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Wie ausgerechnet eine bullishe Stimmung das britische Pfund bremst

04.12.19 18:16 Uhr

Wie ausgerechnet eine bullishe Stimmung das britische Pfund bremst | finanzen.net

Das britische Pfund hat im Oktober eine beeindruckende Rally hingelegt. Doch ausgerechnet der Optimismus der Marktteilnehmer scheint nun erst einmal weitere Gewinne zu verhindern.

Werte in diesem Artikel

• Deutlicher Wahlsieg der konservativen Tories erwartet
• Britisches Pfund zuletzt lustlos
• Wetten auf starkes Pfund

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Die Hoffnung auf Fortschritte im festgefahrenen Brexit-Streit hat im Oktober das britische Pfund gegenüber dem US-Dollar um 5,3 Prozent steigen lassen - so stark wie seit 2009 nicht mehr. So wurde beschlossen, dass die Briten am 12. Dezember ein neues Unterhaus wählen sollen, weil sich das derzeitige Parlament einfach nicht auf einen gemeinsamen Brexit-Kurs einigen kann. Viele Marktteilnehmer hoffen, dass Premierminister Boris Johnson und seine konservative Tory-Partei eine absolute Mehrheit erreichen, denn dann könnte er seinen mit der EU ausgehandelten Brexit-Deal durchboxen und es käme zu einem geregelten EU-Ausstieg. Dies würde die Unsicherheit aus dem Markt nehmen und die britische Landeswährung stärken.

Laut einer Ende November von der "Times" veröffentlichten Erhebung des Meinungsforschungsinstituts YouGov würden die Tories auf 359 von 650 Sitze und damit eine absolute Mehrheit kommen. Die Umfrage gilt als recht zuverlässig, weil YouGov das Ergebnis der vorherigen Parlamentswahl im Jahr 2017 recht gut vorhergesagt hatte. Angesichts solcher Umfragewerte der Konservativen erwarten große Akteure wie beispielsweise Goldman Sachs oder die Bank of America für das Pfund eine Kursrally in 2020, denn Johnson ist fest entschlossen, Großbritannien am 31. Januar 2020 mit seinem nachverhandelten Abkommen aus der EU zu führen. Doch trotz dieser optimistischen Einstellung bewegte sich die Währung im November nur seitwärts. Wie kommt das?

Das Dilemma des Pfund

Wie optimistisch die Investoren sind, zeigt sich auch daran, dass seit Oktober die Nachfrage nach Sterling-Calls um 50 Prozent über der nach Put-Optionen liegt, schreibt "Bloomberg" unter Berufung auf Daten der Depository Trust & Clearing Corporation. Doch ausgerechnet diese Entwicklung bremse derzeit die britische Währung.

Dies liege zum einen daran, dass Händler, die sich mittels Derivaten bereits für ein stärkeres Pfund positioniert haben, nun erstmal abwarten würden, wie die Wahl am 12. Dezember tatsächlich ausgeht. Hinzu käme, dass Investoren, die Long-Optionen besitzen, dazu neigen würden, das Pfund am Spot-Markt zu veräußern, sobald der Kurs steigt. Auf diese Weise sichern sie ihre Optionsposition gegen Preisänderungen des Basiswertes ab - eine Strategie, die Delta-Hedging genannt wird.

Ein weiterer Grund für die derzeitige Antriebslosigkeit des Pfund dürfte sein, dass kurzfristig orientierte Anleger wahrscheinlich mit ihren erzielten Gewinnen zufrieden seien, vermutet "Bloomberg". Immerhin sei das Pfund um mehr als 8 Prozent geklettert, seit es im September auf ein Drei-Jahres-Tief gefallen war.

Risiken nicht vernachlässigen

Doch auch wenn die Angst vor einem ungeregelten No-Deal-Brexit abgenommen hat, so haben Analysten doch nicht alle Sorgen abgeworfen. So wird befürchtet, dass die britische Wirtschaft ins Straucheln geraten könnte, auch wenn es zu einem geregelten Brexit kommt. Außerdem könnten die anschließenden Verhandlungen mit der EU über einen Handelspakt in einer angespannten Atmosphäre verlaufen, was sich bremsend auf das britische Pfund auswirken könnte.

Vor allem aber steht nicht fest, dass die konservative Tory-Partei tatsächlich eine absolute Mehrheit erreicht. Zwar liegt sie in den Umfragen klar vor der Labour-Partei, jedoch macht das britische Mehrheitswahlrecht Vorhersagen sehr schwer. Denn es erhält nur der Kandidat einen Sitz im Parlament, der auch die meisten Stimmen in einem der 650 Wahlkreise für sich verbuchen kann. Dagegen verfallen die Stimmen für alle unterlegenen Kandidaten. Es ist also durchaus auch möglich, dass sich die Hängepartie im Unterhaus auch nach den vorgezogenen Neuwahlen fortsetzen wird.

Redaktion finanzen.net

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