Warum sinkt der Goldpreis, obwohl die Aktienmärkte fallen?
Der Handelsstreit zwischen den USA, Europa und China scheint sich zu verschärfen und an den Aktienmärkten regiert die Unsicherheit. Eigentlich perfekte Bedingungen für eine Goldpreisrally - doch das Edelmetall kommt nicht in Schwung.
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Trotz einer zurückgekehrten Volatilität an den internationalen Aktienmärkten und einer enormen Verunsicherung durch die protektionistischen Maßnahmen von US-Präsident Donald Trump ist es der vermeintlichen Krisenwährung Gold in den vergangen Monaten nicht gelungen, denn Kurs von 1.350 US-Dollar pro Feinunze zu übersteigen. Viele Faktoren sprechen nun dafür, dass diese Widerstandslinie auch in den kommenden Wochen nicht durchbrochen werden kann.
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Nullsummenspiel für Investoren aus dem Euroraum
Zum Jahresbeginn 2018 kostete eine Feinunze Gold genau 1.302,93 US-Dollar oder umgerechnet 1.080,64 Euro. Gegenwertig pendelt der Kurs pro Feinunze rund 3,5 Prozent tiefer bei nur noch 1.256,78 US-Dollar. Aufgrund der erheblichen Abwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar, blieb dieser Verlust den Goldinvestoren aus der Region der europäischen Gemeinschaftswährung glücklicherweise erspart.
Marke von 1.350 US-Dollar stellt sich als massiver Widerstand dar
Trotz der sehenswerten neun Prozent Kursrally zwischen der zweiten Dezemberwoche 2017 und Ende Januar 2018 und der steigenden Risikoaversion der Investoren, konnte sich der Preis pro Feinunze nicht nachhaltig über der Marke von 1.350 US-Dollar halten. Ende April beendete der Goldpreis dann seine dreimonatige Seitwärtsbewegung und schlingerte in einen Abwärtstrend, welcher gegenwärtig noch immer intakt ist.
Charttechnik sorgt für schlechte Stimmung
Dieser Abwärtstrend ist neben einer Vielzahl von fundamentalen Faktoren jedoch auch auf eine negative Chartformation zurückzuführen. So sorgte das sogenannte Todeskreuz gerade am Terminmarkt für einen erheblichen Verkaufsdruck für Gold. Ein Todeskreuz entsteht dann, wenn der gleitende Durchschnitt der vergangenen 50 Handelstage (GD 50) den gleitenden Durchschnitt der vergangenen 200 Handelstage (GD 200) von oben nach untern durchbricht. Diese bearishe Formation ereignete sich um den 22. Juni 2018 bei einem Goldpreis von rund 1.305 US-Dollar.
Todeskreuz befeuert Short-Seller
Dies führte wiederum dazu, dass institutionelle Trader ihre Short-Positionen auf Gold deutlich erhöht haben. Des Weiteren erhöhte sich unterdessen auch die Anzahl der offen Kontrakte, das sogenannte Open Interest. Fallende Kurse und ein hohes Open Interest sind indessen auch Zeichen für einen schwächelnden Markt. Denn steigt die Summe der gehandelten Termin- oder Optionskontrakte in einen Abwärtstrend kann dies als negatives Signal für den Markt gedeutet werden. In solch einem Szenario müssen Long-Trader, welche den Markt verlassen möchten, ihren Verkaufspreis heruntersetzen, um die Trader auf der Short-Seite zur Glattstellung ihrer Position zu bewegen.
Saisonaler Rückenwind ab Herbst
Neben der Charttechnik sprechen auch empirische Studien dafür, dass gerade in den Sommermonaten mit verhältnismäßig günstigen Goldnotierungen zu rechnen ist. Mit saisonalem Rückenwind für den Goldpreis ist laut Statistik somit erst ab dem Herbst zu rechnen.
US-Zinserhöhung nimmt Gold den Glanz
Neben den saisonalen und charttechnischen Gründen, welche den Goldpreis beeinflussen, müssen allerdings auch die fundamentalen Daten beleuchtet werden. Denn der vermutliche Hauptgrund für die rückläufige Entwicklung des Goldpreises ist der Zinserhöhungszyklus der US-Notenbank Fed. Zehnjährige US-Staatsanleihen, welche ein Triple-A Rating aufweisen und gegenwärtig einen Nominalzins von rund 2,83 Prozent bieten, lassen eine Investition, welche keinerlei Zinsen bietet, natürlich schlecht da stehen. Dieser Meinung ist auch Goldmarktexperte Robert Rethfeld von Wellenreiter Invest: "Eine starke Rendite relativ zur Inflationsrate setzt den Goldpreis unter Druck".
Pierre Bonnet / finanzen.net
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