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Pro Aurum: Wo das Gold wirklich glänzt

02.12.11 12:00 Uhr

Die Deutschen horten Gold wie keine zweite Nation in Europa. Davon profitiert auch der größte bankenunabängige Edelmetallhändler, Pro Aurum.

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von Peter Gewalt, €uro am Sonntag

Abgetragene Cordjacke, verwaschene Bluejeans, alte Joggingschuhe – wie ein wohlhabender Anleger wirkt der Mann nicht, der um zwei Uhr mittags durch die Geschäftshalle des Edelmetallhändlers Pro Aurum in München eilt. Etwas Kapital scheint dem Mittfünfziger dann aber doch zur Verfügung zu stehen, wie seine lautstark vorgetragene Frage an die Empfangsdame verrät. „Verkaufen Sie denn schon den 2012er Maple Leaf?“ Der Interessent an der kanadischen Silbermünze wird daraufhin freundlich gebeten, sich etwas zu gedulden, bis ein Berater Zeit für ihn habe.

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Der Handwerksmeister aus Niederbayern ist an diesem Tag nicht der einzige Kunde am größten Pro-Aurum-Standort in Deutschland. Knapp ein Dutzend Besucher haben sich an diesem Montag im Stammhaus in München-Riem vor den Toren Münchens eingefunden. Die Wartenden in der Halle berieselt klassische Musik. Vergangenes wird hier ohnehin gern zelebriert. Die jahrtausendealte Faszination der Edelmetalle wird in bunten Schautafeln erklärt. Historische Sammlermünzen verweisen auf eine Zeit, in der Rettungsschirme und ­Ratingagenturen noch keine Rolle spielten. Die grau-schwarze Inneneinrichtung des Gebäudes lässt die ausgestellten grammleichten bis kilogrammschweren Edelmetallbarren glänzen. Ein Kontrast mit Symbol­charakter. Je düsterer die Rahmen­bedingungen, umso attraktiver erscheinen Gold, Silber, Platin und Palladium. So heizen taumelnde Aktienmärkte, drohende Bankpleiten und die eskalierende Euroschuldenkrise nicht nur die Angst vor der Zukunft, sondern auch die Geschäfte der Edelmetallhändler kräftig an.

„Wir konnten von Januar 2011 bis heute bei den Privatkunden ein Plus von knapp 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verzeichnen, die Umsätze nahmen im selben Zeitraum um 47 Prozent zu“, bestätigt ­Robert Hartmann den Trend. Der hochgewachsene Geschäftsführer von Pro Aurum sitzt im ersten Stock eines sehr speziellen Bürogebäudes: Mit seinen 42 Metern Länge, 24 Metern Breite und acht Metern Höhe sieht das goldfarbene Gebäude aus wie ein riesiger Goldbarren. Seine Ausmaße spiegeln die Menge der bis heute geförderten Goldmenge wider.

Es ist die spektakuläre Visitenkarte eines Unternehmens, das in den vergangenen acht Jahren zum größten bankenunabhängigen Edelmetallhändler Deutschlands aufgestiegen ist und inzwischen acht Filialen im Bundesgebiet, Österreich und der Schweiz sein Eigen nennt.

Der Startschuss für den Aufstieg fiel 2003. Damals waren Hartmann und sein Kollege Mirko Schmidt gezwungen, sich beruflich neu zu orientieren. Ihr damaliger Arbeitgeber, eine Bank, strich die Edelmetallsparte im Haus. Beide glaubten weiter fest an die Zukunft von Gold und Silber, auch wenn Barren und Münzen zu jener Zeit als Investments für Ewiggestrige galten. „Ich bin ein Überzeugungstäter“, sagt Hartmann heute. „Ich selbst investiere seit Jahren stark in Edelmetalle.“

170 Milliarden Euro in Gold
So schlecht der Zeitpunkt für die Gründung eines Edelmetallhandelsunternehmens damals schien, als der Preis je Unze Gold bei 350 US-Dollar dümpelte, so ideal war der Einstieg im Nachhinein. Denn seither haben sich die Notierungen verfünffacht, die Nachfrage ist explodiert. 2011 verkaufte Pro Aurum allein 17,2 Tonnen Gold in Form von Münzen und Barren. Solange die Turbulenzen anhalten, wird der Bedarf an der Krisenwährung besonders in Deutschland steigen. Rund 5.400 Tonnen Gold im Gegenwert von knapp 170 Milliarden Euro befinden sich laut einer Studie der Steinbeis-Hochschule Berlin inzwischen im Besitz deutscher Privatanleger – über 40 Prozent des Goldes der Deutschen stammen aus den vergangenen drei Jahren. Und keine andere Nation in Europa kauft pro Kopf derzeit mehr vom gelben Edelmetall als die Deutschen.

