Fusionsfieber: Jetzt wird die Fondsbranche aufgemischt!
Mit dem Zusammenschluss von Aberdeen und Standard Life entsteht ein neues Schwergewicht. Die Hintergründe der Fusion, die Folgen und die Gewinner.
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von Christoph Platt, Euro am Sonntag
Es tut sich etwas in der Fondsbranche - große Deals kommen in Mode. Erneut vereinigen sich zwei renommierte Gesellschaften: Aberdeen Asset Management und Standard Life wollen künftig ihre Fonds aus einer Hand anbieten. In den vergangenen Monaten hatten bereits der Kauf von Pioneer Investments durch den französischen Anbieter Amundi und die Fusion der US-Gesellschaft Janus Capital mit dem britischen Vermögensverwalter Henderson Global Investors für Aufmerksamkeit gesorgt.
Die neueste Elefantenhochzeit findet in Schottland statt. Standard Life ist ein Versicherer mit Sitz in Edinburgh, Aberdeen eine Fondsgesellschaft, die ihre Zentrale in der gleichnamigen schottischen Hafenstadt hat. Rein formal verleibt sich Standard Life Aberdeen ein - umgerechnet 4,4 Milliarden Euro bezahlt der Versicherer dafür. Doch auf ein gänzlich unterschiedliches Gewicht kommen die beiden Firmen nicht. Standard Life verwaltet ungefähr 410 Milliarden Euro, Aberdeen 350 Milliarden. Am neuen Konzern werden die Aktionäre des Versicherers aufgrund des unterschiedlichen Börsenwerts einen Anteil von zwei Dritteln haben, den Aktionären von Aberdeen wird ein Drittel gehören.
Der Blick auf das Angebot der beiden Konzerne zeigt: Die Verbindung ergibt Sinn. Standard Life ist vor allem mit Mischfonds und Absolute-Return-Produkten unterwegs, Aberdeen offeriert überwiegend Aktienfonds sowie spezialisierte Portfoliobausteine und hat sich in der Vergangenheit einen Namen als Schwellenländer-Experte gemacht. "Die Unternehmen ergänzen sich bei ihrer Produktpalette optimal", sagt Björn Drescher, Chef des Finanzinformationsdienstleisters Drescher & Cie.
Kulturelle Nähe
Hinzu kommt die räumliche Verbundenheit. "Zwischen Aberdeen und Standard Life besteht eine kulturelle Verwandtschaft durch die regionale Nähe", sagt er. Die gemeinsame schottische Mentalität kann dafür sorgen, dass es keine kulturellen Differenzen gibt.
Über diese wird regelmäßig beim Zusammenschluss von Henderson und Janus diskutiert. Mit Blick auf das Produktangebot, das sich relativ gut ergänzt, hat auch diese Fusion ihre Berechtigung. Doch der Fondsanbieter aus Denver und die Gesellschaft aus London dürften kulturell nicht ganz auf einer Linie liegen.
Gleichwohl treiben die beiden Häuser ihre Hochzeit voran. Im April sollen die Aktionäre von Henderson und Janus auf Hauptversammlungen der Vereinigung zustimmen. "Die Abstimmung der Aktionäre ist nur eine Formalie, wir gehen davon aus, dass sie der Fusion zustimmen werden", sagt Steven de Vries, Vertriebschef für Europa bei Henderson. Am 1. Juni wollen die Anbieter dann zusammengehen.
Obwohl die Überlappungen bei Henderson und Janus gering sind, dürften mittelfristig einige Produkte aufgelöst oder verschmolzen werden. Deutsche Anleger sind davon aber kaum betroffen. "Auf dem US-Markt wird es Zusammenlegungen von Fonds geben, in Europa ist das aus steuerlichen Gründen nicht möglich", erklärt Henderson-Chef Andrew Formica.
Das große Fondssterben dürfte auch bei Aberdeen und Standard Life nicht einsetzen. Dafür gibt es zu wenige Doubletten. Rund 100 Fonds bieten die beiden Gesellschaften in Deutschland an, thematische Überschneidungen gibt es der Ratingagentur Scope Analysis zufolge bei lediglich 15 Fonds. "Gerade bei den erfolgreichen Produkten wie der GARS-Reihe von Standard Life wird sich mittel- bis langfristig nichts ändern", sagt Fondsexperte Drescher. Und dass bekannte Schwellenländerfonds wie der Aberdeen Global Emerging Markets Equity eingestampft werden, erscheint aus heutiger Sicht ebenfalls sehr unwahrscheinlich (siehe Investor-Info). Konkrete Angaben zur Vereinigung der Fondspalette vonseiten der Anbieter gibt es bislang aber nicht.
