AKTIEN IM FOKUS 2: DeepSeek sorgt für KI-Gewitter - Experten: Sorgen übertrieben
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(Neu: Kurse aktualisiert, Details zur Kursentwicklung von Nvidia, Apple, Microsoft sowie den deutschen Techkonzernen und Siemens Energy)
FRANKFURT/NEW YORK (dpa-AFX) - Die Debatte um das chinesische KI-Start-up DeepSeek hat Techwerte am Montag deutlich nach unten gezogen. Für den technologielastigen US-Index NASDAQ 100 zeichneten sich Verluste von drei Prozent ab. Allerding hatte der Index 2024 auch um rund 25 Prozent zugelegt, nach einem Anstieg um mehr als 50 Prozent im vorangegangenen Jahr 2023.
Am Wochenende kochten Diskussionen über DeepSeeks neuestes KI-Modell immer weiter hoch, da es kosteneffizient sein soll und womöglich mit weniger starken KI-Chips auskomme, als die großen KI-Modelle der etablierten Anbieter. Experten wollen die jüngsten Entwicklungen zwar nicht überbewerten. Gleichwohl könnte die Debatte eine Konsolidierung der teils hohen Bewertungen im Tech-Bereich auslösen, so ein Börsianer.
So weckt die Debatte bei Investoren Sorgen mit Blick auf die Bewertungen von Tech-Werten wie die KI-Chipspezialisten NVIDIA, Broadcom und AMD (AMD (Advanced Micro Devices) ) oder des Software-Konzerns Microsoft. An der japanischen Börse waren die Halbleiterindustrie-Ausrüster Tokyo Electron und Advantest sowie der Tech-Investor SoftBank deutlich unter Druck.
Nvidia etwa sackten im vorbörslichen US-Handel um 7,5 Prozent auf knapp 132 US-Dollar ab. Damit droht Nvidia den Status als wertvollstes börsennotiertes Unternehmen wieder an den iPhone-Konzern Apple verlieren, dessen Aktien vorbörslich um etwas mehr als ein Prozent nachgaben. Der Softwareriese Microsoft, für dessen Papiere sich ein Minus von 3,5 Prozent abzeichnete, bliebe mit einer Marktkapitalisierung von dann noch knapp 3,2 Billionen Dollar auf Platz 3 knapp hinter Nvidia (gut 3,2 Billionen Dollar) sowie Apple (knapp 3,3 Billionen Dollar).
Am deutschen Markt gerieten Aktien wie Aixtron (AIXTRON SE) (-6,3 Prozent), Siltronic (-4,7 Prozent), Suss Microtec (SUSS MicroTec SE (ex SÜSS MicroTec)) (minus 10,3 Prozent), Kontron (minus 3,8 Prozent) und Infineon unter Druck. Im Dax fielen Infineon und Siemens jeweils um mehr als 4 Prozent.
Auch Papiere aus dem Energiebereich litten, nachdem in den vergangenen Monaten der steigende Strombedarf der rechenintensiven KI-Systeme teils kräftigen Rückenwind verliehen hatten. Einer der größten Leidtragenden war Siemens Energy, die von ihrem Rekord am Freitag bei über 60 Euro um bis zu 20 Prozent abstürzten. Seit Ende 2023 hatten sie sich bis Freitag aber auch gut verfünffacht.
Da half es bei Siemens Energy auch nicht, dass Alexander Virgo von der Bank of America zum Wochenstart angesichts des vom neuen US-Präsidenten ausgerufenen Energienotstands eine Kaufempfehlung mit einem Ziel von 80 Euro aussprach.
"Das Weltuntergangszenario, das gerade im Twitter-Universum verbreitet wird, scheint übertrieben", schreiben die Experten um Stacy Rasgon von Analysehaus Bernstein Research. Die KI-Modelle von DeepSeek seien gut und böten eine gute Leistung, allerdings sei OpenAI garantiert nicht für 5 Millionen US-Dollar nachgebaut worden. Zudem überrasche die Effizienz von DeepSeek-V3 nicht angesichts des verwendeten Modellaufbaus. Diese sogenannte Mixture-of-Expert (MoE)-Architektur sei darauf ausgelegt, die Kosten für Training und Betrieb von KI-Modellen zu reduzieren, da immer nur ein Teil der Modellparameter aktiv sei.
Dass die aktuellen Entwicklungen Investoren dennoch nervös machten, basiert laut Rasgon und Kollegen auf einem Missverständnis mit Blick auf die Kosten für das jüngste DeepSeek-Modell. Weitere Gründe seien, dass DeepSeek kleinere Modelle aus größeren extrahiere sowie die niedrigen Preise, die es für die Nutzung seiner Programme aufrufe.
Der erste Sorgenfaktor erscheine grundsätzlich falsch, da das Unternehmen keine revolutionären oder unbekannten Technologien verwendet habe, so die Experten. Der zweite Punkt sei schon interessanter, aber auch nichts Neues, wenngleich die Berechtigung des Ansatzes untermauert worden sei.
Die Investorensorgen angesichts der Preise, die DeepSeek verlangt, seien allerdings nicht von der Hand zu weisen. Zwar sei die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens unklar, aber die Sache werfe Fragen über die Rolle und Lebensfähigkeit von proprietären KI-Modellen im Vergleich zu Open-Source-Ansätzen auf.
Grund zur Panik sei all das aber dennoch nicht, denn angesichts der rasant steigenden Kosten für den weltweiten KI-Ausbau seien Innovationen wie die von DeepSeek notwendig. Diese Innovationen gingen zudem wohl kaum über das hinaus, was Top-KI-Entwickler nicht auch wüssten. Und: Im Techsektor sorgten Effizienzzuwächse normalerweise für ein Nachfragewachstum./mis/la/tih
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