Referendum in Italien

Sollten Anleger in Gold investieren, falls Renzi verliert?

03.12.16 20:00 Uhr

Sollten Anleger in Gold investieren, falls Renzi verliert? | finanzen.net

Für den italienischen Ministerpräsidenten Matteo Renzi ist am Sonntag Tag der Entscheidung: Verliert er das Verfassungsreferendum? Falls ja, sind seine Tage an Italiens Spitze gezählt - Gold könnte dagegen ein Comeback einläuten.

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Die drittgrößte Volkswirtschaft der Europäischen Union steckt tief im Schuldensumpf. Italiens Bevölkerung gibt dafür insbesondere einem die Schuld: Dem aktuellen Ministerpräsidenten Matteo Renzi, der die schwache Wirtschaftsentwicklung in Italien wohl auf seine Kappe nehmen muss. Am Sonntag lässt Renzi das Volk abstimmen: Soll die italienische Verfassung, insbesondere die Rolle des Senats, reformiert werden, um bei der Gesetzgebung effektiver sein zu können? Renzi hatte seine Karriere von dem Ausgang des Referendums abhängig gemacht. Stimmt das Volk gegen die Verfassungsänderung, will er seinen Posten räumen und den Weg für Neuwahlen freimachen.

Niederlage hätte dramatische Folgen

Aktuellen Umfragen zufolge deutet alles auf eine Niederlage von Renzi hin. Demnach liegt das "Nein" zwischen 7 und 10 Prozentpunkte vor dem "Ja". Auch wenn viele Italiener noch keine endgültige Entscheidung getroffen haben: Dass Renzi gehen muss, ist ein reales Szenario geworden. Sein Abgang dürfte aber deutlich größere Folgen haben als nur das Ende seiner politischen Karriere. Denn die Bestrebungen im Land, der Europäischen Gemeinschaftswährung Euro den Rücken zuzukehren, werden in jüngster Zeit immer größer. Die Eurozone ohne Italien? Ein undenkbares Szenario angesichts der Wirtschaftsleistung, die das Land in die Union einbringt.

Steht Gold vor einem Comeback?

Während die Zinsen italienischer Anleihen vermutlich kräftig anziehen werden und sich Mario Draghi und die EZB wohl zu massiven Anleihekäufen genötigt sehen werden, könnte Gold angesichts der Ereignisse in Südeuropa ein Comeback hinlegen. Aktuell hat das Edelmetall noch mit starken Belastungsfaktoren zu kämpfen. Die unterschiedliche Zinspolitik von Fed und EZB, die für einen starken Dollar sorgt, hatte den Goldpreis in den vergangenen Wochen und Monaten unter Druck gesetzt. Denn steigt der Greenback, ist Gold, das weltweit in US-Dollar gehandelt wird, in der Regel stärker unter Druck. In der Vergangenheit entwickelten sich Dollar und Goldpreis häufig gegenläufig. Wenn die US-Notenbank ihre Zinsen am 14. Dezember anheben wird, ihr europäisches Pendant, die EZB aber weiterhin an ihrer Niedrigzinspolitik festhält, dürfte sich an der Dollarstärke auch in den kommenden Monaten nur wenig ändern.
Warum Gold aber trotz dieser Widrigkeiten nach einem möglichen Aus für Matteo Renzi als italienscher Ministerpräsident zulegen könnte? Die Erklärung ist recht simpel: Gold gilt seit jeher als Krisenwährung. Sollte Italien einem Euro-Austritt näherkommen, wäre das eine durchaus veritable Krise, mit der sich die Eurozone dann konfrontiert sieht. Anleger setzen in diesem Fall vermehrt auf Sicherheit - Goldinvestments sind seit jeher für viele das Mittel der Wahl. Nicht ohne Grund haben in den vergangenen Wochen viele Italiener offenbar vermehrt Gold gekauft und dies in der Schweiz gebunkert. "Die Wirtschaftswoche" zitierte den Geschäftsführer, des Edelmetallhändlers Pro Aurum, Robert Hartmann, mit den Worten: "Normalerweise haben wir in Lugano 20 Prozent italienische Kunden und 80 Prozent Schweizer. Jetzt hat sich dieses Verhältnis beinahe umgekehrt".
Sollten die Italiener am Sonntag mit "No" stimmen und ein Euro-Austritt Italiens in greifbare Nähe rücken, dürften sich diese Bestrebungen weiter verstärken. Auch innerhalb der Europäischen Union könnten viele Anleger dann vermehrt in Sicherheit investieren: Zugunsten von Gold.



Redaktion finanzen.net

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