Horrorszenario für Sparer: Fünf Jahre Mini-Zinsen
Die Zinsen werden noch über Jahre nahe null bleiben. Wie die Geldschwemme die Weltmärkte bewegt und wie Anleger darauf reagieren können.
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von W. Ehrensberger und C. Platt, Euro am Sonntag
Als „Geldspritze“ lässt sich die jüngste Maßnahme der US-Notenbank kaum noch bezeichnen – es sind nicht nur ein paar Milliliter, die von der Federal Reserve Bank in den Wirtschaftskreislauf gepumpt werden. Mehr als eine halbe Billion US-Dollar will die Fed den Banken in den kommenden Monaten zur Verfügung stellen.
Begriffe wie Geldflut oder Monsterwelle beschreiben die Situation zutreffender. Bis Ende Juni 2011 will die Fed Staatsanleihen im Wert von 600 Milliarden Dollar von den Banken aufkaufen. Jeden Monat sollen Papiere im Wert von 75 Milliarden Dollar aus deren Büchern verschwinden und in denen der Fed auftauchen. Ob das Ende der Fahnenstange damit erreicht ist, bleibt offen. Experten bezweifeln jedenfalls, dass die Eingriffe in den Geldkreislauf mit der kürzlich verkündeten Aktion abgeschlossen sind.
Die Notenbank verwendet sogar explizit eine Formulierung, die weitere Schritte offenlässt. Unter „Berücksichtigung künftiger Informationen“ werde das Programm des Anleihekaufs „nach Bedarf angepasst“, heißt es in einer Erklärung von Anfang November. Mit anderen Worten: „Wenn die Fed sieht, es reicht nicht, wird sie, ohne mit der Wimper zu zucken, nachlegen“, sagt Robert Halver, Leiter der Kapitalmarktanalyse der Baader Bank.
Auch Jan Hatzius, Chefvolkswirt für die USA bei Goldman Sachs, geht davon aus, dass die Rückkäufe der Fed länger anhalten und in der Summe steigen werden. Mindestens bis 2012 werde das Programm fortgesetzt werden. Letzten Endes rechnet Hatzius mit Rückkäufen im Gesamtwert von zwei Billionen Dollar.
Doch damit nicht genug. Auch für den US-Leitzins prognostiziert der Goldman-Sachs-Experte Extremes. „Legt man unsere langfristigen Prognosen zugrunde, so fällt es nicht schwer, sich Szenarien auszumalen, in denen bis 2015 keine Zinserhöhungen anstehen“, sagt er. Die deutliche Schwäche der US-Wirtschaft lässt ihn diese Voraussage treffen.
Ein Horrorszenario für Sparer, das sich noch niemand recht ausmalen will. Die meisten Experten sprechen denn auch lieber über kürzere Zeiträume. Die Mehrheit ist der Ansicht, dass 2011 keine Leitzinserhöhungen stattfinden werden – jedenfalls nicht in den USA und vermutlich auch nicht in Europa.
Der Rückkauf von Staatsanleihen wird als quantitative Lockerung bezeichnet, auf englisch Quantative Easing. Weil im Frühjahr 2009 schon einmal eine derartige geldpolitische Maßnahme durchgeführt worden war, sprechen Fachleute knapp von QE 2. Mit ihrem Vorgehen will die US-Notenbank der lahmenden amerikanischen Wirtschaft auf die Beine helfen. Das Kalkül: Verfügen die Banken nach dem Verkauf der US-Staatsanleihen wieder über mehr liquide Mittel, werden sie diese der Wirtschaft eher als Kredite zur Verfügung stellen. Das soll die Aktivitäten der Unternehmen und damit die gesamte Wirtschaft antreiben.
Ebenso hält die Maßnahme der Fed die Zinsen für Staatsanleihen niedrig. Die Notenbank hofft, dass dieses Niedrigzinsumfeld auf die Wirtschaft durchschlägt und sich die Unternehmen dadurch günstiger refinanzieren können.
Das ungewöhnliche Mittel der quantitativen Lockerung wird eingesetzt, weil Senkungen des Leitzinses als Wirtschaftsstimulanz kaum mehr möglich sind. Der amerikanische Leitzins liegt seit Dezember 2008 bei null bis 0,25 Prozent.
