SG Rohstoff-Kolumne

Deepwater Horizon und die Folgen am Ölmarkt

18.06.10 09:14 Uhr

Deepwater Horizon und die Folgen am Ölmarkt | finanzen.net

Als am 20. April 2010 die Ölbohrplattform Deepwater Horizon im Golf von Mexiko explodierte, ...

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Rohstoffe

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... war sich kaum jemand bewusst, welche Umweltkatastrophe folgen würde. Seit nunmehr 56 Tagen strömt tonnenweise Öl in den Ozean. Der verantwortliche Ölmulti BP konnte zwar inzwischen eine Glocke über das Leck stülpen und somit einen Teil des auslaufenden Öls abpumpen, das Leck vollständig zu schließen, ist allerdings immer noch nicht gelungen. Derzeit fließen immer noch schätzungsweise 25-30 Tausend Barrel pro Tag (3,9 – 4,7 Millionen Liter) ins Meer. Inzwischen lohnt es sich, die Katastrophe auch aus der Ölmarktperspektive genauer zu betrachten. Die Regierung von US-Präsident Obama kündigte scharfe Maßnahmen gegen den Ölkonzern und die Ölgewinnung in der Tiefsee an. So fordert er derzeit von BP die Einrichtung eines Katastrophenfonds im Umfang von 7,5 Milliarden US-Dollar. Die Hoheit über die Gelder soll bei den von der Ölpest betroffenen Staaten Louisiana und Florida liegen. Noch drastischer ist die Verhängung eines sechsmonatigen Moratoriums für Tiefseeprojekte zur Erkundung und Erschließung neuer Ölvorkommen. Davon sind zurzeit 33 Projekte im Golf von Mexiko betroffen. Weitere Ölförderprojekte im Golf von Mexiko bekommen derzeit keine Freigabe. Es ist damit zu rechnen, dass für zukünftige Projekte zur Förderung von Öl aus großen Tiefen besondere Auflagen zu erfüllen sein werden. Welche Auswirkungen hat dies auf den Ölpreis? Hierbei muss zwischen kurzfristigen und längerfristigen Folgen unterschieden werden. Es ist nicht zu erwarten, dass es durch die Ölkatastrophe kurzfristig zu Engpässen in der Ölversorgung kommen wird. In den USA werden derzeit 5,5 Millionen Barrel pro Tag gefördert. Der Offshore Anteil – also der Anteil der mit Hilfe von Bohrinseln auf dem Meer gefördert wird – liegt lediglich bei 31 Prozent. Der Großteil des amerikanischen Ölbedarfs von rund 15 Millionen Barrel pro Tag wird jedoch importiert. Ein wichtiger Exporteur sind in diesem Falle die OPEC Staaten. Diese haben ihre derzeitige Förderquote 5,4 Millionen Barrel pro Tag unterhalb des Fördermaximums festgelegt. Daher existiert hier genug Überkapazität, um einem spontanen Engpass in der Ölversorgung entgegenzuwirken. Hinzu kommt, dass die amerikanischen Öllagerbestände mit 1.091 Millionen Barrel auf dem höchsten Stand seit November 2009 liegen. Auch auf der Nachfrageseite ist derzeit nicht mit einem kurzfristigen starken Anstieg zu rechnen, da immer wieder Nachrichten der Schuldensituation in Europa Konjunkturängste unter Anlegern schüren. Längerfristig könnte es aber durch die Ölkatastrophe zu steigenden Preisen kommen. Die Fördermenge im Golf von Mexiko wird 2015 Schätzungen zufolge ca. 300 – 500 Tausend Barrel pro Tag niedriger liegen. Ein Grund hierfür sind steigende Förderkosten, sollte die US-Regierung zusätzliche Sicherheitsauflagen zur Offshore-Ölgewinnung beschließen. Im Umkehrschluss wäre die Gesamtmenge am globalen Ölmarkt reduziert. Auch wenn die OPEC diesen Teil ausgleichen könnte, käme es dennoch zu einem Anstieg des Preises, wenn die momentane Überkapazität geringer würde. Sollte die weltweite Ölnachfrage durch Verbesserung der konjunkturellen Lage zusätzlich ansteigen, so würde ein möglicher Preisanstieg noch verstärkt.

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Andreas Kotula ist Zertifikate-Experte bei Société Générale. Er ist zuständig für das Marketing von Zertifikaten und Optionsscheinen sowie von Lyxor Exchange Traded Funds (ETFs).

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