Carmignac Patrimoine: Warum der Fonds schwächelt
Das Mischfonds-Flaggschiff der Franzosen hat Schwächen. Fondsmanagerin Rose Ouahba erklärt, wie sie gegensteuern will, wo die Risiken an den Börsen liegen, welche Titel attraktiv sind.
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von Alexander Sturm, Euro am Sonntag
Die Glanzzeiten des Carmignac Patrimoine sind vorbei. Auch wenn die Rendite des einst größten Mischfonds Europas auf lange Sicht stattlich ist: In den vergangenen Jahren hinkte er den Konkurrenten ebenso wie dem Vergleichsindex hinterher. Denn Fondsmanager Edouard Carmignac, der für seinen freien Investmentstil bekannt ist, lag mit seinen Annahmen öfter daneben. Seit 2013 steht ihm die Anleiheexpertin Rose Ouahba zur Seite. Im Interview erklärt sie, wie Carmignac die Märkte sieht und wie der Patrimoine wieder aufholen soll.
€uro am Sonntag: Frau Ouahba, die Staatsanleihekäufe der EZB beginnen im März und werden die Bondrenditen weiter drücken. Wie reagieren Sie darauf im Fonds?
Rose Ouahba: Das EZB-Programm ist gewaltig. Mit Staatsanleihekäufen von 45 Milliarden Euro im Monat wird sie brutto gut die Hälfte der 2015 emittierten Anleihen kaufen, bei deutschen Bundesanleihen werden es über 70 Prozent sein. Schon jetzt haben viele kurz laufende Staatsanleihen in Europa negative Renditen. Das wird sich ausweiten, gerade von Staaten mit guter Bonität. Daher sind wir wie viele Investoren gezwungen, mehr Geld in Bonds der Peripheriestaaten anzulegen.
Welche Länder kommen infrage?
Portugal, Spanien und Italien.
Was ist mit US-Staatsanleihen? Sie werfen höhere Renditen ab als etwa Bundesanleihen.
Bei US-Bonds sind wir vorsichtig, weil die Fed bald die Zinsen erhöhen wird. Wir rechnen mit zwei bis drei Zinsschritten, der erste dürfte im Juni kommen. Ende 2015 könnte der Leitzins in den USA zwischen 0,75 und einem Prozent liegen. Die Börse ist darauf nicht vorbereitet. Die Zinswende könnte einen Schock an den Anleihemärkten auslösen. Wir konzentrieren uns daher vorerst mehr auf Europa und schauen uns die USA in der zweiten Jahreshälfte wieder stärker an.
Fürchten Sie eine Schwellenländer-Krise wegen der Zinswende? 2013 stürzten Aktien und Währungen aus den Emerging Markets ab, als die Fed ihre Geldpolitik verschärfte.
Seitdem gab es einige Anpassungen in diesen Ländern, sowohl was die Währungen als auch die Zinsen betrifft. Ein Einbruch wie damals ist deshalb unwahrscheinlich. Es ist aber zu früh, um im großen Stil in Schwellenländer zu investieren. Wir warten die US-Zinswende ab.
Wo finden Sie dann noch Renditechancen bei diesem Zinsniveau?
Etwa bei Hochzinsanleihen. In den USA fielen die Kurse von Bonds der Ölfirmen. Auch Nachranganleihen von Banken sind interessant. Wir sind etwa in Papiere von Unicredit, Santander und UBS investiert.
Carmignac hat auch viele griechische Staatsanleihen. Droht dem Fonds Gefahr wegen der Griechenland-Krise?
Im Patrimoine stecken griechische Anleihen im Wert von 210 Millionen Euro, das sind 0,8 Prozent des Portfolios. Wir glauben nicht an einen Grexit, da 70 Prozent der Griechen in der Eurozone bleiben wollen.
Wo sehen Sie abgesehen von der US-Zinswende Risiken für die Börsen?
Eine Deflation in Europa könnte die Börsen treffen. Einerseits gibt es viel Liquidität in den Märkten, andererseits ist es nicht sicher, ob die Anleihekäufe der EZB wirken. Daher sind wir auf der Aktienseite defensiv aufgestellt: Wir ziehen Pharmawerte wie Novartis und Bayer konjunkturabhängigen Titeln vor. Und wir investieren in Firmen, die viel Preismacht haben, wie etwa Inditex.
Der Großteil Ihres Aktienportfolios besteht aber aus US-Aktien, die als sehr hoch bewertet gelten. Zugleich war die Bilanzsaison in den USA eher schwach. Wäre es nicht Zeit, mehr nach Europa umzuschichten?
In den USA setzen wir auf Firmen, die langfristig ein robustes Wachstum aufweisen. Google oder Facebook zum Beispiel. Auch Biotechfirmen finden wir interessant. Zudem ist der Anteil von US-Aktien im Portfolio niedriger als im Vergleichsindex. Und über Derivate sind wir schon stärker in Europa engagiert und können schnell umschichten.
Im vergangenen Jahr hat der Carmignac Patrimoine erneut schlechter abgeschnitten als der Vergleichsindex. Woran lag das?
Wir haben eine Rendite von fast neun Prozent erreicht und liegen damit etwa im Schnitt der vergangenen 25 Jahre. Absolut gesehen ist das ein gutes Ergebnis. Im relativen Vergleich hätten wir besser abschneiden können. 2014 sind wir optimistisch ins Jahr gestartet und haben auf prozyklische Aktien und Märkte wie Japan gesetzt. Auch hatten wir uns am Bondmarkt mit Derivaten gegen steigende Zinsen abgesichert, was nicht eintrat. Zudem enttäuschte in den USA nach dem harten Winter die Konjunktur, die Kurse von US-Anleihen fielen. Das hat die Wertentwicklung geschmälert.
Wie können Sie dieses Jahr wieder bessere Ergebnisse liefern?
Wir werden auch künftig einen flexiblen Anlagestil und eigene makroökonomische Annahmen verfolgen. Wir versuchen immer, unsere Investoren vor Risiken zu schützen, was teils Rendite kostet. Manchmal zahlt es sich aber aus: Im Oktober konnten wir unsere Kunden vor der Korrektur weitgehend schützen.
Investor-Info
Carmignac Patrimoine
Klassiker mit Schwächen
In den Börsencrashs 2003 und 2008 glänzte der Patrimoine: Damals gelang es Firmengründer Edouard Carmignac, Anleger mit dem Mischfonds vor Verlusten zu schützen. In der Folge schwoll der Fonds auf über 22 Milliarden Euro an. Doch zuletzt lag Carmignac mit seinen Wetten auf Währungen, Branchen und Ländern öfter falsch. In den vergangenen drei starken Börsenjahren legte der Patrimoine nur um 24 Prozent zu. 2014 kam der Fonds auf 8,8 Prozent, während der Vergleichsindex 2014 fast 16 Prozent schaffte. Das liegt auch daran, dass Carmignac relativ vorsichtig investiert. Im Portfolio haben etwa Schwellenländer-Anlagen kein großes Gewicht. Auch ist der Anteil von Cash und Derivaten, über die Carmignac Investments absichert, recht hoch. In der Korrektur vergangenen Oktober zahlte sich das aus. Anleger, die einen Crash-Schutz suchen, können auf den Patrimoine setzen. Langfristig hat er sich in dieser Hinsicht bewährt. Für ertragsorientierte Investoren gibt es bessere Mischfonds.Ausgewählte Hebelprodukte auf Alphabet A (ex Google)
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Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen
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Bildquellen: Carmignac Patrimonien, Sergey Nivens / Shutterstock.com
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