Auch eine andere Folge ihrer lockeren Geldpolitik wird von der Fed durchaus begrüßt: Indem sie Milliarden in den Wirtschaftskreislauf pumpt, treibt sie die Inflation nach oben. Die Inflationserwartungen sind nach der Ankündigung der Fed bereits gestiegen. Unter allen Umständen will die Notenbank eine Deflation verhindern – denn die könnte in einer Flaute münden, deren Ende nicht abzusehen wäre. In Japan dauert die Situation seit 20 Jahren an.
Dass der US-Dollar durch die quantitative Lockerung gegenüber anderen Währungen an Wert verliert, ist ebenfalls eine erwünschte Nebenwirkung. Ist die Währung schwach, werden inländische Güter im Ausland billiger, sind also dort einfacher zu verkaufen. Das steigert die internationale Wettbewerbsfähigkeit und hilft den Exporteuren.
Ob der Gesamtplan der Fed aufgeht, bleibt fraglich. Denn das Mittel der quantitativen Lockerung zur Stimulierung der Wirtschaft war zuvor noch nie angewendet worden. Nicht zuletzt deshalb gilt die Aktion der Fed als Spiel mit dem Feuer.
„Die Maßnahme wird der US-Wirtschaft nicht helfen“, prognostiziert Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank. „Denn selbst durch niedrige Zinsen werden sich die Konsumenten nicht dazu verführen lassen, mehr auszugeben und ihre Sparquote zu senken.“
Auf welchem Weg die zusätzlichen Milliarden der US-Notenbank den Wirtschaftskreislauf wieder verlassen sollen, ist ebenfalls unklar. Die Fed schweigt sich bewusst dazu aus. „Würde sie bereits über Exit-Strategien nachdenken, würde das die Märkte verunsichern“, sagt Baader-Bank-Experte Halver. Die Botschaft ist stattdessen: Ihr bekommt billiges Geld, solange ihr wollt.
Die Botschaft ist angekommen – zumindest hat sie Börsen weltweit in den vergangenen Tagen elektrisiert. Vermögensanlagen wie Aktien oder Rohstoffe profitieren von der Geldschwemme und der Niedrigzinspolitik. Gerade institutionelle Anleger, die sich bislang am Aktienmarkt zurückhielten, weil ihnen die Schocks der vergangenen Jahre noch in den Knochen stecken, müssen sich neu aufstellen. Denn mit Staatsanleihen, selbst qualitativ hochwertigen, ist wegen der Minizinsen kaum noch etwas zu verdienen.
Daraus ergeben sich auch für Privatinvestoren neue Anlagechancen. „Pensionsfonds, Versicherer oder Publikumsfonds müssen Erträge erwirtschaften“, erläutert Commerzbank-Chefvolkswirt Krämer. „Viele sind jetzt gezwungen, stärker ins Risiko zu gehen. Das wird risikoreiche Anlageformen wie Aktien in den kommenden Quartalen beflügeln.“
Beispiel Hannover Re: Der weltweit drittgrößte Rückversicherer hatte sich nach der Lehman-Pleite und hohen Abschreibungen auf Aktien völlig aus diesen Anlagen zurückgezogen und die Aktienquote praktisch auf null heruntergefahren. Vor Kurzem hat der Konzern wieder damit begonnen, systematisch in Aktien zu investieren. „Momentan liegen wir bei einer Aktienquote von einem Prozent“, erläutert Hannover-Re-Sprecher Karl Steinle, „bis zum Jahresende sollen es 2,8 Prozent sein. Mittelfristig streben wir drei bis fünf Prozent an.“
Baader-Bank-Experte Halver glaubt, dass es in manchen Bereichen wie etwa den amerikanischen Pensionskassen zu einem regelrechten „Investitionsnotstand“ kommt, wenn diese Anleger ihre notwendigen Renditen nicht mehr über den Rentenmarkt erwirtschaften können.
