Palladium im Goldrausch: Entwickelt sich der Palladium-Boom nun zur Spekulationsblase?
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Seit Jahresbeginn steigen die Gold-, Silber- und Platinpreise, dabei legte jedoch kein Edelmetall eine solche Kursrally aufs Parkett wie Palladium. Kommt nun der große Abverkauf oder sorgt das Angebotsdefizit für neue Rekordpreise?
Werte in diesem Artikel
• Palladiumpreis auf Rekordhoch
• Hohes Angebotsdefizit am Markt
• Stabile Nachfrage aus der Automobilindustrie
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Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.Viele Jahre stand Palladium im Schatten von Platin und war, außer für einzelne Industriezweige, kein beachtenswertes Edelmetall. Nun haben sich die Zeiten jedoch grundlegendend geändert und das unscheinbare Metall ist zum Star am Rohstoff-Himmel mutiert. Während der einst große Bruder Platin in den zurückliegenden fünf Jahren rund ein Viertel seines Wertes einbüßen musste, kletterte der Palladiumpreis im gleichen Zeitraum um rund 125 Prozent. Damit konnte das Edelmetall in diesem Zeitfenster nicht nur Silber übertrumpfen, sondern auch Gold.
Palladium - das jüngste Mitglied der vier Edelmetalle
Während Gold und Silber bereits seit mehreren Jahrtausenden die Menschheitsgeschichte prägen und auch Platin schon seit der Zeit von Christoph Kolumbus Bekanntheit erlangte, ist die Historie von Palladium sehr überschaubar. Denn das heute so heißbegehrte Metall wurde erst im Jahr 1802 vom britischen Wissenschaftler William Hyde Wollaston entdeckt. Den Namen Palladium hat das Edelmetall dabei einem zuvor entdeckten Asteroiden namens Pallas zu verdanken.
Woher kommt die extreme Nachfrage nach Palladium?
Da Palladium als sehr reaktionsfreudiges Edelmetall gilt, wird es seit dem Beginn des 21. Jahrhunderts vornehmlich in Fahrzeugkatalysatoren von Benzinmotoren zur Abgasreinigung eingesetzt. Palladium wandelt dabei Schadstoffe, welche in einem Verbrennungsmotor entstehen, in Kohlendioxid und Wasserdampf um. Somit ist die Automobilbranche für mehr als 80 Prozent der weltweiten Palladiumnachfrage verantwortlich.
Aufgrund der zunehmenden Abkehr von Dieselmotoren und der eher schleppenden Etablierung von E-Automobilen erlangt der klassische Benziner gegenwärtig ein regelrechtes Comeback, welches dabei auch die extreme Nachfrage nach Palladium erklärt. Denn während der Gesamtabsatz von Dieselfahrzeugen in Deutschland von 2016 bis 2018 um rund 28 Prozent eingebrochen ist, stiegen die Absatzzahlen von Benzinern im gleichen Zeitfenster um über 22 Prozent.
Des Weiteren führen die immer strengeren Abgasnormen in Europa, den USA und China dazu, dass stetig mehr des wertvollen Edelmetalls in den Katalysatoren verwendet wird. "Diesem Nachfragewachstum steht jedoch nur ein geringes Wachstum des Angebots gegenüber", so ein Edelmetallspeziallist von Heraeus in einem Interview mit dem Handelsblatt.
Angebotsdefizit sorgt für Rekordhoch
Das extreme Angebotsdefizit am Palladiummarkt treibt die Preise in immer weitere Höhen. So erreichte der Kurs pro Feinunze Palladium mit über 1.800 US-Dollar im Oktober 2019 sein absolutes Rekordhoch. Zu diesem Zeitpunkt war Palladium, erstmals in der Geschichte, sogar doppelt so teuer wie Platin.
Laut dem Katalysatoren Johnson Matthey beträgt das Defizit am Palladiummarkt allein in diesem Jahr rund 800.000 Unzen. Da die hohe Nachfrage nach dem Edelmetall auch in den kommenden Wochen und Monaten nicht abklingen dürfte, erwartet Norilsk Nickel, einer der weltweit größten Palladiumproduzenten aus Russland, dass selbst die zuletzt gesteigerte Förderung der starken Nachfrage nicht gerecht werden kann.
