Goldpreis mit schwachem Jahresstart: Sind die goldenen Zeiten vorbei?
2020 konnte der Goldpreis noch ein neues Allzeithoch erklimmen, seit Beginn des neuen Jahres geht es für das gelbe Edelmetall jedoch langsam aber stetig abwärts. Auch Terminspekulanten setzen weniger stark auf Gold. Entwickelt sich der einst sichere Hafen nun zu einem der schlechtesten Investments unserer Zeit?
Werte in diesem Artikel
• Goldpreis mit negativer Performance seit Jahresbeginn
• Bewegung auf Terminmärkten, steigende Anleiherenditen und Bitcoin-Rally deuten auf weiter fallende Goldpreise hin
• Experten glauben langfristig noch an Aufwärtspotenzial
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Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.Im vergangenen Jahr konnte der Goldpreis nach dem ersten Corona-Schock kräftig zulegen und markierte im August ein neues Allzeithoch bei 2.063,68 US-Dollar. Doch inzwischen hat der Glanz des gelben Edelmetalls deutlich nachgelassen. Aktuell liegt der Preis für eine Feinunze bei 1.810,49 US-Dollar und damit rund zwölf Prozent unter dem Höchststand aus 2020. Seit Jahresbeginn beläuft sich das Minus auf rund 4,6 Prozent (Stand: 23. Februar 2021). Laut Dr. Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank, gehört Gold damit zu den Rohstoffen, die sich 2021 bislang am schlechtesten entwickelt haben. Dabei erfährt das wertvolle Metall sonst üblicherweise einen Aufwärtstrend zum Jahresstart, der durch "saisonale Gründe wie zum Beispiel eine verstärkte physische Nachfrage im Vorfeld des chinesischen Neujahrsfestes" ausgelöst wird, schrieb der Experte im Deutsche-Bank-Newsletter "Perspektiven am Morgen" vom 22. Februar. Doch in diesem Jahr scheinen die Pessimisten bei Gold in der Überzahl zu sein.
Terminspekulanten setzen auf fallende Goldkurse
Beim Blick auf die Terminmärkte zeigt sich, dass sich große Terminspekulanten momentan für fallende Goldpreise positionieren. Laut dem aktuellem Commitments-of-Traders-Report (CoT-Report) der US-Aufsichtsbehörde haben die großen Terminspekulanten in der Woche zum 16. Februar ihre Short-Positionen auf Gold ausgebaut und gleichzeitig ihre Long-Positionen reduziert. Auch das allgemeine Interesse an Gold-Futures in Form der Anzahl offener Kontrakte ging auf den tiefsten Stand seit Mitte Juni 2020 zurück. Beides ist ein Signal für den nachlassenden Optimismus bei den spekulativen Marktakteuren.
Wie "The Motley Fool" schreibt, würden sich außerdem die Goldproduzenten derzeit so stark gegen einen fallenden Goldpreis absichern wie zuletzt im Jahr 2011. Auch damals hatte der Preis für das gelbe Edelmetall zunächst ein neues Rekordhoch markiert - bevor er in einen mehrjährigen Bärenmarkt eintrat. Ende 2018, also rund anderthalb Jahre vor dem letzten Allzeithoch, habe die Anzahl der Absicherungspositionen hingegen laut der Webseite bei null gelegen. Ein Indiz dafür, dass zu diesem Zeitpunkt - anders als heute - niemand sinkende Preise erwartete und die Goldproduzenten offenbar ein recht gutes Gespür für die weitere Entwicklung des Edelmetalls haben.