Kritiker warnen zwar davor, dass die niedrigen Zinsen und das Anwerfen der Notenpresse wie zur Jahrtausendwende und 2008 zu neuen Blasen führen könnten, für Halver ist das jedoch kein Argument, jetzt nicht einzusteigen. „Bei der Flutung der Märkte ist kein Ende absehbar. Wenn Kurse steigen, ist es für die Anleger egal, warum sie steigen.“
Vor allem die noch relativ moderat bewerteten deutsche Papiere können besonders von den Investitionsimpulsen profitieren. „Hier stimmen zusätzlich auch die fundamentalen Argumente“, sagt Commerzbank-Ökonom Krämer. So werden die Gewinne der DAX-Unternehmen in diesem Jahr voraussichtlich um 60 Prozent zunehmen und auch 2011 seien spürbare Steigerungen zu erwarten. „Außerdem ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis im DAX mit knapp zwölf noch nicht zu hoch, erst recht nicht im Vergleich zu den niedrigen Anleiherenditen.“
Der DAX hat damit wohl noch deutlich Spielraum nach oben – obwohl der deutsche Leitindex zuletzt bereits auf 6800 Punkte zugelegt hat. Bis Ende des Jahres hält Kapitalmarktexperte Halver ein Niveau von 7000 für realistisch. „2011 kann dann die 8000er-Schwelle mit einem neuen Allzeithoch fallen.“
Halver empfiehlt dividendenstarke Titel, etwa aus der Versorgerbranche, die bislang noch deutlich zurückgeblieben ist. „Telekommunikation, Öl und Versorger sind insgesamt aussichtsreich.“ Die teilweise satten Dividendenrenditen könne man als „Ersatzbefriedigung“ für maue Renditen bei Staatspapieren und Festgeld nehmen. Aussichtsreich seien auch zyklische Sektoren, insbesondere aus der zweiten Reihe, weil es dort viele Patente und industrielles Know-how gebe. Die Risiken seien dabei überschaubar. „Heute stellt es eher eine Gefahr dar, sich nicht in sogenannten risikoträchtigen Anlageklassen aufzuhalten.“
Commerzbank-Experte Krämer rät auf jeden Fall zur Wachsamkeit. „Anleger sollten immer im Hinterkopf behalten, dass ein Teil der prognostizierten Kurssteigerungen auf die Niedrigzinspolitik der Zentralbanken zurückgeht, die sie aber nicht ewig durchhalten können.“ Ratsam ist es deshalb für Investoren allemal, die Bewertung und das Kurs-Gewinn-Verhältnis im Auge zu behalten. Steigen die Kurse über längere Zeiträume weiter an, sind Crash-Szenarien vorstellbar.
Doch davon sind die Märkte derzeit noch weit entfernt. Von einer Überbewertung kann nicht die Rede sein – erst recht nicht bei deutschen Titeln. Anleger können also voraussichtlich noch eine ganze Weile auf der Geldwelle reiten.
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Investor-Info 1
US-Leitzins
Unten angekommen
Seit 30 Jahren zeigt sich in den USA ein Trend zur Absenkung des Leitzinses. Aufgrund hoher Inflation lag der amerikanische Leitzins Anfang der 80er-Jahre bei 20 Prozent. Von zwischenzeitlichen Erhöhungen abgesehen, senkte die US-Notenbank den Leitzins im Lauf der Jahre immer weiter ab. Heute beträgt er null bis 0,25 Prozent. Eine weitere Reduktion ist damit unmöglich. Die in früheren Krisen genutzte Möglichkeit, die Wirtschaft durch Zinssenkungen zu stimulieren, entfällt deshalb.
Fed-Bilanzsumme
Massive Ausweitung
Bis September 2008 lag die Bilanzsumme der US-Notenbank stabil bei knapp 900 Milliarden Dollar. Im Zuge des Kollapses der Investmentbank Lehman Brothers stieg sie deutlich an auf mehr als 2,2 Billionen Dollar: Die Fed kaufte den Banken massenhaft problematische Wertpapiere ab. Seither bewegte sich die Bilanzsumme zwischen 1,9 und 2,4 Billionen Dollar. Die jüngste Maßnahme der Notenbank führt dazu, dass ihre Bilanz bis Mitte 2011 auf fast drei Billionen Dollar anschwellen wird. Damit ist sie dreimal so hoch wie vor Beginn der Krise.
