Telekom-Aktie gibt nach: Cellnex bietet Telekom wohl Beteiligung bei Funkturm-Verkauf - Telekom und Vodafone verlängern Glasfaser-Kooperation
Europas größter Funkturmbetreiber Cellnex bietet Insidern zufolge der Deutschen Telekom im Gegenzug für den Zuschlag beim Verkauf der Telekom-Funkturmtochter eine Minderheitsbeteiligung an.
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Es gehe um einen Anteil von weniger als zehn Prozent an Cellnex, sagten vier mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Der spanische Konzern habe kürzlich ein Gebot für die Deutsche Funkturm GmbH abgegeben, die mit rund 18 Milliarden Euro bewertet wird und als Kronjuwel des Dax-Konzerns gilt. Die Spanier böten den Bonnern zudem an, eine Minderheitsbeteiligung am Funkturmgeschäft nach der Übernahme zu behalten, sagte einer der Insider.
Cellnex habe mit dem Angebot auf eine Offerte eines von KKR angeführten Konsortiums reagiert, die es der Telekom ermöglichen würde, die Kontrolle über das Funkturmgeschäft zu behalten, sagten die Insider. Eine Entscheidung solle noch vor der Veröffentlichung der Telekom-Quartalszahlen am 11. August bekanntgegeben werden. Die Vodafone-Tochter Vantage sei inzwischen nicht mehr im Rennen.
"Für Cellnex steht eine Menge auf dem Spiel, weil Deutschland ein Schlüsselmarkt in Europa ist", sagte eine der Personen. Deswegen hätten sie der Telekom etwas bieten müssen. Die Deutsche Telekom wollte genau wie die Vodafone-Tochter Vantage Towers keine Stellung nehmen.
Den Insidern zufolge hat sich Cellnex mit Brookfield Asset Management aus Kanada zusammengetan, um das Gebot zu finanzieren und eine Kapitalerhöhung zu vermeiden, die möglicherweise Aktionäre vergrault hätte. Seit der Bekanntgabe einer sieben Milliarden Euro schweren Kapitalerhöhung im vergangenen Jahr hat die Aktie 18 Prozent an Wert eingebüßt. Cellnex mit Hauptsitz in Barcelona befindet sich seit Jahren auf Expansionskurs. Unter anderem hat sich der Funkturmbetreiber für rund zehn Milliarden Euro fast 25.000 Masten in ganz Europa von CK Hutchison gesichert. Um Wettbewerbsbedenken auszuräumen, verkaufen die Spanier mindestens 1000 Funkstandorte in Großbritannien. Der Deal mit CK Hutchison gilt den Insidern zufolge als Vorlage für die Telekom-Offerte, weil Cellnex CK Hutchison eine Minderheitsbeteiligung von rund fünf Prozent im Rahmen der Transaktion geboten hat.
Aber Cellnex ist nicht der einzige Interessent am Funkturmgeschäft von Europas größtem Telekomkonzern. KKR befindet sich den Insidern zufolge mit den US-Investmentfirmen Global Infrastructure Partners (GIP) und Stonepeak in einer Bieter-Allianz und hat kürzlich eine Offerte abgegeben. Brookfield, GIP wie auch Stonepeak wollten sich dazu nicht äußern. Vodafone hingegen soll den mit der Angelegenheit vertrauten Personen zufolge nicht mehr im Rennen sein und nun keine strategische Allianz seiner Vantage-Tochter mit der DFMG mehr anstreben. Ein Firmensprecher wollte sich dazu nicht äußern, sagte aber, man prüfe alle Optionen. Dazu gehörten auch Gespräche mit möglichen Industriepartnern.
In der Funkturmbranche herrscht seit einiger Zeit viel Dynamik - auch weil der 5G-Netzaufbau und die zunehmende Digitalisierung für eine hohe Nachfrage sorgen. Infrastrukturanbieter können einfacher als Mobilfunkkonzerne die Masten am Boden und auf Hausdächern an mehrere Nutzer gleichzeitig vermieten, was über Jahre hinweg wiederkehrende Einnahmen und planbare Investitionen verspricht. Deswegen werden weltweit inzwischen in der Regel die Funknetze nicht mehr von den Mobilfunkern betrieben. Dem will sich die Telekom anschließen. Ist der Deal durch, winkt eine frische Geldspritze. Diese wiederum können die Bonner gut benötigen, um die Kapitalmehrheit an der US-Tochter T-Mobile US zu erwerben. Im vergangenen Jahr steigerte die DFMG mit inzwischen fast 41.000 Standorten ihren vergleichbaren Umsatz um rund fünf Prozent auf 1,1 Milliarden Euro und das Betriebsergebnis (Ebitda AL) um 6,3 Prozent auf 600 Millionen Euro.
Telekom und Vodafone verlängern Glasfaser-Kooperation
Die Deutsche Telekom und Vodafone haben einen neuen Vertrag über die Nutzung von Anschlüssen im deutschen Festnetz geschlossen. Der Vertrag läuft zehn Jahre und betrifft die Nutzung von direkten Glasfaseranschlüssen (FTTH) und VDSL, wie die Unternehmen mitteilten. Schon seit 2013 bezieht Vodafone Kupferanschlüsse (VDSL/Vectoring) von der Telekom und vermarktet diese Anschlüsse an ihre Endkunden weiter.
Die kommerzielle Einigung zur Glasfasernutzung haben beide Unternehmen Ende 2020 erzielt. In den vergangenen Monaten wurde der entsprechende Produktvertrag verhandelt. Neben juristischen und regulatorischen Regelungen ging es konkret um die Leistungen des Glasfaserproduktes, wie Bandbreiten und Bestellprozesse. Außerdem ist geregelt, welche Informationen zu Verfügbarkeit und Ausbaustand die Carrier von der Telekom erhalten. Die Telekom wird Vodafone neben den bestehenden VDSL-/Vectoring-Anschlüssen auch erstmals ihre Highspeed-Glasfasernetze (FTTH) bereitstellen. Diese ermöglichen Download-Geschwindigkeiten von bis zu 1 Gigabit pro Sekunde.
Die Telekom-Aktie notiert im XETRA-Handel am Donnerstag zeitweise 0,83 Prozent tiefer bei 18,88 Euro, während sich die Vodafone-Aktie in London wenig bewegt (-0,09) bei 1,26 GBP präsentiert.
FRANKFURT (Dow Jones) / London (Reuters)
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