Nimmt der Palladiumpreis nun Kurs auf die 2.000-Dollar-Marke….
Die anhaltende Nachfrage nach dem Edelmetall und das vorherrschende Angebotsdefizit sprechen für weiter steigende Preise am Palladiummarkt. Dabei spricht auch die steigende Beliebtheit von Hybridfahrzeugen, welche eine Kombination zwischen Elektro- und Verbrennungsmotor darstellen, für das Edelmetall, da diese Fahrzeuge fast ausschließlich mit Benzinmotoren ausgestattet sind.
Darüber hinaus könnte auch die weiterhin sehr begrenzte Verfügbarkeit des Edelmetalls für noch höhere Preise sorgen. Derzeit gibt es nämlich kaum noch reine Vorkommen des wertvollen Metalls. So wird Palladium fast nur noch als Nebenprodukt bei der Förderung von Kupfer- oder Nickelerz gewonnen. Mit einem weltweiten Produktionsanteil von insgesamt 76 Prozent stammt dabei das meiste Palladium aktuell aus Russland (40 Prozent) und Südafrika (36 Prozent), berichtete boerse.ard. Somit befinden sich die großen Industrieländer, welche das Edelmetall stets benötigen, in einer direkten Abhängigkeit. Sollten die führenden Produktionsländer also ihr Angebot künstlich verknappen, würde der Preis pro Feinunze Palladium leicht über die Marke von 2.000 US-Dollar springen.
…oder handelt es sich nur um eine Spekulationsblase?
Laut manchen Experten stehen tatsächlich spekulative Finanzinvestoren, wie Hedgefonds, hinter der enormen Preisrally am Palladiummarkt. Dies lässt sich auch mit aktuellen Statistiken der US-Aufsichtsbehörde für die Terminmärkte untermauern. Demnach sind die Long-Positionen auf das Edelmetall gegenwärtig auf dem höchsten Stand seit fast einem Jahr. Infolgedessen ist es gut möglich, dass sich das Edelmetall derzeit tatsächlich in einer Übertreibung befindet. Schnelle und unvermittelte Kursrücksetzer, wie sie sich schon im März bzw. zwischen Juli und August ereignet haben, sind daher auch jetzt jederzeit möglich.
Darüber hinaus glauben vielen Fachleute, dass der Palladiumpreis nach seiner eindrucksvollen Rally nun endgültig am Gipfel angelangt ist. "Es gibt unseres Erachtens derzeit keine zwingenden Gründe, den Preis immer weiter nach oben zu treiben", so ein Commerzbank-Rohstoffexperte.
Der hohe Bedarf an Palladium könnte schlagartig einbrechen
Sollte die US-Regierung eines Tages ihre Drohungen in die Tat umsetzen und tatsächlich Strafzölle auf Automobile und diverse Zubehörteile erheben, würde nicht nur die deutsche Automobilwirtschaft leiden, sondern höchstwahrscheinlich auch der Palladiumpreis. Doch auch ohne US-Strafzölle dürften es die Autobauer in den kommenden Monaten schwierig haben. So reduzierten sich die Automobilabsätze in China, dem wichtigsten Automarkt der Welt, im September 2019 um weitere 6,3 Prozent. Das Reich der Mitte hat somit mit dem fünfzehnten monatlichen Absatzrückgang in Folge zu kämpfen.
Führt die Palladium-Rally nun zum Platin-Boom?
Außerdem ist es nicht ausgeschlossen, dass die großen Automobilproduzenten, sollte sich die Preisdifferenz zwischen Palladium und Platin weiter erhöhen, damit beginnen, ihre Katalysatoren wieder auf das gegenwärtig günstigere Platin umzurüsten. Durch die chemisch sehr ähnlichen Eigenschaften von Platin und Palladium wäre dies für die Automobilindustrie kein großes Problem. Denn schon in der Vergangenheit wurde Platin äquivalent zu Palladium verwendet. Die Umstellung von Platin auf Palladium erfolgte im Grunde genommen nur aufgrund der damals noch viel günstigeren Preise.
Pierre Bonnet / Redaktion finanzen.net
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