Stefan Riße-Kolumne

Schwarzes Gold ohne Glanz?

02.04.12 13:27 Uhr

Schwarzes Gold ohne Glanz? | finanzen.net

An der Zapfsäule steigt der Preis fürs Benzin unaufhörlich, doch der Ölpreis bleibt hinter den Erwartungen zurück.

Werte in diesem Artikel
Rohstoffe

66,88 USD 0,38 USD 0,57%

63,19 USD 0,41 USD 0,65%

Es war eigentlich eine sichere Spekulation, die sich mit Ausbruch der „Arabellion“ im Herbst 2010 den Spekulanten anbot: Plötzlich stieg der Ölpreis der Sorte Brent über den des Light Sweet Crude Oil, das bis dahin immer ein paar Dollar teurer war. Der Grund war einfach. Europa bezieht sein Öl schwerpunktmäßig aus dem Nahen Osten. Würde es hier durch die Unruhen insbesondere in Libyen zu Produktion- und Lieferengpässen kommen, wurde erwartet, dass die Nachfrage nach dem aus der Nordsee stammenden Brent Oil stark anziehen, während das aus Texas in den USA stammenden Light Sweet Crude Oil hiervon zunächst unbeeinträchtigt bleiben würde. Man musste also nur darauf spekulieren, dass sich die Situation irgendwann normalisieren würde, und sich die Preise wieder angleichen. Ein zu starkes Auseinanderdriften erschien ohnehin nicht vorstellbar, weil es sich dann natürlich gelohnt hätte, die Tanker mit dem deutlich günstigeren Öl aus den USA über den Atlantik zu schicken.

Wer­bung
Öl, Gold, alle Rohstoffe mit Hebel (bis 20) via CFD handeln (schon ab 100 €)

Partizipieren Sie an Kursschwankungen bei Öl, Gold und anderen Rohstoffen mit Hebel und kleinen Spreads! Mit nur 100 Euro können Sie durch einen Hebel mit der Wirkung von 2.000 Euro Kapital handeln.

Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.

Doch, wenn ich eines in 25 Jahren Börsenerfahrung gelernt habe: „Die vermeintlich sicheren Spekulationen gehen zumeist nicht auf, jedenfalls nicht auf dem erwarteten Weg. So auch hier. Noch immer notiert Brent rund 20 US-Dollar über der Sorte Light Sweet Crude. Verantwortlich für derlei unlogisch erscheinende Entwicklungen sind die Mechanismen, mit der sich dieses Stimmungsbarometer seit Jahren beschäftigt. Nämlich die Positionierung der Anleger, die verständlicherweise immer dann sehr polarisiert auftritt, wenn etwas als geradezu zwingend logisch erscheint. Aus diesem Grund halte ich mich aus solchen Spekulation auch immer heraus, denn wenn alle Anleger in eine Richtung positioniert sind, dann fehlen diejenigen, die dafür sorgen könnten, dass das eigentlich logische auch eintritt. Manche Investoren müssen dann erst die Geduld verlieren, die Kurse noch weiter in die falsche Richtung treiben, bevor dann irgendwann das logische doch noch eintritt.

Wahrscheinlich ist es auch die bereits starke Positionierung der Anleger in Richtung steigende Ölpreise, die dafür sorgt, dass der Preis nicht stärker anzieht. Denn seit Wochen liegen die von Consensus in den USA gemessenen Optimisten-Zahlen zwischen 70 und 80 Prozent.

Mehr von Stefan Riße unter www.rissesblog.de - Stefan Riße ist Finanzmarktexperte und einem breiten Publikum durch seine langjährige Tätigkeit als Börsenkorrespondent für den Nachrichtensender N-TV bekannt. Sein aktuelles Buch "Die Inflation kommt" war 2010 eines der erfolgreichsten Wirtschaftsbücher und belegte Platz 1 der Handelsblatt Bestseller-Liste.

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

Nachrichten zu Ölpreis