US-Arbeitslosenquote
Unverändert hoch
Die Lage am amerikanischen Arbeitsmarkt bleibt angespannt. Im Oktober lag die Quote unverändert hoch bei 9,6 Prozent. Laut Präsident Barack Obama ist dieser Wert nicht akzeptabel. „Wir müssen nach allen Wegen suchen, um Jobs zu schaffen“, sagt er – einer der Hauptgründe für das 600-Milliarden-Programm der US-Notenbank. Bedenklich ist insbesondere der hohe Anteil der Langzeitarbeitslosen. Von allen Amerikanern ohne Job waren im Oktober knapp 42 Prozent länger als 27 Wochen auf Stellensuche. Einziger Lichtblick: Die US-Wirtschaft gewann in diesem Monat 151.000 Jobs hinzu, mehr als doppelt so viel wie von Ökonomen prognostiziert. Um die Lage nachhaltig zu verbessern, brauche man jedoch viel stärkeres Wachstum, sagen Experten.
Daimler
Autogeschäft boomt
Die Aktie ist zwar mittlerweile schon bei 50 Euro angekommen, der Aufwärtstrend ist jedoch intakt und verspricht weiteres Potenzial. Zuletzt hoben die Stuttgarter die Vorsteuer-Gewinnprognose für 2010 um eine Milliarde auf sieben Milliarden Euro an. Vor allem das Autogeschäft floriert. Dazu tragen Auslandsmärkte wie China bei. Die Gewinnmarge im Pkw-Bereich liegt inzwischen mit fast neun Prozent vor BMW und Audi. Auch das Nutzfahrzeuggeschäft stabilisiert sich.
BASF
Noch vergleichsweise günstig
Nach einem wackeligen Start in das Jahr 2010 hat BASF zuletzt mächtig Fahrt aufgenommen. Mittlerweile wird mit einem Vorsteuerergebnis von über acht Milliarden Euro gerechnet. Das Unternehmen ist gut diversifiziert und in Schwellenländern positioniert. Das China-Geschäft floriert. Die Industriesparte boomt und hat im dritten Quartal noch mal zugelegt. Die noch günstige Bewertung sowie eine großzügige Dividendenpolitik runden den positiven Gesamteindruck ab.
LBBW Exportstrat. Deutschland
Fokus aufs Auslandsgeschäft
Bester Fonds mit Schwerpunkt deutsche Standardwerte im laufenden Jahr ist der LBBW Exportstrategie Deutschland. Er investiert überwiegend in DAX-Titel. Zusätzlich kann bis zu einem Viertel des Fondsvermögens in MDAX-Aktien angelegt werden. Neben Faktoren wie Marktstellung, Ertragskraft und Managementqualität spielt die Exportstärke eines Unternehmens eine wesentliche Rolle bei der Titelauswahl durch Berater Markus Zeiß.
DWS Top Dividende
Ausschüttungen als Ertragsquelle
Fondsmanager Thomas Schüssler investiert mit dem DWS Top Dividende weltweit in Standardwerte. Für sein Portfolio sucht er Titel, die eine hohe und nachhaltige Dividendenrendite aufweisen. Der fast fünf Milliarden Euro schwere Fonds schüttet seine Erträge jährlich aus und hat eine Ausschüttungsquote von gut vier Prozent. US-Titel machen derzeit 28 Prozent des Vermögens aus, deutsche Aktien folgen mit zehn Prozent.
Investor-Info 2
Währungen Gewinner & Verlierer
Offiziell sagt es die amerikanische Notenbank nicht. Doch es ist offensichtlich, dass die jüngsten Maßnahmen der Fed auch dazu dienen, den US-Dollar zu schwächen. Denn eine schwache Währung ist gut für die Exportwirtschaft, macht sie doch die Waren im Ausland billiger. Das hilft vielen amerikanischen Unternehmen.
Seit die Fed im September bekannt gegeben hatte, dass sie weitere Staatsanleihen aufkaufen wird, hat der Euro gegenüber dem US-Dollar klar zugelegt. Der Kurs stieg von 1,30 auf 1,40 Dollar. Der Grund: Im Vergleich zur Fed betreibt die Europäische Zentralbank eine deutlich strengere Geldpolitik.
