Capital Economics-Expertin: Goldpreis wird in diesem Jahr auf 1.650 US-Dollar fallen - Aufwärtstrend ab 2023
Der Goldpreis stand in den letzten Monaten deutlich unter Druck, was unter anderem an einem starken US-Dollar lag. Zwar konnte sich der Kurs für das gelbe Edelmetall kürzlich wieder aufrappeln, Caroline Bain von Capital Economics rechnet jedoch nicht damit, dass in nächster Zeit eine Erholungsphase ansteht.
Werte in diesem Artikel
• Goldpreis von starkem US-Dollar belastet
• Expertin glaubt nicht an Erholung
• Goldschmucknachfrage dürfte stabil bleiben
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Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.Goldpreis zeitweise mit Erholungsanzeichen
Im Umfeld straffer Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed, mit denen die Währungshüter der hohen Inflation Herr werden wollen, gewinnt der US-Dollar besonders für ausländische Investoren an Attraktivität. Im Zuge eines höheren Leitzinses nimmt der Kurs des Greenbacks daher deutlich zu, zeitweise erreichte er im Juli gar die Parität zum Euro - zum ersten Mal seit 2002. Ein starker US-Dollar wirkt sich aber auch auf den Rohstoffmarkt belastend aus. So fiel der Goldpreis am 20. Juli etwa auf ein 52-Wochen-Tief bei 1.696,73 US-Dollar je Feinunze. Zuletzt konnte sich das gelbe Edelmetall aber wieder etwas erholen, weil der US-Dollar wieder etwas schwächer notierte. Zeitweise kletterte der Rohstoff, der unter vielen Anlegern noch immer als sicherer Hafen gilt, sogar auf den höchsten Stand seit vier Wochen. Zuletzt kostet die Feinunze Gold noch 1.794,10 US-Dollar (Stand vom 9. August 2022).
Goldpreis bis Jahresende bei 1.650 US-Dollar
An eine baldige Fortsetzung der Erholungsphase glaubt Strategin Caroline Bain von Capital Economics aber nicht, wie sie gegenüber dem Rohstoff-Portal "KITCO" erklärte. "Nachdem der Goldpreis im zweiten Quartal stark gefallen ist, glauben wir, dass er sich jetzt nahe an einem zyklischen Tiefpunkt befindet", so die Einschätzung der Expertin. "Ein großer Teil dieses Rückgangs ist auf die Aufwertung des US-Dollars zurückzuführen. Immerhin hat sich der Goldpreis in anderen wichtigen Währungen viel besser gehalten. Steigende reale US-Staatsanleihenrenditen haben ebenfalls eine Rolle gespielt." Dementsprechend dürfte der Goldpreis auch bis Jahresende eher schwächer notieren. "Es besteht nach wie vor große Unsicherheit über die Aussichten für die Weltwirtschaft und die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine ... Vorerst erwarten wir jedoch einen weiteren leichten Rückgang des Goldpreises auf 1.650 US-Dollar pro Unze bis Ende 2022", so die Expertin weiter.
Goldschmucknachfrage dürfte unverändert bleiben
Wie Daten des World Gold Council belegen, ging die Gesamtnachfrage nach Goldschmuck im ersten Halbjahr 2022 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um zwei Prozent zurück. Bain zufolge führten strenge COVID-Lockdowns in China zu einem Nachfrageeinbruch, die Hochzeitssaison in Indien habe aber dazu geführt, dass der weltweite Bedarf größtenteils ausgeglichen werden konnte und die Differenz zum ersten Halbjahr 2021 nicht so stark ausgefallen sei. "Der Preisrückgang seit April hat wahrscheinlich auch als Anreiz auf dem preissensiblen indischen Markt gewirkt", erklärte die Strategin. Dort könnte sich die Nachfrage jedoch kurzfristig erneut abschwächen, weil die Einfuhrzölle auf Gold Anfang Juli von 7,5 auf 12,5 Prozent erhöht wurden und die Rupie schwächer notiert. Auf dem chinesischen Markt dürfte Goldschmuck jedoch bald wieder gefragter sein. An der Nachfrage aus dem Nahen Osten dürfte sich im Umfeld hoher Ölpreise jedoch kaum etwas ändern. "Alles in allem erwarten wir, dass die Goldschmucknachfrage mengenmäßig im Vergleich zu 2021 weitgehend unverändert bleibt", so Bain gegenüber dem Portal.
Zentralbanken kaufen Gold nach - Preisanstieg 2023 erwartet
Weiterhin rechnet Bain damit, dass Gold-ETFs ihre Bestände weiter reduzieren. Ausgleichend könne jedoch wirken, dass einige Zentralbanken ihre Goldreserven nach wie vor ausbauen. Hier nannte die Expertin besonders die Türkei und Ägypten. "Dies wird ausreichen, um die Belastung des Goldpreises durch steigende US-Renditen, die Aufwertung des Dollars, die Abflüsse aus den börsengehandelten Fonds und die zurückhaltende Schmucknachfrage auszugleichen", lautet die Einschätzung der Capital Economics-Volkswirtin.
Mit einer nachhaltigen Erholung des Goldpreises rechnet Bain dann ab 2023, wenn die Märkte den Umfang der Straffung durch die Fed abbilden.
Fed-Straffung soll weniger stark ausfallen als befürchtet
Dies dürfte auch damit zusammenhängen, dass die straffe Zinspolitik der Fed - so die Einschätzung von Capital Economics - weniger stark ausfällt als zuvor befürchtet. Aus diesem Grund haben die Experten ihre Prognosen für die US-Märkte kürzlich angepasst. "Wir gehen nun davon aus, dass die Rendite 10-jähriger Staatsanleihen bis Ende 2022 leicht auf etwa 3 Prozent (zuvor 4 Prozent) und bis Ende 2023 auf 2,75 Prozent steigen wird, was ebenfalls auf höhere reale Renditeerwartungen hindeutet", so Bain weiter. "In der Zwischenzeit gehen wir weiterhin davon aus, dass der US-Dollar von nun an etwas an Wert gewinnen wird, da wir glauben, dass sich die US-Wirtschaft besser halten wird als andere fortgeschrittene Volkswirtschaften in Europa und Asien und dass die Zinsdifferenzen den US-Dollar weiterhin begünstigen werden."
Zu einer ähnlichen Einschätzung wie Bain kamen kürzlich auch Analysten der US-Großbank Wells Fargo. Stratege John LaForge rechnet nicht damit, dass der Goldpreis in den kommenden Monaten starke Kurssprünge verzeichnet. Auch er ist der Meinung, dass das gelbe Edelmetall demnächst wieder steigen könne, jedoch könne dies bereits zum Jahresende hin geschehen. Dann könne der Goldpreis auf bis zu 2.050 US-Dollar klettern.
Redaktion finanzen.net
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