Zahlreiche Faktoren lasten auf Gold
Tatsächlich gibt es aktuell einige Belastungsfaktoren, die Goldfans das Leben schwer machen. Deutsche-Bank-Experte Dr. Ulrich Stephan nennt etwa den "Optimismus der Marktteilnehmer hinsichtlich einer weltweiten Konjunkturerholung im Laufe des Jahres". Dieser würde dazu führen, dass sichere Häfen wie Gold momentan einfach nicht gefragt seien und Rohstoffinvestoren stattdessen eher in zyklische Metalle wie Kupfer, Zinn und Platin umschichten würden, die von den Konjunkturhoffnungen profitieren. Entscheidender für die Goldpreis-Schwäche ist laut Stephan allerdings der "Anstieg der Renditen langlaufender Staatsanleihen rund um den Globus und insbesondere in den USA". Dort sind in der vergangenen Woche die Renditen zehnjähriger Anleihen auf ein Zwölfmonatshoch geklettert. Generell gilt: Wenn die Renditen steigen, sinkt der Goldpreis und umgekehrt. Denn in Zeiten steigender Renditen fällt die Tatsache, dass Gold weder einen Zins noch eine Dividende zahlt, schwerer ins Gewicht und macht ein Investment in den Rohstoff weniger attraktiv.
Daneben dürfte auch die steigende Beliebtheit des Bitcoin zu Lasten von Gold gehen. Die Investmentbank JPMorgan prognostizierte bereits vor einiger Zeit, dass immer mehr institutionelle Investoren zumindest einen Teil ihres Anlagevermögens von Gold in Bitcoin umschichten werden, und jüngst sprach auch die Bank of Singapore davon, dass Bitcoin und Co. Gold teilweise ersetzen könnten. Der jüngste Rekordlauf der Cyberdevise dürfte sie bei Investoren noch beliebter gemacht haben - vor allem mit Blick auf die schwache Performance, die Gold seit Jahresbeginn geliefert hat.
"The Motley Fool" spricht in Bezug auf Gold bereits von einem "Rohstoff aus der Steinzeit", der in Zeiten der Globalisierung und Digitalisierung im Vergleich zu anderen Investments wie von vorgestern wirke. Immerhin müsse Gold - anders als etwa Bitcoin - noch umständlich transportiert und gelagert werden. Auch die Zukunft von Gold als Industriemetall stellt die Webseite infrage, da sich die Industrie nicht ewig von seltenen Rohstoffen abhängig machen werde. "The Motley Fool" geht daher sogar so weit zu sagen, dass "Gold die womöglich schlechteste Investition des Jahrhunderts sein könnte". Experten widersprechen dem jedoch.
Analysten: Aussichten für Gold bleiben langfristig gut
Laut "Investing.com" rechnen Wirtschaftsexperten aufgrund der Nullzinspolitik und der großen öffentlichen Schuldenberge in den USA mit einem schwächeren US-Dollar. Daneben dürften die ultralockere Geld- und Fiskalpolitik in der Corona-Krise, sowie die in dieser Zeit aufgestaute Nachfrage, zu einem Anstieg der Inflationserwartungen führen. Beide Faktoren - ein schwacher US-Dollar und eine steigende Inflation - würden Gold wieder attraktiver machen und den Kurs anschieben. Denn das Edelmetall gilt seit jeher als Schutz vor Geldentwertung. Auch die Sorge vor einer dritten Pandemie-Welle könnte den Goldpreis in naher Zukunft befeuern, glaubt Timo Enden von IG. "Aus Sorge vor einer dritten Pandemie-Welle könnten die Investoren Wertpapiere wieder mit spitzen Fingern anfassen. Vor diesem Hintergrund könnte das glänzende Edelmetall Gold wieder profitieren", so der Analyst.
Ähnlich bewertet auch Dr. Ulrich Stephan von der Deutschen Bank die Situation. Er glaubt zwar, dass das Potenzial für Rücksetzer beim Goldpreis auf kurzfristige Sicht dominant ist, der Goldpreis jedoch "mittel- bis langfristig Aufwärtspotenzial besitzen könnte". Auch Louise Street, leitende Analystin beim World Gold Council, gab sich Ende Januar laut "WirtschaftsWoche" trotz Negativfaktoren für das gelbe Metall zuversichtlich: "Gold hat sich historisch betrachtet inmitten von Rückschlägen am Aktienmarkt ebenso gut entwickelt wie in Zeiten der Inflation", so die Expertin. "Deshalb glauben wir, dass Gold in 2021 eine positive, wenn auch etwas gedämpfte Preisentwicklung bevorsteht."
Redaktion finanzen.net
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