Kein Wunder, dass der boomende Markt neue Akteure anzieht. Davon zeugt nicht nur die steigende Zahl an Goldankauf- und -verkaufsläden, die in ganz Deutschland und im Internet wie Pilze aus dem Boden schießen. Selbst der traditionsreiche Name ­Degussa feiert nun ein Comeback. Die Milliardärsfamilie von Finck hatte sich den traditionsreichen Namen der 1873 gegründeten Deutschen Gold- und Silber-Scheideanstalt gesichert. Im November wurde in der Münchner ­Innenstadt die erste Degussa-Niederlassung eröffnet, in der privaten und institutionellen Anlegern physische Edelmetalle angeboten werden.


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Robert Hartmann ist trotz der wachsenden Konkurrenz nicht bange. „Entscheidend ist die Qualität des Angebots für die Kunden.“ Und da sieht Hartmann, wie sollte es anders sein, das eigene Unternehmen aufgrund der langjährigen Erfahrung bestens gerüstet. Erfahrung, die sich nur wenige Schritte von Hartmanns Büro bezahlt macht. Hier liegt das eher unscheinbare Herzstück von Pro Aurum. An acht Computerterminals kaufen Händler in einem rund 30 Quadratmeter großen Büro etwa Krügerrand-Münzen, Silber- und Platinbarren weltweit ein, die das Herz der Kunden unten in der Geschäftshalle höherschlagen lassen.

Die Stärken der renommierten Produzenten wie Heraeus, Umicore aus Deutschland oder Perth Mint aus Australien kennen die Händler hier schon länger. Auch bei der Menge an Edelmetallen, die geordert werden müssen, um die Kundschaft zufriedenzustellen, hilft der Erfahrungsschatz der vergangenen Jahre. Insbesondere die politische und wirtschaftliche Großwetterlage ist entscheidend. „Wir wissen inzwischen, wie stark Krisenhöhepunkte die Nachfrage treiben,“ erklärt Chefhändler Tobias Rotthaler. Zu Lieferengpässen ist es wegen des Kundenansturms 2011 aber zwischenzeitlich dennoch gekommen, da die Hersteller die Produktion nicht schnell genug hochfahren konnten.

Lieferservice nach Hause
Ein Großteil der bestellten Barren und Münzen wird durch das Logistikzentrum ein Stockwerk tiefer gelotst. Schwere Eisentüren schützen den fensterlosen Raum, der in künstliches Licht getaucht ist. Aufgerissene Kartons, abgegriffene Kataloge und Metallregale verleihen dem Raum den rauen Charme einer Sortierstation bei der Post. Päckchen werden angenommen, neue Sendungen für die Kunden gepackt. Ein Dutzend Kameras an der Decke überwachen den Vorgang – zur Sicherheit für die Kunden. Diesen werden ihre Investments durch spezielle Edelmetallkuriere zu ihrer Bank oder nach Hause geliefert. „Nur ein kleiner Teil unserer Kunden lagert die Bestände bei uns“, erklärt Hartmann.

Je nach Größe werden für haus­eigene Schließfächer mehrere Hundert Euro im Jahr fällig. Günstiger lassen sich die Preziosen im Tresorraum lagern. Pyramidenförmig sind die eingelagerten Barren und Münzen in den Waben eines schwarzen Regals angeordnet. Ein kleines Fenster ermöglicht den Kunden einen Blick auf ihre Reichtümer im Nebenraum. 2012er-Maple-Leaf-Silbermünzen sind allerdings noch nicht darunter. Die gibt es zum Leidwesen des nieder­bayerischen Handwerksmeisters erst ab Januar 2012 zu kaufen.

Investor-Info

Edelmetallkauf
Achtung beim Onlinehandel
Die Zahl der Online-Edelmetallhändler ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Vielen Händlern fehlt allerdings das nötige Eigenkapital. Angesichts der starken Kursschwankungen ist es daher zuletzt zu Geschäftseinstellungen und Lieferproblemen gekommen. Anleger sollten daher nur Internetseiten großer Edelmetallhandelshäuser nutzen, die schon länger im Geschäft sind.

Goldinvestments
Alternativen zu Barren
Die große Mehrheit der deutschen Anleger will in physische Edelmetalle investieren. Für alle anderen gibt es eine kostengünstigere Alternative mithilfe des db Physical Gold ETC (ISIN: DE 000 A1E 0HR B). Durch diese besicherte Schuldverschreibung, die mit Gold hinterlegt ist, partizipieren Anleger an der Wertentwicklung des gelben Edelmetalls 1 : 1. Wer auf Gold und Silber setzen will, fährt mit dem ETFS Precious Metals ETC (ISIN: DE 000 A0K RKK 9) gut.

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