdf)
DAX-Familie
Fünf starke Töchter
von Sven Parplies
Der DAX ist zu einer großen Familie geworden. Die Deutsche Börse betreut inzwischen 859 Aktienindizes, die den Markennamen des populärsten deutschen Aktienindex tragen. Die meisten davon sind eher exotische Indizes, die von institutionellen Kunden für Spezialprodukte genutzt werden. Aber auch für Privatanleger gibt es in der Indexfamilie des DAX lukrative Alternativen zum Mutterindex. €uro am Sonntag stellt fünf davon vor.
Am bekanntesten sind die Nebenwerteindizes: In MDAX und SDAX sind jene Unternehmen versammelt, die es nach Marktkapitalisierung und Handelsumsätzen nicht in den DAX geschafft haben. In der Börsenrally konnten die beiden Indizes deutlich stärker zulegen als der DAX. Das dürfte daran liegen, dass sich kleinere Unternehmen stärker auf Nischen fokussieren. Wenn die Nachfrage stimmt, ist der Hebel für Gewinnsteigerungen entsprechend stark. Bei großen Konzernen gibt es dagegen oft bürokratische Strukturen und fast immer irgendwo einen Geschäftsbereich mit Problemen.
Die starke Fokussierung der kleineren Unternehmen kann in Krisenzeiten allerdings zu einem Problem werden. Darum verlieren diese Aktien in fallenden Märkten oft stärker als die Schwergewichte. Auch die Dividendenrendite ist bei kleineren Werten meist niedriger. Die Deutsche Börse wird den MDAX im September von 50 auf 60 Mitglieder aufstocken, den SDAX sogar auf 70.
Technologiewerte aus Deutschland stehen im Schatten der großen amerikanischen Techs, sind an der Börse aber ebenfalls klar im Aufwind. Allein über die vergangenen fünf Jahre hat der TecDAX seinen Wert nahezu verdreifacht. Ab September wird auch dieser Index umgebaut: Es bleibt bei 30 Mitgliedern, erstmals aber werden auch DAX-Werte aufgenommen. Die Kandidaten sind SAP, Infineon und die Deutsche Telekom.
Der DivDAX wählt aus dem DAX jene 15 Titel aus, die auf dem Papier die höchste Dividendenrendite ausweisen. Eine Theorie besagt, dass hinter Aktien mit hoher Dividendenrendite qualitativ starke Unternehmen stehen oder unterbewertete Titel. Eine hohe Dividendenrendite kann aber auch ein Warnsignal sein, dass das Unternehmen seine Ausschüttung kürzen muss. Entsprechend fällt die Bilanz des DivDAX gemischt aus: Seit Start zum März 2005 hat sich die Dividendentochter fast exakt wie der Mutterindex entwickelt.
Den DAX deutlich geschlagen hat der DAXplus Family 30 Index. Dieser Aktienkorb pickt aus den an der Frankfurter Börse gehandelten Aktien jene Unternehmen heraus, bei denen die Gründerfamilie mindestens einen 25-prozentigen Stimmrechtsanteil hat oder in Vorstand oder Aufsichtsrat sitzt und mindestens einen Stimmrechtsanteil von fünf Prozent hält. Die Idee dabei ist, dass Gründer sorgsamer mit einem Unternehmen umgehen als externe Manager und sich das langfristig positiv im Aktienkurs niederschlägt. Unter den
30 Indexmitgliedern des Familienindex sind die DAX-Konzerne SAP und Henkel vertreten, aber auch etliche kleinere Unternehmen wie Krones, Delivery Hero und CTS Eventim.
Investieren in die DAX-Familie (pdf)
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