Branche unter Druck
Dass sich Großfusionen in letzter Zeit häufen, hat mehrere Gründe. Viele Fondsgesellschaften stehen unter Druck. Im vergangenen Jahr flossen aus aktiv gemanagten Fonds weltweit 92 Milliarden US-Dollar ab, passive Produkte wie ETFs zogen dagegen viel Geld an. Die Unternehmen, die auf aktives Management setzen, versuchen sich gegen die zunehmende Konkurrenz zu wappnen. Eine Möglichkeit: fusionieren, um so Synergien zu nutzen und dadurch die Margen zu vergrößern. "Verschiedene Abteilungen wie Vertrieb, Recht oder IT sind in fusionierten Unternehmen dann nur noch einmal nötig", sagt Drescher. Auf diese Weise lassen sich Kosten einsparen.
Druck kommt aber auch aus den eigenen Reihen. Giganten wie BlackRock vereinnahmen immer größere Teile des Markts. Gesellschaften, denen es nicht gelingt, eine Nische exklusiv zu besetzen oder selbst eine signifikante Größe zu erreichen, drohen auf der Strecke zu bleiben. "Extrem schwierig wird es für mittelgroße Anbieter, die einerseits zu groß sind für eine ökonomische Nische und andererseits nicht robust genug, um sich mit den Riesen zu messen", sagt er. Der Fondsexperte sieht deshalb die jüngsten Fusionen als Vorboten einer weiteren Konsolidierung der Branche.
Auch wenn die Anbieter Fusionen gern als Glücksfall für die Anleger darstellen, sind die Folgen für diese gering. Keine Hoffnung sollten sich Investoren etwa darauf machen, dass sich die Kostenersparnisse unmittelbar auf die Fondsrendite auswirken. "Kein Assetmanager gibt nach einer Übernahme bekannt, die erzielten Skaleneffekte an die Anleger in Gestalt von niedrigeren Verwaltungskosten weiterzugeben", sagt Ali Masarwah von der Ratingagentur Morningstar. Dennoch sollten Anleger Bewegungen in der Branche begrüßen. "Fusionen zeigen, dass es einen Wettbewerb gibt, der Verbrauchern infolge des Preis- und Leistungsdrucks nutzen sollte", meint Drescher. Und der führt zu einer kritischen Auseinandersetzung mit der Leistung der eigenen Produkte.
Während es für Anleger in den Fonds von Aberdeen und Standard Life zunächst ruhig weitergehen dürfte, stehen nun die Aktionäre der beiden Häuser im Rampenlicht. Anfang Mai sollen sie Post erhalten, die weitere Details der Fusion ankündigt. Anschließend müssen sie auf Hauptversammlungen der beiden Unternehmen dem Zusammenschluss zustimmen. Gelingt das und haben die Aufsichtsbehörden keine Einwände, soll die Fusion bis Ende September abgeschlossen sein. Dann wird sich zeigen, ob die Liebe ewig hält.
Investor-Info
BlackRock
Platzhirsch der Fondsbranche
BlackRock ist der größte unabhängige Vermögensverwalter der Welt. Das US-Unternehmen betreut weltweit 5,1 Billionen Dollar. Der Platzhirsch der Fondsindustrie ist gleich in zwei Geschäftsfeldern erfolgreich: Unter der Marke iShares bietet er ETFs an, die von der wachsenden Popularität passiver Investments profitieren. Daneben hat BlackRock klassische aktiv gemanagte Fonds.
Standard Life & Aberdeen
Populäre Fonds
Der SLI Global Absolute Return Strategies (GARS) ist der Verkaufsschlager von Standard Life (ISIN: LU 054 815 310 4). Sein Anlagespektrum ist breit: Genutzt werden Aktien, Anleihen und Währungen, bei denen sowohl auf die absolute als auch auf die relative Wertentwicklung gesetzt wird. Bis Ende 2015 erfolgreich, danach mit Schwierigkeiten. Der Aberdeen Global Emerging Markets ist auf lange Sicht einer der besten Fonds für Schwellenländeraktien (LU 013 241 210 6), zuletzt war er aber nur Mittelmaß. Im Portfolio stecken derzeit viele Finanzwerte, auch die Sektoren Konsum und IT sind hoch gewichtet.
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18.05.2012 | BlackRock neutral | UBS AG | |
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