Obwohl die europäische Gemeinschaftswährung in den vergangenen Tagen wieder auf 1,36 Dollar zurückgefallen ist, dürfte sie mittelfristig an Stärke gewinnen. Werner Eppacher, Leiter der Währungsabteilung der Investmentgesellschaft DWS, hält einen Kurs von mehr als 1,45 Dollar für realistisch. „Der Euro wird zwar nicht die stärkste Währung weltweit sein. Denn das Gespenst des Zerfalls der Eurozone wird noch länger auf den Märkten herumgeistern“, sagt er. Gleichwohl werde die Währung von der Dollarschwäche profitieren und gegenüber dem amerikanischen Greenback aufwerten.
Die ungewöhnlichste Währungsgeschichte des Jahres – das Erstarken des Yen – dürfte angesichts der expansiven Geldpolitik der USA weitergehen. Eppacher rechnet auch für Japans Währung mit weiterem Aufwärtspotenzial. „Weil inzwischen alle großen Devisenmärkte – USA, Europa und Japan – quasi auf einem Nullzinsniveau sind, legen die großen Investoren wie Zentralbanken durchaus vermehrt im Yen an“, erklärt er.
Währungen, die besonders deutlich zulegen werden, finden sich in Ländern mit starkem Wachstum. Denn diese bieten hohe Zinsen, um die mit dem Wachstum einhergehende Inflation im Zaum zu halten. Das wiederum zieht Anleger an.
Zu diesen Ländern zählen zum einen Staaten, deren Wachstum auf ihrem Rohstoffreichtum beruht. Australien, Kanada, Südafrika oder Norwegen sind Beispiele. Zum anderen wandert das Kapital in wachstumsstarke Schwellenländer. So werten fast alle asiatischen Währungen derzeit auf, weil sie vom chinesischen Wachstum profitieren.
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Anleihen Gewinner & Verlierer
Das Hauptziel der jüngsten quantitativen Lockerung der amerikanischen Notenbank ist, die Rendite von US-Staatsanleihen unten zu halten. Die Fed hofft, dass dieses Niedrigzinsumfeld auf die Wirtschaft durchschlägt, indem auch die Zinsen etwa für Hypotheken und Kredite sinken.
In ihrer Erklärung Anfang November kündigte die Fed an, vor allem Papiere mittlerer Laufzeiten erwerben zu wollen. „Zwei Drittel aller aufzukaufenden Staatsanleihen haben eine Laufzeit von vier bis zehn Jahren“, berichtet Harald Preißler, Chefvolkswirt der auf Anleihen spezialisierten Vermögensverwaltung Bantleon. Auf diese Weise sollen die Zinsen von US-Treasuries auf breiter Front gedrückt werden.
Preißler hält einen Rückgang der Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen von 2,6 auf 2,0 Prozent bis März 2011 für wahrscheinlich. Noch deutlicher dürfte der Rückgang bei Mittelläufern ausfallen. „Die Rendite wird wohl von 1,2 auf 0,5 Prozent fallen“, sagt er für diesen Zeitraum voraus.
Hinzu kommt: Besitzer von US-Treasuries müssen damit leben, dass sie für ihr eingegangenes Risiko nicht mehr adäquat entlohnt werden. Denn die Maßnahmen der Notenbank kratzen an der Bonität der USA und erhöhen die Inflationserwartungen. Die Rendite am Rentenmarkt erscheint damit für Anleger nicht mehr risikogerecht.
Doch nicht nur in den USA werden die Zinsen mager ausfallen, auch in Europa ist bei den Papieren verlässlicher Staaten mit niedrigen Renditen zu rechnen. Grund dafür ist aber nicht das Programm der Fed, sondern vielmehr die Schuldenkrise im Euroraum. Bei zehnjährigen Bundesanleihen sind nach Ansicht von Bantleon-Experte Preißler bis März 2011 Renditen von knapp unter 2,0 Prozent realistisch.
Wegen der Magerzinsen von Staatsanleihen etablierter Staaten fliehen die Anleger in Schwellenländeranleihen, die höhere Erträge bieten. Durch diesen Herdentrieb dürften die Risikoprämien, die Anleger in diesem Segment erhalten, weiter fallen – und damit steht die nächste Blase nach Ansicht von Preißler für die kommenden zwei bis drei Jahre bevor. Auch die Flucht in hochrentierliche Unternehmensanleihen birgt die Gefahr einer Blasenbildung. Doch die ist nach Meinung des Bantleon-Experten nicht ganz so groß wie bei den Schwellenländeranleihen.
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